Wenn das Unfassbare geschieht -  Sabine Morgan

Wenn das Unfassbare geschieht (eBook)

Vom Umgang mit seelischen Traumatisierungen
eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
126 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-031633-1 (ISBN)
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Die Wahrscheinlichkeit, eine traumatische Erfahrung im Leben machen zu müssen, ist hoch: Die meisten Menschen werden mindestens einmal in ihrem Leben mit einem solchen Erlebnis konfrontiert. Einige können diese Erfahrungen bewältigen, viele jedoch drohen daran zu zerbrechen. Psychologische Hilfen werden oft erst (zu) spät eingeholt. Damit einher gehen nicht selten unerträgliche Leiden der Betroffenen, ihrer Angehörigen sowie des gesamten sozialen Umfelds. Der Ratgeber richtet sich an alle, die besser verstehen wollen, was traumatische Erlebnisse in der Welt der Betroffenen auslösen. Er leistet praktische Hilfe, indem er über das Thema kompetent und anschaulich aufklärt und alternative Wege des Umgangs mit Traumata aufzeigt.

Dipl.-Psych. Sabine Morgan, Psychologische Psychotherapeutin, approbiert in Verhaltenstherapie, blickt auf eine unabhängige Tätigkeit in der Trauma-Ambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität in München zurück. Heute ist sie in eigener Privatpraxis in München niedergelassen.

Dipl.-Psych. Sabine Morgan, Psychologische Psychotherapeutin, approbiert in Verhaltenstherapie, blickt auf eine unabhängige Tätigkeit in der Trauma-Ambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität in München zurück. Heute ist sie in eigener Privatpraxis in München niedergelassen.

1 Einleitung


1.1 Warum dieses Buch?


Auf unserer Welt geschieht immer wieder Unfassbares. Ereignisse, die von Menschen gemacht werden, wie Kriege, Terroranschläge, Amokläufe und Rachetaten sowie Regimes, die das eigene Volk verfolgen, lassen uns verstört zurück. Aber auch (Natur-)‌Katastrophen wie Erdbeben oder Hungersnöte versetzen die Welt in Angst und Schrecken.

Da die Anzahl der zumeist traumatisierten Flüchtenden aufgrund dieser Ereignisse ständig steigt, verzichte ich auf das Benennen einer Zahl, die morgen ohnehin überholt ist. Aber: Die Anzahl traumatisierter Geflüchteter ist erschreckend hoch und wird sich in den nächsten Jahren potenzieren, da die Lebensräume dieser Menschen aus unterschiedlichen Gründen keinen Bestand mehr haben werden.

Der Krieg in der Ukraine, der im Februar 2022 begann, ist uns gegenwärtig, doch haben auch vorherige Kriege Traumata hinterlassen. Erdbeben, wie das im Jahr 2023 in der Türkei und in Syrien stattgehabte, haben unendliches Leid hervorgebracht. Inzwischen ist es offenbar überall in der Welt verstanden worden: Künftige Traumata werden zu einem großen Teil auch durch den Klimawandel generiert. Erdbeben, Hurrikane, Überflutungen und Hungersnöte und vieles mehr werden fast zum Alltag gehören. Traumata hingegen gehören niemals zum Alltag. Die Auswirkungen auf die betroffenen Menschen sind schwer und belastend und bleibend, wenn keine therapeutische Hilfe zu teil werden kann.

Oft bleiben Einzelschicksale im Dunkeln. Kindesmissbrauch und Vergewaltigungen, Körperverletzungen und seelischer Terror in Partnerschaften und Familien sind traumatische Ereignisse von denen wir selten – und wenn, dann zumeist aus Zufall – erfahren. Schuld, Scham und Einstellungen wie »es kann nicht sein, was nicht sein darf« decken häufig den Schleier des Schweigens über diese versteckten Katastrophen.

