Informationsverarbeitung in der Pflege -

Informationsverarbeitung in der Pflege (eBook)

Digitalisierung verstehen, Versorgungskontinuität sichern
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
194 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-038846-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
34,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Informationen bilden die Grundlage für Entscheidungen. Damit ermöglichen sie eine individuelle und sichere Patientenversorgung, Versorgungskontinuität sowie eine stetige Qualitätsverbesserung. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet der Pflege vielfältige Chancen, neue Wege zu gehen. Dieses Buch liefert das dafür notwendige Basiswissen: Es werden Grundlagen von Informationssystemen innerhalb von und zwischen Einrichtungen vermittelt sowie in IT-Standards, Pflegefachsprachen und Terminologien zur Unterstützung der Digitalisierung eingeführt. Darüber hinaus wird ein Überblick über personenbezogene Assistenztechnologien gegeben sowie Prozess- und Projektmanagement, Datenschutz, Datensicherheit und Ethik der Informationsverarbeitung thematisiert. Auch auf weiterführende Themen, wie die Rolle der künstlichen Intelligenz in der Pflege, wird eingegangen. Alle Themen werden anhand eines durchgängigen Fallbeispiels illustriert. Übungsfragen mit Lösungen, weiterführende Literatur sowie ein umfassendes Glossar unterstützen den Lernprozess.

Prof. Dr. Ursula Hübner, Professorin für Medizinische und Gesundheitsinformatik und Quantitative Methoden an der Hochschule Osnabrück. Prof. Dr. Elske Ammenwerth, Professorin für Medizinische Informatik an der Privatuniversität UMIT TIROL. Prof. Dr. Björn Sellemann, Professor für Pflege an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen.

Prof. Dr. Ursula Hübner, Professorin für Medizinische und Gesundheitsinformatik und Quantitative Methoden an der Hochschule Osnabrück. Prof. Dr. Elske Ammenwerth, Professorin für Medizinische Informatik an der Privatuniversität UMIT TIROL. Prof. Dr. Björn Sellemann, Professor für Pflege an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen.

1        Einleitung: pflegerisches Handeln und Informationsverarbeitung


Ursula Hübner


Der Einsatz von Werkzeugen der Informationsverarbeitung unterstützt Pflegefachpersonen in ihrem professionellen Handeln. (Hochschule Osnabrück/Oliver Pracht)

1.1       Lernziele


1.  Die grundlegende Bedeutung von Informationsverarbeitung in der Pflege verstehen und beispielhafte Tätigkeiten benennen können

2.  Verstehen, warum Pflegefachpersonen sich mit digitalen Werkzeugen zur Informationsverarbeitung auseinandersetzen sollten

3.  Den Zusammenhang zwischen Prozessen und digitalen Werkzeugen verstehen und Beispiele aufführen können

4.  Den Mehrwert der Digitalisierung für die Versorgungskontinuität erklären können

5.  Erläutern können, inwiefern digitale Werkzeuge das berufliche und private Umfeld bereits jetzt prägen

1.2       Digitalisierung: Chancen und Mehrwert


Wir werden nun zuerst über die Rolle von Informationsverarbeitung und der informationsverarbeitenden Werkzeuge in der Pflege sprechen. Wir werden dabei herausarbeiten, warum die Digitalisierung die Chance bietet, Versorgungskontinuität und Qualität der Patientenversorgung zu verbessern. Damit wir dies erreichen, müssen wir die Digitalisierung aktiv mitgestalten können.

1.2.1     Informationsverarbeitung in der Pflege gab es schon immer


Beginnen wir die Einleitung mit einer wichtigen Tatsache: Informationsverarbeitung in der Pflege gibt es, seit es Pflege gibt. Schon immer haben Pflegefachpersonen ihre Patienten1 beobachtet und untersucht, sich mit anderen ausgetauscht, um zusätzliche Informationen einzuholen und um dann auf dieser Basis die beste Pflege den Patienten zukommen zu lassen. Dabei haben sie diese Informationen mit ihrem Fachwissen, ihrer Erfahrung und ihren Intuitionen abgeglichen.

