Der Hüter der Bäume: Der erste Naturschützer Richard St. Barbe Baker -  Paul Hanley

Der Hüter der Bäume: Der erste Naturschützer Richard St. Barbe Baker (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
344 Seiten
Crotona Verlag
978-3-86191-271-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

»Warum haben wir noch nichts von diesem außergewöhnlichen Mann der Bäume, Richard St. Barbe Baker, gehört? Er war ohne Zweifel einer der größten Fürsprecher für den Schutz und die Wiederherstellung der Wälder aller Zeiten. Ich bin erstaunt über sein Leben und seine Leistungen – er ist einer meiner Helden.« – Jane Goodall
Richard St. Barbe Baker, besser bekannt als St. Barbe, war seiner Zeit weit voraus. Dem inspirierenden Visionär und wegweisenden Umweltschützer werden die Rettung und Pflanzung von Milliarden von Bäumen zugeschrieben. Er rettete zahllose Leben durch seine unaufhörliche globale Kampagne, um vor Entwaldung und Wüstenbildung zu warnen, und indem er effektive, kulturell sensible Wege fand, wie Menschen zu einer friedlicheren und grüneren Welt beitragen können.
St. Barbe hatte weitreichende Visionen und initiierte Praktiken, die heute üblich und weit verbreitet sind.
Er war Gründer der Vereinigung „Man of the Trees“ (heute: International Tree Foundation), die bis heute in der Begrünung des Planeten tätig ist. Es wird geschätzt, dass als Ergebnis seiner Bemühungen, der von ihm gegründeten und der von ihm unterstützten Organisationen weltweit etwa 26 Milliarden Bäume gepflanzt wurden!
Dieses Buch ist teils Biographie und teils Handbuch für das Engagement einer neuen Generation für die Erhaltung und Wiederherstellung der Wälder der Welt.
Die Botschaft dieses einflussreichen Umweltpioniers kommt zu einer Zeit, in der die Folgen des globalen Klimawandels für die Menschheit immer deutlicher werden.
»St. Barbe Baker war einer der ersten Förster, die das verborgene Leben der Bäume erkannten und würdigten. Er beschrieb den Wald als eine „Gesellschaft von Lebewesen, deren größter der Baum ist“. Beweise für seine scharfen Beobachtungen hinsichtlich der Lebensstrukturen im Wald häufen sich. Wir brauchen mehr Förster, die, wie Baker, eine tiefe Sensibilität und Liebe für Bäume aufbringen.
Ich hoffe, dass die Veröffentlichung dieser Biographie eine neue Generation von Baumliebhabern und Waldschützern inspirieren wird.«
– Peter Wohlleben –

PROLOG

Richard St. Barbe Baker lernte ich 1976 kennen. Da war er 85 und sprühte noch vor Energie. Mit meinen 24 Jahren wirkte er auf mich wie der Archetyp eines Weisen: schlohweißes Haar und ein sanftes Gesicht, gezeichnet von langen Jahren des Reisens; mitfühlende Weisheit und größtes Selbstvertrauen; ungebrochener Eifer nach jahrzehntelangem, unermüdlichem Einsatz zur Rettung der Wälder auf sechs Kontinenten.

Er benutzte sogar einen Stock.

Er hatte sich selbst an die Universität Regina in meiner Heimatstadt eingeladen, um einen Vortrag über Bäume zu halten. Offenbar war er ein weltbekannter Naturschützer, doch niemand aus meinem Umfeld hatte je von ihm gehört. Er hatte eine gewisse Aura, aber wer war er? Die Leute wirkten leicht verwirrt. Lag es an seinem Namen? Galt er als Heiliger? Jemand nannte ihn Sir Richard.

Ich gehörte der Earthcare Group an, einem Universitätsseminar über biodynamische Landwirtschaft. Das war offenbar der passende Ort, an den man einen »Mann der Bäume« schicken konnte. Also wurde ein improvisiertes Gespräch organisiert. Wir wussten weder, dass Dr. Baker in der biologisch-dynamischen Bewegung, die von dem österreichischen Philosophen Rudolf Steiner ins Leben gerufen worden war und deren Ideen Baker nach Großbritannien gebracht hatte, sehr bekannt war; noch, dass er ein enger Freund von Herbert Koepf war, dessen Buch zum Lehrstoff gehörte; noch, dass er zusammen mit Sir Albert Howard und Sir Robert McCarrison zu den Gründervätern der ökologischen Landwirtschaft in England gehörte. Diese Referenzen erwähnte er mit keinem Wort.

