Die Kraft unseres inneren Ökosystems (eBook)

Wie das Mikrobiom die Immunantwort steuert und Entzündungen vorbeugt
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Scorpio Verlag
978-3-95803-457-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kraft unseres inneren Ökosystems -  Prof. Dr. Richard Lucius
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Unser über Jahrmillionen entstandenes Immunsystem ist auf ein karges, naturnahes Leben geeicht. In unserer modernen Gesellschaft spielt es unter dem Einfluss von hochverarbeiteten Lebensmitteln, Medikamenten und mangelndem Naturkontakt immer häufiger verrückt. Die Folge: eine drastische Zunahme von Allergien, Autoimmunerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Gemeinsamer Nenner all dieser Krankheiten sind chronische Entzündungsvorgänge. Ebenso anschaulich wie unterhaltsam stellt dieses Buch dar, wie Aspekte unseres modernen Lebensstils unser Mikrobiom und damit unsere Immunantworten nachhaltig beeinflussen und welche Möglichkeiten wir haben, dem entgegenzuwirken und das sensible Gleichgewicht unseres inneren Ökosystems aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen.

Nach seinem Studium der Biologie war Richard Lucius Professor für Parasitologie an der Universität Hohenheim und hatte später den Lehrstuhl für Molekulare Parasitologie an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Er forschte unter anderem in West- und Ostafrika, in Indien und an der Harvard Universität (USA).

Nach seinem Studium der Biologie war Richard Lucius Professor für Parasitologie an der Universität Hohenheim und hatte später den Lehrstuhl für Molekulare Parasitologie an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Er forschte unter anderem in West- und Ostafrika, in Indien und an der Harvard Universität (USA).

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Allergie & Co.: Die neuen Zivilisationskrankheiten


Entzündungskrankheiten, eine Epidemie der Moderne


Frühjahr 2020: Mit einem Schlag war die Coronapandemie das Gesprächsthema Nummer eins. Mit Lockdown, Hamsterkäufen und Kurzarbeit brach sie brutal in den Alltag ein. Sind unter normalen Umständen Krankheiten eher ein Thema im Wartezimmer von Arztpraxen, gab es jetzt kaum noch ein Gespräch ohne Corona. Die Aussicht, an dem lebensgefährlichen Virus zu erkranken zwang jede und jeden dazu, sich zu informieren und zu schützen. Man konnte COVID-19 nicht einfach ignorieren. Für die Medien war die Pandemie ein Renner: ein unverbrauchtes Thema, eine Seuche, die jeden treffen konnte. Die weltweite Bedeutung, gepaart mit dem medialen Dauerfeuer, machte COVID-19 zum gesellschaftlichen Ereignis, brachte neue Stars und Bösewichter hervor, führte zu Demonstrationen und Polizeieinsätzen. Selbstverständlich sprach man mit Freunden und Bekannten darüber, wie die Übertragung funktioniert, wie man sich schützt und was einen bei einer Infektion erwarten würde. Wer mitreden wollte, musste informiert sein.

Seuchen wie COVID-19, die plötzlich über uns hereinbrechen, bekommen viel mehr Aufmerksamkeit als chronische Erkrankungen, an deren Vorkommen man sich im Lauf der Zeit gewöhnt hat. Auch sie können Millionen von Menschen betreffen und immenses Leid verursachen, sind aber trotzdem nur selten ein Gesprächsthema. Sie sind auf weniger dramatische Weise aufgetaucht, haben sich eher eingeschlichen, und sind mittlerweile so sehr Teil des täglichen Lebens geworden, dass man sie schon fast für selbstverständlich hält. Zu diesen Leiden gehören Krankheiten, die auf einer Überreaktion des Immunsystems beruhen. Wo sich bei gesunden Menschen das Immunsystem auf die Abwehr von Krankheitserregern beschränkt, reagiert es bei Betroffenen auch auf harmlose Stoffe. Wo immer auf dem Globus sich eine moderne Lebensweise ausbreitet, steigt unweigerlich die Häufigkeit von Allergien, Autoimmunerkrankungen und Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln. Und dieser Anstieg liegt nicht etwa an der Zunahme der Weltbevölkerung oder dem steigenden Alter von Menschen, sondern an dem häufigeren Auftreten von Neuerkrankungen in der Bevölkerung. In Deutschland sind mehr als ein Viertel der Bevölkerung von diesen »Entzündungskrankheiten« betroffen. Sie haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und sind im Gegensatz zu den klassischen Seuchen eine »Epidemie der Moderne«, wie eine Zeitung kürzlich titelte.

Von diesen Leiden sind die Allergien am bekanntesten und am weitesten verbreitet. Sie sind sozusagen die Fahnenträger der Entzündungskrankheiten, die man deshalb auch kurz als »Allergie & Co.« bezeichnen könnte.

Wer hatte in den 1960er-Jahren schon eine Allergie? Ich kann mich nicht erinnern, dass es im Sommerferienlager irgendjemand gab, der Milch, Eier oder Erdnüsse nicht vertrug. Heute dagegen kursieren in Kindergärten Listen von Lebensmitteln, die Emma, Ben, Luca oder Mia auf keinen Fall essen dürfen, weil sonst ein anaphylaktischer Schock droht. Nehmen wir Deutschland als Beispiel: Aktuell leiden fast 19 % aller erwachsenen Bundesbürger unter mindestens einer Allergie. Auch Asthma und Psoriasis (Schuppenflechte), die zu den allergischen Erkrankungen im weiteren Sinn gehören, sind häufig und betreffen fast 10 % beziehungsweise 2 % der Bevölkerung (Bergmann et al. 2016). Viel häufiger als früher sind schwere Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes (0,4 %; RKI 2019), chronische Darmentzündung (0,74 %; Hein et al. 2014) oder Multiple Sklerose (0,3 %; Holstiege et al. 2017). Man schätzt, dass außerdem bis zu 30 % der in Deutschland lebenden Menschen unter Verdauungsstörungen leiden, von denen manche mit Entzündungen einhergehen, wie etwa der Zöliakie. Dies sind nur einige Beispiele für Entzündungskrankheiten. Eine vollständige Nennung der über 100 Leiden würde hier den Rahmen sprengen.

