Validation (eBook)
167 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-60379-4 (ISBN)
Naomi Feil, Sozialwissenschaftlerin und Gerontologin, Direktorin des Validation Training Institute Cleveland; Vortragsreisen in den USA und in Europa. Vicki de Klerk-Rubin, Krankenschwester und Validations-Master, Europa-Managerin der Validationsinstitute; Vortragsreisen weltweit.
Naomi Feil, Sozialwissenschaftlerin und Gerontologin, Direktorin des Validation Training Institute Cleveland; Vortragsreisen in den USA und in Europa. Vicki de Klerk-Rubin, Krankenschwester und Validations-Master, Europa-Managerin der Validationsinstitute; Vortragsreisen weltweit.
Inhalt 7
Über die Autorinnen 11
I.Was ist Validation? 13
Der Beginn 13
Grundprinzipien 15
Prinzipien 16
Theorien 16
VA-Aktion (Validations-Anwender) 16
Maslows Pyramide der menschlichen Bedürfnisse 22
Eriksons Theorie der Lebensstadien und Aufgaben 24
Letztes Stadium nach Feil: Aufarbeiten oder Vegetieren – das Stadium jenseits der Integrität 33
Gründe für die Desorientierung: Leugnen von körperlichen und sozialen Verlusten 35
Die Weisheit in der Desorientierung 38
Wer sind die desorientierten, sehr alten Menschen? 42
Diagnose und Begriffe 45
Demenz 45
Alzheimer’sche Krankheit 46
Begrifflichkeit in der Validation 48
Die Validationsanwender?/?innen 51
Burn-out und das Gefühl des Versagens 55
Was Validation erreichen kann 56
Forschungsergebnisse 57
Wie geht man mit seinem eigenen Alterungsprozess um? 61
Zusammenfassung 65
II.Die vier Phasen im Stadium der Aufarbeitung 67
Symbole – Fahrkarten in die Vergangenheit 67
Universelle Symbole und ihre möglichen Bedeutungen 69
Phase I: Mangelhafte Orientierung (orientiert, aber unglücklich) 70
Phase II: Zeitverwirrtheit 72
Phase III: Sich wiederholende Bewegungen 75
Phase IV: Vegetieren 78
III.Die Anwendung individueller Validation 80
Drei Schritte 80
Schritt 1: Sammeln Sie Informationen 80
Schritt 2: Bestimmen Sie die Phase der Aufarbeitung 85
Schritt 3: Besuchen Sie die Person regelmäßig und wenden Sie Validationstechniken an 85
Techniken für Phase I (Mangelhafte Orientierung) 87
Beispiel für Validation in Phase I 89
Techniken für Phase II (Zeitverwirrtheit) 92
Beispiel für Validation in Phase II 94
Techniken für Phase III (Sich wiederholende Bewegungen) 96
Beispiel für Validation in Phase III 98
Techniken für Phase IV (Vegetieren) 99
Beispiel für Validation in Phase IV 99
Typische Fehler und Reaktionen 100
IV. Validationsgruppen 105
Sieben Schritte 105
Schritt 1: Kennenlernen 107
Schritt 2: Auswahl der Mitglieder 107
Schritt 3: Finden Sie für jedes Mitglied eine Rolle 108
Schritt 4: Beziehen Sie das gesamte Personal mit ein 109
Schritt 5: Musik, Gespräch, Bewegung, Essen 110
Schritt 6: Vorbereiten des Treffens 112
Schritt 7: Das Treffen 114
Beispiel für ein Treffen einer Validationsgruppe 117
Abschluss – Wenn ein VA die Gruppe verlässt oder ein Mitglied stirbt 119
Zusammenarbeit mit einem Co-Gruppenleiter oder einem Mitarbeiter 119
V. Andere Methoden 122
Anhang: Tabellen, Arbeitsblätter, Tests 127
1.Validation in Institutionen – ein 5-Schritte-Programm 127
2.Unterschiede im Verhalten von Personen mit 129
früh einsetzender versus spät einsetzender Demenz 129
3.Beurteilung des wahrnehmbaren Verhaltens 130
4.Feils Stadium „Aufarbeiten versus Vegetieren“: Die vier Phasen 136
5.Lebensgeschichte und grundlegendes Verhalten 138
6.Zusammenfassung einer individuellen Validationssitzung 139
7.Evaluationsbogen für den Fortschritt von Einzelvalidation 140
8.Auswahl der Mitglieder einer Validationsgruppe 141
9.Formular für die Zusammenfassung 143
einer Validationsgruppensitzung 143
10.Beispiel für die Zusammenfassung 144
einer Validationsgruppensitzung 144
11.Auswertung des Fortschritts einer Gruppenvalidation 145
12.Beurteilung der eigenen Validationsfähigkeiten 146
13. Validationshausaufgaben 148
14.Übersicht über die bisherigen Studien zur Validation 150
Anmerkungen 158
Antworten zu den Fragen zur Beurteilung 158
der eigenen Validationsfähigkeiten 158
Literatur (Bücher, Zeitschriften, Hörbuch, Filme) 159
Validationsorganisationen 165
Register 166
II. Die vier Phasen im Stadium der Aufarbeitung
Das letzte Stadium mangelhaft orientierter und desorientierter, sehr alter Menschen ist das des Aufarbeitens oder Vegetierens. Diese Menschen haben nie das erreicht, was Erikson Integrität nennt. Ich habe eine Einteilung in vier verschiedene Phasen vorgenommen; bestimmt werden die einzelnen Phasen aufgrund physischer und psychischer Charakteristika. Jede Phase entspricht einem weiteren Rückzug aus der Realität, einer langsamen physischen Regression. Fixieren Sie sich nicht zu sehr auf diese Kategorien, manche Personen bewegen sich innerhalb fünf Minuten von einer Phase zur nächsten, im Allgemeinen befinden sie sich aber die meiste Zeit in ein und derselben. Ein Mann kann durchaus um 8 Uhr früh orientiert sein, und um 3 Uhr Nachmittag will er auf einmal nach Hause, um seine Pferde zu füttern und die Kühe zu melken.
