Der Feind an Ihrer Seite

Wendy Behary ist Begründerin und klinische Leiterin des "Cognitive Therapy Center" (New Jersey) und Fakultätsmitglied des "Cognitive Therapy Center and Schema Therapy Institute" (New York). Außerdem hat sie die "Academy of Cognitive Therapy" mitbegründet. In ihrer Privatpraxis hat sie sich auf die Behandlung des Narzissmus und auf Paartherapie spezialisiert.

Vorwort von Jeffrey Young Vorwort von Daniel J. Siegel Rahmen der Situation: Auf dem Weg zum Verständnis des Narzißmus Die Anatomie der Persönlichkeit: Schemata und Gehirn Sich einfangen lassen: Identifizieren Sie Ihre persönlichen Fallen Hindernisse überwinden: Kommunikationsfallen, Schwierigkeiten und Störungen Aufmerksam sein: Wie man die schwierigsten Begegnungen mit einem Narzißten übersteht Empathische Konfrontation: Eine Gewinnerstrategie für die Entwicklung interpersonaler Kompetenz Sieben Gaben für die Kommunikation mit einem Narzißten

Ich habe viel Zeit darauf verwandt, zu kämpfen, zu experimentieren, zu studieren und mir meine psychotherapeutische Nische zu schaffen. Heute werde ich als Narzißmusexpertin angesehen, nachdem ich seit vielen Jahren mit Narzißten und ihren Opfern arbeite. Zu meinen Klienten zählen fast ausschließlich narzißtische Männer, eine kleine Anzahl narzißtischer Frauen sowie Menschen, die versuchen, mit den Narzißten in ihrem Leben zurechtzukommen. Ich weiß selbst nicht so recht, wie ich mir meine Passion für diese Klientel erklären soll. Meinen Kollegen fällt meist nichts anderes ein, als sich in Anbetracht dieser Situation am Kopf zu kratzen. Sie empfinden sie als reichlich ungewöhnlich oder sogar als masochistisch, weil die meisten Kliniker schon allein bei dem Gedanken, mit einem Narzißten arbeiten zu müssen, schaudern und viele Fälle dieser Art erst gar nicht übernehmen. Ich kann dazu nur sagen, daß diese Präferenz sowohl meiner persönlichen Entwicklung als auch meiner Arbeit als Therapeutin und Ausbilderin sehr zugute gekommen ist. Zwar ist nicht jeder Narzißt bereit, sich zu verändern, doch einigen gelingt dies - sofern man wirksame Strategien anwendet und ihnen genügend Anreize und Hilfen bietet. Doch darum geht es in diesem Buch nicht. Vielmehr will es denjenigen helfen, die versuchen, mit narzißtischen Menschen zurechtzukommen. Es beschreibt und veranschaulicht verschiedene Arten von Narzißmus, erklärt, warum und wie Narzißmus zum Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen wird, und enthält außerdem Anleitungen und beschreibt Werkzeuge, mit deren Hilfe "Betroffene" in ihrer Beziehung zu diesen mehr als anstrengenden Mitmenschen überleben und sogar gedeihen können. Darüber hinaus hilft dieses Buch Ihnen, die für Ihr eigenes Leben charakteristischen Muster und die für Sie relevanten Lebensthemen zu identifizieren, damit Sie verstehen, warum Sie sich zu Narzißten hingezogen, sich aber trotzdem in ihrer Gegenwart unwohl fühlen und oft nicht weiter wissen, wenn Sie sich mit ihnen auseinandersetzen. Das Buch wird Ihnen helfen, bedächtig und mit fester Stimme zu sprechen, wenn Sie mit Narzißten über reale Absichten, Bedürfnisse und Erwartungen kommunizieren. Es soll Ihnen nicht nur ermöglichen, schwierige Situationen mit Narzißten zu meistern, sondern bei Interaktionen mit ihnen auch zu besseren und befriedigenderen Erlebnissen zu gelangen. Ich möchte gleich zu Beginn darauf hinweisen, daß nach Auffassung fast aller Experten über 75 Prozent aller Narzißten Männer sind (weshalb ich das männliche Pronomen in diesem Buch häufiger verwende als das weibliche). Dies hängt teilweise mit geschlechtsspezifischen Eigenschaften zusammen, beispielsweise mit Aggression und Konkurrenzstreben, beschränkter Bindung an andere Menschen, Dominanz und gesellschaftlichen Normen, insbesondere solchen, die die Rolle der Natur-Kultur-Dichotomie in der kindlichen Entwicklung betreffen. Auch Frauen können narzißtisch sein, sie bringen diese Eigenart aber hauptsächlich durch ihr Äußeres oder durch ihre Eitelkeit, durch die Statussymbole, mit denen sie ihre Kinder oder ihnren Haushalt schmücken, und durch ihre Funktion als Ernährer zum Ausdruck. Generell sind die Manifestationen des Narzißmus bei Frauen im allgemeinen weniger offensichtlich als bei Männern. Deshalb übernehmen sie häufig die Rolle von Märtyrern, Jammerern oder die des schuldlosen Opfers. Natürlich können einige Damen und Diven es in ihrem aggressiven Bemühen um die Aufmerksamkeit und Bewunderung anderer Menschen ihren männlichen Gegenstücken durchaus gleichtun.