Traumasensibles Yoga - TSY (Leben Lernen, Bd.346) (eBook)
238 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12259-6 (ISBN)
Angela Dunemann, Dipl. Sozialpädagogin, Yogalehrerin, HP Psychotherapie, Traumatherapeutin, Tätigkeitsfelder: seit 10 Jahren im Rahmen der Gesellschaft 'TSY - Traumasensibles Yoga - Dunemann, Weiser, Pfahl GbR' als Therapeutin und Dozentin tätig >> www.traumasensiblesyoga.de
Angela Dunemann, Dipl. Sozialpädagogin, Yogalehrerin, HP Psychotherapie, Traumatherapeutin, Tätigkeitsfelder: seit 10 Jahren im Rahmen der Gesellschaft "TSY - Traumasensibles Yoga – Dunemann, Weiser, Pfahl GbR" als Therapeutin und Dozentin tätig >> www.traumasensiblesyoga.de Regina Weiser, Dipl.-Psych., Dipl.-Yoga-Lehrerin, arbeitete in eigener Praxis als Psychotherapeutin; seit ihrer Pensionierung lebt sie in Freiburg und baut yogatherapeutische Netzwerke auf, z.B. "Traumasensibles Yoga im Sozialbereich" in Freiburg. Die Verbindung von Psychotherapie und Yoga ist ihre Mission, ebenso wie Yoga im sozialen Bereich, z.B. mit Flüchtlingen oder im globalen Süden. Joachim Pfahl, B. Sc., Yoga- und Meditationslehrer, Trauma-Yogatherapeut (TSY), Mental-Coach mit 40-jähriger Berufspraxis, Autor und Dozent für Traumasensibles Yoga und Yogalehrer-Ausbildungen >> www.traumasensiblesyoga.de und >> www.yoga-und-meditation.com
Vorwort
Seit Erscheinen unseres Buches »Traumasensibles Yoga – TSY« im Jahr 2017 ist viel passiert. Wir freuen uns, dass es nun 2023 zu einer vierten, vollständig überarbeiteten Auflage kommen kann. Das Bewusstsein darüber, dass es Trauma gibt und wie es sich für Betroffene auswirken kann, ist in unserer Gesellschaft angekommen. Die weltumspannende Corona-Pandemie, der Klimawandel und der schreckliche Krieg in der Ukraine hinterlassen in den Menschen Spuren. Das Thema Trauma ist näher gerückt und das Wissen darum hat sich enorm erweitert. Wie ein Rohdiamant in vielen Arbeitsprozessen zu einem geschliffenen Juwel wird, treten die Essentials eines traumasensiblen Yoga immer deutlicher hervor. Das haben wir in die Überarbeitung einfließen lassen. Auf diese Weise kristallisiert sich immer stärker heraus, was wir unter TSY verstehen, wie wir es anwenden und wie es wirkt, ob im Einzelsetting oder in der Gruppe. Nach wie vor verfolgen wir in unseren Seminaren und Vorträgen einen interdisziplinären Ansatz und bringen Menschen mit unterschiedlichen beruflichen und persönlichen Erfahrungen zusammen. Ob z.B. als Yogalehrende, Therapeut*innen oder Pädagog*innen1, alle eint der Wunsch, traumatisierte Menschen mit Yoga noch besser zu erreichen.
An welchen Orten und mit welchen »Zielgruppen« Kolleg*innen Erfahrungen mit Yoga machen, erstaunt uns immer wieder. Ob es ein niedrigschwelliges TSY-Angebot für Obdachlose in einem Park ist, eine Trauerbegleitung mit TSY für Eltern, die ein Kind verloren haben, oder ein TSY-Projekt in einer Flüchtlingsunterkunft, wir wagen inzwischen zu behaupten, es gibt nichts, was nicht möglich ist.
Wie wichtig der Einbezug des Körpers für die Bewältigung eines Traumas ist, wird immer deutlicher. Gleichzeitig ist Yoga in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und wird von vielen Menschen praktiziert.
Dieses Buch ist 2017 entstanden, um diese beiden »Welten« – Trauma und seine Folgen einerseits und Yoga als ganzheitlicher Ansatz andererseits – zusammenzubringen. Yoga gibt Antworten auf Fragen, die im Kontext Trauma auftauchen können.
