Basale Stimulation® in der Pflege (eBook)

Die Grundlagen
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2021 | 9. Auflage
224 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-96043-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Basale Stimulation® in der Pflege -  Christel Bienstein,  Andreas Fröhlich
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Bienstein und Fröhlich beschreiben, wie Pflegende Menschen mit sensorischen Angeboten ansprechen, aktivieren, beleben, berühren und beruhigen können. Die Basale Stimulation dient der Förderung von Menschen in krisenhaften Lebenssituationen, deren Austausch- und Regulationskompetenzen deutlich vermindert, eingeschränkt oder dauerhaft behindert sind. Im Zentrum des Konzeptes stehen die Fähigkeiten zur Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung. Basale Stimulation ist eine Form ganzheitlicher, körperbezogener Kommunikation für Menschen mit wesentlichen Einschränkungen. Basale Stimulation versteht sich als •gezielte Unterstützung schwersterkrankter und beinträchtigter Menschen •Angebot körperlichen und ganzheitlichen Lernens •umfassende Entwicklungsanregung in frühen Lebensphasen •ein absichtsvolles, geplantes und intensives Berührungsangebot •Orientierung in unklaren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungssituationen •Stressreduzierung für Menschen in belastenden Grenzsituationen und gesundheitlichen Krisen •Begleitung von Menschen in ihrem Sterbeprozess Das erfolgreiche Grundlagenwerk zur Basalen Stimulation in der Pflege bietet einen umfassenden Überblick darüber, was Basale Stimulation ist, welches Grundverständnis und Ziele sie leiten, welche Personen und Lebensthemen in ihrem Mittelpunkt stehen, wer sie ausführt, wo sie stattfindet und aus welchen Elementen sie besteht. Konkret beschreibt es Schwerpunkte pflegerischen Handelns bezüglich Atmen, Baden, Einreibungen (ASE), Ganz- und Teilwaschungen, Kleiden, Lagern, Mundpflege, Mobilisieren, Positionieren, Waschen und Schluckförderung. Detailliert werden auditive, gustatorische, olfaktorische, vestibuläre, vibratorische und visuelle Angebote der Basalen Stimulation vermittelt. Die 9. Auflage wurde vollständig überarbeitet und mit neuen Grafiken und Fotos illustriert. Die Themen Angehörige und Angehörigenperspektive, Inklusion, Leiblichkeit, Orte der Pflege, primäre nonverbale Kommunikation, Vorsorgevollmacht und Team wurden ergänzt. Das Kapitel Forschung wurde komplett überarbeitet. Ein neuer Beitrag zur 'pflegerischen Berührung in Pandemie-Zeiten' verdeutlicht, wie bedeutsam Berührungen und der Berührungsberuf Pflege sind und wie direkte und indirekte körperzentrierte Angebote gestaltet werden können.