In den letzten Jahrzehnten ist durch die Pflegeforschung zu dem erfahrungsgeprägten Fachwissen eine zusätzliche Informationsquelle hinzugekommen, nämlich die der evidenzbasierten Pflege. Die Pflegeforschung liefert hier wissenschaftliche Erkenntnisse, die in der Praxis angewendet werden können. Ein gutes Beispiel stellt die Versorgung von Menschen mit Dekubitus dar. Evidenz über die Häufigkeit der Lagerung und Mobilisierung allgemein, über den geeigneten Einsatz spezieller Matratzen und die Anwendung von Verbandsmaterialien und Wundauflagen, die eine Abheilung fördern, sind Erkenntnisse unmittelbar aus der Wissenschaft. Die evidenzbasierte Pflege leistet so einen wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen Verbesserung der Qualität in der Pflege. Um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse dem Patienten zugutekommen zu lassen, muss die Pflegefachperson diese Informationen verarbeiten, d. h. sich aneignen, verstehen, die Konsequenzen einschätzen und für den jeweiligen Patienten praktisch anwenden.

Nun hat in den letzten Jahrzehnten die Digitalisierung mehr und mehr Einzug gehalten und die Informationsverarbeitung in der Pflege verändert. Neben papierbezogenen Werkzeugen stehen jetzt auch digitale Werkzeuge zur Verfügung. Mit dem Einzug dieser digitalen Werkzeuge im Gesundheitswesen ist also die Form der Informationsverarbeitung um ein weiteres Verfahren angereichert worden.

Die Informationsverarbeitung bleibt in ihrer Art dabei grundsätzlich bestehen, sie wird jedoch erweitert. Dabei ist ein digitales Werkzeug ähnlich anderen Instrumenten, z. B. einem Stethoskop, mit dem man bei der Auskultation bessere Daten erhält, als wenn man lediglich sein Ohr an den Brustkorb legt. In vergleichbarer Weise kann man auch ein Smartphone nutzen, in das man den Bericht direkt während des pflegerischen Assessments diktiert und welches die Informationen mittels Spracherkennung schriftlich festhält. Mit dieser unmittelbaren, zeitnahen Dokumentation liegen bessere Daten vor, als wenn man erst am Ende der Schicht den Inhalt aus dem Gedächtnis heraus handschriftlich dokumentiert. Dabei können Fehler unterlaufen, die zu schlechter Datenqualität und schlechteren Entscheidungen führen.

Die Verbesserung der Datenqualität durch Digitalisierung hat Konsequenzen für die Qualität der pflegerischen Versorgung: Bessere Daten liefern die Basis für bessere Entscheidungen. Wenn beispielsweise zeitnah festgehalten wurde, dass ein Patient zu sehr schwankenden Blutzuckerwerten neigt, kann die folgende Schicht einen kalten Schweiß unmittelbar mit einer Hypoglykämie, also einer Unterzuckerung, in Verbindung bringen. Sie kann dann schnell eine Messung durchführen, um sich zu vergewissern, ob eine Traubenzuckergabe nötig ist.

Wir sehen ebenso, dass Digitalisierung Möglichkeiten liefert, Fehlerquellen wie verspätete oder unleserliche Dokumentation in den Griff zu bekommen. Digitalisierung meint aber mehr als das Ersetzen von Papier-Werkzeugen durch digitale Werkzeuge. Vielmehr kann Digitalisierung auch neue Möglichkeiten der Informationsverarbeitung eröffnen, wie automatisierte Entscheidungsunterstützung (z. B. bei der Pflegediagnostik), einfacherer Wissenszugriff (z. B. auf evidenzbasierte Leitlinien) oder einfachere Datenauswertung (z. B. automatische Verlaufsdarstellung von Vitalparametern oder von Sturzereignissen in einer Klinik oder in einer stationären Langzeiteinrichtung).