Möglicherweise sind Sie als Leser*in genau daran interessiert. Vielleicht praktizieren Sie selbst Yoga und es beschäftigt Sie der Gedanke, wie eine Umsetzung in Ihrem beruflichen Zusammenhang gelingen könnte. Vielleicht sind Sie Yogalehrende und möchten mit Ihren Angeboten traumatisierte Menschen erreichen. Vielleicht haben Sie auch schon etwas umsetzen wollen und festgestellt, dass es doch Einiges zu beachten gilt.
An dieser Stelle möchten wir Sie bereits ermutigen und Ihnen Druck nehmen. Unser Verständnis, was »hilft«, hat sich in den letzten Jahren erweitert und uns wird immer klarer: Es geht weniger um das Was, als um das Wie!
Dazu fällt mir, Angela Dunemann, die Nachricht ein, die vor kurzem in mein Postfach geflattert kam. Eine Teilnehmerin schreibt gerade an Ihrer Präsentation für die Ausbildung zum Trauma-Yoga-Coach. Sie hat ein persönliches Thema gewählt.
»Ich bin aus einer eigenen Situation heraus zu diesem TSY-Thema gekommen. Kurz zusammengefasst: Ich hatte im letzten Jahr einen schweren Unfall. In den Tagen im Krankenhaus brachte mein Mann mir die Yoga-Zeitschrift mit, die in der Post war. Als er gegangen war, wollte ich die Illustrierte weglegen und warf sie unters Bett. Dort schlug eine Seite auf. In großen Buchstaben las ich:
Als ich Yoga nicht mehr praktizieren konnte, habe ich Yoga verstanden …
Ein paar Wochen später nahm ich mutig am Online-Yoga bei Angela teil. Ich ließ den Bildschirm aus, da ich kaum bzw. gar nicht aktiv teilnehmen konnte. In einem Nachgespräch empfahl mir Angela, unbedingt weiterhin teilzunehmen und mental in die Übungen zu gehen. Alles, was praktisch machbar ist, gerne mitmachen und alles andere aktiv im Geiste durchführen.
In der folgenden Zeit ging es mir dienstags um 10.30 Uhr am besten.
Glücklicherweise konnte ich mit fortschreitender Zeit körperlich aktiv immer mehr mitmachen. Es war ein großer, wichtiger Schritt in meinem Genesungsprozess.«
In ihrer weiteren Ausarbeitung beschreibt Frau R. ihren Zustand und wie sie nur sehr langsam zurück in ihr »altes Leben« fand. Sie wusste längere Zeit nicht, ob sie sich je wieder würde so bewegen können wie vor dem Unfall. Sie spürt bis heute die enormen physischen und psychischen Belastungen.
Mit ihren Worten erklärt sie, was traumasensibles Yoga (TSY) ist.
»Im TSY werden Übungen und Haltungen genutzt, um das Gefühl zum Körper und der Verbundenheit zu sich selbst zu stärken. Das geschieht auf körperlicher sowie mentaler Ebene. Diese sensible Form des Yoga fördert das Erkennen innerer Erlebnisse, diese zu ertragen und hilft bei der Verarbeitung.«
Inzwischen unterrichtet Frau R. wieder. Sie sagt, dass sich ihr Stil verändert habe. Er sei nun viel sanfter und sensibler geworden. Es kämen jetzt Menschen, die genau das in ihrer aktuellen Lebenssituation benötigen würden.
Unser Motto »traumasensibles Yoga ist menschensensibles Yoga« bedeutet, alle Angebote darauf auszurichten, dass Menschen wieder in die Verbindung mit sich selbst kommen können. Das setzt voraus, individuelle Bedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen. Das erfordert in der Begleitung Präsenz und die Verkörperung von Sicherheit und Ruhe.