Inhaltsverzeichnis 7
Die Basis 11
Einleitende Gedanken 15
Pflegerische Beru?hrung in Pandemie-Zeiten 21
1 Einfu?hrung in das Konzept 23
1.1 Spu?ren 23
1.2 Hören 25
1.3 Riechen 27
1.4 Sehen 27
2 Perspektiven der Beteiligten 31
2.1 Fallberichte und Erfahrungen Betroffener 31
2.2 Erfahrung einer Angehörigen 34
2.3 Erfahrung einer Pflegenden 36
2.4 Verschiedene Wirklichkeiten 36
3 Grundelemente der Basalen Stimulation 39
3.1 Hexagon – das Sechseck 39
3.1.1 Wahrnehmen 39
3.1.2 Kommunizieren 40
3.1.3 Bewegen 40
3.1.4 Den eigenen Körper erfahren 41
3.1.5 Erfahrungen mit Menschen machen 41
3.1.6 Gefu?hle spu?ren 41
3.1.7 Verstehen 41
3.1.8 Noch einmal Ganzheitlichkeit 42
3.1.9 Der praktische Nutzen 42
3.2 Grundelemente 43
3.3 Das Proprium der Basalen Stimulation 44
4 Wahrnehmungsbereiche 47
4.1 Somatische Erfahrungen 47
4.2 Grundprinzipien der Beru?hrung 48
4.3 Formen der Beru?hrung 49
4.3.1 Wechselnder Bedarf an Beru?hrung 50
4.3.2 Gleichzeitiges Beru?hren 51
4.3.3 Anfang und Ende der Beru?hrung 52
4.3.4 Beru?hrungskontakt halten 52
4.3.5 Druckintensität 53
4.3.6 Rhythmus der Bewegung 54
4.3.7 Sicherheit der Beru?hrung 54
4.4 Vibratorische Erfahrungen 56
4.5 Vestibuläre Erfahrungen 58
4.6 Audiorhythmische Erfahrungen 60
4.7 Orale und olfaktorische Erfahrungen 61
4.8 Sehen oder visuelle Erfahrung 63
4.9 Taktile Erfahrungen 66
4.10 Orientierung 67
5 Zentrale Lebensthemen 69
5.1 Leben erhalten und Entwicklungerfahren 70
5.2 Das eigene Leben spu?ren 72
5.3 Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen 73
5.4 Den eigenen Rhythmus entwickeln 74
5.5 Das Leben selbst gestalten 76
5.6 Die Außenwelt erfahren 78
5.7 Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten 79
5.8 Sinn und Bedeutung geben und erfahren 80
5.9 Selbstbestimmung und Verantwortung leben 82
5.10 Die Welt entdecken und sich entwickeln 83
6 Basale Stimulation im Pflegealltag 85
6.1 Die Zeit 85
6.2 Der/die Betroffene 86
6.3 Wo findet die Pflege statt? 86
6.4 Die Art der pflegerischen Begleitung 87
6.5 Das Ziel der Betreuung 87
6.6 Die Qualifikation Pflegender 88
6.7 Adressaten des Konzepts 89
7 Grundlagen fu?r den Einsatz der Basalen Stimulation 91
7.1 Erfassen notwendiger Informationen 91
7.2 Beobachten 91
7.3 Biografische Kenntnisse 92
7.4 Einschätzung des Pflegebedarfs und der Pflegeunterstu?tzung 93
7.5 Skalen zur Einschätzung des Bewusstseinsgrades 94
7.6 Das Hexagon praktisch 95
7.7 Tages- und Lebensgestaltung 97
7.8 Gestaltung des Umfelds 98
7.9 Pflegerisches Handeln und zentrale Lebensthemen 99
8 Schwerpunkte des pflegerischen Handelns 101
8.1 Das Liegen erleben 101
8.1.1 Die Kleidung 103
8.1.2 Die Positionierung im Bett 104
8.1.3 Vestibuläre Anregung im Bett 108
8.2 Den Körper wahrnehmen 109
8.3 Ganzkörperwaschung (GKW) und Teilwaschungen 110
8.3.1 Ganzkörperwaschungen (GKW) nach basalen Gesichtspunkten 112
8.3.2 Belebende Waschungen 114
8.3.3 Belebende Teilwaschungen 116
8.3.4 Beruhigende Waschungen 118
8.3.5 Beruhigende Teilwaschungen 119
8.3.6 Symmetrische Waschung 123
8.3.7 Diametrale Waschung 125
8.3.8 Waschung bei Menschen mit Hemiplegie 125
8.4 Baden 129
8.5 Duschen 130
8.6 Einreibungen 131
8.6.1 Atemstimulierende Einreibung (ASE) 131
8.6.2 Fuß- und Beineinreibungen 134
8.6.3 Vorbereitung der Mobilisation 135
8.6.4 Ganzkörpereinreibung 135
8.7 Somatische Stimulation durch den Körper des anderen 136
8.8 Aufrecht sein 136
8.8.1 Vestibuläre Angebote 137
8.8.2 Vestibuläre Stimulation bei der Nahrungsaufnahme 138
8.8.3 Vestibuläre Stimulation der Blase 139
8.8.4 Vibratorische Angebote 140
8.9 Bedeutung des Mundes 142
8.9.1 Pflege im Bereich des Mundes 142
8.9.2 Zahn- und Mundpflege 143
8.9.3 Pflegerische Interpretationsmöglichkeiten von vorhandenen Schluckstörungen 144
8.9.4 Ethische Probleme im Zusammenhang mit der Ernährung 146
8.9.5 Orale Stimulation 146
8.9.6 Riechen 146
8.10 Auditive Angebote 152
8.11 Taktil haptische Angebote 156
8.12 Visuelle Anregungen 158
9 Körperbasierte Kommunikation in der Pflege 165
9.1 Veränderte Sichtweisen 166
9.2 Der Somatische Dialogals helfendes Gespräch 167
9.3 Vergleichbare Ansätze 168
9.4 Körperbasierte Kommunikation 169
9.5 Grundprinzipien der Körperbasierten Kommunikation 171
9.6 Kommunikation im Alltag 172
9.7 Vielfalt der Kommunikation 172
9.8 Zusammenfassung 174
10 Forschung: Basale Stimulation in der Pflege 175
10.1 Forschung oder reflektierte Überlegung 177
10.2 Notwendigkeit von Forschung 178
10.3 Möglichkeiten und Grenzen von Forschungsprojekten 179
10.4 Einordnung der Basalen Stimulation 181
10.5 Erste Erfahrungen 182
10.6 Unterstu?tzende Studienergebnisse des Konzepts 183
10.7 Forschungsergebnisse zur Basalen Stimulation 185
10.7.1 Konzeptvergleich 185
10.7.2 Haltung 186
10.7.3 Beziehung und Begegnung 187
10.7.4 Lebensgestaltung 190
10.7.5 Fachliche Kompetenz 190
10.7.5.1 Erfassungsinstrumente 190
10.7.5.2 Studien zu einzelnen relevanten Themen 193
10.7.6 Angehörigenbegleitung 195
10.7.7 Mitarbeiterförderung und Qualitätsentwicklung 196
10.7.8 Umgebungsgestaltung 197
10.7.9 Ergänzende Ergebnisse 198
10.8 Fazit 199
11 Anhang 201
Weiterentwicklungen 202
Literaturverzeichnis 203
Basale Stimulation im Hogrefe Verlag 212
Sachwortverzeichnis 213
Autorin und Autor 219
Organisation 221

