Simulatives Lernen im Room of Horrors -  Susanne Karner,  Francesca Warnecke

Simulatives Lernen im Room of Horrors (eBook)

Praxisbuch mit Fallbeispielen für die generalistische Pflegeausbildung
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
162 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-042853-9 (ISBN)
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Der Berufsalltag in der Pflege in den jeweiligen Versorgungssettings ist komplex und bringt ein hohes Potenzial an Gefährdungen für die Patientensicherheit mit sich. Das Erkennen von Risiken und das Vermeiden von Komplikationen stellt eine wesentliche pflegerische Kompetenz dar und ist Bestandteil der Rahmenpläne für die generalistische Pflegeausbildung. Um entsprechende Lernsituationen zu schaffen, bietet sich das Lernkonzept 'Room of Horrors' an. Dieses simuliert eine Versorgungssituation, in der Fehler und Risiken eingebaut sind. Die Aufgabe für Auszubildende besteht darin, Gefahren zu inspizieren und aufzudecken, wodurch sie für sicherheitsrelevante Themen sensibilisiert und frühzeitig auf die Erkennung von Gefahren und Risiken im Pflegealltag vorbereitet werden. Das Buch liefert Hintergrundwissen, Erfahrungsberichte und konkrete Anwendungsbeispiele basierend auf dem Rahmenausbildungsplan zur Umsetzung des Lernkonzepts Room of Horrors in der generalistischen Pflegeausbildung. Dadurch bietet es Praxisanleitenden und Lernbegleitungen eine optimale Unterstützung und Vorlage zur eigenständigen Umsetzung des Konzeptes in der praktischen Ausbildung.

Dr. rer. medic. Susanne Karner, Gesundheit- und Pflegewissenschaftlerin, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart. Francesca Warnecke, Head of Qualitymanagement & ESG, Care Specialist, MEDIFOX DAN.

Dr. rer. medic. Susanne Karner, Gesundheit- und Pflegewissenschaftlerin, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart. Francesca Warnecke, Head of Qualitymanagement & ESG, Care Specialist, MEDIFOX DAN.

2 Umsetzung des Konzeptes Room of Horrors in der generalistischen Ausbildung


Beim Konzept Room of Horrors geht es darum, eine Versorgungssituation mit Fehlern und sicherheitsrelevanten Gefahren, wie z. B. falsche Medikamente oder Patientenruf außer Reichweite, zu simulieren (Zimmermann & Schwappach, 2019). Das simulative Lernen ist eine Form des arbeitsorientierten Lernens und eignet sich für den Umgang mit sicherheitsrelevanten Themen in der Pflegeausbildung (Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz, 2020). Erste Erfahrungen in der Umsetzung des Konzepts in der Pflegeausbildung zeigen Potential und positive Resonanz – sowohl bei Lernenden als auch bei den Lernbegleitenden (Karner & Bathon, 2021).

In diesem Kapitel geht es um die praktische Umsetzung des Konzeptes Room of Horrors in der generalistischen Ausbildung. Das Kapitel beinhaltet zum einen eine Anleitung, wie das Konzept umgesetzt werden kann, und zum anderen zahlreiche Fallbespiele, auf deren Basis Lernsituationen zur Sensibilisierung von Gefahren und Risiken in alltäglichen und komplexen Pflegesituationen gestaltet und angewendet werden können. Insgesamt stehen jeweils vier Beispiele für den Akut-‍, den Langzeitpflege- und den gerontopsychiatrischen sowie allgemeinen psychiatrischen Bereich und jeweils fünf Fallbeispiele für das ambulante und pädiatrische Setting zur Verfügung. Die Fallbeispiele wurden auf Basis des Rahmenausbildungsplans der generalistischen Pflegeausbildung entwickelt und entsprechend den Anforderungen der fünf Kompetenzbereiche, der verschiedenen Settings und der Kompetenzniveaus des entsprechenden Ausbildungsdrittels ausdifferenziert.

