Gynäkologie und Geburtshilfe compact (eBook)
888 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-244182-8 (ISBN)
1 Präkonzeptionelle Beratung
1.1 Einführung
Präkonzeptionelle Beratung
Ist gibt viele vorsorgende Maßnahmen, die die reproduktive Gesundheit von Frauen und die Gesundheit der Kinder verbessern können. Viele kongenitale Fehlbildungen entstehen durch äußere Einflüsse in der Frühschwangerschaft; oft ist die Schwangerschaft noch gar nicht bekannt. Die präkonzeptionelle Beratung ist bisher nicht etabliert.
1.2 Ziele
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Optimierung der mütterlichen Gesundheit zum Konzeptionszeitpunkt
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medizinische und soziale Risikofaktoren erkennen
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vorbestehende Erkrankungen erkennen und behandeln
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ggf. Medikation für die Schwangerschaft optimieren oder umstellen
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Reduktion kindlicher Erkrankungen durch äußere Einflüsse
1.3 Impfungen
Bei bekanntem Kinderwunsch muss entsprechend den Mutterschaftsvorsorgerichtlinien die Immunität für Röteln, Varizellen und Pertussis überprüft und ggf. die Impfung empfohlen werden.
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Rötelnimpfung bei fehlender oder nur einmaliger Impfung
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Anamnestische Angaben zu evtl. stattgefundener Erkrankung sind nicht verlässlich.
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am besten als Kombinationsimpfstoff: Masern, Mumps, Röteln (MMR):
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Komplettierung der einmaligen Impfung bzw. 2 Dosen im Abstand von mindestens 1 Monat
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niedrige Titer nach 2 Rötelnimpfungen
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80% haben hohe Avidität → Immunität anzunehmen
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Langfristige Titerboosterung durch erneute Impfung gelingt meist nicht → nicht sinnvoll
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Varizellen
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Häufig liegt natürliche Immunität vor.
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Anamnestische Angaben sind verlässlich.
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unsichere Situation → Antikörperbestimmung (GKV-Leistung)
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bei fehlender Immunität Impfung mit monovalenter Vakzine (2 Dosen im Abstand von 4 Wochen)
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Masern
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zunehmend Immunitätslücken
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Komplikationen:
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Pneumonie (Risiko bei masernerkrankten Schwangeren verdreifacht)
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Otitis, Enzephalitis
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Spontanabort, Frühgeburtlichkeit
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Letalität 1–3 pro 1000 Erkrankten
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Infektion am Ende des 3. Trimenons → neonatale Masern mit hoher Komplikationsrate
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Impfung empfohlen für alle nach 1970 Geborenen
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mit unklarem Impfstatus
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ohne oder mit nur einer Impfung in der Kindheit
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einmalige Impfung am besten mit MMR-Impfstoff
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Merke
Masern-, Mumps-, Röteln- und Varizellenimpfstoffe sind Lebendimpfstoffe und daher in der Schwangerschaft kontraindiziert. Konzeptionsschutz für 3 Monate nach der Impfung empfohlen.
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Pertussis
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Impfschutz gegen Bordetella pertussis lässt 4–7 Jahre nach Impfung oder Erkrankung nach.
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Auffrischung alle 10 Jahre
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Intervall >20 Jahre → 2 Impfdosen im Abstand von 1–2 Monaten
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Erkrankung im 1. Lebenshalbjahr → Gefahr von Atemstillstand und Erstickung
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Impfung ermöglicht Nestschutz für das Neugeborene.
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nur als Tdap-Kombinationsimpfstoff (Diphtherie, Tetanus, Pertussis) erhältlich
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Impfung von Frauen im gebärfähigen Alter oder ggf. in den ersten Tagen nach der Geburt
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Enge Kontaktpersonen im Haushalt sollten spätestens 4 Wochen vor dem Entbindungstermin geimpft werden.
