Bamberg -  Karin Dengler-Schreiber

Bamberg (eBook)

Kleine Stadtgeschichte
eBook Download: EPUB
2020 | 4. Auflage
160 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6192-3 (ISBN)
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Bamberg lebt mit seiner Geschichte. Das schöne Stadtbild mit all seinen Kirchen, Palais und Bürgerhäusern ist zugleich ein spannendes Geschichtsbuch. Es hat sich in weit über 1000 Jahren entwickelt, von einer Burg im 'Wilden Osten' zur Hauptstadt des Hochstifts Bamberg, vom Bischofssitz zur Universitätsstadt und zum Welterbe. Der Band, der neben neuen wissenschaftlichen und archäologischen Erkenntnissen auch Anekdoten, literarische Zitate und Abbildungen wie Puzzlesteine zu einem Gesamtbild zusammenfügt, folgt den Spuren dieser Entwicklung. Die Geschichte, die im Fluss und in den Hügeln, in Mauern, Straßen und auf Plätzen wohnt, wird in diesem Buch in konzentrierter und unterhaltsamer Weise erzählt.

Karin Dengler-Schreiber, Dr. phil., geb. 1947, war Stadtheimatpflegerin von Bamberg und ist seit 1999 stellv. Vorsitzende des Bayerischen Landesdenkmalrates. Zahlreiche Bücher und Artikel zur Geschichte und Denkmalpflege von Bamberg.

Karin Dengler-Schreiber, Dr. phil., geb. 1947, war Stadtheimatpflegerin von Bamberg und ist seit 1999 stellv. Vorsitzende des Bayerischen Landesdenkmalrates. Zahlreiche Bücher und Artikel zur Geschichte und Denkmalpflege von Bamberg.

Vor der Bistumsgründung


Eine Burg in der Francia Orientalis


Im wilden Osten des Frankenreiches besetzte eine Burg den Rand eines Hochplateaus, das steil in das weite Tal der Regnitz abfällt. Dieser Bergsporn ist einer der Ausläufer des Steigerwalds, getrennt von seinen Nachbarhügeln durch tiefe, steile Bachtäler. Die Regnitz bildete hier, kurz vor ihrer Mündung in den Main, zahlreiche Nebenarme zwischen großen Sandflächen – eine Situation, die sich bei den häufigen Hochwassern immer wieder veränderte. Der Talgrund war weitgehend bedeckt mit Wald. Auf einzelnen höher gelegenen Stellen – Inseln, Wörthen – fanden sich Spuren von Besiedlung.

Auf dem Hochplateau, das zum Domberg werden sollte, reichen die Zeichen der Anwesenheit von Menschen – Steinbeile und Topfscherben, Schichtaugenperlen und Tonstempel – über 5000 Jahre zurück. Seit etwa 1400 Jahren ist es kontinuierlich bewohnt. Die Archäologen gruben Reste von Häusern aus, die aus dem 7. Jahrhundert stammen. Zu ihnen führte wohl ein mit Bohlen befestigter Weg, dessen Reste am feuchten Fuß des Dombergs in der Lugbank gefunden wurden.

Wer hat diese Siedlung gebaut? Die Scherben, die die Bewohner hinterließen, erzählen Überraschendes: Hier lebten Slawen und Germanen offenbar friedlich beieinander. Nachdem die Franken 531 das Thüringerreich zerstört hatten, war das Bamberger Land eine Zeit lang relativ dünn besiedelt. Die Lücken im Siedlungsnetz füllten Slawen, die in Oberfranken einsickerten. Für die Germanen vermutet die Forschung einen Bevölkerungsmix aus altansässigen Gruppen, umgesiedelten Thüringern und fränkischen Zuwanderern.

