Bergbaukonflikte in Cajamarca, Peru, und gesellschaftlichpolitische Entwicklung (eBook)

Koexistenz und Konflikte der lokalen Bevölkerung mit dem Bergbauunternehmen Minera Yanacocha
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2020 | 1. Auflage
434 Seiten
wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
978-3-534-40014-0 (ISBN)
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Das Bergbauunternehmen Minera Yanacocha betreibt seit Anfang der 1990er-Jahre in Cajamarca im Norden Perus die größte Goldmine Südamerikas. Josef Lustenberger untersucht die dadurch verursachten sozialen Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung, dem Bergbauunternehmen und dem peruanischen Staat. Er ordnet die Bergbaukonflikte in den räumlichen und zeitlichen Kontext Perus ein, analysiert die Konfliktparteien und differenziert zwischen den einzelnen Konfliktgegenständen: Arbeit, die Ressourcen Wasser und Land und die damit einhergehenden Entwicklungschancen. Der Autor stellt die einzelnen Konflikte dar und untersucht die Auswirkungen des Bergbaus und der damit einhergehenden Konflikten auf die Entwicklung von Gesellschaft und Politik. Tragen die Bergbaukonflikte zu einer gewünschten gesellschaftlich-politischen Entwicklung bei? Ziele sind etwa Rechtsstaatlichkeit und Schutz der Menschenrechte, starke Institutionen und die umfassende Partizipation der Bevölkerung.

Josef Lustenberger studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Freiburg/Schweiz und an der University of Roehampton, London; Höheres Lehramt; Ausbildung zum Mediator; Nachdiplomstudium Konfliktanalyse und Konfliktbewältigung an der Universität Basel. Er unterrichtet an einem Gymnasium Geschichte und Philosophie.

Josef Lustenberger studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Freiburg/Schweiz und an der University of Roehampton, London; Höheres Lehramt; Ausbildung zum Mediator; Nachdiplomstudium Konfliktanalyse und Konfliktbewältigung an der Universität Basel. Er unterrichtet an einem Gymnasium Geschichte und Philosophie.

2. Forschungsstand


In diesem Kapitel gebe ich einen Überblick über Literatur, Forschung und Forschungsstand zu Bergbau und Bergbaukonflikten in Cajamarca und Peru. In einem ersten Unterkapitel stelle ich die wichtigste Literatur zum Thema vor. Es folgt zweitens eine Darstellung der Institutionen und Forschungsprojekte, die sich mit Bergbaukonflikten in Cajamarca und Peru beschäftigen. Drittens stelle ich Institutionen vor, die Literatur im weitesten Sinne produzieren, um die peruanische oder internationale Öffentlichkeit aufzuklären und gegen oder für den Bergbau zu gewinnen. Die Defensoría del Pueblo wird ausführlicher vorgestellt; sie ist die einzige Institution, die soziale Konflikte aus weitgehend neutraler Perspektive beobachtet, artikuliert und Berichte veröffentlicht. Schliesslich beurteile ich die Forschungsaktivitäten und den Forschungsstand.

Literatur und Forschungsprojekte zu den Bergbaukonflikten in Cajamarca, die wissenschaftliche Kriterien erfüllen, sind spärlich. Dieser Befund hat drei Gründe: Erstens gibt es in Peru nur wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Bergbaukonflikten beschäftigen. Zweitens entsprechen die Forschungen an vielen peruanischen Universitäten nicht einem wissenschaftlichen Niveau.4 Drittens sind viele Arbeiten, die sich mit Bergbaukonflikten befassen, Auftragsarbeiten einer Konfliktpartei. Auch wenn die Autorinnen und Autoren formale Kriterien einer wissenschaftlichen Arbeit einhalten, ist die Grenze zwischen Wissenschaft und Propaganda schwierig zu ziehen.

Trotz der geschilderten Schwierigkeit ist es unumgänglich, auf Literatur zurückzugreifen, die nicht allen wissenschaftlichen Kriterien genügt. Nur so lassen sich wichtig Fakten für eine rekonstruierende Untersuchung gewinnen. Darüber hinaus ist diese Literatur eines der Instrumente, mit dem die Konfliktparteien die Konflikte führen. Das Gutachten zur Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts Conga dient als Beispiel: Die Regierung Perus gab drei international anerkannten Wissenschaftlern den Auftrag, ein Gutachten über den EIA des Projektes Conga zu verfassen. Zur gleichen Zeit liessen die Regierung der Region Cajamarca und bergbaukritische Organisationen ein alternatives Gutachten durch einen ausgewiesen bergbaukritischen Wissenschaftler aus den USA erstellen.5

2.1 Literatur


Verschiedene Autorinnen und Autoren haben seit 2002 Arbeiten über die Bergbaukonflikte in Cajamarca publiziert. Die Arbeiten verfolgen unterschiedliche Ziele. Oft gibt es keine klaren Grenzen zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement, Auftragsarbeiten des Unternehmens und wissenschaftlichen Arbeiten. Dies äussert sich auch am Umstand, dass manche Arbeiten nur als „graue Literatur“ verfügbar sind, also als Dateien im Format pdf von einer Homepage heruntergeladen werden können. Allerdings sind auch die meisten gedruckten Arbeiten über das Internet erreichbar, was die Auseinandersetzung mit den Konflikten in Cajamarca sowohl für lokale wie für nationale und ausländische Forscher erleichtert.

Die öffentlichen Bibliotheken in Cajamarca und die Bibliothek der Nationalen Universität Cajamarca, auch die der soziologischen Abteilung, verfügen über keine umfassenden Sammlungen der Literatur über Bergbaukonflikte in ihrer eigenen Region Cajamarca. Die Pontificia Universidad Católica del Perú in Lima6, eine der führenden privaten Universitäten des Landes, verfügt über die umfassendste Sammlung von Literatur über Bergbaukonflikte in Cajamarca.

Im Folgenden kategorisiere ich die wichtigsten Arbeiten zu den Bergbaukonflikten in Cajamarca und stelle sie chronologisch aufsteigend vor. Im Unterkapitel 2.1.1 stelle ich Literatur von Aktivistinnen und Aktivisten gegen den Bergbau vor, im Unterkapitel 2.1.2 Auftragsarbeiten von Minera Yanacocha und im Unterkapitel 2.1.3 akademische Arbeiten.

2.1.1 Aktivistinnen und Aktivisten gegen den Bergbau

Mehrere Aktivistinnen und Aktivisten gegen Minera Yanacocha haben umfassende Arbeiten über die Bergbaukonflikte in Cajamarca geschrieben. Die Autorinnen und Autoren sind ausschliesslich Akademikerinnen und Akademiker, die Arbeit über Bergbaukonflikte bewegt sich in den meisten Fällen jedoch nicht streng im Rahmen ihrer akademischen Disziplin.

– Deza Arroyo, Nilton (2002): Oro, cianuro y otras crónicas ambientales. En buscada de una minería ambientalmente responsable. Nilton Deza ist Biologe und Professor an der Universidad Nacional de Cajamarca. Zur Zeit der Veröffentlichung des Buches war er Präsident von Ecovida, eines Vereins von bergbaukritischen Akademikerinnen und Akademikern der Universidad Nacional de Cajamarca. Die Dozenten der regionalen staatlichen Universität gründeten Ecovida mit dem Ziel, die Bevölkerung bezüglich Umwelt zu bilden, Organisationen in Umweltthemen zu beraten und die Qualität der Umwelt in Cajamarca zu beobachten. Das Buch befasst sich kritisch und ablehnend mit Minera Yanacocha. Deza kritisiert wegen der ökologischen Auswirkungen vor allem das Lixiviations-Verfahren mit Einsatz von Zyanid.

