Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie (eBook)

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2024 | 4. Auflage
436 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-244725-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hygiene, Infektiologie, Mikrobiologie -  Andreas Schwarzkopf,  Christian Jassoy
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<div><strong>Infektionskrankheiten verstehen, vermeiden, bekämpfen</strong><br></div><div> <br></div><p>Alles was du im Bereich Hygiene, Infektiologie und Mikrobiologie wissen musst. Eigne dir exakt auf die Pflege bzw. Gesundheitsberufe zugeschnittenes Detailwissen an - spare dir unnötigen, fachmedizinischen Wissensballast. </p><div>Zahlreiche Praxistipps zeigen dir, worauf es bei der Bekämpfung pathogener Mikroorganismen wirklich ankommt. Generalistische Wegweiser ermöglichen ein schnelles Auffinden der wichtigsten Inhalte für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und die Altenpflege. Erfahre alles Wesentliche zu neuen Erregern und Krankheitsüberträgern. Lerne Labormethoden, Isolationsmaßnahmen sowie Standards bei Händehygiene und Handschuhmanagement kennen. 5 Fallbeispiele mit Lösungen unterstützen dich bei der Selbstkontrolle und Prüfungsvorbereitung.<br></div><div> <br></div><p>Die 4. Auflage wurde komplett aktualisiert und um folgende Inhalte erweitert:</p><ul type='disc'><li>Infektionsepidemiologie</li> <li>Corona-Pandemie/SARS CoV-2-Infektion</li> <li>Affenpocken</li> </ul><div>Dein nützlicher Begleiter zum Thema Hygiene für deine Ausbildung oder als Hygienefachkraft. Fühle dich sicher. Schütze dich und die von dir gepflegten bzw. betreuten Personen beim alltäglichen Arbeiten.</div>

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1 Infektion und Infektionskrankheit


Christian Jassoy

1.1 Rückblick


Heute ist allgemein bekannt, dass es Krankheiten gibt, die durch Bakterien oder Viren hervorgerufen werden. Wir können uns nicht mehr vorstellen, dass man bis noch vor 150 Jahren nicht wusste, dass viele Krankheiten von Mikroorganismen verursacht werden. Im Mittelalter wusste man zwar schon, dass Erkrankungen übertragen werden können, doch über die Übertragungsmechanismen gingen die Vorstellungen auseinander. Man nahm an, Krankheiten würden durch den „bösen Blick“ oder durch Hexerei weitergegeben. Auch vermutete man, dass Ausdünstungen von Erkrankten und Verstorbenen einen Krankheitskeim, das Contagion, enthalten, der auf Gesunde übergehen kann. Und nicht zuletzt meinte man, dass giftige und faulige Dämpfe aus Abwasser und Sümpfen Krankheiten auslösen können (wie der Name „Malaria“ zeigt, der sich vom italienischen „mala aria“ ableitet und „schlechte Luft“ bedeutet). Noch Mitte des 19. Jahrhunderts waren diese Vorstellungen von der Krankheitsentstehung gängige Lehrmeinung an den Medizinischen Fakultäten in Europa.

Erst im Laufe des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden die grundlegenden Mechanismen der Entstehung von Krankheiten durch Mikroorganismen und Viren geklärt. Dies ist hauptsächlich den Beobachtungen und Entdeckungen des französischen Chemikers Louis Pasteur und des deutschen Arztes Robert Koch zu verdanken.

Louis Pasteur wies nach, dass Mikroorganismen nicht von selbst in verfaulenden Stoffen entstehen, sondern vielmehr von außen hinzukommen und für das Verderben von Substanzen verantwortlich sind. Robert Koch beschäftigte sich neben seiner Tätigkeit als Amtsarzt mit dem Milzbrand, einer Krankheit, an der sowohl Rinder und Schafe als auch Menschen schwer erkrankten. Mit dem Mikroskop entdeckte er stäbchenförmige Bakterien im Blut von verstorbenen Tieren. Er kultivierte sie in seinem Labor und konnte mit ihnen bei gesunden Rindern Milzbrand auslösen. Koch gewann auch aus diesen infizierten Tieren Blut, fand dort Bakterien und stellte fest, dass sie den ursprünglichen Bakterien gleich waren. Damit gelang zum ersten Mal der Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen der Infektion mit Bakterien und einer Krankheit.

