Wir und die Unendlichkeit -  Christian Hermenau

Wir und die Unendlichkeit (eBook)

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2024 | 1. Auflage
302 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-7594-7 (ISBN)
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Wir kennen nur die mechanistische, also die elektrisch zusammengehaltene Welt, die uns zur Mathematik oder die dazu passenden Ordnungssysteme führt. Doch außer der globalen Theorie zur Gravitation gibt es noch eine Welt, in der sich Teilchen in großer Zahl austauschen und dabei eine komplex wissende Architektur aufbauen, die viel wichtiger als die der gekrümmten Räume ist. Nur würde dies alles nicht funktionieren, nicht einmal ansatzweise, ohne etwas, das wir als virtuelle Information bezeichnen und die die Grundlage für das Narrativ, der Geschichte von Leben und Festigkeit erzählt. Und das nicht nur für große komplexe Wesen wie uns verstehende Menschen, sondern auch für die kleinsten Elementarteilchen, die nur so bereit sind, sich zu einem vielschichtigen Zusammenhalt, einer speziellen Gesamtheit, zusammenzutun.

Christian Hermenau ist promovierter Physiker und arbeitet als Freiberufler in der Lehre

Aber, diesen Super Rechnern steht nicht ein Wissen wie uns zur Verfügung, es gibt auch keine höheren Netzwerke im Hintergrund, die extrem viel an Rechenpower übernehmen. Dieses Netz hat es ungleich schwerer, denn es gibt kein Henne-Ei-Problem, sondern die Netze müssen aus dem Nichts heraus zunächst ein eigenes Bewusstsein entwickeln, intelligent werden und dann anfangen, die Materie zu formen. Dass es zumindest in diesem Universum möglich ist, ein funktionierendes großes Wesen herzustellen, dass es möglich ist, aus den vielen Lebendigen eine gesamte Einheit zu formen, die stabil arbeitet, sieht man auch, ganz banal an den Impuls- und Energie- Erhaltungssätzen. Es ist zwar etwas plump jetzt das Leben wieder mit so etwas Banalem wie den physikalischen Gesetzen zu vergleichen, doch auch hier sehen wir, dass trotz einer, nach unserem Aufbau, gigantischen Vernetzung der Partikel untereinander es eine einheitliche gemeinsame Bewegung von großen Körpern gibt. Es scheint ganz simpel, weil es ja nur Dinge wie Felsbrocken sind, ist es aber nicht. Nicht wenn Materie unglaublich vernetzt ist. So vernetzt, dass wir die Elektronen und Protonen nur mit einer gewissen Unschärfe erfassen können. Genau wie bei den Zellen, müssten die Atome sich nicht zwangsläufig zu extrem großen Objekten zusammenschließen und das über viele Milliarden Jahre. Beides, sowohl die Vernetzung als auch die Möglichkeit, zusammen zu bleiben, ist gewaltig. Man könnte diese jetzt schon nicht mehr begreifbare Komplexität noch weitertreiben, denn selbst die Atome sollen ja nach der Physik nicht nur ununterbrochen in Bewegung sein, sondern auch sie sind schon oft sehr große Objekte mit Kern und Hülle. Darin halten die Kerne nicht nur ohne zu ermüden Milliarden von Jahren zusammen, sondern die Elektronen in der Hülle bewegen sich permanent auf ihren zum Teil sehr großen Bahnen. Und auch im Kern halten die Protonen und Neutronen nicht nur statisch zusammen, sondern auch sie tauschen sich über die starken Wechselwirkungen unentwegt aus. 

