Spektrum Spezial - Die Evolution des Menschen

Spektrum Spezial - Die Evolution des Menschen

Unsere faszinierende Vergangenheit
Buch
84 Seiten
2022
Spektrum der Wissenschaft (Verlag)
978-3-95892-631-8 (ISBN)
9,30 inkl. MwSt
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Wir können auf eine faszinierende Vergangenheit zurückblicken. Bevor unsere Spezies Homo sapiens aus der afrikanischen Savanne zu ihrem Siegeszug über den Planeten aufbrach, mussten ihre Vorläufer in Jahrmillionen mit sich stetig wandelnden Umweltbedingungen zurechtkommen. Dabei sprossen an unserem Stammbaum verschiedenste Zweige menschlicher Formen, deren Mannigfaltigkeit erst modernste biochemische Verfahren zu Tage förderten.

Was wäre, wenn es heute noch Neandertaler gäbe? Würden wir sie in einem Zoo begaffen oder müssten sie in den Slums der Vorstädte hausen? »Das wissen wir nicht«, entgegnete mir Svante Pääbo, der diese Vorstellung durchaus faszinierend findet, und ergänzt: »Vielleicht gäbe es einen noch schlimmeren Rassismus gegen Neandertaler als der, den wir heute gegen fremde Menschen erleben.« Der Leipziger Max-Planck-Forscher, der sich einst als junger Doktorand an die DNA ägyptischer Mumien heranwagte und damit das Fach der Paläogenetik begründete, gilt als der Experte für das Erbgut der Neandertaler. Im Interview ab S. 76 berichtet er unter anderem von einer Aufsehen erregende Entdeckung: Bestimmte Genvarianten, die wir vom Neandertaler geerbt haben, erhöhen das Risiko für eine schwer verlaufende Corona-Erkrankung. Welche Durchbrüche moderne biochemische Techniken in der Archäologie ermöglichten, demonstriert das Beispiel des Denisovaners. Diese Menschenform kennt man praktisch nur aus DNA- und Proteinanalysen, wie Pääbos Kollege Jean-Jacques Hublin ab S. 68 erläutert. Wir wissen daher, dass sie sich vor mehr als 400000 Jahren vom Neandertaler abspaltete, sich jedoch noch viele Jahrtausende lang mit ihm – sowie auch mit unserer eigenen Spezies – munter kreuzte. Diese Erkenntnis erschüttert einen fundamentalen Begriff der Biologie: Eine Art stellt nach klassischer Definition eine Gruppe von Lebewesen dar, die fruchtbare Nachkommen erzeugen. Gehören damit Neandertaler, Denisovaner und anatomisch moderner Mensch, die sich alle offensichtlich untereinander vermischten, zur selben Art Homo sapiens? Oder handelt es sich um Unterarten? Wo verläuft die Grenze? Völlig unübersichtlich sieht es beim Vorläufer dieser Menschengruppen aus, dem Homo erectus. Er firmiert auch unter anderen Namen wie Homo ergaster, Homo georgicus oder Homo heidelbergensis – der Artbegriff verschwimmt (S. 44). »Ich empfinde das als eine akademische, sterile Diskussion«, meint dazu Pääbo. »Ob irgendein Gelehrter das Art oder Unterart nennen möchte, ist mir eigentlich egal.« Eine spezifisch erhellende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Andreas Jahn, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.

Was wäre, wenn es heute noch Neandertaler gäbe? Würden wir sie in einem Zoo begaffen oder müssten sie in den Slums der Vorstädte hausen? »Das wissen wir nicht«, entgegnete mir Svante Pääbo, der diese Vorstellung durchaus faszinierend findet, und ergänzt: »Vielleicht gäbe es einen noch schlimmeren Rassismus gegen Neandertaler als der, den wir heute gegen fremde Menschen erleben.« Der Leipziger Max-Planck-Forscher, der sich einst als junger Doktorand an die DNA ägyptischer Mumien heranwagte und damit das Fach der Paläogenetik begründete, gilt als der Experte für das Erbgut der Neandertaler. Im Interview ab S. 76 berichtet er unter anderem von einer Aufsehen erregende Entdeckung: Bestimmte Genvarianten, die wir vom Neandertaler geerbt haben, erhöhen das Risiko für eine schwer verlaufende Corona-Erkrankung. Welche Durchbrüche moderne biochemische Techniken in der Archäologie ermöglichten, demonstriert das Beispiel des Denisovaners. Diese Menschenform kennt man praktisch nur aus DNA- und Proteinanalysen, wie Pääbos Kollege Jean-Jacques Hublin ab S. 68 erläutert. Wir wissen daher, dass sie sich vor mehr als 400000 Jahren vom Neandertaler abspaltete, sich jedoch noch viele Jahrtausende lang mit ihm - sowie auch mit unserer eigenen Spezies - munter kreuzte. Diese Erkenntnis erschüttert einen fundamentalen Begriff der Biologie: Eine Art stellt nach klassischer Definition eine Gruppe von Lebewesen dar, die fruchtbare Nachkommen erzeugen. Gehören damit Neandertaler, Denisovaner und anatomisch moderner Mensch, die sich alle offensichtlich untereinander vermischten, zur selben Art Homo sapiens? Oder handelt es sich um Unterarten? Wo verläuft die Grenze? Völlig unübersichtlich sieht es beim Vorläufer dieser Menschengruppen aus, dem Homo erectus. Er firmiert auch unter anderen Namen wie Homo ergaster, Homo georgicus oder Homo heidelbergensis - der Artbegriff verschwimmt (S. 44). »Ich empfinde das als eine akademische, sterile Diskussion«, meint dazu Pääbo. »Ob irgendein Gelehrter das Art oder Unterart nennen möchte, ist mir eigentlich egal.« Eine spezifisch erhellende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Andreas Jahn, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Spektrum Spezial - Biologie, Medizin, Hirnforschung ; 4/2022
Zusatzinfo Erläuterne Abbildungen und Grafiken
Sprache deutsch
Maße 210 x 280 mm
Gewicht 200 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Naturwissenschaften Biologie Evolution
Naturwissenschaften Biologie Humanbiologie
Schlagworte Bewegung • Denisovaner • Homo Naledi • Neandertaler • Neandertalergene • Paläodiät • Paläogenetik • Paranthropus boisei • Steinzeitmenschen • Svante Pääbo
ISBN-10 3-95892-631-2 / 3958926312
ISBN-13 978-3-95892-631-8 / 9783958926318
Zustand Neuware
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