Die Erkenntnis, dass Mikroorganismen Krankheiten verursachen können, wurde innerhalb kurzer Zeit zur allgemeinen Lehrmeinung und begründete die Jagd auf Erreger anderer bekannter Krankheiten. Neben vielen anderen zeitgleichen Entdeckungen wurden durch Koch 1882 das Tuberkulosebakterium und 1883 der Erreger der Cholera gefunden. 1880 sah Charles Laveran den Erreger der Malaria im Blut von Erkrankten und 1884 entdeckte Theodor Escherich das nach ihm benannte Bakterium Escherichia coli.

1.2 Übertragung von Infektionen


Definition

  • Infektion (Ansteckung): Eindringen von Krankheitserregern in den Körper.

  • Infektionskrankheit (ansteckende Krankheit, „Infekt“): Erkrankung, die durch das Eindringen von Erregern in den Körper ausgelöst wird.

  • Besiedlung (Kolonisation): Befall mit Bakterien, die auf und im Körper leben, aber keine Krankheitssymptome auslösen.

Jetzt, wo wir besprochen haben, dass Mikroorganismen und Viren Menschen infizieren und Krankheiten auslösen können, widmen wir uns der Frage, woher die Krankheitserreger kommen und wie sie übertragen werden. Die krank machenden Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten befinden sich

  • in anderen, infizierten Personen,

  • in Tieren,

  • in der Umwelt und

  • in und auf dem eigenen Körper.

1.2.1 Übertragungswege


Krankheitserreger kommen nicht überall auf und in einem Infizierten vor, sondern meist nur in bestimmten Organen und Körperflüssigkeiten. Je nachdem, wo sich die Infektionserreger befinden, gibt es unterschiedliche Übertragungswege. In bestimmten Fällen sind die Personen, von denen die Erreger stammen, nicht infiziert, sondern nur von den Bakterien besiedelt. Man unterscheidet direkte und indirekte Übertragungswege sowie endogene Übertragungen: ( ▶ Abb. 1.1):

  • Direkte Kontaktübertragung: Übertragung von Krankheitserregern direkt von Mensch zu Mensch:

    • durch Hautkontakt, z. B. sexuell, über Speichel (Küssen),

    • über Tröpfchen. Dabei gelangen Spritzer oder Tröpfchen von einem Infizierten auf die Mund- und Nasenschleimhaut oder auf die Augenbindehaut. Dieser Übertragungsweg ist i. d. R. auf einen Abstand von 1–1,5 m begrenzt, weil kleine Tröpfchen verdunsten und große Tröpfchen rasch absinken. Nur wenige Erreger überleben längere Zeit, wenn das Wasser um sie herum verdunstet ist,

    • während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind.

  • Indirekte Kontaktinfektion: Übertragung von Krankheitserregern:

    • über „Vehikel“. Übertragungsvehikel sind die Hände einer Person, die Oberflächen von Gegenständen wie Tische, Türklinken, Touchscreens und Spielzeug, außerdem Bettwäsche, Kleidung sowie medizinische Geräte und Instrumente. Andere Überträgervehikel sind Trinkwasser und Nahrungsmittel bzw. fertige Speisen.

    • durch „Vektoren“. Vektoren sind z. B. Stechmücken oder Zecken,

    • durch die Luft (aerogen). Bei der aerogenen Übertragung ist die Luft das „Vehikel“, das die Krankheitserreger transportiert. Die Krankheitserreger befinden sich in unsichtbar kleinen Tröpfchen, die in der Luft schweben. Die aerogene Übertragung kann über weit mehr als 1 m stattfinden.