Die Wissenschaft hat lange Zeit nach Erklärungen für dieses Phänomen gesucht, aber mittlerweile ist man sich sicher: Unser Immunsystem ist für sein Funktionieren auf Kontakt mit unserer belebten Umwelt angewiesen. Der Mensch braucht um gesund zu bleiben die richtige, für jede Person unterschiedliche Mischung von Mikroben auf der Haut, in der Lunge und besonders im Darm. Homo sapiens lebt nicht allein, sondern ist ein »Superorganismus«, der erst zusammen mit seinen Bewohnern eine funktionsfähige Einheit bildet. Seine Mikroben bilden ein artenreiches Ökosystem, das das Immunsystem beruhigt und vor Überreaktionen schützt. Allerdings hat die moderne Lebensweise die Mikrobenlandschaft in unserem Inneren und um uns herum so verändert, dass sie nicht mehr zu unserem Immunsystem passt. Es ist aus dem Gleichgewicht geraten, schlägt bei nichtigen Anlässen Alarm und reagiert zu stark. Was steckt dahinter?

Unsere Immunzellen überprüfen ständig jeden Winkel des Körpers, ob Gefahr besteht oder nicht. Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze enthalten molekulare Gefahrensignale, aber auch die eigenen Köperzellen setzen bei Beschädigung Moleküle frei, die das Immunsystem aktivieren. Je nachdem, wie stark diese Signale sind, fällt eine Entscheidung, ob ein Angriff erfolgen soll oder nicht. Wenn das der Fall ist, werden weitere Immunzellen an den Ort des Geschehens gelockt und aktiviert, die dann eine Wolke hoch reaktiver Chemikalien entlassen. Die Substanzen greifen Krankheitserreger an und zerstören sie, ziehen dabei aber auch das eigene Gewebe in Mitleidenschaft. Diese Attacke, die sich zu einer Großoffensive ausweiten kann, nennt man »Entzündung«. Entzündungen sind also ganz normale, lebensnotwendige Reaktionen. Allerdings sind die Kollateralschäden oft beträchtlich, sodass effiziente Mechanismen der Begrenzung wichtig sind.

Harmlose Substanzen wie etwa Nahrungsbestandteile oder körpereigene Stoffe rufen im Normalfall keine Entzündungsantworten hervor. Sie regen das Immunsystem nicht an oder führen durch komplexe Mechanismen sogar zu einer Hemmung von Entzündungsreaktionen. Harmlose Reize ignoriert ein gut ausbalanciertes Immunsystem also oder drückt auf die Bremse und verhindert Entzündungen.

Genau diese Fähigkeit haben in modernen Gesellschaften viele Menschen verloren. Ihr Immunsystem kann Entzündungsreaktionen gegen irrelevante Fremdstoffe wie etwa Pflanzenpollen nicht stoppen und solche Substanzen einfach tolerieren. Die entstehenden Entzündungen schädigen das eigene Gewebe. Je nachdem welches Organ betroffen ist und welche Art von Immunantworten vorherrscht, können so ganz unterschiedliche Krankheiten entstehen. Dabei unterscheidet man grob zwischen Allergien, Autoimmunerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

 

Auswirkungen

Häufigkeit in Deutschland

Allergische Erkrankungen

Allergien im engeren Sinne

Vorübergehende Entzündungsreaktionen von Scheimhäuten und Haut

16,6 Mio.(a)

Asthma

Chronische Entzündungen der Atemwege, Husten

6,57 Mio.(a)

Neurodermitis

Chronische Entzündungen der Haut

4,31 Mio.(a)

Autoimmunerkrankungen

Chronische Darmentzündungen

Massive Schädigung der Darmschleimhaut

615 000(b)

Typ-1-Diabetes

Zerstörung von Pankreaszellen durch Entzündungen

330 000(c)

Multiple Sklerose

Zerstörung von Nervenzellen durch Entzündungen

240 000(d)

Psoriasis

Entzündung der Haut durch fehlgeleitete Immunantworten

2,0 Mio.(e)

Rheumatoide Arthritis

Entzündung von Gelenken

940 000(f)

Unverträglichkeiten

Zöliakie

Verdauungsbeschwerden durch Unverträglichkeit von Gluten

830...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Allergie • Allergien • Artenschwund • Autoimmunerkrankung • Autoimmunerkrankungen • Bakterien • Biodiversitätsverlust • Chronische Entzündung • chronische Entzündungsvorgänge • Darmbakterien • Darmgesundheit • Entzündung • Entzündungskrankheit • hochverarbeitete lebensmittel • immunantworten • Immunsystem • Immuntoleranz • inneres Ökosystem • Lebensmittelunverträglichkeit • mangelnder Naturkontakt • Mensch • Mikroben • Mikrobiom • Moderne Ernährungsweise • moderner Lebensstil • Nahrungsmittelunverträglichkeiten • sensibles Gleichgewicht • Superorganismus • Ungleichgewicht Mikrobiom
ISBN-10 3-95803-457-8 / 3958034578
ISBN-13 978-3-95803-457-0 / 9783958034570
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