Endspurt Vorklinik: Anatomie II (eBook)
Thieme (Verlag)
978-3-13-244531-4 (ISBN)
1 Brustsitus
1.1 Entwicklung der Körperhöhlen und Peritonealverhältnisse
B. Brand-Saberi
1.1.1 Entstehung und Auskleidung der Körperhöhle
Im Zuge der lateralen Abfaltung grenzt sich das intraembryonale Zölom wieder von der den Embryo umgebenden Chorionhöhle ab, mit der es nach der Aufspaltung des Seitenplattenmesoderms in ein viszerales und ein parietales Blatt vorübergehend verbunden war. Damit ist die eigentliche Leibeshöhle entstanden.
Einige Zellen des parietalen Seitenplattenmesoderms entwickeln sich zu Mesothel und bilden das parietale Blatt der serösen Häute, die die spätere Bauchhöhle, Pleurahöhlen und die Perikardhöhle begrenzen. Man bezeichnet diese Häute auch als (parietales) Peritoneum (Bauchfell, Brustfell).
Aus der viszeralen Mesodermschicht entstehen analog das viszerale Peritoneum, die viszerale Pleura und das Epikard, die die Eingeweide, die Lungen und das Herz überziehen.
Über die Mesenterien, an denen das Darmrohr aufgehängt ist, stehen das parietale und das viszerale Peritoneum miteinander in Verbindung.
1.1.2 Zwerchfell und Brusthöhle
1.1.2.1 Anlage des Zwerchfells
Im Zuge der kraniokaudalen Abfaltung kommt zwischen der Herzanlage und dem Dottergang eine dicke Mesodermplatte zu liegen, die sich zum Septum transversum entwickelt. Das Septum trennt den Brustraum von der Bauchhöhle, wobei dorsal beidseits des Darmrohrs zunächst Durchgänge offen bleiben, die Perikardioperitonealkanäle.
Septum transversum
Abb. 1.1 Schrägansicht im Alter von ca. 5 Wochen, Teile der Körperwand und des Septum transversum sind entfernt. Brust- und Bauchraum sind durch das Septum transversum bis auf die Perikardioperitonealkanäle voneinander getrennt.
(Quelle: Aumüller, Aust, Engele et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 2017)
1.1.2.2 Aufteilung der Brusthöhle
Kranial des Septum transversum wachsen zwei Längsfalten aus der ventralen Leibeswand hervor, die Pleuroperikardialfalten. Dabei handelt es sich um eine Mesodermschicht, die den Stamm der Kardinalvenen und den rechten und linken N. phrenicus enthält. Die beiden Pleuroperikardialfalten werden zur Pleuroperikardialmembran ausgezogen und treffen in der Mittellinie dorsal der Herzanlage zusammen, wo sie miteinander und mit der Lungenwurzel verschmelzen.
Damit ist die Brusthöhle in die Perikardhöhle und die beiden Pleurahöhlen unterteilt. Durch weiteres ▶ Wachstum der Lungen wird die Perikardhöhle schließlich von der ventralen Leibeswand abgedrängt.
Unterteilung der Brusthöhle in Perikardhöhle und Pleurahöhlen
Abb. 1.2 Querschnitt kranial des Septum transversum. Während aus dem Ösophagus die Lungenknospen hervorsprießen, wachsen aus der seitlichen Leibeswand die Pleuroperikardialfalten. Diese treffen aufeinander und verschmelzen miteinander und mit der Lungenwurzel. Dadurch ist die Brusthöhle nun in drei separate Höhlen unterteilt.
(Quelle: Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus Innere Organe. Illustrationen: Voll, Wesker. Thieme, 2022)
1.1.2.3 Weitere Entwicklung des Zwerchfells
Durch die Perikardioperitonealkanäle stehen die Pleurahöhlen zunächst noch mit der Bauchhöhle in Verbindung. In der 6. Woche entwickeln sich auf Höhe des Septum transversum sichelförmige Falten aus dem parietalen Mesoderm, die Pleuroperitonealfalten. Sie wölben sich vor und vereinigen sich schließlich mit dem Septum transversum und dem dorsalen Mesenterium des Ösophagus. In der 7. Woche sind damit die Pleurahöhlen gegen die Bauchhöhle abgeschlossen.
Im 4. Monat wandert weiteres, aus den zervikalen Somiten stammendes Mesodermmaterial in die Zwerchfellanlage hinein, das Muskelanlagen enthält. Das Septum transversum wird im Verlauf der späteren Entwicklung zum Centrum tendineum des Zwerchfells. Im Mesenterium des Ösophagus entwickeln sich die späteren Zwerchfellschenkel (auch Zwerchfellpfeiler genannt).
Blick in die Klinik
Unterbleibt der vollständige Verschluss des Zwerchfells, bleibt eine Lücke im Zwerchfell, durch die sich Bauchorgane in den Thorax vorwölben können (Zwerchfellhernie). Am häufigsten ist ein unvollständiger Verschluss der Perikardioperitonealkanäle (sog. Bochdalek-Hernie).
