Anthroposophische Medizin in der Naturheilpraxis (eBook)

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2023 | 2. Auflage
256 Seiten
Haug (Verlag)
978-3-13-244306-8 (ISBN)

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Anthroposophische Medizin in der Naturheilpraxis -  Stefan von Löwensprung,  Natalie Rosenhauer-von Löwensprung
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<p><strong>Ein echter Gewinn für Ihre Naturheilpraxis!</strong></p><p>Patienten individuell, ganzheitlich und nachhaltig mit dem breiten Spektrum der Anthroposophischen Medizin behandeln.</p><ul><li><strong>Für den profunden Ein- und Überblick: </strong>Grundlagen der Anthroposophischen Medizin, ihr Selbstverständnis und ihre Therapieprinzipien<strong></strong></li><li><strong>Für die praxisorientierte, rasche Umsetzung: </strong>Alphabetisch geordnet nach Indikation finden Sie die wichtigsten Behandlungsoptionen der Anthroposophischen Medizin: naturheilkundlich-integrativer Ansatz, Injektions- und medikamentöse Therapie - mit präziser Beschreibung sowie Dosierungs-, Applikations- und Potenzangaben zu den einzelnen Arzneimitteln&nbsp;&nbsp;</li><li><strong>Für Einsteiger und Fortgeschrittene: </strong>Mit Praxistipps, Hinweisen, was Sie beachten müssen, und unentbehrlichem Hintergrundwissen</li><li><strong>Für Ihr ganz persönliches Update: </strong>Welche in der Anthroposophischen Medizin eingesetzten Arzneimittel, Potenzstufen und Darreichungsformen sind aktuell (noch) verfügbar? Welche Rezepturarzneien oder Alternativpräparate können ggf. stattdessen eingesetzt werden?</li></ul>

1 Was ist Anthroposophische Medizin?


1.1 Einleitung


„Anthroposophische Medizin“ ist ein ganzheitliches, auf dem anthroposophischen Menschen- und Naturverständnis basierendes, in der Tradition des Abendlandes stehendes System. Es weist trotz seiner Eigenständigkeit Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten auf mit anderen therapeutischen Richtungen (Naturheilkunde, Homöopathie, Spagyrik, Alchemie) sowie psychologisch-psychotherapeutischen Verfahren.

Die Anthroposophische Medizin beschreibt in detaillierter Weise das Zusammen- und Wechselwirken aller unterschiedlichen Kräfte, Systeme, Lebensfunktionsebenen und individueller Prägungen im menschlichen Organismus. Hierdurch steht dem Therapeuten eine sehr genaue Diagnostik und umfassende Behandlung der individuellen Erkrankungssituation des Patienten zur Verfügung.

Primär werden in der Anthroposophischen Medizin folgende Organisationsebenen und Funktionssysteme unterschieden:

  • Viergliedrigkeit: Ebene der Physischen Organisation, der Lebensorganisation, der Seelenorganisation und der Ich-Organisation

  • Dreigliederung: Funktionssysteme des Sinnes-Nerven-Systems, des Rhythmischen Systems und des Bewegungs-Stoffwechsel-Systems

  • Konstitutionen der Elemente auf der Ebene der Lebensorganisation und der planetaren Einflüsse auf der Ebene der Seelenorganisation

  • Lebenslaufgesetzmäßigkeiten und die Idee von Karma und Reinkarnation als Ausdruck der Ebene der Ich-Organisation

Aus diesem speziellen Menschen- und Naturverständnis heraus entwickelte sich der Bedarf nach geeigneten Arzneimitteln, mit welchen man, entsprechend der gewonnen Krankheitserkenntnis, die Gesundungsprozesse ganzheitlich anregen und mobilisieren kann. Diese Fragestellung führte zur Entwicklung der anthroposophischen Arzneimittel, die nach eigenständiger Ratio (einem eigenständigen Verständnis abweichend von der Homöopathie) zum Einsatz kommen.