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saisonale Influenza
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Reduktion von Komplikationen, wie Pneumonie in der Schwangerschaft
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besonders schwere Verläufe im 2. und 3. Trimenon
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Risiko bei Infektion mit Influenza A/H1N1-Virus besonders hoch
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Impfung vor oder auch während der Influenzasaison (Oktober bis März)
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COVID-19
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STIKO empfiehlt die Impfung ausdrücklich für Frauen mit Kinderwunsch.
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mRNA-Impfstoffe (BioNTech/Pfizer und Moderna) sind zu bevorzugen.
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Antikörper beeinträchtigen nicht die Bildung der Plazenta.
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Dies wurde aufgrund der Ähnlichkeit des Spike-Proteins und des Syncytin-1, das für die Bildung der Plazenta notwendig ist, fälschlicherweise gefolgert und kann ausgeschlossen werden.
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Merke
Totimpfstoffe (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hepatitis A und B, FSME) sind in der Schwangerschaft nicht kontraindiziert.
1.4 Folsäure-Prophylaxe
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Schluss des Neuralrohrs bis zum 28. Tag der Gravidität
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Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt oft noch gar nicht bekannt → Supplementierung käme zu spät
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Mittlere Folataufnahme liegt bei 254–271µg pro Tag.
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Zum Schutz vor Neuralrohrdefekten empfohlene Folataufnahme liegt bei mindestens 400µg pro Tag
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schnelle Aufsättigung (innerhalb von 4 Wochen) durch 800µg/d möglich
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cave: Enzympolymorphismus → bioaktive Form (5-Methyltetrahydrofolat, 5-MTHF) supplementieren (ist bei allen Frauen enzymunabhängig wirksam)
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Supplementierung soll 3 Monate vor der Konzeption beginnen → noch während der kontrazeptiven Phase
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Eine Reduktion von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und kardialen Fehlbildungen wird diskutiert.
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1.5 Weitere Supplemente
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Vitamin C (750 mg/d; in Studien): Verbesserung der Lutealphase
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Vitamin E (13 mg/d): Verbesserung des Aufbaus des Endometriums durch gefäßerweiternde Wirkung (empfohlen bei Kinderwunsch)
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Jodid (250µg/d)
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Verbesserung der Schilddrüsenfunktion
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ab Kinderwunsch dringend zu empfehlen
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Kontraindikation Hyperthyreose beachten
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Erscheint lt. Verlag | 5.4.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Gynäkologie / Geburtshilfe |
Schlagworte | Abort • ANDROGENISIERUNGSERSCHEINUNGEN • Benigne Veränderungen • Biometrie • Blasensprung • BLUTUNGEN IM 3. TRIMENON • CTG • Endometriose • Entbindung • Erkrankungen in der Schwangerschaft • Ernährung • Extrauteringravidität • Facharztausbildung • Facharztprüfung Gynäkologie und Geburtshilfe • frauenheilkunde • Frühgeburt • Geburtseinleitung • Geburtshilfe • Genetische Beratung • Gynäkologie • GYNÄKOLOGISCHE KREBSTHERAPIE • Hormone • Hyperprolaktinämie • Infektionen Iin der Schwangerschaft • INTRAUTEREINE WACHSTUMSRETADIERUNG • Kardiotokographie • Kinderwunsch • Klimakterium • Kontrazeption • Krebs • Lehrbuch • Maligne Veränderungen • Mehrlingsschwangerschaft • PATHOLOGIE DER GEBURT • PMS • Prämenstruelles Syndrom • Pränataldiagnostik • Regelschwangerschaft • Schwangerschaft • Schwangerschaftsberatung • Schwangerschaftsbeschwerden • SCHWANGERSCHAFTSSCREENING • Schwangerschaftsvosorge • SEXUELLE ÜBERTRAGBARE ERKRANKUNGEN • Sexuell übertragbare Krankheiten • Terminüberschreitung • Totgeburt • Ünerfüllter Kinderwunsch • Urogynäkologie • VERGEWALTIGUNGSDELIKTE • Wochenbett • Zyklusstörungen |
ISBN-10 | 3-13-244182-1 / 3132441821 |
ISBN-13 | 978-3-13-244182-8 / 9783132441828 |
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Größe: 11,6 MB
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