Nun, nachdem ich mich mit seinem Leben beschäftigt habe, ist mir klar, dass sein kurzer Besuch in Regina typisch für Baker war. An jenem Abend trafen wir uns in einer Wohnung, die er »in Beschlag genommen« hatte. Die Gastgeber schienen erfreut, wenn auch ein wenig überrascht, als sich Dutzende Besucher zu einem Kamingespräch einfanden. Baker war ein Geschichtenerzähler par excellence. Wir waren hingerissen, als er uns vom ersten Tanz der Bäume in Kenia, vom Kampf zur Rettung der Mammutbäume und von seiner Kampagne zur Wiederaufforstung der Sahara erzählte. Seine Begeisterung wirkte ansteckend.

An jenem Abend lernte ich auch Hugh Locke kennen. Hughs Geschichte ist ein gutes Beispiel für den Einfluss, den Baker häufig auf Menschen ausübte. Hugh stammte ursprünglich aus einer Kleinstadt in Saskatchewan, Kanada, und war gerade dabei, nach London zu ziehen, um ein Zweitstudium der Architektur zu beginnen. Auf dem Heimweg erzählte er mir an jenem Abend, er habe beschlossen, sein Studium damit zu verbinden, sich Baker als Assistent anzubieten. Das tat er, und aus dieser Tätigkeit entwickelte sich schließlich eine berufliche Laufbahn in der internationalen Entwicklung. Später war Hugh Mitbegründer der Smallholder Farmers Alliance in Haiti. Mit den von Baker in Afrika entwickelten Methoden der sozialen Forstwirtschaft pflanzen Tausende von haitianischen Bauern inzwischen über eine Million Bäume pro Jahr. So überwinden sie die Armut und renaturieren gleichzeitig die Landschaft. Baker pflanzt immer noch Bäume – durch seine vielen Stellvertreter.

Unter den Gästen befand sich an jenem Abend auch der Umweltminister der Provinz Saskatchewan, der sehr aufmerksam zuhörte. Wer hatte ihn eingeladen? Baker umwarb immer Regierungsvertreter, je höher, desto besser. Er war stets bestrebt, den Platzhirsch kennenzulernen und hatte bereits Dutzende von Staatsoberhäuptern, Königen, Aristokraten, Häuptlingen und Ministern getroffen. Seine Botschaft war immer dieselbe: Pflanzt Bäume, um den Planeten zu retten!

Heutzutage haben die meisten Umweltschützer – vielleicht sogar die meisten Menschen – von Al Gore, Wangari Maathai, David Suzuki, Jane Goodall und anderen weltberühmten Naturschutzaktivistinnen und Naturschutzaktivisten gehört. Baker ist zwar nicht ganz so bekannt, war aber wohl der erste »globale Naturschützer« und ganz sicher ein Pionier der modernen Umweltbewegung.

Baker, 1889 in England geboren, besaß eine Verbindung zu Saskatchewan, eine kanadische Provinz, wo er sich 1909 als Siedler versucht hatte. Später wurde er in den 1920er-Jahren Waldschutzbeauftragter in Kenia und Nigeria, internationaler Forstwirtschaftsberater, bekannter Vortragsredner und Bestsellerautor. Der berühmte amerikanische Rundfunksprecher Lowell Thomas nannte ihn den »Mann der Bäume« und prophezeite, dass Baker eines Tages einen Baum heiraten würde. (Bäume spielten bei seinen Hochzeiten tatsächlich eine große Rolle.)

Am Tag nach unserem Zusammentreffen an der Universität besuchte ich mit Baker die Baumschule Indian Head Tree Nursery. Sie wurde 1901 eröffnet, um Bäume für die baumlosen kanadischen Ebenen zu züchten, und sie produzierte jedes Jahr Millionen von Setzlingen für Schutzgürtel und Lebensräume für Wildtiere. Bei unserem Rundgang fiel uns auf, dass zur Unkrautbekämpfung Herbizide eingesetzt wurden. Baker erwähnte, dass bei seinem letzten Besuch in der Baumschule dies noch nicht der Fall gewesen war. »Wann war das?«, fragten unsere Führer. »1910«, sagte er. Ohne die leiseste Kritik merkte er lediglich an, dass er in seinen über 80 Jahren als Baumpflanzer in keiner Baumschule oder Forstwirtschaft je ein Herbizid eingesetzt hatte. Es waren tatsächlich 80 Jahre: Seine ersten Bäume pflanzte er noch als Kleinkind in der Baumschule seines Vaters. (Zweifellos hat sich Baker im Grab umgedreht, als die kanadische Regierung die Indian Head Tree Nursery 2013 schloss.)

