Die kürzeste Geschichte Englands (eBook)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2496-8 (ISBN)

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Die kürzeste Geschichte Englands -  James Hawes
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Mit dem Bestseller Die kürzeste Geschichte Deutschlands hat James Hawes eine kühne Deutung der Deutschen vorgelegt. Jetzt widmet er sich seinen britischen Landsleuten - und folgert: England ist zweigeteilt, nicht erst seit dem Brexit. Auf der einen Seite der reiche, selbstzufriedene Süden, auf der andern der raue, ärmere Norden. Der Graben existiert schon seit Jahrhunderten, doch in den letzten Jahren hat sich die Kluft zwischen Konservativen und Liberalen gefährlich vertieft: Die eine Hälfte sehnt sich nach der vermeintlich glorreichen Vergangenheit des British Empire, die andere will Teil eines weltoffenen Europa bleiben. Für diese Gefahr gibt es laut Hawes nur eine Lösung: die Überwindung der Brüche und ein gemeinsamer Kampf um ein neues Großbritannien.

James Hawes, geboren 1960 in der englischen Grafschaft Wiltshire, ist passionierter Schriftsteller und Universitätsdozent für kreatives Schreiben in Oxford. Der promovierte Germanist verfasste zahlreiche Romane und Drehbücher, auf Deutsch liegen von ihm vor »Ein weißer Mercedes mit Heckflossen« und »Ranziges Aluminium«. Bei Propyläen erschien der Bestseller »Die kürzeste Geschichte Deutschlands«.

James Hawes, geboren 1960 in der englischen Grafschaft Wiltshire, ist passionierter Schriftsteller und Universitätsdozent für kreatives Schreiben in Oxford. Der promovierte Germanist verfasste zahlreiche Romane und Drehbücher, auf Deutsch liegen von ihm vor "Ein weißer Mercedes mit Heckflossen" und "Ranziges Aluminium". Bei Propyläen erschien der Bestseller "Die kürzeste Geschichte Deutschlands". 

ENGLAND VOR DEN ENGLÄNDERN

Im Jahr 55 v. Chr. hatte man in Rom erst wenig von diesem geheimnisvollen Land jenseits von Europa gehört, das Menschen bewohnten, die die Griechen Pretaniki oder Bretaniki nannten. Es war vor allem als Quelle für Zinn, jenes lebenswichtige Metall, mit dem man aus Kupfer Messing oder Bronze gewinnen konnte, bekannt. Die phönizischen Kaufleute, die diesen lukrativen Handel dominierten, behielten ihre Geschäftsgeheimnisse jedoch für sich. Als Caesar nun aus dem soeben eroberten Gallien dort landete, wusste er zwar, dass die Briten mit den Galliern Handel trieben, dass dort Zinn gefunden werden konnte und der nächstgelegene Teil der Insel Kantion genannt wurde, doch das war es dann auch schon.

Obwohl Caesar von überallher Handelsleute zu sich rief, konnte er weder von ihnen erfahren, wie groß die Insel sei, noch, welche Völker sie bewohnten, noch, wie groß die Bevölkerungsdichte sei. Ebenso wenig erhielt er Auskunft über ihre Art, Krieg zu führen, oder über das Recht, nach dem sie lebten.

Julius Caesar, Der Gallische Krieg

Caesars Flotte überquerte den Ärmelkanal in einer einzigen Nacht, konnte dann jedoch keinen passenden Ankerplatz finden; seinem Landungsversuch bei Ebbsfleet wurde ein derart grimmiger Empfang bereitet, dass er nicht über den Strand hinauskam. Er versuchte es im folgenden Jahr erneut. Diesmal schaffte er es bis ins Tal der Themse, was ihm genügte, um zu verstehen, dass die Britannici alles andere als ein vereintes Volk waren.

Der Südosten ist bereits 54 v. Chr. anders: kanalübergreifende belgische Kultur zur Zeit Caesars.

Im Landesinneren gab es eine alteingesessene Bevölkerung, während die Region an der Küste (gemeint ist die Südostküste) erst kürzlich von plündernden Stämmen aus Belgien besiedelt worden war. Tatsächlich hatte vor Kurzem erst ein belgischer Stammesführer eine Art Oberherrschaft über Britannien für sich beansprucht. Heutige Archäologen stimmen darin überein, dass es im Südosten zu dieser Zeit bereits die charakteristische Aylesford-Swarling- und die atrebatische Kultur gab, die beide mit der der belgischen Gallier eng verwandt waren.