  • Endogene Übertragung: der Krankheitserreger stammt vom eigenen Körper und wird an eine andere Stelle verschleppt.

Am besten lässt sich die indirekte Übertragung von Krankheitserregern über Vehikel an Beispielen erklären.

Übertragungswege.

Abb. 1.1 a: Direkte und indirekte Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch. b: Indirekte Kontaktinfektion ist auch, wenn Krankheitserreger von einem Patienten zum anderen Patienten über die Hände einer Pflegeperson übertragen werden. c: Infektion mit Krankheitserregern aus Tieren. d: Übertragung von Krankheitserregern aus der übrigen Natur. e: Infektion mit Bakterien, die von einem Ort am Körper, wo sie harmlos sind, zu einem anderen Ort gelangen, wo sie gefährlich werden.

Praxisbeispiel indirekte Übertragung Stellen wir uns einen Menschen mit Schnupfen vor. Schnupfen ist eine Viruserkrankung. Beim Niesen hält er die Hand vor den Mund. Nun sind Viren auf der Handfläche. Mit ihr berührt er eine Türklinke. Eine andere Person greift an die Türklinke. Einige Viren haften an der Hand. Die Person reibt sich mit der Hand an der Nase und einige Viren gelangen auf die Nasenschleimhaut. Dort können sie sich neu vermehren und die Person bekommt nun ebenfalls Schnupfen. Eine indirekte Übertragung ist auch, wenn der infizierte Mensch der gesunden Person die Hand, auf der sich Viren befinden, gibt oder er sich die Hand nicht vor den Mund hält und die Tröpfchen mit Virus dadurch direkt auf die Türklinke oder Tischplatte gelangen und von dort aufgenommen werden. Außerdem können Erreger von einer Person, die Durchfall hat und Nahrungsmittel zubereitet, auf Lebensmittel und von dort in den Mund und den Darm von denen gelangen, die davon essen. Auch Trinkwasser, das mit Bakterien, Viren oder Parasiten aus Stuhl verseucht ist, stellt einen indirekten Übertragungsweg dar.

1.2.1.1 Übertragung über Tröpfchen und über die Luft (aerogen)

Tröpfcheninfektion Bei der Tröpfchenübertragung handelt es sich um eine direkte Übertragung von Erregern von Mensch zu Mensch. Die Tröpfchen entstehen beim Atmen, Sprechen, Niesen, Husten und bei Erbrechen und bleiben mehr oder weniger lange in der Luft, ehe sie zu Boden sinken. Je kleiner die Tröpfchen, umso länger schweben sie. Sind die Tröpfchen kleiner als ca. 5 µm, bleiben sie längere Zeit in der Luft; die Schwebeteilchen in der Luft nennt man Aerosol. Sind die Tröpfchen größer, sinken sie ab. Große Tröpfchen werden nur über etwa 1–1,5 m übertragen und gelangen auf die Schleimhäute von Mund, Nase, Rachen und Auge. Vor der Tröpfchenübertragung kann man sich durch ausreichenden Abstand und mit einem Mund-Nase-Schutz und Schutzbrille schützen. Tröpfchen, die sich auf Oberflächen absetzen, gelangen aber auch indirekt ans Ziel. Sie werden mit der Hand von der Oberfläche aufgenommen und...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Mikrobiologie / Infektologie / Reisemedizin
Schlagworte Ausbildung Pflege • Bakteriologie • Corona • Coronavirus • Corona-Virus • Covid 19 • Covid-19 • Hygiene • Hygienefachkraft • Infektiologie • Infektionen • Infektionskrankheiten • JASSOY • Krankenschwester • KRINKO • Lehrbuch • Mikrobiologie • Pflege • Pflegeausbildung • Pflegeberuf • Pflegeschüler • Prophylaxe • Schwarzkopf • Virus • Weiterbildung
ISBN-10 3-13-244725-0 / 3132447250
ISBN-13 978-3-13-244725-7 / 9783132447257
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