Phase I: Mangelhafte Orientierung – teilweise orientiert, aber unglücklich.
Phase II: Zeitverwirrtheit – Verlust der kognitiven Fähigkeiten und der Orientierung in der Zeit (Uhrzeit).
Phase III: Sich wiederholende Bewegungen – sie ersetzen die Sprache.
Phase IV: Vegetieren – totaler Rückzug nach innen.
Um alte Menschen in diesen vier Phasen zu verstehen, müssen wir ihre Symbole verstehen.
Symbole – Fahrkarten in die Vergangenheit
Ein Symbol ist ein Gegenstand oder eine Person der Gegenwart, die einen wichtigen Gegenstand oder eine wichtige Person der Vergangenheit repräsentiert (Freud 1983). Ein weiches Spielzeug kann etwa die Umarmung der Mutter symbolisieren, eine Zigarette ihre Brust. Wir benützen alle Symbole: in der Kunst, in der Poesie, in unseren Träumen. Funktioniert unser Erkenntnisvermögen, können wir zwei Dinge oder Personen miteinander verbinden, sie miteinander vergleichen, ohne ihre Identität zu vergessen; wir können in Metaphern denken. Wenn ein Dichter schreibt: „Meine Hand ist mein Baby“, ist das eine poetische Methode, zwei Dinge miteinander in Beziehung zu setzen. Der Dichter weiß, dass die Hand so weich wie ein Baby ist.
Auch mangelhaft orientierte und desorientierte Menschen verwenden Symbole, sie gebrauchen Objekte und Personen der Gegenwart, um frühere Empfindungen auszulösen. Eine mangelhaft orientierte Frau, die an unterdrückten Wutgefühlen ihrer Mutter gegenüber leidet, beschuldigt ihre sie betreuende Tochter: „Du vernachlässigst deine Kinder: Eine wahre Mutter überlässt ihre Kinder nicht dem Babysitter.“ Diese alte Frau denkt an ihre eigene Mutter. Sie hat ihre Tochter symbolisch zu ihrer Mutter gemacht, um ihre alte Wut ausdrücken zu können. Sie hat, wie viele desorientierte Menschen, die kognitive Fähigkeit eingebüßt, Dinge oder Personen auseinanderzuhalten, sie kann nicht mehr zwischen Symbol und Realität unterscheiden. Die Symbole beziehen sich auf Dinge oder Personen, die in der Vergangenheit real existierten. Die Hand, die sich so weich wie ein Baby anfühlt, wird zum Baby. Die pflegende Tochter wird zur Mutter der alten Frau. In beiden Fällen beziehen sich die Symbole auf reale Menschen oder Gegenstände aus der Vergangenheit, die einmal existiert haben.
Ein Symbol kann auch für ein abstraktes Konzept wie Liebe, Identität, Unversehrtheit, Sicherheit, Tod usw. stehen. Eine Frau, die sich in Phase III befindet, hortet Schuhschachteln in ihrem Nachttisch. Wir fragen vorsichtig nach und erfahren, dass sie Särge und den Tod ihrer Verwandten symbolisieren. Eine andere Frau stopft alles, was sie finden kann, in ihre Handtasche: Servietten, Seife, Stifte, Löffel. Wenn sie ihre Handtasche mit nützlichen Dingen füllt, hält sie sich damit quasi selbst zusammen und scheint zu sagen „Schaut! Hier bin ich!“ Ihre Tasche wird zu ihrer Identität.