Einleitende Gedanken


Menschen werden langsam oder auch plötzlich zu Menschen, die der Unterstützung anderer bedürfen. Sie werden dann meist mit dem Begriff „Patienten“ bezeichnet. Sie erleiden etwas, wie der lateinische Begriff patiens (leidend, erduldend, geduldig) beschreibt: Schmerz, Funktionsstörungen, Übelkeit, Verwirrung und auch Angst. Diese Menschen erleiden aber auch Behandlung, Eingriffe, Manipulationen und viele, zum Teil fremde und verwirrende Maßnahmen am eigenen Körper. In dieser Situation werden leidende Menschen vom selbstbestimmten Subjekt zu einem relativ fremdbestimmten Objekt von Diagnostik, Therapie und Pflege.

Das Ereignis oder der Prozess, der einen Menschen zum Patienten werden lässt, wird entweder als Schock, aggressiver Akt oder auch als schleichender Abbauprozess erlebt. Patient werden heißt auch immer, Verluste in Kauf nehmen zu müssen, „nicht mehr der Alte zu sein“ und sich bedroht zu fühlen. Patienten sind also nicht nur krank, sondern stehen inmitten eines oft sehr dynamischen, ja, turbulenten Entwicklungsprozesses ihrer Persönlichkeit. „Etwas“ ist aus den Fugen geraten, ist nicht mehr stimmig und organisiert sich neu, ohne dass der betroffene Mensch weiß, in welche Richtung diese Entwicklung geht.

Es ist uns bewusst, dass beispielsweise Menschen mit demenziellen Prozessen nicht automatisch zu Patienten werden. Aus diesem Grunde wechseln wir innerhalb des Textes häufig die Bezeichnungen. So reden wir von Betroffenen, beeinträchtigten Menschen oder eben von Patienten. (Anm. der Autoren zum Begriff Patient: In diesem Buch wird meist die männliche Form gewählt, gemeint sind jedoch ebenso Frauen und Mädchen sowie Personen, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen).

Pflegende haben die Aufgabe, sich mit dem ganzen Menschen auseinanderzusetzen. Sie können sich nicht ausschließlich auf seine Funktionsstörungen, auf die Krankheitssymptomatik im klassischen Sinn konzentrieren, sondern müssen all die Ängste, Aufregungen und Verwirrungen des Erkrankten mitberücksichtigen. Die Angehörigen nehmen in diesem Prozess eine bedeutende Rolle ein. Nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch seine Angehörigen bedürfen der Unterstützung, um in die veränderte Situation hineinzuwachsen. Hier sind Aufklärung, Anleitung, aber auch nahe Begleitung erforderlich.

Nur die ganze Person kann mit der Hilfe von Medizin, Pflege und therapeutischen Interventionen gesunden. Ein Pflegeverständnis, das sich zu eng auf die Krankheit bezieht, kann dem Menschen in einer sehr schwierigen Lebensphase nicht gerecht werden.

In diesem Buch beschäftigen wir uns insbesondere mit Menschen, die eine schwere längerfristige Einschränkung in wichtigen vitalen Funktionen zeigen. Die Patienten, von denen hier gesprochen wird, sind Patienten auf neurochirurgischen oder allgemeinen Intensivstationen ebenso wie Frühgeborene und Babys, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedürfen. Zudem sprechen wir von ausgeprägt altersverwirrten Menschen und neurologisch Beeinträchtigten sowie von Menschen, die sich im Sterben befinden.