Alle 26 Fallbeispiele beinhalten jeweils Angaben zum Ausbildungsdrittel und den Kompetenzbereichen des Rahmenausbildungsplans. Das Stammblatt gibt eine Übersicht über Name, Vorname, Alter, Diagnosen, Allergien, aktuelles Leiden, Diagnostik, körperliche/geistige Einschränkungen und Besonderheiten sowie sozialer Status. Danach folgt die Beschreibung der Situation, Angaben zum benötigten Material, der Raumvorbereitung, die Nennung der Sicherheitsrisiken sowie benötigte bzw. empfohlene Begleitdokumente. Unter Sonstiges sind Besonderheiten für das jeweilige Fallbeispiel aufgeführt.

Alle Fallbeispiele basieren auf realen Situationen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie dienen der Orientierung und Anregung und können je nach Setting und Besonderheiten, beispielsweise bei unterschiedlichen (Pflege-)‌Dokumentationen, individuell gestaltet werden. Die Szenarien können einfacher oder komplexer gestaltet werden, indem man beispielsweise Fehler bzw. Gefahren und/oder Dokumente weglässt oder hinzufügt. Für eine bessere Darstellung von Sicherheitsrisiken, Fehlern und Gefahren in der Kommunikation und/oder Interaktion, insbesondere im gerontopsychiatrischen und psychiatrischen Setting, empfiehlt sich der Einsatz von Schauspielern/echten Personen.

Die konkrete Umsetzung der Simulationen gliedert sich nach Obermeier & Süßmann (2022, S. 155 f.) in drei Phasen: das Briefing, die Durchführung der Simulation und das abschließende Debriefing. Das Briefing dient als Vorbereitung auf die Simulationsübung, in der die Lernbegleitung gemeinsam mit den Lernenden den Auftrag und offene Fragen bespricht. Der zeitliche Umfang beträgt je nach Komplexität und Gruppengröße ca. 5 – 15 Minuten. Ein wichtiges Ziel des Briefings ist das Herstellen einer sichereren Lernumgebung. Die zweite Phase beinhaltet die Durchführung der Simulationsübung und eine Feedbackrunde, in der die erkannten Sicherheitsrisiken gesammelt werden. Je nach Komplexität und Gruppengröße können hierfür ca. 10 – 15 Minuten eingeplant werden. Abschließend findet das gemeinsame Debriefing statt. Im Zentrum des Debriefings stehen strukturierte Fragen, die zur Eigenreflexion anregen sollen. Auch hier ist der zeitliche Rahmen abhängig vom Umfang der Simulationsübung und Anzahl der Teilnehmenden. Dieser Teil sollte mit ca. 15 – 20 Minuten den größten Teil ausmachen.

Nach Fanning & Gaba (2007) geht es in dieser Reflexion darum, einerseits über die Erkenntnisse zu sprechen und andererseits Emotionen zu erkunden, zu hinterfragen und zu reflektieren sowie einander Feedback zu geben. Das Ziel des Debriefings besteht darin, Erfahrungen und Erkenntnisse in zukünftige Situationen zu übertragen (Fanning & Gaba, 2007).

Zur Gestaltung des Debriefings können beispielsweise folgende Fragen eingesetzt werden:

  • ·

    Welche Erkenntnisse nehme ich mit?

  • ·

    Welche Risiken sind aus meiner Sicht schwierig oder einfach zu vermeiden?

  • ·

    Was war hilfreich und was nehme ich mit in puncto Umgang mit sicherheitsrelevanten Themen?