Symbole von psychotischen Erwachsenen scheinen denen von alten desorientierten oder mangelhaft orientierten Menschen zu ähneln. Oft diagnostiziert man bei mangelhaft orientierten Personen paranoide Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Es ist die innere Angst, die eine psychotische Person Phantasiesymbole produzieren lässt; ihre Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sind pathologische Wahrnehmungen der Realität, und diese Person braucht Hilfe. Ihre Symbole stehen weder in Zusammenhang mit dem Verlust der intellektuellen Fähigkeiten noch kann sie sich im letzten Lebensstadium selbst heilen. Symbole helfen verwirrten, sehr alten Menschen, sich selbst zu heilen.
Wenn die Außenwelt durch schwindendes Seh-, Hör- und Tastvermögen trüb wird, ist es leicht – und in diesem Endstadium auch natürlich –, Gegenstände und Personen der Gegenwart durch solche der Vergangenheit zu ersetzen. So benutzen mangelhaft Orientierte oft Autoritätspersonen der Gegenwart (Verwalter, Buschauffeur, Stationsschwester etc.), um ihre verdrängte Wut auf ihre Eltern auszudrücken: „Der Verwalter hört mir nie zu, er ist nie da, seine Tür ist immer abgesperrt. Wenn ich mit ihm sprechen möchte, hat er immer zu tun. Für alle anderen hat er aber Zeit.“ Der Verwalter steht symbolisch für den Vater. Die Welt der desorientierten Menschen verfügt über ein ganzes Lagerhaus an Symbolen (Jacobi 1971). Eine alte Frau in Phase II faltet, streichelt, summt und küsst vorsichtig und pedantisch jede Falte einer Serviette. Sie schafft sich selbst einen Platz. Sie hat ihren Platz auf dieser Welt, sie gehört dazu, sie ist glücklich. Ihre Welt ist in Ordnung. Mit Hilfe ihrer Serviette kann sie ihr Bedürfnis nach Wärme, nach Sicherheit, danach, geliebt und umhüllt zu werden, ausdrücken.
In meiner 45-jährigen Arbeit mit mangelhaft orientierten und desorientierten Menschen auf der ganzen Welt habe ich folgenden typischen Gebrauch von Übergangsobjekten, Übertragungsobjekten, Ersatzobjekten und Symbolen entdeckt, für die ich mögliche Bedeutungen anführe, mit dem Hinweis, dass natürlich die Kenntnis der persönlichen Lebensgeschichte und -umstände unabdingbar ist zur Entschlüsselung.
Universelle Symbole und ihre möglichen Bedeutungen
Einige typische persönliche Symbole desorientierter Menschen und ihre möglichen Bedeutungen:
Eine Hand | Ein Baby |
Ein Finger | Vater / Mutter, Fuß zum Gehen, Kinder, die geführt werden |
Ein Tuch | Wichtige Papiere, Backteig, Kinder, Kleider |
Stange des Rollstuhls | Eine Straße |
Offener Raum | Der Flur vom Zuhause, Himmel, Hoffnung |
Knopf, Kieselstein | Nahrung, Liebe |
Schnalzendes Geräusch | Sicherheit, Genuss |
Wiegende Bewegung | Mutter, Mutterschaft, Sicherheit, Genuss |
Flüssigkeit | Männliche Kraft |
Ein mächtiger Sessel | Penis, Mann, Ehemann, Sex |
Messer, Gabel | Wut |
Griff | Penis |
Tiefe Stimme | Männliche Person |
Löffel oder gebogener |
Gegenstand | Frau, weibliches Geschlecht |
Socken, Schuh | Kind, ein Kind anziehen, Sexualorgan |
Ein anzuziehendes |
Kleidungsstück | Geschlechtsakt, Freiheit, Herausforderung |
Die Pflegeabteilung | Nachbarschaft |
Der Gang | Eine Straße in der Nachbarschaft |
Rollstuhl | Auto, Fahrrad, Fahrzeug |
Diese Symbole werden ohne Unterschied von Rasse, Religion, Kultur oder Geschlecht verwendet. Ich habe die gleichen Symbole in Australien, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Norwegen, Österreich, Kanada, Deutschland, Finnland und den USA vorgefunden.
Phase I: Mangelhafte Orientierung (orientiert, aber unglücklich)
Mangelhaft orientierte Personen in dieser Phase halten an den gesellschaftlich...
Erscheint lt. Verlag | 16.3.2017 |
---|---|
Reihe/Serie | Reinhardts Gerontologische Reihe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Naturwissenschaften ► Biologie | |
Schlagworte | Altenpflege • altenpsychiatrie • Alter • Demenz • feil • Gerontologie • Validation |
ISBN-10 | 3-497-60379-1 / 3497603791 |
ISBN-13 | 978-3-497-60379-4 / 9783497603794 |
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