Helfen, retten, wiederbeleben -  Gabor Juhasz

Helfen, retten, wiederbeleben (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4566-1 (ISBN)
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Der Rettungsdienst. Der Traum von vielen Kindern. Ich bin glücklich, da ich meinen Traum erreicht habe und in meinem Traumjob arbeiten kann und darf. Mittlerweile habe ich über 2.600 Einsätze hinter mir und ich dachte, wieso könnte ich nicht diese Einsätze, diese Geschichten von Menschen, oder wenigstens ein paar davon, mit anderen Menschen teilen. Dabei ist die Idee dieses Buches entstanden. In dem Buch erzähle ich über meine 40 emotionalsten Einsätzen, Geschichten über Verkehrsunfälle, psychiatrische Notfälle, Geburten und vieles mehr.

Ich bin Arzt und Notarzt aus Leidenschaft. Ich wurde 1983 in Ungarn geboren. Mein Studium beendete ich im Jahr 2009 und am Ende des Jahres 2009 bin ich nach Deutschland gezogen. Seitdem lebe und arbeite ich als Arzt in Sachsen-Anhalt. Seit 2015 arbeite ich leidenschaftlich als Notarzt, zusätzlich bilde ich Notfallsanitäter in meiner Freizeit aus. Mit dem Schreiben beschäftige ich mich seit ca. 2-2,5 Jahren. Ich bin auch stolzer Vater von 2 Kindern, die genauso für Rettungsdienstgeschichten interessiert sind, wie ich selbst.

Überraschung


Diese Geschichte gehört nicht zu meinem Notarztleben, in diesem Fall war ich privat unterwegs und musste als Ersthelfer tätig sein.

Es war Ende Oktober, ich war für eine Woche weg von zu Hause, wegen einer Weiterbildung. Am Freitagnachmittag konnte ich endlich nach Hause. Ich musste 500km fahren, also hoffte ich, dass ich keinen Stau auf der Autobahn haben würde.

Nach ca. 1,5 Stunden unauffälliger und monotoner Fahrt war plötzlich der Verkehr langsamer und seltsamer. Die Autofahrer der mittleren Spur wichen plötzlich nach rechts oder nach links aus und fuhren weiter. Dann sah ich selbst den Grund dafür. Zwei PKWs standen in der Standspur und viele Menschen rannten zwischen den Autos und einem in der mittleren Spur liegenden Mann hin und her.

Ich fuhr auch vorbei, dann hielt ich sofort an. Sicherheitsweste an und ich rannte zurück zum Mann. Ich musste aber aufpassen, denn die Autos fuhren auf der linken und rechten Spur fast ungebremst weiter. Endlich erreichte ich den Mann. Neben ihm kniete eine junge Dame.

»Hallo. Was ist passiert?«

»Ich weiß nicht genau, wir haben auch vor kurzem angehalten. Er lag schon hier.«

»Wie heißen Sie?«

»Ich bin Roberta. Sind Sie Arzt?«

»Zufälligerweise ja, Notarzt sogar. Hat jemand schon die 112 angerufen?«

»Gott sei Dank. Ja, mein Mann hat das schon getan. Können Sie ihm helfen?«

»Roberta, ich brauche Ihre Hilfe. Sie halten den Hals und Kopf von ihm, während ich ihn untersuche. Wichtig ist, dass der Hals gerade bleibt und nicht bewegt wird.«

Ich wendete mich zu dem liegenden Mann. Er trug schwarze Motorradfahrerbekleidung, eine dicke Lederjacke mit Schutzpolsterung, der Helm lag schon neben ihm. Er hatte offene Stellen an beiden Knien, sonst sah ich keine anderen offenen Verletzungen.

»Hallo, Juhasz ist mein Name, wer sind Sie? Wie alt sind Sie?«

»Ich bin Marcus. 32.«

»Marcus, können Sie mir sagen, was passierte?«

Kurz musste ich das Gespräch abbrechen, als ich merkte, dass jemand mich nach vorne zog. Ich guckte nach hinten, da fuhr ein Mercedes mit Anhänger mit hoher Geschwindigkeit vorbei, wenn der andere Mensch nicht auf mich aufgepasst hätte, hätte das Auto mich voll erwischt. Unmöglich! Hauptsache, nicht im Stau stecken bleiben!