Mit seinem Einsatz für eine nachhaltige Forstwirtschaft war Baker seiner Zeit weit voraus. Er sagte die lokalen und globalen Auswirkungen von Entwaldung und Wüstenbildung voraus, Jahrzehnte bevor diese allgemein anerkannt waren. Im Jahr 1922 gründete er die erste internationale nicht staatliche Umweltschutzorganisation, die »Men of the Trees«, die in ihrer Blütezeit Mitglieder in 108 Ländern hatte. 1936 rief er das Magazin Trees ins Leben, das nach 80 Jahren als die älteste noch erscheinende Umweltzeitschrift gilt. Zu seinem außergewöhnlichen Netzwerk an Kontakten gehörten neben Königen und Präsidenten auch Vordenker, Visionäre, herausragende Wissenschaftler, Künstler, Exzentriker, Spinner und ganz normale Menschen auf der ganzen Welt, die Bäume lieben. Er hatte eine besondere Affinität zu indigenen Völkern, vor allem in Afrika, wo er als erster Europäer in den Geheimbund der Kikuyu-Ältesten aufgenommen wurde.

Wie sein Onkel, der Entdecker Sir Samuel White Baker, hatte St. Barbe (wie seine Freunde ihn nannten) einen Hang zum Abenteuer, den er in jedem Winkel der Welt auslebte. Zunächst Cowboy und Holzfäller in Saskatchewan, gehörte er zu den ersten 100 Studenten der noch jungen Universität dieser Provinz. In den 1970er-Jahren verlieh ihm seine Alma Mater die Ehrendoktorwürde, überreicht von einem alten Freund, John Diefenbaker, dem Kanzler der Universität und ehemaligen kanadischen Premierminister.

Nachdem er sich von seinen Verwundungen aus dem Ersten Weltkrieg erholt und seine forstwissenschaftliche Ausbildung an der Universität Cambridge abgeschlossen hatte, begann Baker seine berufliche Laufbahn in den tropischen Wäldern Afrikas. Zeitweise verwaltete er ein Gebiet so groß wie Frankreich. Als früher Verfechter der Rassengleichheit stand er wegen seines Einsatzes für die Afrikaner auf der Schwarzen Liste des Kolonialdienstes. Danach begann er seine unablässigen Reisen durch die ganze Welt, um den Schutz der Wälder zu fördern.

Im Alter zwischen 20 und 40 leistete er Pionierarbeit für heute bekannte Entwicklungskonzepte wie soziale Forstwirtschaft, Permakultur, Agrarökologie, fairen Handel und Ökotourismus. Mit etwas über 40 gelang es ihm, die Kriegsparteien in Palästina zu einem gemeinsamen Aufforstungsprogramm zu bewegen. Mit 50 setzte er sich für die Rettung der kalifornischen Mammutbäume ein. In seinen Sechzigern durchquerte er die Sahara im Rahmen einer bahnbrechenden ökologischen Studie. Mit über 70 durchquerte er Neuseeland der Länge nach – über 1500 Kilometer – zu Pferd. Als Achtzigjähriger nahm er das Studium der chinesischen Sprache auf, weil er vorhatte, die Wüste Gobi auf einem mongolischen Pony zu durchqueren. Mit über 90 schaffte er es schließlich tatsächlich nach China.

Seine größte Obsession war die Idee, die Sahara im Rahmen einer militärisch strukturierten Kampagne mit einer Armee von 22 Millionen Baumpflanzern wieder aufzuforsten. Zweimal bereiste er die Wüste – einmal sogar durch die Mitte – und besuchte jeden Anführer in der Sahara, um für das Projekt zu werben. Königin Elizabeth würdigte seine Bemühungen um die Rettung der Wälder der Welt mit der Verleihung des Order of the British Empire.

Das ist die Kurzform. Aber wenn Sie sein Leben im Detail nachlesen, entsteht das Porträt eines unermüdlichen Naturschutzhelden voller Widersprüche. Baker war ein Don Quijote des Waldes, ein Forstwirt, der selten ein festes Einkommen hatte und oft von der Großzügigkeit anderer lebte. Er war...

Erscheint lt. Verlag 5.3.2023
Übersetzer Astrid Ogbeiwi
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie
ISBN-10 3-86191-271-6 / 3861912716
ISBN-13 978-3-86191-271-2 / 9783861912712
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 9,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich