Regionalentwicklung (eBook)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
298 Seiten
UTB (Verlag)
978-3-8463-4566-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Regionalentwicklung -  Tobias Chilla,  Olaf Kühne,  Markus Neufeld
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Regionalentwicklung ist überall präsent Wirtschaftsförderer denken an die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Stadt, Pendler machen sich im allmorgendlichen Stau Gedanken um metropolitane Verflechtungen, Bürgerinitiativen formieren sich gegen den Bau neuer Windkraftanlagen usw. Was kann man tun, damit sich eine Region positiv entwickelt? Erstmals erfolgt in diesem Lehrbuch eine umfassende und systematische Darstellung der Regionalentwicklung Deutschlands im europäischen Kontext. Die inhaltlichen Schwerpunkte bilden das Instrumentarium der Praxis - rechtliche, finanzielle und persuasive Instrumente - und die 'klassischen' Handlungsfelder Wirtschaft, Gesellschaft sowie Landschaft und Umwelt. Zahlreiche Fallbeispiele und Abbildungen erleichtern das Verständnis von analytischen Befunden und normativen Handlungsoptionen. Für Studierende der Geographie, Raumplanung und (Landschafts-)Architektur sowie für Praktiker in Planung, Beratung und öffentlichen Institutionen.

Prof. Dr. Tobias Chilla lehrt am Institut für Geographie an der FAU Erlangen-Nürnberg.

Prof. Dr. Tobias Chilla lehrt am Institut für Geographie an der FAU Erlangen-Nürnberg.Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne lehrt Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Tübingen.Markus Neufeld lehrt am Institut für Geographie an der FAU Erlangen-Nürnberg.

Vorwort 9
1 Einführung 10
1.1 Regionen und ihre Entwicklung – ein weites Feld 10
1.2 Möglichkeiten regionaler Abgrenzung 12
1.2.1 Auf Homogenität basierende Abgrenzung 13
1.2.2 Funktionale Abgrenzung 14
1.2.3 Administrative Einteilung 14
1.2.4 Diskursive Regionalisierung 20
1.3 Region – konzeptionelle Zugänge 23
1.3.1 Essentialistische Ansätze 24
1.3.2 Positivistische Ansätze 26
1.3.3 Konstruktivistische Ansätze 29
1.4 Normative Zugänge: Wie entwickelt man Regionen? 32
1.4.1 Das Gleichgewichtspostulat 33
1.4.2 Die Polarisationsthese 35
1.5 Akteure der Regionalentwicklung 38
1.6 Zur Forschungspraxis der Regionalentwicklung: Methoden und Operationalisierung 41
1.6.1 Regional(entwicklungs)analyse ? 41
1.6.2 Fallstudien 42
1.7 Der Blick zurück 43
1.7.1 Vormoderne: Die Entwicklung bis zum 18. Jahrhundert 44
1.7.2 Modernisierung als Rationalisierung und Industrialisierung 46
1.7.3 Postmoderne: (Sub-, Des-, Re-)Urbanisierung und Metropolisierung 49
1.8 Stadt und Land in der Raumbeobachtung 53
1.9 Begrifflichkeiten 55
2 Das Instrumentarium der Regionalentwicklung 57
2.1 Rechtliche Instrumente 58
2.1.1 Europäische Ebene 58
2.1.2 Bundesebene 70
2.1.3 Länderebene 73
2.1.4 Kommunale Ebene 80
2.1.5 Prinzipien der rechtlichen Verzahnung 84
2.1.6 Blick über die Grenzen 87
2.2 Finanzielle Instrumente 91
2.2.1 Europäische Ebene 91
2.2.2 Bundesebene 103
2.2.3 Regionale und kommunale Ebene 112
2.2.4 Steuerwettbewerb 113
2.2.5 Politische Bedeutung finanzieller Instrumente 117
2.2.6 Synopse 118
2.3 Persuasive Instrumente 119
2.3.1 Begriffliches 119
2.3.2 Europäische Ebene 121
2.3.3 Bundesebene 128
2.3.4 Länderebene 130
2.3.5 Kommunale Ebene 133
2.3.6 Das persuasive Instrumentarium im Überblick 144
2.4 Synopse des Instrumentariums 145
2.4.1 Auf einen Blick 145
2.4.2 Überlappungen 146
2.4.3 Instrumente und Paradigmen in West-/Gesamtdeutschland 148
2.4.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 150
2.4.5 Evaluation 151
2.4.6 Governance? 153
3 Handlungsfelder der Regionalentwicklung 156
3.1 Wirtschaft 157
3.1.1 Ökonomische Disparitäten 157
3.1.2 BIP – das Maß aller Dinge?166
3.1.3 Europäische Raumentwicklung 172
3.1.4 Metropolenfieber? 176
3.1.5 Nähe als Erfolgsfaktor? Cluster, Milieus, Innovationssysteme181
3.1.6 Kreative/innovative Region 184
3.1.7 Regionalentwicklung – exportbasiert oder endogen? 187
3.1.8 Regionalprodukte 189
3.1.9 Schlüsselbranchen der Regionalentwicklung?192
3.2 Gesellschaft 201
3.2.1 Räumliche Gerechtigkeit?201
3.2.2 Arbeitslosigkeit als Schlüsselindikator? 204
3.2.3 Demographischer Wandel 207
3.2.4 Räumliche Bindung: Zwischen Heimat, Identifikation und Lebensstil 217
3.3 Natur, Landschaft, Umwelt 224
3.3.1 Aktuelle Dynamik 224
3.3.2 Natur 225
3.3.3 Naturschutz: Großschutzgebiete und Regionalentwicklung227
3.3.4 Der Landschaftsbegriff 236
3.3.5 Energiewende und Klimawandel 242
3.3.6 Instrumentelle Vielfalt 248
4 Zusammenführung 250
4.1 Synopse 250
4.2 Die normative Perspektive: Nachhaltige Entwicklung? 251
4.2.1 Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit 252
4.2.2 'Schwache' und 'starke' Nachhaltigkeit 253
4.3 Beratung und Handlungsempfehlungen 256
4.4 Ausblick 259
Literaturverzeichnis 260
Sachregister 295

2Das Instrumentarium der Regionalentwicklung


Bevor wir zu inhaltlichen Zielen und Wirkungszusammenhängen der Regionalentwicklung kommen (s. Kap. 3), wird zunächst das formale Instrumentarium der Regionalentwicklung vorgestellt. Dieses lässt sich in drei Säulen gliedern:

  • Die rechtlichen Instrumente stellen die erste Säule dar. Sie umfasst die ge- und verbietenden Instrumente, die immer die öffentliche Verwaltung binden und die darüber hinaus auch jeden Bürger, jeden Unternehmer usw. direkt betreffen können.
  • Die finanziellen Instrumente, also die zweite Säule, zielen auf eine räumliche Steuerung mit unterstützenden Geldern (Förderprogramme, Subventionen) oder auch mit be- bzw. entlastenden Mitteln (Steuern, Abgaben, Abschreibungsmöglichkeiten).
  • Die dritte Säule beinhaltet die persuasiven, die auf Überzeugung setzenden Maßnahmen, die beispielsweise Partizipationsprozesse und Territorialmarketing umfassen.

Tab. 5 Tabellarische Systematisierung – Das Instrumentarium der Regionalentwicklung im Mehrebenensystem, wie es im Laufe des Buches erarbeitet wird

Rechtliche Instrumente

Finanzielle Instrumente

Persuasive Instrumente

EU

National

Regional

Lokal

Gelegentlich wird auch zwischen ‚harten‘ und ‚weichen‘ Instrumenten unterschieden: Dabei wären dann die rechtlichen eher die harten, und die finanziellen und persuasiven eher die weichen. Keine Kategorisierung ist zwingend. In der Praxis werden zudem fast ausnahmslos Kombinationen von Instrumenten eingesetzt. Dennoch lohnt es sich zunächst die instrumentellen Bausteine einmal einzeln und etwas detaillierter zu erörtern. Wir bewegen uns dabei auf verschiedenen räumlichen Ebenen. Dies umfasst die europäische und die Bundesebene sowie die regionale und lokale Ebene. Die lokale Ebene umfasst dabei primär die Gemeinden und Gemeindeverbände sowie die Landkreise und kreisfreien Städte – in der NUTS-Systematik also NUTS 3 und LAU 1 und 2. Die regionale Ebene umfasst die Bundesländer und ihre interne Gliederung, also deren Bezirke, Planungsregionen etc. Tab. 5 illustriert den Aufbau dieses Kapitels. Die Tabelle wird so Schritt für Schritt mit Leben gefüllt.

2.1Rechtliche Instrumente


2.1.1Europäische Ebene


In der räumlichen Entwicklung Europas geben zwei Aspekte Anlass dazu, eine europäische Kompetenz für räumliche Fragen zu reflektieren. Erstens ist die Europäische Union nach den zahlreichen Erweiterungsrunden inzwischen ein sehr heterogener Raum, wobei etliche Unterschiede als zu stark empfunden werden – immerhin ist die Zahl der Mitgliedsstaaten von den sechs Gründernationen (DE, FR, IT, BE, NL, LU) auf heute 28 gestiegen (ohne UK 27). Die Unterschiede zeigen sich sehr plastisch bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und dem Wohlstandsniveau (ausf. s. Kap. 3.1), aber auch bei der infrastrukturellen Ausstattung (Abb. 17). Wenn hier eine europäische Angleichung gewünscht ist, so liegt die Frage einer europäischen, räumlichen Koordinierung auf der Hand.