Rolle der Lernbegleitung

Die Lernbegleitung hat in der Umsetzung des Room of Horrors eine zentrale Rolle. Sie stellt die Struktur und den Prozess bereit, das bedeutet, sie entwickelt auf Basis der Lernziele eine geeignete Simulation, bereitet hierfür die notwendigen Unterlagen sowie den Raum vor und steuert bzw. begleitet die Lernenden durch den Prozess des Briefings, der Simulationsübung und des Debriefings. Laut Fanning & Gaba (2007) ist es die Aufgabe einer Lernbegleitung zu führen und zu lenken, anstatt zu belehren. Für Titchen (2009) stellt die Lernbegleitung ihr Wissen und ihre Erfahrung den Lernenden zur eigenen Problemlösung bereit. Um Raum für eigene Aktivität und Lernerfahrung zu bieten, nimmt sich die Lernbegleitung zurück und bietet gleichzeitig Unterstützung an (Titchen, 2009). Nachfolgende Tabelle 3 fasst die wesentlichen Aufgaben einer Lernbegleitung beim simulativen Lernen zusammen (▸ Tab. 3).

Tab. 3:Rolle und Aufgaben der Lernbegleitung zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von simulativem Lernen im Room of Horrors (eigene Zusammenstellung in Anlehnung an Fanning & Gaba, 2007 und Persico et al., 2021)

Phasen

Rolle bzw. Aufgaben der Lernbegleitung

Vorbereitungen im Vorfeld

  • ·

    Definition von Lernzielen auf Basis des Rahmenausbildungsplans unter Berücksichtigung des Ausbildungsdrittels bzw. Einsatzes und Lernstand der Lernenden

  • ·

    Entwicklung von Reflexionsfragen für das Debriefing

  • ·

    Entwicklung von Evaluationsfragen (z. B. Performance, Lerngewinn)

  • ·

    Erstellung von Handouts für Lernende (z. B. Fehlerliste)

  • ·

    Entwicklung einer geeigneten Lernsituation

    • -

      Entwicklung bzw. Anpassung eines Fallbeispiels mit Stammblatt

    • -

      Erstellung einer Situationsbeschreibung

    • -

      Festlegung der eingebauten sicherheitsrelevanten Risiken bzw. Gefahren

    • -

      Begleitdokumente entwickeln bzw. anpassen (z. B. Arztbriefe, Befunde, Medikation, Anordnungen, Fieberkurve, Pflegedokumentation, Wunddokumentation usw.)

    • -

      Vorbereitung des Raumes sowie benötigtes Material

Briefing

  • ·

    Erläuterung des Lernauftrags

  • ·

    Lernsituationen entwickeln und Lernziele definieren

  • ·

    Erläuterung der Handouts bzw. ausgehändigten Unterlagen

  • ·

    Erläuterung der Lernziele

  • ·

    Festlegung und Erläuterung der Grundregeln während der Simulation

  • ·

    steuert (zeitlichen) Ablauf

  • ·

    Schaffung einer vertrauensvollen Lernumgebung

Simulationsübung

  • ·

    Begleitet während der Simulationsübung

  • ·

    steht für Fragen zur Verfügung

  • ·

    steuert (zeitlichen) Ablauf

  • ·

    initiiert und leitet Feedbackrunde

  • ·

    gibt Feedback

Debriefing

  • ·

    steuert den zeitlichen Ablauf

  • ·

    initiiert und leitet (kritische) Reflexion an

  • ·

    fasst (ggf.) Lernergebnisse zusammen

Nachbereitung

  • ·

    Evaluation und ggf. (individuelle) Nachbesprechung bzw. Reflexion, z. B. Performance, Lerngewinn etc.

Literatur

Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz (2020). Rahmenpläne der Fachkommission nach § 53 PflBG. Rahmenlehrpläne für den theoretischen und praktischen Unterricht. Rahmenausbildungspläne für die praktische Ausbildung. 2.,...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2023
Co-Autor Sandra Bathon, Andrea Käppeli, Giulia Saxer, Claudia Schlegel, David Schwappach, Ingo Weber, Alica Steenken
Zusatzinfo 14 Abb., 80 Tab.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Pflegeausbildung • Pflegepädagogik • Simulation
ISBN-10 3-17-042853-5 / 3170428535
ISBN-13 978-3-17-042853-9 / 9783170428539
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