Schon im 8. Jahrhundert hatte die Siedlung auf dem ›Domberg‹ überörtliche Bedeutung, ausgezeichnet durch ein Steingebäude, was in jenem abgelegenen östlichen Teil des Merowingerreiches höchst ungewöhnlich war. Dorthin machten angeblich im Jahr 718 Herzog Hetan und seine junge Frau Bilihild ihre Hochzeitsreise: Sie kamen nach Bamberg, wo viele vergnügliche Festlichkeiten veranstaltet wurden und die Stämme der Franken den Herzog feierten. Noch streiten sich die Gelehrten, ob die Ersterwähnung Bambergs tatsächlich auf 718 datiert werden kann, ob Bamberg ein Stützpunkt der fränkischen Herzöge aus der Familie der Hedene gewesen sei und was nach deren Aussterben aus der Burg wurde. Doch die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte zeigen eindeutig, dass die Burg um diese Zeit ein wichtiges Machtzentrum und ungewöhnlich stark befestigt war.

Die Babenburg war schon im 8. Jahrhundert ein wichtiges regionales Machtzentrum und wurde im 9. und 10. Jahrhundert ausgebaut und mit einer starken Steinmauer befestigt. – Zeichnung Walter Sage 2002.

Ein verlorenes Lied: Der Untergang der Babenberger


Im Lauf des 8. und 9. Jahrhunderts begannen die Slawen, sich staatlich zu organisieren und führten Feld- und Raubzüge in die westlichen Regionen durch. Karl der Große reagierte darauf mit einem systematischen Ausbau der Grenzgebiete. In diesem Grenzsicherungssystem musste auch die Burg auf dem Bamberger ›Domberg‹ eine wichtige Rolle spielen. Um 800 wurde sie zur »Babenburg« ausgebaut und mit einer fünf Meter starken Steinmauer umgeben. Schon die Kosten einer solch gewaltigen Baumaßnahme zeigen die politische Bedeutung der Burg und lassen Macht und Reichtum der Bauherren erahnen.

Das waren die Grafen des Volkfeld-, Radenz- und Grabfeldgaus, eine Familie, die nach ihrem Leitnamen Poppo als »Popponen« oder nach ihrem Hauptsitz Bamberg als »Babenberger« bezeichnet wird. Arnulf von Kärnten (887–899), der illegitime, aber machtbewusste vorletzte Karolinger, versuchte die gefährliche Machtkonzentration der Babenberger in Ostfranken zu zerschlagen, indem er systematisch den Einfluss der Konradiner, der Familie seiner Frau Oda, in Ostfranken erhöhte. Der entscheidende Streich war die Neubesetzung des Würzburger Bischofsstuhls, den Arnulf dem Konradiner Rudolf gab. Die Feindschaft der beiden Sippen steigerte sich bis zu einem Krieg, der selbst in jener gewalterfüllten Zeit allgemeines Aufsehen erregte – die »Babenberger Fehde«.

899 wurde Arnulfs Sohn Ludwig († 911) von den Großen des Reiches zum König gewählt. Ludwig war damals erst sechs Jahre alt und stand ganz unter dem Einfluss der mütterlichen, konradinischen Verwandtschaft. Der für ihn regierende Erzbischof Hatto von Mainz (891–913) betrieb die Entmachtung der Babenberger weiter. Ab 902 begannen sie, sich mit kriegerischen Aktionen zu wehren. Adalbert und seine Brüder Adalhard und Heinrich zogen aus der Burg, die Babenbergk genannt wird, in den Kampf gegen die konradinischen Brüder Everhard, Gebhard und Rudolf. In dieser Schlacht fiel Heinrich, und sein Bruder Adalhard wurde gefangen genommen. Als kurze Zeit danach der Konradiner Graf Everhard an seinen Verwundungen starb, ließ sein Bruder Gebhard seinen Gefangenen Adalhard enthaupten.