Nach dieser kurzen Aufregung wendete ich mich wieder an Marcus.

»Also, Marcus, was ist passiert?«

»Ich war mit dem Motorrad unterwegs, bei einer Überholung war ich etwas schneller unterwegs, ich konnte aber dann nicht mehr bremsen, es hat geklemmt. Ich konnte nicht mehr langsamer fahren, ich musste mich hinschmeißen. Ich weiß gar nicht, wo mein Motorrad überhaupt ist.«

Ich schaute mich um, dann erblickte ich das Rad ca. 400 Meter weiter an der Seite liegend. Bis dahin lag eine fette Ölspur.

»Marcus, ich habe Ihr Motorrad gefunden, es ist aber wahrscheinlich kaputt. Wichtiger ist, wie es Ihnen geht?«

»Ich habe starke Schmerzen in Brust und Becken. Und meine Knien tun weh.«

»Ich werde Sie jetzt untersuchen, ok?«

»Ja, ok.«

Ich bemerkte inzwischen, dass der Verkehr nicht mehr lief. Ich blickte nach hinten, dort sah ich den Wagen der Freiwilligen Feuerwehr. Die Feuerwehrmänner sperrten gerade die Autobahn ab. Eine Erleichterung. Hoffentlich trifft irgendwann der Rettungsdienst auch ein. Schnell untersuchte ich Marcus, Brustkorb und Becken waren stabil, ich konnte keine Brüche feststellen, der Bauch war aber etwas härter als normal, kein gutes Zeichen. Offene Verletzungen hatte er nur an den Knien, seine Extremitäten waren frei beweglich. Anscheinend hatte er großes Glück.

»Marcus, waren Sie bewusstlos? Können Sie sich an alles erinnern?«

»Ja, ich war die ganze Zeit bei Bewusstsein.«, ein gutes Zeichen, wahrscheinlich hat er keine große Schädel- oder Gehirnverletzung.

Nach ca. 5 weiteren Minuten traf ein Rettungswagen ein, die Besatzung sprang vom Wagen aus, schnappte ihre Ausrüstung und rannte zu uns.

»Jungs, ich brauche eine grüne Flexüle, Infusion und Verkabelung. Und eine Halskrause.«

»Ja, kriegst du.« Sie fragten nicht, wer ich bin oder was ich hier mache, erst musste der Patient versorgt werden.

Ich legte zügig an dem rechten Arm von Marcus den Zugang, schloss die Infusion an. Währenddessen einer der Rettungsdienstkollegen Marcus mit EKG und Blutdruckmanschette sowie Pulsoxymeter verkabelte. Blutdruck 142/95, Sättigung 95%, Herzfrequenz 92. Erstmal beruhigend. Der andere Kollege legte die Halskrause an.

»Wer bist du überhaupt?«, fragte mich jetzt einer der Rettungsdienstmenschen.

»Ich bin selbst Notarzt, war privat unterwegs. Hoffentlich kommt noch ein Notarzt, dass ich weiterfahren kann. Meine Arbeit ist erstmal erledigt.«

»Ja, im Funk haben wir gehört, dass ein Hubschrauber unterwegs ist.«

Nach ca. 5 Sekunden hörten wir im Hintergrund den Hubschrauber, der nach 2 Minuten neben uns landete. Als ich hochschaute, sah ich plötzlich einen Notarztwagen auf der Standspur stehen, neben ihm standen der Fahrer und der Notarzt und rauchten eine Zigarette, völlig entspannt. Ich wollte gerne fragen, wieso sie nicht zu uns kamen, aber ich sah schon die Hubschrauber-Notärztin in unsere Richtung kommend, ich wendete mich lieber an sie.