Gelegentlich unterbleibt die Entwicklung eines kleineren Teils der Zwerchfellmuskulatur (Morgagni-Hernie).
Eine weitere Form des Zwerchfellbruchs ist die Hiatushernie (ein wenig missverständlich als „Ösophagushernie“ bezeichnet, obwohl der Ösophagus selbst gar nicht betroffen ist). Durch ungenügende Fixierung des Ösophagus am Zwerchfell gelangen Abschnitte des Magens durch den Hiatus oesophageus in den Thorax.
1.1.3 Bauch- und Beckenhöhle
Während die Bauchhöhle zur Brusthöhle durch das Zwerchfell klar abgegrenzt ist, geht sie ohne Trennung durch anatomische Strukturen in die Beckenhöhle über.
1.1.3.1 Mesenterien
Ein Mesenterium ist eine Duplikatur des Peritonealüberzugs eines Organs, das dieses mit dem parietalen Peritoneum verbindet und seiner „Aufhängung“ dient (Gekröse). Es handelt sich um eine Bindegewebsplatte, die von beiden Seiten mit Serosa bedeckt ist. Ein Mesenterium, das ein Organ mit einem anderen verbindet oder zur ventralen Leibeswand zieht, wird häufig als peritoneales Band bezeichnet.
Ursprünglich stehen der Vorderdarm ab der Lungenknospe sowie Mittel- und Enddarm über ein dorsales Mesenterium (dorsales Meso) mit dem dorsalen parietalen Blatt des Peritoneums in Verbindung. Im Bereich des Magens heißt es dorsales Mesogastrium (es wird später teilweise zum Omentum majus ausgezogen) ( ▶ Abb. 7.6), im Bereich des Duodenums heißt es dorsales Mesoduodenum und im Bereich des Kolons dorsales Mesokolon.
Ein ventrales Mesenterium ist nur im Bereich des unteren Ösophagusabschnittes, des Magens und des oberen Duodenums ausgebildet. Durch das Einwachsen der Leber wird es zum Mesohepaticum dorsale. Es erstreckt sich vom unteren Ösophagus, dem Magen und dem oberen Abschnitt des Duodenums zur Leber. Aus dem Mesohepaticum dorsale entstehen das Omentum minus, das Lig. hepatogastricum und das Lig. hepatoduodenale.
Das Lig. falciforme entsteht als Neubildung und verbindet die Leber mit der ventralen Leibeswand.
Mesenterien
Abb. 1.3
1.1.3.2 Peritonealhöhle
Durch den Verlauf des Bauchfells (Peritoneum) wird der Bauch- und Beckenraum in zwei Anteile unterteilt:
-
Die Peritonealhöhle ist, wie auch die Perikard- und Pleurahöhle, keine Höhle im eigentlichen Wortsinn, sondern bezeichnet die Gesamtheit der kapillaren Verschiebespalten zwischen den intraperitoneal gelegenen Organen und den von Peritoneum parietale ausgekleideten Wänden der Körperhöhle.
-
Daneben gibt es im Bauchraum Räume, die außerhalb des von Peritoneum ausgekleideten Bereiches liegen. Diese bezeichnet man in ihrer Gesamtheit als Extraperitonealraum (Spatium extraperitoneale). Es teilt sich auf in das Spatium retroperitoneale zwischen dem parietalen Peritoneum und der dorsalen Leibeswand und das kaudal an diesen Bereich anschließende Spatium subperitoneale.
Je nach ihrem embryonalen Enstehungsort und den weiteren Umlagerungsvorgängen kommen die Organe in unterschiedlichem Bezug zum Peritoneum zu liegen.
Lerntipp
Die Lageverhältnisse der Organe in Bezug auf das Peritoneum sind ein beliebtes Thema des IMPP – hier solltest du also sattelfest sein!
1.1.3.3 Intraperitoneale Organe
Die intraperitoneal gelegenen Organe liegen innerhalb der Peritonealhöhle und sind mit der Dorsalwand der Bauchhöhle über ein Mesenterium (Meso) verbunden. Sie sind vollständig mit dem viszeralen Blatt des Peritoneums überzogen. Dieses geht am Ansatz des Mesos an der Bauchwand in das parietale Blatt über. In den Mesos verlaufen Gefäße und Nerven.
Intraperitoneal liegen in der Bauchhöhle z.B. Magen, Pars superior des Duodenums, Jejunum, Ileum, Appendix vermiformis, Colon...
Erscheint lt. Verlag | 5.4.2023 |
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Reihe/Serie | Endspurt Vorklinik | Endspurt Vorklinik |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Studium ► 1. Studienabschnitt (Vorklinik) ► Anatomie / Neuroanatomie |
Schlagworte | 1. ÄP • Anatomie • Endspurt • IMPP • Lernplaner • M1 • Medizinstudium • Physikum • Prüfungsvorbereitung • Skript |
ISBN-10 | 3-13-244531-2 / 3132445312 |
ISBN-13 | 978-3-13-244531-4 / 9783132445314 |
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