Hanf vom Hof -  Angelika Riemelmoser,  Robert Riemelmoser

Hanf vom Hof (eBook)

Anbau, Ernte und Vermarktung von Nutzhanf
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
144 Seiten
Leopold Stocker Verlag
978-3-7020-2273-0 (ISBN)
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Jeder denkt bei Hanf an das Rauschmittel - dabei kann Hanf so viel mehr! Nutzhanfsorten, also jene die kaum eine berauschende Wirkung haben, finden als Lebensmittel und Faserlieferanten Verwendung. Aus ihren Samen kann Öl erzeugt werden, sie sind aber auch hochwertige Nährstofflieferanten für Mensch und Tier. Die ganze Pflanze wird unter anderm für die Papierherstellung gebraucht. Hanf kann im landwirtschaftlichen Betrieb die Fruchtfolge und die Produktpalette bereichern, den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln senken und den Boden verbessern. Das Buch informiert über die Ansprüche der Hanfpflanzen an Boden, Wasserversorgung und Düngung. Darüber hinaus beleuchtet es die Auswahl der Sorten ebenso wie die Erntetechnik am Feld. Den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Hanf und seiner Vermarktung ist ein eigener Abschnitt gewidmet.

GESCHICHTE


Die spannende Geschichte des Hanfes reicht bis in die Steinzeit zurück. Als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit hatte sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine herausragende Bedeutung. Durch die industrielle Revolution, das Aufkommen alternativer Fasern und petrochemischer Öle, vor allem aber durch die politisch motivierte Prohibition des 20. Jahrhunderts geriet Hanf fast in Vergessenheit, um mit dem Beginn des neuen Jahrtausends wieder eine Rückbesinnung zu erleben.

HANF IM ALTERTUM


Manche Forscher meinen, Nachweise für die Verwendung von Hanffasern bereits in der Steinzeit gefunden zu haben, etwa in der Dzudzuana-Höhle in Georgien vor 34.000 Jahren. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass es sich bei diesen Fasern um Flachs handelt. Die Menschen in der Jung-Steinzeit sammelten und verarbeiteten jedoch bereits nachweislich Fasern, wie Abdrücke von Hanfkordeln auf 8.000–10.000 Jahre alten Scherben von Tonkrügen zeigen, die in Taiwan gefunden wurden. Auch Spuren von Hanftüchern aus dieser Zeit wurden in Mesopotamien entdeckt.

Die ersten Nachweise von Hanf in Europa stammen aus dem Jahr 5500 v. Chr., wie Grabungen in Eisenberg/Thüringen ergeben haben. Mitunter werden diese auch auf 7500 v. Chr. datiert. Aus der Zeit um 3500 v. Chr. existieren die ersten Nachweise für Hanfverwendung, unter anderem in Bayern und Thüringen, um 3000 v. Chr. wurden Hanffasern im zentralasiatischen Turkestan verarbeitet. König Salomon ließ seinen Tempel um 960 v. Chr. mit phönizischen Hanfseilen erbauen.

Die bisher ältesten gefundenen Hanfseile stammen aus der Eisenzeit (800 bis 400 v. Chr.) und wurden im Salzbergwerk Hallein bei Salzburg zusammen mit verschiedenen Geräten bei damals verunglückten Bergleuten gefunden. Ein anderes Fundstück stammt aus dem Grabhügel des keltischen Fürsten von Hochdorf bei Stuttgart (500 v. Chr.). Dort lag der tote Fürst auf einem bronzefarbenen Liegesofa, das u. a. mit verschiedenen Stoffen aus Hanfbast gepolstert war.

Die Kelten und Germanen legten ihren Verstorbenen im 5. Jahrhundert v. Chr. Hanfsamen als Beigaben ins Grab. Die im Jahre 565 v. Chr. in Paris begrabene Merowingerkönigin Adelgund wurde in Kleidung aus Hanfgewebe bestattet. Dieser Fund ist der früheste gewebte Stoff der vollaufbereiteten Hanffaser. Bereits um 450 v. Chr. schrieb Herodt über Kleidung aus Hanf. Er berichtet, dass die Thraker Kleidung aus Hanf machen, die „ganz so aussehen wie leinerne, so dass Leute, die sich nicht ganz genau darauf verstehen, sie nicht voneinander unterscheiden können”.

Beschreibungen der Hanfpflanze sind sowohl von den Ägyptern als auch den Assyrern überliefert, die die Pflanze „Qunnu-Bum“ nennen. Die Römer machten daraus zuerst „Cannabum“, dann „Cannabis“. Cannabis galt bereits seit 1400 v. Chr. als heilige Droge. In manchen Quellen heißt es, dass sich Buddha auf seinem Erleuchtungspfad im Jahr 800 v. Chr. ausschließlich von Hanfsamen ernährt haben soll. Buddhisten schätzen Hanf auch heute noch vor allem als berauschendes Getränk, genannt „Bhang“.

In der Antike war Hanf sowohl Medizin als auch Kleidungsstoff der Ägypter, Griechen und Römer. Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere. Der griechische Arzt Pedanios Dioscurides berichtet im 1. Jahrhundert n. Chr. von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen.

Kaiser Karl der Große erwähnte 812 n. Chr. den Hanf (canava) im Kapitel LXII seiner Landgüterverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii“, wohl auch weil Hanfsehnen damals für Langbögen wichtig waren.