1.2 Traumata können verschiedene Ursachen haben


Die meisten Menschen werden mindestens einmal in ihrem Leben mit einem traumatischen Erlebnis konfrontiert. Dies muss nicht heißen, dass wir ständig Gefahr laufen, Opfer eines Terroranschlags zu werden oder einer Geiselnahme anheim zu fallen. Auch ein schwerer Verkehrsunfall, Erlebnisse bei der Ausübung bestimmter Berufe, wie im Rettungsdienst oder bei der Feuerwehr, oder das knappe Entkommen aus einer lebensbedrohlichen Situation – alles dies sind traumatische Ereignisse. Nach einem solchen Erlebnis scheint nichts mehr so, wie es vorher war.

1.3 Seelische Verletzungen werden oft nicht ernst genommen.


Glücklicherweise sind wir Menschen zumeist dazu fähig, unser Leben auch nach harten Schlägen wieder aufzubauen. Manchmal gehen wir sogar gestärkt aus einem traumatischen Ereignis hervor und können eine neue positive Sicht der Welt entwickeln. Doch: Das gelingt nicht allen Menschen. Einige drohen an traumatischen Erfahrungen zu zerbrechen.

Manche Menschen nehmen die psychischen Folgen eines Traumas auch zu leicht. Gebrochene Knochen werden dem Fachmann wie selbstverständlich gezeigt. Bei physischen Verletzungen wird medizinische Hilfe in Anspruch genommen, ohne lange darüber nachzudenken. Die von außen nicht sichtbaren seelischen Wunden hingegen werden oftmals verharmlost – sich selbst und anderen gegenüber. Manche Menschen schämen sich auch dafür, nicht stark genug zu sein, und das Geschehene nicht fassen und meistern zu können.

1.4 Rechtzeitig fachliche Hilfe in Anspruch nehmen!


Oft suchen Menschen, denen Unfassbares widerfahren ist, erst dann Hilfe, wenn ihre individuellen Bewältigungsstrategien endgültig versagen. Erst wenn Mediziner oder Gutachter dies für notwendig erachten, oder Angehörige darauf drängen, dass nun endlich etwas passieren muss, wird gehandelt. Kurz: Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, wird fachliche Hilfe in Anspruch genommen. Dann aber sind die Symptome oft schon chronisch.

Deshalb gilt: Je früher psychotherapeutische Hilfe nach einem traumatischen Vorfall in Anspruch genommen wird, wenn dies notwendig erscheint, desto schneller kann eine Heilung bewirkt werden. Dadurch wird die Zeit des Leidens der Betroffenen, ihrer Angehörigen und ihres sozialen Umfeldes verkürzt.

1.5 Wie fühlen sich Traumatisierte und die Menschen um sie herum?


Traumatisierte Menschen verstehen sich häufig selbst nicht mehr und vermuten, dass die Symptome, unter denen sie leiden, ein Anzeichen dafür sind, dass sie ver-rückt werden. Da Ver-rückt-Sein mit der Angst vor Stigmatisierung verbunden ist, vermeiden Traumatisierte es daher häufig, mit Angehörigen oder anderen Menschen ihres Vertrauens darüber zu sprechen.

Sie trauen sich nicht, anderen zu erzählen, was ihnen passiert ist und wie es ihnen mit ihrem schrecklichen Erlebnis geht. Schuld- und Schamgefühle tragen ihren Teil dazu bei, den Leidtragenden im schlimmsten Fall in die Isolation zu treiben.

Menschen aus dem sozialen Umfeld von Traumatisierten beobachten an diesen häufig merk-würdige Verhaltensweisen. Aber: Wie damit umgehen, dass sich ein Mensch plötzlich so anders verhält? Was tun, wenn er sich vielleicht von uns zurückzieht, häufig aggressiv reagiert oder andere ungewohnte Verhaltensweisen an den Tag legt, ohne dass ein offen-sichtlicher Grund dafür vorliegt?

In den Fällen, in denen wir gar nicht wissen, dass etwas Unfassbares im Leben des anderen geschehen ist, beziehen wir das veränderte Verhalten möglicherweise auf uns selbst und ziehen uns ebenfalls zurück. Und in den Fällen, in denen wir wissen, dass etwas Schreckliches vorgefallen ist, wissen wir nicht, wie wir uns verhalten sollen. Im schlimmsten Falle vermuten wir, der Traumatisierte könnte ver-rückt werden.