Und das, wie gesagt, nicht nur mal hin und wieder, sondern in einer unfassbaren Häufigkeit über irrsinnig lange Zeiträume. Entweder stimmt da was nicht mit unseren mechanistischen Vorstellungen oder es funktioniert nicht ganz so in der Realität. Was aber durchaus passen könnte, sind die Größenordnungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas wie unsere Art von Universum entsteht, und das zudem aus reinem Zufall, ist schon astronomisch gering, obwohl es doch so einfach aufgebaut zu sein scheint. Wenn man weiß was man braucht, ist es das auch, doch wenn nicht, sollte man nicht glauben, wie lange es dauern würde, um die wenigen Konstanten, die es braucht, so aufeinander abzustimmen, dass unser Universum dabei rauskommt. Man könnte ja meinen, dass das keine so große Rolle spielt, dann kommt eben etwas anderes heraus. Beim Leben auf der Erde erleben wir schließlich auch eine große Vielfalt. Doch so einfach ist es nicht. Damit ein Universum auch Leben in sich birgt, müssen die Größen unfassbar genau aufeinander abgestimmt sein. Und das gilt nur, wenn man weiß, wie viele Größen festgelegt sein müssen. Wenn dann also von den vielen Universen tatsächlich eines dabei ist, bei dem die Voraussetzungen für Leben gegeben sind, dann ist es trotzdem kein Automatismus, dass sich Leben einstellt, geschweige denn höheres interessantes Leben. Wir haben schon früher erwähnt, dass selbst wenn in einem Universum das Potential da ist, kann es trotzdem nur mit einem lauwarmen Gas gefüllt sein und das von Anfang bis zum Ende. Wir vermuten, dass selbst nach mathematischen Dimensionen, wenn sogar fast Unendlichkeiten zugelassen werden, es wohl nie zu so etwas wie uns gekommen wäre. Die einzige Möglichkeit, diesen großen Zahlen etwas entgegenzusetzen, wäre ein Bewertungssystem und ein Speicher. Nur wenn nicht alle Versuche wieder und wieder gemacht werden müssen, sich stattdessen Erfolge und Erkenntnisse abspeichern lassen, könnten wir diese statistischen Unwahrscheinlichkeiten auf ein passendes mögliches Maß herunterbrechen. Wir jedenfalls wissen ganz genau, was für ein Evolutions Beschleuniger das Wissen und das Abspeichern von Wissen ist. Fast jeder, jede von uns wüsste nicht, wie man die einfachsten Dinge herstellt, wir müssen es auch nicht wissen, doch gäbe es keine Möglichkeit Wissen und Fähigkeiten abzuspeichern, müssten wir immer wieder ganz von vorn anfangen. 

Nehmen wir also die Netzwerke Im Mittelpunkt der Galaxien, sehen Sie als einen Quantencomputer an, der extrem viele Berechnungen zunächst nur virtuell berechnet, die Ergebnisse abspeichert und auf reale Materie anwendet, dann haben wir auch ein Wahrscheinlichkeits Beschleuniger der es schafft das Unwahrscheinliche in wenigen Milliarden Jahren zu verwirklichen. Das System ist dabei so effektiv, dass man fast glauben könnte, dass dieses Universum von Anfang an so angelegt ist, dass solche Netzwerke, große wie kleine, in großer Zahl entstehen. Dann füllt sich das Universum mit Denken extrem schnell. Ein denkendes Universum, das nur darauf wartet, Unmengen an Materie zu formen und zu gestalten. Wie wir die Sache auch drehen, scheint uns die Idee vom Multiversum nicht plausibel. Schaut man sich genau dieses eine, eben unser Universum an, dann steckt da neben den endlosen Wüsten von Leere den großen Voids, viel Bewegung und Abwechslung drin. Zusammengesetzte Atome, in großer Zahl, werden geschmiedet, Materie verwirbelt und zu passenden Sonnensystemen mit kleineren und größeren Planeten entwickelt. Es wird geformt und zusammengefügt. 

Wo bleiben all die Seelen

Nun haben wir uns aber sehr weit von unserer ursprünglichen Frage entfernt, denn unsere eigentliche Frage war, wo bleiben all die Seelen, wenn die Zahl der Menschen drastisch zurückgeht. Können sie allesamt nicht mehr zurück, oder wird irgendwo entscheiden, wer kommen darf, vielleicht nur die Besten, was oder wer auch immer das sein mag? 