Digitale Werkzeuge können also der Pflegefachperson nützen, indem sie mithilfe dieser Informationen eine bessere Versorgung durchführen kann. Sie können aber auch direkt dem Patienten dienen, z. B. durch eine Smartphone-App für das Management des eigenen Diabetes. Hier spricht man dann von Selbstmanagement einer Krankheit durch den Patienten. An dieser Stelle sei schon einmal gesagt, dass ein digitales Werkzeug nicht immer und automatisch nur Vorteile bringt. Es ist auch möglich, dass es den Erwartungen nicht entspricht. Dieses Lehrbuch soll daher dazu beitragen, digitale Werkzeuge auch kritisch zu bewerten, um sie dann nutzbringend auszuwählen sowie einzusetzen.

Zusammenfassend ist Informationsverarbeitung in der Pflege nichts Neues. Vielmehr gibt die Digitalisierung der Informationsverarbeitung dem Menschen zusätzliche Möglichkeiten an die Hand, um Probleme zu lösen. In der Pflege bedeutet das, dass die digitalen Werkzeuge helfen sollen, die Patienten besser zu versorgen, d. h. den pflegebedürftigen Menschen gerechter zu werden. Denn je mehr man über eine Person weiß, desto genauer kann man auf sie eingehen und ihre pflegerische Versorgung planen sowie ihr mit Fachwissen, Respekt und menschlicher Fürsorge begegnen. Dabei schließen sich fundiertes Wissen und empathische Intuition nicht aus, sie ergänzen sich bestens.

1.2.2     Digitale Werkzeuge nicht nur bedienen, sondern beherrschen


Wie bei allen Werkzeugen – auch bei digitalen Werkzeugen – ist es nötig zu lernen, wozu sie da sind und wie man sie richtig einsetzt. Auch ist es wichtig zu wissen, welche potenziellen Fehler von ihnen ausgehen und wie man mit diesen Fehlerquellen umgehen sollte. Man sollte auch wissen, welche Art von Werkzeug man für eine bestimmte Situation einsetzen muss.

In der analogen Welt ist ein Werkzeug z. B. ein Skalpell. In der digitalen Welt ist es beispielsweise ein automatisch vorgeschlagenes Formular zur Leistungsanforderung im Labor mit voreingestellten Angaben, welche Blutwerte bei der Untersuchung »kleines Blutbild« erhoben werden sollen. Das »Wozu« dieses Formulars ist also klar. »Wie« ein solches Formular richtig zu bedienen ist, lernt man von dem Kollegen oder in der Schulung des Softwareherstellers. Man lernt also, welchen Menüpunkt man wählt, um das Formular zu speichern, und welchen, um es an das Labor weiterzuleiten. Damit ist die Bedienung geklärt. Das sind die leichten Punkte.

Kommen wir nun zu den schwierigeren Punkten. Von einem solchen Formular können nämlich auch Fehler ausgehen. Die voreingestellten Angaben zu der Blutuntersuchung machen einem das Leben zunächst leicht: Schnell wird das Formular des »kleinen Blutbildes« abgeschickt, ohne zu prüfen, ob nicht noch ein Zusatzwert, z. B. Kreatinin, der nicht vorangekreuzt ist, aber für diesen Patienten wichtig ist, sinnvoll wäre. Bei den zurückgemeldeten Laborwerten fehlt dann dieser Wert und es muss eine erneute Anforderung gestartet werden. Wichtige Zeit verstreicht, in der schon die richtige Therapie hätte begonnen werden können.

Als Mensch sollte man also nicht glauben, dass alles, was von einem Computer kommt, schon richtig ist. Dieses fast blinde Vertrauen in digitale Daten wurde in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen und als digitale Verzerrung bezeichnet.

Merke


Wie auch in der Papierwelt ist die Pflegefachperson in der digitalen Welt...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2023
Co-Autor Elske Ammenwerth, Ursula Hübner, Björn Sellemann, Werner O. Hackl, Mareike Przysucha, Regina Schmeer, Maria Müller Staub
Zusatzinfo 27 Abb., 21 Tab.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Digitalisierung • Dokumentation • Pflegemanagement
ISBN-10 3-17-038846-0 / 3170388460
ISBN-13 978-3-17-038846-8 / 9783170388468
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 5,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Lehrbuch für Demenz- und Alltagsbegleitung

von Ingrid Völkel; Marlies Ehmann

eBook Download (2022)
Urban & Fischer Verlag - Lehrbücher
31,99