– Arana Zegarra, Marco (2002): Resolución de Conflictos Medioambientales en la Microcuenca del Río Porcón, Cajamarca 1993–2002. Marco Arana war katholischer Priester, heute unterrichtet er Soziologie an der Universidad Nacional de Cajamarca. M. Arana ist Aktivist der ersten Stunde und war Gründer des Grupo de Formación e Intervención para el Desarrollo Sostenible (GRUFIDES). 1993 schickte der Bischof von Cajamarca den jungen Priester in die Gemeinde Porcón. Campesinas und Campesinos baten ihn um Unterstützung und Vermittlung im Umgang mit Yanacocha. Die Arbeit ist seine Abschlussarbeit, um an der Pontificia Universidad Católica del Perú in Lima den Mastertitel in Soziologie zu erhalten. Arana beschreibt und analysiert die Bergbaukonflikte zwischen Minera Yanacocha und der lokalen ländlichen Bevölkerung nach der Installation des Unternehmens bis zum Jahr 2002. Er unterscheidet zwei Konfliktursachen: Erstens kaufte Minera Yanacocha den Campesinas und Campesinos Land ab, um den Tagbergbau zu betreiben. Das Unternehmen bezahlte den Campesinas und Campesinos Landpreise, die in keinem Verhältnis zum späteren Gewinn durch den Goldbergbau standen. Zweitens verschmutzte der Bergbau von Minera Yanacocha das Wasser. Arana schreibt über Konflikte, an denen er weitgehend als Berater und Fürsprecher der Campesinas und Campesinos beteiligt war.

– Salas Rodríguez, Iván (2005): Quilish Hora Cero. Iván Salas ist Soziologe, politischer Berater und Kolumnist. Während der Proteste gegen die Ausbeutung des Berges Quilish 2004 war er Vizepräsident der Frente Único en Defensa de la Vida, del Medio Ambiente y de los Intereses de Cajamarca. Quilish Hora Cero stellt die Auseinandersetzungen zwischen Minera Yanacocha, staatlichen Akteuren und der Bevölkerung von Cajamarca um den Berg Quilish aus der Perspektive eines zivilgesellschaftlichen Aktivisten dar.

– De Echave, José et al. (2009): Minería y conflicto social, ist eine Sammlung von Aufsätzen führender peruanischer Forscher. Die Autoren stellen im ersten Teil des Buches sechs Bergbaukonflikte in Peru dar und analysieren diese im zweiten Teil; im dritten Teil denkt De Echave über Regulierung und die Rolle des Staates nach.

– Castillo, Marlene/Torres, Fidel (2012): Proyecto Conga. Riesgo de Desastre en una Sociedad Agraria Competitiva. Marlene Castillo und Fidel Torres forschten im institutionellen Rahmen des Grupo de Formación e Intervención para el Desarrollo Sostenible (GRUFIDES); die katalanische Agentur für Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierte die Arbeit. Castillo und Torres betten das Projekt Conga in den ökologischen, ökonomischen und sozialen Kontext ein und identifizieren die Risiken des Projektes.

– De Echave, José/Diez, Alejandro (2013): Más allá de Conga, behandelt die Konflikte um das Projekt Conga. Die Autoren analysieren das Projekt Conga als emblematisch für die zahlreichen Bergbaukonflikte Perus. Einerseits sind die Konflikte um Conga das Produkt der in den zwei vorhergehenden Jahrzehnten gemachten Erfahrungen mit Konflikten zwischen Minera Yanacocha, dem Staat und der Gesellschaft in Cajamarca. Andererseits gehört das Projekt Conga durch seine herausragende Dimension von 4,8 Milliarden US-Dollar Investitionen zu den grössten Bergbauprojekten Perus und Südamerikas.

2.1.2 Auftragsarbeiten von Minera Yanacocha

Zwei Auftragsarbeiten von Minera Yanacocha befassen sich mit den Beziehungen des Unternehmens zur einheimischen Bevölkerung und zum Staat und damit mit den sozialen Konflikten.

– Elizalde, Bernarda et al. (2009): Reseña de las Relaciones de Newmont con la Comunidad. Mina de Yanacocha, Perú. Der Bericht ist der Cajamarca betreffende Teil einer umfassenden Studie über die Beziehung des US-amerikanischen Unternehmens Newmont, dem 80% von Minera Yanacocha gehören, zur lokalen Bevölkerung. Newmont gab die Studie in Auftrag und finanzierte sie.

– Die Asociación los Andes de Cajamarca (ALAC), die ausschliesslich von Minera Yanacocha finanzierte und kontrollierte Entwicklungsagentur in Cajamarca, veröffentlichte die 10 Bände umfassenden und von verschiedenen Autorinnen und Autoren geschriebenen...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2020
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Geowissenschaften
Technik
Schlagworte Bergbau • Peru • wbg Publishing Services
ISBN-10 3-534-40014-3 / 3534400143
ISBN-13 978-3-534-40014-0 / 9783534400140
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