Geologie, Geografie und Klima verbünden sich immerfort zugunsten des Südostens.

Caesar und seine Armee blieben nicht lange, doch die Elite Britanniens war gehörig beeindruckt. Etwa 30 Jahre später beschrieb der griechische Autor Strabo Britannien als quasirömischen Besitz, dessen Stammesführer ihre Opfer im Kapitol darboten. Im Jahr 43 n. Chr. entschied Kaiser Claudius, das Land sei nun endlich so weit, dass sich eine konsequente Besetzung samt Besteuerung lohne.

Claudius interessierte sich tatsächlich nur für jene Stämme, die so fortschrittlich waren, dass sie Münzen prägten und gebrauchten. Die Grenze ihrer Gebiete ist kein Zufall. Sie entspricht dem von Dorset an der Südküste bis zu den Cleveland Hills in Yorkshire verlaufenden Juragürtel, wo junger Sandstein, Lehm und Kalk auf ältere Tonsteine und magmatisches Gestein treffen.

Am Ende des 1. Jahrhunderts hatte sich der Südosten in eine friedliche und wohlhabende Kolonie verwandelt. Seine Bewohner, schrieb der Historiker Tacitus, waren offensichtlich mit den Galliern verwandt. Jenseits dieses Gebiets, im Norden, waren die Menschen eindeutig germanischen Ursprungs, während jene im Westen eher den Iberern glichen. Nun fiel den Römern ein – wie später fast allen Herrschern über den Südosten –, dass sie, nachdem sie bereits den reichsten Teil der Insel kontrollierten, ja auch über diese anderen Völker herrschen könnten.

Sie scheiterten. Die Menschen im heutigen Schottland wehrten sich so erfolgreich, dass die Römer sich hinter Verteidigungswälle zurückziehen mussten, die bis heute sichtbar sind. Das Gebiet des heutigen Wales und der Norden Englands wurden nur mit Gewalt beherrscht und besteuert. Die römische Zivilisation in Britannia beschränkte sich im Grunde genommen auf das heutige Südostengland. Die anderen tatsächlich romanisierten Gebiete lagen entlang der großen Straßen, die in die nördliche Bastion York führten und die wichtigen Legionslager bei Caerleon und Chester verbanden (der Verlauf dieser Straße entspricht im Wesentlichen immer noch der Westgrenze Englands zu Wales). Die Römer haben den Südosten Britannias also nicht nur bereits unterschiedlich vom Rest der Insel vorgefunden, sie haben ihn noch weitaus unterschiedlicher gemacht.

Die latinisierten Briten lebten vor allem in den fruchtbaren Ebenen des Südostens, in einem friedlichen und gesitteten Land, in dem der Anblick einer marschierenden Kohorte eine Seltenheit war, römische Städte und Villen zahlreich waren und die römische Zivilisation eine große Anziehungskraft ausübte.

George Macaulay Trevelyan

Der Kanal schnitt Britannia nicht vom Rest des Römischen Reichs ab, er war vielmehr die entscheidende Verbindung. Britannien lag in Sichtweite Galliens (Tacitus), war vom gegenüberliegenden Land nur durch eine schmale Stelle der hin- und herwogenden See getrennt (Ammianus), die in etwa acht Stunden (Strabo) überquert werden konnte. Als im Jahr 359 im Rheinland eine Hungersnot ausbrach, versuchte der künftige Kaiser Julian gar nicht erst, aus dem benachbarten Gallien Getreide einzuführen. Stattdessen ließ er 800 Schiffe bauen und schickte sie nach Britannia – und weil dieses um der Kürze der Fahrt willen öfter geschah, so war der Vorrat … nicht nur hinreichend (Zosimus).

Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurde dieser Seeweg von einem Volk bedroht, dessen Nachfahren sich eines Tages Engländer nennen sollten.

AUFTRITT DER SACHSEN

Münze von Carausius.