Manche Historiker sehen im Anbau der Hanfpflanze sogar einen der wichtigsten Faktoren für die Entwicklung der modernen Zivilisationen und des Steuerwesens: Im alten China wurde Hanf bereits in der Medizin eingesetzt und sogar Steuerschulden konnten mit Hanfstängeln beglichen werden. In Europa galten Hanfsamen unter Kaiser Karl dem Großen (747 bis 814 n. Chr.) und in England unter König Heinrich VIII. (1491 bis 1547) ebenfalls als akzeptiertes Zahlungsmittel für Steuern.

HANF IN DER NEUZEIT


Ab dem 13. Jahrhundert etablierte sich auch in Europa die Papiererzeugung aus Hanf, die in China bereits um 100 v. Chr. nachgewiesen wurde. Das wahrscheinlich bekannteste Hanfprodukt – neben den ersten Jeans von Levi‘s – ist die Gutenberg-Bibel aus den Jahren 1452–1454, das erste gedruckte Buch der westlichen Welt. Sie wurde ebenso auf Hanfpapier gedruckt wie die ersten Entwürfe der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 und viele Werke der Weltliteratur, die vor 1850 veröffentlicht wurden.

Aber nicht nur Bücher wurden auf Hanf gedruckt, auch viele Bilder des 17. Jahrhunderts wurden auf Leinwänden aus Hanf mit Hanföl-basierten Farben gemalt – und zeigen Hanfraucher. Hanföl wurde aber auch zur Befeuerung von Lampen verwendet.

INFO!

Der erste Präsident der USA, George Washington, war Hanfbauer, ebenso wie Thomas Jefferson, der Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung; Amerikas 16. Präsident, Abraham Lincoln, war Hobby-Hanf-Pflanzer – „Grower“, wie man heute sagen würde.

Hanf war sowohl für die Eroberungszüge der Wikinger als auch für die Entdeckungen des Christoph Columbus unerlässlich. Die Pflanze erlebte ihre Glanzzeit vor allem im 17. Jahrhundert, der Zeit der Segelschifffahrt, wo sie als Material für Segel, Seile, Netze und Matrosenbekleidung diente. Bis hin zu Flagge, Bibel und Logbüchern war Hanf allgegenwärtig. Allein für die Segel eines durchschnittlichen Schiffes wurden zwischen 50 und 100 Tonnen Hanffasern benötigt.

George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, war – wie viele seiner Nachfolger – Hanfbauer.

Foto: gemeinfrei; Quelle: Wikimedia Commons; Artist: Gilbert Stuart; Location: Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts verdrängte Baumwolle zunehmend die bis dato für Segelschiffe verwendeten Segel aus Hanf.

Foto: gemeinfrei; Quelle: State Library of Victoria; Artist: Allan C. Green

Das Aufkommen der Dampfschifffahrt, der Einsatz billigerer Natur- und Kunstfasern sowie von Holz als Rohstoff für die Papiererzeugung führten zu einem Einbruch der Nachfrage nach Hanf im späten 19. Jahrhundert. Dennoch heißt es, dass Napoleons Russlandfeldzug im Jahr 1812 auch erfolgte, um die russischen Hanfexporte zu unterbinden. Immerhin deckte Russland zwei Jahrhunderte lang 80 Prozent des Hanfbedarfs der westlichen Welt.

Alternative Naturfasern wie die – mittels Sklavenarbeit billig hergestellte – Baumwolle, aber auch Jute und Sisal sowie das Aufkommen von petrochemischen Kunstfasern trugen zum Niedergang der Hanfindustrie im 19. und 20. Jahrhundert bei. Auch das zunehmende Suchtverhalten der Menschen gegenüber Alkohol, wie Bier oder Whisky, der nun industriell hergestellt wurde, so wie gegenüber Drogen, wie Opium, Kokain und Heroin, erschwerten die Hanfproduktion zusehends.

Marihuana Prohibition


Wer die heutigen Probleme des (Nutz-)Hanfanbaues verstehen will, muss zurückblicken in die Vereinigten Staaten ab 1915. Missionarische Kirchen wie die Mormonen wandten sich nach der wohl nur aus ihrer Sicht erfolgreichen Alkoholprohibition (1920–1933) neuen Zielen zu. Die nach 1933 „arbeitslosen Alkohol-Agenten“ fanden im Hanf ein neues Arbeitsgebiet.

Finanzminister Andrew Mellon, der Eigentümer von GulfOil, sowie Randolph Hearst, Besitzer von Papierfabriken und Zeitungen, sowie Chemiekonzerne wie DuPont kriminalisierten Hanf durch hetzerische Propaganda als Killerdroge. Sie wollten damit die Konkurrenz für die amerikanische Öl-, Baumwoll-, Holz- und Stahllobby vernichten.

Hearst hatte bereits um die Jahrhundertwende durch sensationslüsterne Berichterstattung einen Krieg der Vereinigten Staaten gegen Spanien um dessen Kolonie Kuba forciert und 800.000 Hektar ertragreiche mexikanische Wälder besetzen lassen.

DuPont patentierte 1937 Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen aus Öl und Kohle sowie ein neues Bleichverfahren zur Herstellung von Papier aus Zellstoff. Das Unternehmen riet seinen Aktionären, in seine neue petrochemische Industrie zu investieren, da die „Regierung die Akzeptanz dieser neuen Industrien erzwingen würde.“ So kam es auch.

Harry J. Anslinger, Leiter des amerikanischen Drogendezernats, ging mit missionarischem Eifer gegen Cannabis vor und erreichte dessen weltweite Ächtung über viele...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie
ISBN-10 3-7020-2273-2 / 3702022732
ISBN-13 978-3-7020-2273-0 / 9783702022730
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