1.2 Historische Einordnung und Entwicklung


In den letzten 500–600 Jahren, beginnend mit der Renaissance, hat sich die naturwissenschaftlich orientierte „Schulmedizin“ entwickelt. Ihr Schwerpunkt liegt ganz auf dem materiellen Leib und der physikalisch-chemischen bzw. molekularen Ebene sowie auf der Pathogenese, der Entstehung von Krankheiten und deren Beseitigung. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist die „Reparatur“ des Leibes, die heute insbesondere im Fachgebiet der Unfallchirurgie praktiziert wird, aber auch die Transplantationsmedizin mit all ihren unbeantworteten Fragestellungen.

So großartig die Fortschritte der Schulmedizin auch sein mögen, so fehlt ihr doch eine ganzheitliche Sichtweise. Durch die zunehmende Spezialisierung und das heute vorhandene enorme Detailwissen ist es kaum noch möglich, die Ganzheit des erkrankten Menschen zu erfassen und alle Teilerkenntnisse und Diagnosen bei einem Arzt zusammenzuführen. Jeder diagnostiziert und behandelt sein Fachgebiet und im Allgemeinen fehlt das alles zusammenführende „geistige“ Band.

Neben dieser Entwicklung haben sich einerseits die traditionellen abendländischen und orientalischen Medizinsysteme weiter erhalten und -entwickelt, die wir heute als die naturheilkundlichen Behandlungsmethoden und -verfahren kennen, andererseits entstanden ganz neue Systeme, z.B. die von Samuel Hahnemann (1755–1843) begründete Homöopathie; Letztere ist, ihrem Selbstverständnis nach, eine Alternative zur Schulmedizin, wenn Anwendungsvoraussetzungen und -bedingungen als Ganzes beachtet werden.

Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493–1541), steht zeitlich etwa am Scheideweg dieser Entwicklungen. Er fasst einerseits „altes Wissen“ zusammen, ebnet (zusammen mit anderen) aber auch den Weg in die moderne Medizin, indem er z.B. dazu aufruft, „durch der Natur Examen“ zu gehen.

1.3 Die von Rudolf Steiner begründete Geisteswissenschaft „Anthroposophie“


Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Rudolf Steiner (1861–1925) seine Geisteswissenschaft, die 1912, nach der Trennung von der theosophischen Gesellschaft, dann unter dem Namen „Anthroposophie“ bekannt wurde (Anthroposophie = die Weisheit vom/des Menschen). Rudolf Steiner beschreibt neben dieser Welt- und Menschenerkenntnis auch einen modernen Schulungsweg, durch den prinzipiell jeder zu einer ganzheitlichen Menschen- und Welterkenntnis gelangen kann ( ▶ [35], ▶ [36], ▶ [37], ▶ [38]).

Rudolf Steiner entwickelt in vielen Vorträgen und Vortragszyklen sein ganzheitliches, spirituelles Menschen- und Naturverständnis und beantwortet konkret ihm gestellte Fragen auch zu einzelnen Lebensgebieten. Bereits 1911 hält er – damals noch mit der „theosophischen Gesellschaft“ verbunden –, den Vortragszyklus Eine okkulte Physiologie, in der eine kosmologische Medizin entwickelt wird. Die Frage zur „Erweiterung der Heilkunst“ wurde erst Jahre später, nicht von einem Arzt, sondern von Oskar Schmiedel (1887–1959), einem Chemiker, gestellt. Diese Frage führte im Frühjahr 1920 zum Vortragszyklus Geisteswissenschaft und Medizin ▶ [49], dem dann weitere Vortragszyklen ( ▶ [50], ▶ [51], ▶ [53]) folgten sowie das gemeinsam mit der Ärztin Ita Wegman verfasste Buch Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen ▶ [40].

Darüber hinaus finden sich – wie gesagt – wesentliche Aussagen auch in vor Laien oder für andere Berufsgruppen gehaltenen Vorträgen und Vortragszyklen, s. ▶ Literaturverzeichnis.