Im Jahr 286, schreibt Eutropius, machten Franci et Saxones den Ärmelkanal unsicher. Dies ist die erste schriftliche Erwähnung der Sachsen. Rom beauftragte den erfolgsverwöhnten General Marcus Aurelius Carausius, sich um diese zu kümmern. Doch Carausius erklärte sich kurz darauf zum Kaiser und errichtete mithilfe ebenjener Franken und Sachsen, die er eigentlich unterwerfen sollte, ein kurzlebiges, den Kanal umspannendes Reich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die römischen Wehranlagen, die bis heute entlang der englischen Südostküste stehen, aus dieser Zeit stammen.

Im Jahr 367 waren die Sachsen mit den Pikten, Skoten und Franken Teil der großen barbarischen Verschwörung, die das gesamte römische Britannien zu zerstören drohte. Die kaiserliche Herrschaft wurde für kurze Zeit wiederhergestellt, doch verließen die römischen Armeen 383/84 Britannia, um germanische Stämme an der Rheingrenze des Römischen Reichs zu bekämpfen. Der letzte große General Roms, Stilicho, brachte die Legionen 399 wieder zurück auf die Insel und sorgte somit für eine gewisse Ordnung.

Urkundliche Belege aus dieser Zeit sind sehr dürftig, doch besitzen wir ein faszinierendes Schriftstück: die Notitia Dignitatum, eine Liste der militärischen und zivilen Dienststellen des Imperiums. Eine dieser Dienststellen ist die befestigte Küste des südöstlichen Britanniens unter Kontrolle des Comes Litoris Saxonici – des Grafen der sächsischen Küste. Dies ist die einzige Erwähnung einer sächsischen Küste. Niemand weiß genau, was damit gemeint war, da die Notitia nur in Form viel späterer Kopien und in degeneriertem Latein existiert. Da jedoch alle anderen Dienststellen in der Notitia nach der dort ansässigen Bevölkerung und nicht nach möglichen Feinden benannt sind, ist anzunehmen, dass die Kanalküste tatsächlich bereits um 400 von sächsischen Hilfstruppen, die Rom dienten, und ihren Familien besiedelt wurde. Archäologische Funde stützen diese Vermutung.

Diese frühe Präsenz mag erklären, warum die anderen Stämme Britanniens alle Engländer Sachsen (Sassenach, Saesneg) nannten – und immer noch nennen –, obwohl auf die Sachsen schon bald weitere Stämme folgten. Doch wie sonst sollte man sie nennen? Die Bezeichnung Angelsachsen wurde erst gut 450 Jahre später (unter Alfred dem Großen) geprägt, und erst im frühen 10. Jahrhundert fing man an, von Englalonde zu sprechen. Die Stämme, die sich eines Tages Engländer nennen werden, wäre wohl eine zutreffendere Bezeichnung, der Ausdruck ist aber eher sperrig. Deshalb werden wir einfach die Engländer als Abkürzung für alle germanischen Siedler verwenden, auch wenn es unhistorisch ist. Auf jeden Fall kommt es vor allem darauf an, warum sie gekommen sind.

Die erste bekannte dreidimensionale Figur Englands aus Spong in East Anglia. Archäologen zweifeln nicht daran, dass sie germanischen Ursprungs ist; sie stammt von einem Friedhof, dessen »früheste Begräbnisse auf die Jahre 400–420 zurückgehen«.

EINMARSCH ODER EINLADUNG?

Die römischen Legionen verließen Britannien im Jahr 407 endgültig, um in andauernden Bürgerkriegen zu kämpfen. Die Südbriten wurden zwar immer noch besteuert, aber nicht länger beschützt, und fühlten sich deshalb genötigt, von dem Römischen Reiche abzufallen, nach ihrer Weise zu leben und den Gesetzen Roms nicht mehr zu gehorchen (Zosimus). Unsere einzige echte Quelle für das, was als Nächstes geschah, ist Der...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2021
Übersetzer Stephan Pauli
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Boris Johnson • Brexit • Briten • Britisches Königshaus • Elizabeth • EU • historisch • Insel • Irland • Konservativ • Liberalismus • London • Oberhaus • Parlament • Pfund • Populismus • Queen • Schottland • Separatismus • Separtismus • Spaltung • Tories • Torries • United Kingdom • Unterhaus
ISBN-10 3-8437-2496-2 / 3843724962
ISBN-13 978-3-8437-2496-8 / 9783843724968
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