Abb. 17 Räumliche Unterschiede in der Erreichbarkeit – hier der Pkw bezogenen Verkehrsinfrastruktur (verändert nach ESPON 2006)

Zum Zweiten hat sich im Zuge der europäischen ‚Vertiefung‘ – also der zunehmend europäischen Organisation von vielen Politikbereichen – eine Paradoxie ergeben: Auf der einen Seite sind europapolitische Vorgaben sehr raumwirksam. Wenn Grenzen zwischen EU-Mitgliedsstaaten ‚geöffnet‘, also liberalisiert werden, oder eine gemeinsame Naturschutzpolitik (z. B. Natura 2000) verankert wird, dann ist das offensichtlich unmittelbar raumwirksam, und diese Vorgaben verändern die Raumpolitik der regionalen und nationalen Ebene. Zugleich gibt es jedoch bis heute kein explizites Mandat für Raumordnung auf europäischer Ebene. Zwar gibt es eine Reihe von Dokumenten, die das Thema der Raumentwicklung auf europäischer Ebene immer wieder thematisieren und zumindest auf vorsichtige Weise zu institutionalisieren versucht haben (Zonneveld et al. 2012). Eine formale Planungskompetenz auf europäischer Ebene liegt bislang aber nicht vor.

Die politische Debatte, ob es auf europäischer Ebene eine politische Kompetenz für räumliche Fragen geben könnte, die ‚vor der Haustür‘ in planerische Prozesse eingreifen könnte, ist recht jung. Zwar werden im Rahmen der europäischen Regionalpolitik erhebliche Finanzmittel gewährt, um eine Konvergenz der Regionen in den zunehmend zahlreichen Mitgliedsstaaten zu erreichen (s. Kap. 2.2); eine Ergänzung der finanziellen Instrumente um eine rechtlich-planerische Dimension wurde jedoch nicht diskutiert. In den 1990er-Jahren kam dann jedoch eine intensive Diskussion um die europäische Raumentwicklung auf. Vor dem Hintergrund der geographischen Erweiterung der EU und der politischen Vertiefung der EU-Mandate erschien es an der Zeit, auch eine räumliche Koordinierung auf europäischer Ebene zu diskutieren. Dies mündete 1999 dann im EUREK, dem ‚Europäischen Raumentwicklungskonzept‘, auf Englisch European Spatial Development Perspective (ESDP).

Hierbei ist es nicht ohne Bedeutung, dass das EUREK vom sogenannten ‚Informellen Rat der für Raumordnung zuständigen Minister‘ verabschiedet wurde. Dies geht darauf zurück, dass auf europäischer Ebene das Prinzip der Einzelermächtigung gilt: Dies bedeutet, die europäischen Institutionen dürfen nur in den Bereichen tätig werden, für die sie explizit von den Mitgliedsstaaten ermächtigt wurden. Und da diese Ermächtigung für Raumplanung bislang nicht ausgesprochen worden ist, kann es also nur einen informellen Rat geben (zur Diskussion um das Vertragsziel des sog. ‚Territorialen Zusammenhalts‘ s. u.). Vor diesem Hintergrund lässt sich für das EUREK festhalten: Es enthält keine rechtlich bindenden Aussagen, geschweige denn planerische Festlegungen. Auch sind im normativ argumentierenden Teil keinerlei (karto-) graphischen Aussagen enthalten. Immerhin werden aber wünschenswerte Prinzipien der Raumentwicklung formuliert – wie beispielsweise die polyzentrale Entwicklung, also die Berücksichtigung gerade auch von mittelgroßen Städten in der Raumentwicklung. In der Literatur und in der fachlichen ‚Community‘ ist dieses Dokument bis heute durchaus prominent. Inwiefern es aber auf (sub-)nationaler Ebene konkrete Auswirkungen hat, ist schwer zu messen, und es ist durchaus umstritten (s. Chilla 2013).

Das Nachfolgedokument des EUREK wurde 2007 verabschiedet und soll konkrete Empfehlungen geben, wie die im EUREK formulierten Ziele zu erreichen sind. Diese ‚Territoriale Agenda‘ (TA) wurde ebenfalls vom Informellen Rat der für Raumordnung zuständigen Minister verabschiedet, ist also wiederum nicht als hartes rechtliches Instrument zu werten, und dies gilt auch für die leicht modifizierte Version von 2011, die als TA2020 betitelt ist.

Auch die TA formuliert inhaltliche Ziele, die auf den Aussagen des EUREKs aufbauen:

    ...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2016
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Beratung • Entwicklung • Geographie • Landschaftsplanung • Planung • Raumplanung • regional • Regionalentwicklung • Stadt • Veränderung • Wirtschaftsräume
ISBN-10 3-8463-4566-0 / 3846345660
ISBN-13 978-3-8463-4566-5 / 9783846345665
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Wolfgang Torge; Jürgen Müller; Roland Pail

eBook Download (2023)
De Gruyter (Verlag)
69,95