1.4 Anthroposophische Medizin


Die Anthroposophische Medizin wurde damals nicht als „Alternative“, sondern als eine durch das anthroposophische Menschen- und Naturverständnis erweiterte „Schulmedizin“ eingeführt. An den ersten Vortragszyklen nahmen v.a. Ärzte, Jungmediziner und Medizinstudenten teil, die bereits der Anthroposophie nahestanden, sowie Pharmazeuten und andere Naturwissenschaftler, die dann im „klinisch-therapeutischen Institut“ (heute Weleda AG) begannen, einen Teil der Arzneimittel, die in den Vortragszyklen beschrieben worden waren, herzustellen ▶ [32].

So entstand in den 1920er- und 1930er-Jahren eine enge Zusammenarbeit von Ärzten und Pharmazeuten. Zu dem originären „anthroposophischen Arzneimittelsortiment“ (sog. „Arlesheimer Präparate Liste“, 1920–1925) kamen weitere homöopathische und naturheilkundliche Arzneimittel hinzu, die sich bewährt hatten und nun in „Weleda-Qualität“ zur Verfügung standen.

Der Kreis anthroposophischer Ärzte blieb klein und diese Therapierichtung entwickelte sich bis in die 1960er-Jahre weitgehend unbemerkt – sowohl von der Schulmedizin als auch von der „traditionellen Naturheilkunde“. Das Arzneimittelsortiment jedoch wuchs stetig, einerseits durch den Bedarf an ganz individuell für einen oder wenige Patienten benötigten Arzneimitteln, die dann in das Sortiment aufgenommen wurden, andererseits durch die Gründung einer 2. anthroposophischen Arzneimittelfirma (Wala), in der die von Dr. Rudolf Hauschka auf Anregung Rudolf Steiners nach „rhythmischen Verfahren“ hergestellten Präparate vertrieben wurden. Auch diese Arzneimittel wurden in enger Zusammenarbeit von Ärzten und Pharmazeuten entwickelt ▶ [61].

Anfang der 1960-Jahre wurde in Deutschland eine neue Arzneimittelgesetzgebung geschaffen, und es traten zunehmend strengere Auflagen für die Neuzulassung von schulmedizinischen Arzneimitteln in Kraft. Gleichzeitig war die Frage zu klären, was mit den bereits auf dem Markt verfügbaren Arzneimitteln – auch den nicht schulmedizinischen – geschehen solle. Schon bald war klar, dass hier differenziert vorgegangen werden müsse, da die klassischen naturheilkundlichen Mittel und die Homöopathika eine ganz andere Grundlage haben, ebenso die „anthroposophischen Arzneimittel“, die aus dem anthroposophischen Menschen- und Naturverständnis heraus entwickelt wurden und bei denen die „Biografie der Arzneisubstanz“, d.h. Gewinnung, Verarbeitung und Neukomposition der Einzelbestandteile, eine wesentliche Rolle spielten.

So wurden therapierichtungsspezifische Kommissionen eingerichtet: für die „Anthroposophische Medizin“ die Kommission C, für die Homöopathie die Kommission D und für die Phytotherapie die Kommission E. Gleichzeitig wurden diese 3 „besonderen Therapierichtungen“ im Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) verankert.

Die vorhandenen Arzneimittel wurden entsprechend dem Selbstverständnis und in der Sprache der jeweiligen Therapierichtung von Anwendern (Ärzten) der Arzneimittel in „Monografien“ charakterisiert und dann sukzessive im Bundesanzeiger veröffentlicht ▶ [10].

Diese Arzneimittel-Monografien der Kommission C wurden Grundlage der Nachzulassung und die Indikationsgebiete der anthroposophischen Arzneimittel. Über dieses Nachzulassungsverfahren wurde die Anthroposophische Medizin erst einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Nachdem die Vertreter der Anthroposophischen Medizin bis dahin relativ verborgen wirkten, begann nun auch eine öffentlichere Auseinandersetzung mit Vertretern der...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Anthroposophie • anthroposophische Medizin/Behandlung • Arzneimittel • Dosierungen • Indikation • medizinische Anthroposophie • Naturheilkunde • Naturheilpraxis • Präparate • Steiner • Weleda
ISBN-10 3-13-244306-9 / 3132443069
ISBN-13 978-3-13-244306-8 / 9783132443068
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