Es kann natürlich auch gut sein, dass sehr viele gar nicht mehr kommen wollen, oder, was noch besser ist, anfangen, einen anderen Erdähnlichen Planeten zu besiedeln. Vielleicht sollten wir nicht zu kleingeistig denken. Warum sollten nicht auch viele an dem Leben auf der Welt verzweifeln und lieber woanders ihr Glück versuchen oder als Tier wiedergeboren werden oder eben gar nicht. Solange man nichts über die genauen Prozesse weiß wie so eine Wiedergeburt überhaupt funktioniert oder ob es die Netze wirklich gibt, kann man natürlich über alles spekulieren und ist leicht offen für ungewöhnliche Lösungen. Doch nehmen wir zum Beispiel das Argument, dass wir auf anderen Planeten Materie beseelen. Das würde bedeuten, dass dies überhaupt mechanisch möglich ist. Wir haben gerade eben festgestellt, dass es auch auf unserer Erde unwahrscheinlich lange dauerte, ehe die Materie so miteinander und den Netzen verwickelt waren, dass endlich aus dem niederen Leben höheres entstehen konnte. Natürlich kann man leicht behaupten, das sei alles Quatsch und solche Lebensprozesse können auch viel schneller oder auf ganz andere Art entstehen. Es mag sein, dass dem so ist. Wir glauben das nicht und wir halten uns lieber an das, was wir hier auf der Erde beobachten können. Es scheint nicht viel zu sein, ist aber doch sehr eindeutig. Darin sind sich zumindest die Wissenschaftler*innen einig, dass man weder etwas hätte in der Evolution abkürzen können noch, dass irgendeine Zutat hätte weggelassen werden können. Hier sieht es eindeutig aus - aufs Ganze gesehen. Also halten wir uns weniger an das Spekulative, sondern nehmen an, dass die richtige Verwicklung alles bedeutet. Dann würde die Idee, eine hier auf der Erde entstandene Persönlichkeit könne auch im Außenbereich ganz woanders in der Galaxie eingesetzt werden, wegfallen. Entweder auf der Erde oder gar nicht.

Ein anderes betrifft die Frage, ob wir bei der Entscheidungsfindung wirklich mitreden können, ob wir im Seelenzustand ganz ohne die Materie wirklich einen so freien und doch festen Geisteszustand haben, in dem wir alles ganz klarsehen, beurteilen und entscheiden können. Oder ob ein solcher Zustand eher verteilt und vage, unklar verschwommen ist. Vergessen wir nicht, nur die träge Materie gibt dem Geist Halt und Festigkeit und vor allem erschafft sie die Langsamkeit, stabilisiert den windigen Geist in Raum und Zeit. Die reinen Netze der Gravitation sind nicht so eindeutig im Raum auf eine Position festgelegt. Wenn wir sterben, löst sich schon unsere Persönlichkeit vorübergehend auf, wir sind nicht mehr wir, auch wenn der Speicher in dem Netzwerk nicht gelöscht wird. Doch er ruht und wird erst wieder langsam aktiviert, wenn die Seele sich in einem neuen Menschen Wesen sammelt. Wenn nicht, dann bleibt er inaktiv. Das würde eher darauf hindeuten, dass die Seelen wieder länger warten müssen, wenn weniger Kinder geboren werden. 

Es wäre konsequent, und doch können wir uns nicht mit diesem Gedanken anfreunden. Zumal wir wohl alle sehr stark das Gefühl in uns tragen, schon oft hier gewesen zu sein und das nicht erst vor Urzeiten. Klar, wir gehören zu den Babyboomern, kein Wunder, dass wir da nicht lange warten mussten. Trotzdem kommt es uns so ineffektiv vor, wenn jetzt immer längere Zeiträume dazwischen liegen und man sich hinten in der Schlange anstellen soll. Wir vermuten eher umgekehrt, dass dieser Lebensfluss nicht zu lange abbrechen darf, ja vielleicht gar keinen Bruch haben darf, sonst löst sich die Verwicklung wieder auf und kann nicht neu hergestellt werden. Da gefällt uns die Idee mehr, dass sich Seelen vermischen oder spalten können, je nachdem, denn dies würde wieder einen enormen Entwicklungsschub bedeuten. Allerdings würde es nach Gauß dann sowohl einige Hochbegabungen im weitesten Sinn, als auch sehr primitive Menschen hervorbringen, doch im Mittel würde nicht nur die...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Physik / Astronomie
ISBN-10 3-7565-7594-2 / 3756575942
ISBN-13 978-3-7565-7594-7 / 9783756575947
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