Bereits in unserem ersten Buch von 2010: »Yoga in der Traumatherapie« wurde deutlich, dass es nicht »die« Yogaübung für Traumatisierte gibt. In der materiellen Welt gelten andere Gesetze als in der geistigen Welt. Ein Stein fällt immer zum Boden, Ursache und Wirkung stehen in einer klaren linearen Beziehung zueinander. Wird das gleiche Asana wiederholt, zeigt sich jedoch nicht immer die gleiche Wirkung. Ein anderes Atmen oder eine andere innere Einstellung zur gleichen Körperübung lässt sogar beim gleichen Menschen eine andere Wirkung entstehen. Wir verstehen unsere Übungsangebote daher als Einladung und nehmen damit das Gegenüber auf Augenhöhe wahr. Ob die von uns häufig beobachtete Wirkung auch eintritt, kann nur der Praktizierende selbst entscheiden. Jede Übung ermöglicht eine neue Erfahrung und ist eine Entdeckung. Sie ist als eine Möglichkeit unter vielen zu verstehen. Deshalb haben wir für die »Yogaerfahrenen« immer wieder auch Hinweise auf vergleichbare Übungen gegeben.
Auf diese Weise fühlen sich Teilnehmende bestätigt: »So wie ich es erlebe, ist es für mich richtig. So wie ich bin, bin ich richtig, werde gesehen und gehöre dazu«. Das ist für viele Menschen eine enorme Bestätigung und stärkt sie in ihrem Selbst-Bewusstsein.
Im traumasensiblen Yoga wird dem Nachspüren die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wie der Übung selbst. Dadurch kann die Wirkung des eigenen Tuns erlebt und eine Veränderung wahrgenommen werden. Für traumatisierte Menschen ist dieser Aspekt der Selbstwirksamkeit besonders wichtig. Das bahnt einen Weg aus der erlebten Hilflosigkeit und extremen Überforderung.
Der Traumatologe Onno van der Hart schreibt, dass der Kern jeder Traumatisierung in extremer Einsamkeit besteht, in dem starken Gefühl, verlassen zu sein. Umso wichtiger sind Erfahrungen von Verbundenheit. Dies beginnt vielleicht mit einem Sicheinlassen auf die begleitende Person, zu der Vertrauen geschöpft ist. In dieser sicheren Beziehung ist möglicherweise ein erstes sich Spüren möglich, ein Kontakt zu sich selbst, ein Gefühl: »Ich bin bei mir.«
Wir beginnen unser Buch mit einem Kapitel über die Auswirkungen von Traumatisierung auf Körper und Psyche. Wir verstehen Traumatisierung als eine multiple Störung von Bindungen. Darauf aufbauend wird unser Verständnis von Yoga und das Konzept des traumasensiblen Yoga ausführlich und auch bereits mit Übungsbeispielen beschrieben. Anschließend können Sie erfahren, wie gerade die Wirkung von Yoga als einer besonderen Form von »Körpertherapie« sich in einer unmittelbar komplementären Beziehung zu den Wirkungen einer Traumatisierung befindet. Es lässt sich daher gut ergänzend in die bestehenden üblichen psychotherapeutischen Behandlungskonzepte integrieren. Ein Erklärungsmodell für die besondere Wirkung von Yoga bei Traumafolgestörungen liefert die Polyvagaltheorie von Stephen Porges. Sie erklärt die komplexen Zusammenhänge des Autonomen Nervensystems. Dadurch wird nachvollziehbar, warum z.B. eine angeleitete Tiefenentspannung, wie wir sie im Yoga kennen, nicht automatisch auch in die Ruhe und Entspannung führt. Diese Theorie lässt uns besser...
Erscheint lt. Verlag | 14.10.2023 |
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Reihe/Serie | Leben Lernen | Leben Lernen |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
Schlagworte | Achtsam • Achtsamkeit • Bewegungstherapie • Bewegungsübung • David Emerson • Ganzheitlich • Imagination • Imaginative Verfahren • Ingradual • Interventionen • Körperausdruck • Körperpsychotherapie • Körpersprache • Körpertherapie • Körperwahrnehmung • Luise Reddemann • Mandala • Meditation • Posttraumatische Belastungsstörung • Psychologie • Psychologische Beratung • Psychotherapeutische Medizin • Psychotrauma • Psychotraumatologie • PTBS • Resilienz • Ressource • Ressourcenorientierung • Schonende Traumatherapie • Selbstregulation • Trauma • Traumafolgestörung • Trauma-Konfrontation • Traumasensitives Yoga • Traumatherapie • Traumatisierung • Traumaverarbeitung • yoga-lehrer • Yoga-Praxis • Yoga-Psychotherapie • Yogatherapie |
ISBN-10 | 3-608-12259-1 / 3608122591 |
ISBN-13 | 978-3-608-12259-6 / 9783608122596 |
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Größe: 21,1 MB
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