Vielleicht war das der Anlass für Adalberts zweite Offensive: Er besetzte Würzburg und verjagte Bischof Rudolf und die Familie des verstorbenen Everhard. Die nächsten drei Jahre war Adalbert wieder unangefochtener Herr in seinem Bereich. Doch dann brach er erneut zu einem Kriegszug auf. Im Frühjahr 906 griff er Konrad d. Älteren in seinem Sitz Fritzlar an. Konrad fiel gleich beim ersten Zusammenstoß. Die flüchtenden Konradiner wurden niedergemetzelt und Adalbert ließ seine Leute drei Tage lang plündern, bevor sie schwer beladen mit Beute zur Babenburg zurückkehrten. Für diese Untat sollte er sich auf einem Hoftag in Trebur im Juli 906 verantworten. Inzwischen allerdings ging es längst nicht mehr um die Privatfehde zweier verfeindeter Familien, es ging um die Macht im Reich. Zwei große Blöcke standen sich gegenüber: Hinter den Konradinern standen auch die Bayern unter ihrem Herzog Luitpold, hinter den Babenbergern vor allem die Sachsen. Ohne seinen Schwager und Freund, den mächtigen Sachsenherzog Otto, hätte Adalbert in einem Prozess auf dem Hoftag keine Chance gehabt. Otto aber war zu diesem Zeitpunkt daheim unabkömmlich, denn die Ungarn waren im Juni 906 das erste Mal in Sachsen eingefallen. Also reiste Adalbert nicht nach Trebur. Daraufhin wurde ein Heereszug gegen ihn beschlossen. Am 2. September 906 lag der 11-jährige König mit seinem Heer bei Stegaurach westlich von Bamberg. Adalbert von Babenberg begab sich am 9. September ins Lager des Königs, um sich ihm zu unterwerfen. Üblicherweise begnadigte der König daraufhin seinen Vasallen und gab ihm seine Ämter zurück. Doch Adalbert wurde gegen jeden Usus ergriffen und hingerichtet.

Die Konradiner hatten gesiegt und verteilten unter ihren Anhängern die Besitzungen der Babenberger. Erzbischof Hatto sicherte sich wertvolle Güter; der Löwenanteil, darunter die Babenburg, fiel an König Ludwig. Nach dessen Tod 911 wurde Konrad, der älteste der konradinischen Brüder, in Forchheim zum neuen König gewählt. Er regierte sieben gewaltreiche, erfolglose Jahre lang. Kurz vor seinem Tod rief er seinen Bruder Gebhard zu sich und soll zu ihm gesagt haben: Wir können, Bruder, Truppen sammeln und führen, wir haben Burgen und Waffen – nur kein Glück und nicht das Zeug dazu, König zu sein. Nimm also die königlichen Insignien, die heilige Lanze, die goldenen Armreifen, den Mantel und das Schwert der alten Könige sowie die Krone und bring sie zu Heinrich (dem Herzog der Sachsen). So begann das Zeitalter der Ottonen, des für Bambergs Schicksal ausschlaggebenden Geschlechts.

HINTERGRUND


DIE BABENBERGER – VERRÄTER ODER OPFER?

Die Ereignisse vor der Hinrichtung Adalberts von Babenberg werden von den Chronisten ganz unterschiedlich erzählt. Nach Regino von Prüm habe Adalbert nach längerer Belagerung den Mut verloren, die Tore der Burg Theres geöffnet und sich der Gnade des Königs ergeben. Aber dem König wurde verraten, dass Adalbert nach dem Abzug des Heeres sofort wortbrüchig werden wolle. Daraufhin sei er gefesselt vorgeführt und hingerichtet worden. Bei späteren Geschichtsschreibern sieht die Geschichte ganz anders aus: Danach kam Erzbischof Hatto von Mainz in die Babenburg und überredete Adalbert unter der Zusicherung freien Geleits ins Lager des Königs zu kommen. Unterwegs bat er um ein Frühstück, woraufhin Adalbert mit ihm in die Burg zurückkehrte. Als sie nach dieser Unterbrechung ins Lager kamen, wurde Adalbert ergriffen und zum Tod verurteilt. Er erinnerte den Erzbischof an seinen Schwur, doch dieser erwiderte kühl, er habe ihn ja einmal sicher in seine Burg zurückgebracht; mehr habe er nicht versprochen. Was gibt es Schändlicheres als solche Treulosigkeit?, fragt Widukind von Corvey. In dieser Version wurde die ›Story‹ schon bald nach den Ereignissen überall erzählt. Im Lauf der Zeit gerann sie zu einem Heldenlied, in dem Adalbert die Rolle des Guten und...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2020
Reihe/Serie Kleine Stadtgeschichten
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Bamberg • Bayern • Geschichte • Oberfranken • Stadtgeschichte
ISBN-10 3-7917-6192-7 / 3791761927
ISBN-13 978-3-7917-6192-3 / 9783791761923
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