Zusätzlich erschweren Berührungsängste mit einer Tabuzone unser Verhalten: Wie umgehen mit dem Leid des anderen (das uns möglicherweise auch noch an eigenes erinnert)? Wie umgehen mit möglichen Schuld- und Schamgefühlen?

1.6 Rat für Betroffene und die Menschen um sie herum


Dieser Ratgeber richtet sich sowohl an Betroffene wie an deren Angehörige, an Freunde und Bekannte, an Arbeitskollegen, Vorgesetzte und Untergebene und an alle Menschen, die mit Menschen zu tun haben. Er richtet sich an alle, die besser verstehen wollen, was traumatisierende Erlebnisse in der Welt der Betroffenen auslösen. Er ist aber auch an diejenigen adressiert, die mit-leiden. Denn: Direkt oder indirekt – betroffen sind wir bei der hohen Wahrscheinlichkeit, mit der traumatische Ereignisse uns selbst oder andere ereilen können, alle.

1.7 Erklärung und Anleitung zur (Selbst-)‌hilfe


Dieser Ratgeber erklärt, welche Reaktionen nach traumatischen Ereignissen auftreten können. Er soll helfen, diese Reaktionen bei sich selbst, aber auch bei anderen erkennen zu können. Während bestimmte Verhaltens- und Erlebnisweisen unmittelbar nach einem unfassbaren Erlebnis zunächst normal sind, gilt das nicht mehr, wenn diese auch Wochen, Monate oder Jahre später noch bestehen. Daher wird dargelegt, welche Reaktionen zu welchem Zeitpunkt normal und hilfreich sind und wozu sie dienen. Es wird aber auch gezeigt, wie die eigenen Selbstheilungskräfte unterstützt werden können und wann Hilfe in Anspruch genommen werden sollte.

Da in diesem Buch besonderes Augenmerk auf die Selbstheilungskräfte des Menschen gelegt wird, wird dargestellt, was dies für Kräfte sind und wie sie mobilisiert und genutzt werden können. Den Menschen, denen Unfassbares widerfahren ist, werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie selbst dazu beitragen können, seelische Wunden heilen zu lassen.

Aber auch für Angehörige, Freunde, Kollegen – kurz für alle Menschen, die mit Betroffenen umgehen, ist dieses Buch als Hilfestellung gedacht, um besser verstehen zu können, was durch eine traumatische Erfahrung alles ausgelöst werden kann und wie sie die Betroffenen unterstützen können. Manchmal besteht diese Hilfe zunächst darin, die eigenen Reaktionen besser zu verstehen. Denn traumatische Erfahrungen lösen nicht nur Gefühle und Reaktionen beim Traumatisierten aus, sondern natürlich auch bei denjenigen, die mit ihm umgehen. Und so wie ein Mensch, der einer unfassbaren Erfahrung ausgesetzt war, sich selbst oft nicht mehr versteht, verstehen diejenigen, die mit ihm umgehen, sich selbst häufig auch nicht mehr. Oft ist es so, dass wir erst unsere eigenen Reaktionen im Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen verstehen lernen müssen. Erst dann können wir den Betroffenen Hilfestellung bei der Selbsthilfe leisten und sie entsprechend unterstützen.

1.8 Hinweise zu diesem Buch


1.8.1 Aufbau dieses Buches


Dieser Ratgeber leistet praktische Hilfe, indem zunächst erklärt wird, was ein Trauma überhaupt ist. Er thematisiert, wie Traumatisierungen sich in Form von verschiedenen Symptomen zeigen. Er hilft Betroffenen...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Belastungsstörung • Erinnerungen • Medizin • Psychotherapie • Ratgeber • Seelische Erschütterung • Seelische Traumatisierung • Selbsthilfe • Trauma • Traumatherapie
ISBN-10 3-17-031633-8 / 3170316338
ISBN-13 978-3-17-031633-1 / 9783170316331
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