»Guten Tag, Frau Schmidt, Notärztin. Sind Sie einer der Ersthelfer?«

»Ja. Juhasz ist mein Name und zufällig selbst Notarzt, privat unterwegs, aus einem anderen Bundesland.«

»Oh, wie schön.«

»Also, der Patient ist 32 Jahre alt, war mit dem Motorrad unterwegs, ca. 200km/h, die Bremse hat geklemmt, er hat das Rad weggeschmissen. Kopf intakt, keine Bewusstlosigkeit, keine Amnesie, keine A, B oder C-Probleme63. Pupillen isokor, Wirbelsäule intakt, Halskrause liegt. Vitalwerte stabil, im Grünbereich. Schmerzen im Brustbereich, aber Thorax stabil, keine abgeschwächten Atemgeräusche, Becken stabil, beidseitig aber Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit. Bauch etwas härter, Peristaltik normal. Beidseitig offene Knien, schon verbunden. Infusion läuft, bisher haben wir nur einen Zugang gelegt. Medikamente habe ich noch nicht gegeben.«

»Gut, ich übernehme dann. Vielen Dank. Jungs, bringen wir den Patienten ins Auto, ich möchte ihn nochmal untersuchen. Und eine Vakuummatratze brauche ich auch.«

Plötzlich tauchte der andere Notarzt neben uns auf.

»Ich sehe, hier läuft alles gut, ich trete mal ab.«

»Danke.«, erwähnte ich ironisch. „Sie waren eine große Hilfe.«

Er sagte nichts, stieg ins Auto und fuhr mit seinem Fahrer los.

»Danke, Frau Kollegin, ich gehe auch mal langsam los, ich muss noch ungefähr 300km fahren.«, sagte ich als Verabschiedung.

»Danke für Ihre Hilfe, aber ich denke, die Polizei wird noch ein paar Fragen stellen.«

Die Kollegin hatte Recht, die Polizei war inzwischen vor Ort, als behandelnder Ersthelfer konnte ich nicht einfach losfahren. Ich ging dann zum Polizist.

»Guten Tag, Juhasz ist mein Name, ich war einer der Ersthelfer.«

»Guten Tag. Darf ich um die Personalien bitten?«

»Ja, natürlich.«

»Ach, Doktor? Sind Sie zufällig Arzt?«, fragte er.

»Ja, ich bin Notarzt aus einem anderen Bundesland, ich war unterwegs nach Hause von einer Weiterbildung.«

»Können Sie mir sagen, was passierte?«

Ich erzählte dem Polizist die ganze Geschichte, was passierte, was ich und die anderen Ersthelfer taten, sowie die ganze Versorgung von Marcus, bis der Hubschrauber eintraf und den Patienten übernahm.

Er schrieb meine Daten auf sowie meine Telefonnummer, falls die Polizei noch Fragen hätte und wünschte mir eine gute Heimfahrt.

Ich ging zu meinem Auto, wollte einsteigen, als der Pilot des Hubschraubers mich ansprach.

»Es tut mir leid, aber Sie können so lange nicht losfahren, bis wir nicht weg sind.«

»Könnten wir es nicht irgendwie doch machen? Ich muss noch ca. 280-300km fahren, bis ich zu Hause ankomme.«

»Warten Sie, ich gucke nach.«

Nach kurzer Zeit später war er wieder da – „Die Ärztin ist noch im Rettungswagen mit dem Patienten, es dauert noch etwas, fahren Sie dann schnell los, die Kollegen machen den Weg frei.«

»Danke schön. Euch einen ruhigen Dienst und einen guten Flug.«

Ich stieg ins Auto und fuhr schnell los. Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt war ich endlich zu Hause, im Radio hörte ich aber, dass die Autobahn immer noch wegen der Beseitigung der Ölspur vollgesperrt war.

63 Das ABCDE-Schema dient der systematischen, nach Prioritäten geordneten Beurteilung und Behandlung von Notfallpatienten. A wie Atemweg: es muss sichergestellt werden, ob der Atemweg frei ist, B wie Breathing/Atmung: Atemfrequenz, Atemgeräusche, Blutergüsse, gestaute Halsvenen usw., C wie...

Erscheint lt. Verlag 3.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-7583-4566-9 / 3758345669
ISBN-13 978-3-7583-4566-1 / 9783758345661
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