All diese Menschen haben ein höchst individuelles Schicksal erlitten und dennoch kann von gewissen Gemeinsamkeiten ausgegangen werden. Ihre Identität, ihr Körper hat sich durch einen Schock, eine Verletzung, einen ärztlichen Eingriff oder eben durch Abbauprozesse und Funktionsverluste in radikaler Weise verändert. Die empfundenen Schmerzen lassen sie den eigenen Körper als feindlich erleben und das Gefühl von Verwirrung bewirkt eine persönliche Entfremdung. Davon ausgehend, dass das „Körper-Ich“ das primäre Selbst eines Menschen darstellt, wird leicht offensichtlich, dass auch körperliche Beeinträchtigungen eine existenzielle Bedrohung der Identität darstellen. Es kommt zum Verlust der persönlichen Integrität (integer, lateinisch = unberührt, unangetastet, heil, ganz).

Folgende Gedanken könnten für Patienten in dieser Situation typisch sein:

„Ich bin nicht mehr derjenige, der ich gewesen war, ich erkenne mich in meinem jetzigen Zustand kaum wieder. Ich fühle mich bedroht, habe Angst, so nicht mehr weiterleben zu können. Mein eigener Körper ist mir kein Zuhause mehr. Er wird mir fremd, bedroht mich sogar und scheint sich aufzulösen. Ich spüre, dass ich angegriffen und in Gefahr bin, mich selbst zu verlieren.“

Menschen, die sich in solchen Lebenssituationen befinden, fühlen sich gespalten und nicht mehr als die Person, die sie einmal waren.

Pflegerische und medizinische Maßnahmen traditioneller Art widmen sich insbesondere den gestörten bzw. geschädigten Bereichen des Körpers und ihren Funktionen. Häufig treibt die starke Konzentration auf pflegerische und medizinische Tätigkeiten, die die Krankheit und gestörte Organfunktionen betreffen, die Spaltung weiter voran. Gesundung, so unsere Überzeugung, ist hingegen ein aktiver Prozess des ganzen Menschen. Des Menschen, der sich selbst wieder neu organisieren muss, um zu einer neuen, möglicherweise veränderten Einheit zu finden.

Es kann nicht mehr von der traditionellen Sichtweise der Trennung von Körper, Geist und Seele ausgegangen werden. Diese Trennung ist rein virtuell und dient lediglich der Betonung eines bestimmten Schwerpunktes. Der Körper ist durch die Anwesenheit von Geist und Seele geprägt, er ist, bildlich betrachtet, durchwoben. Alle Erfahrungen des Körpers sind auch Erfahrungen, die die Psyche und das Bewusstsein des Menschen berühren. Körperliche Verletzungenkönnen zu Ängsten oder in ihrer Aufarbeitung zur Herausbildung von Vermeidungsstrategien führen, die dann bereits im Vorfeld quasi präventiv eingesetzt werden. Ebenso prägen psychische Verletzungen den Körper. Offensichtlich wird das bei depressiven Menschen, deren Körperhaltung ihrem Erleben angepasst ist, obwohl der Körper an sich nicht krank ist.

Das Konzept der Basalen Stimulation verspricht, dieser „Verwobenheit“ Rechnung zu tragen. Es stellt ein Angebot dar, die Neuorganisation des Patienten zu unterstützen. Die Selbstheilungskräfte, so unsere Annahme, sind im Wesentlichen im Patienten selbst zu suchen. Unsere Aufgabe ist es, ihm Hilfestellung zu geben, eine Atmosphäre und Umgebung zu schaffen, in der er die verbleibenden Kräfte nutzen kann, um sich selbst neu auszutarieren.

Pflege kann in nahezu aussichtslos erscheinenden Situationen helfen, den Alltag ertragbar zu machen. Pflege macht nicht gesund, Pflege hilft beim Gesundwerden. Gleiches gilt für medizinische Bemühungen. Auch sie müssen in einem aktiven Prozess, der nicht zwangsläufig Erfolg verspricht, in und mit den Patienten integriert werden.

Selbst in der Sterbephase übernimmt der Betroffene den wesentlichsten Anteil. Die Pflege kann ihm dabei nur Angebote zur Erleichterung und Begleitung des Sterbeprozesses machen. Der Sterbende selbst ist derjenige, der über ihre Bedeutung entscheidet. Viele Sterbende erleben es als bedrohlich, sich im letzten Lebensabschnitt zu verlieren (Kostrzewa, 2013).

Für Menschen, deren Lebensweg zu Ende geht, kann eine ganzheitliche, basal begleitende Pflege eine wichtige Hilfe sein, sich auf das Ende und den Übergang in eine andere Daseinsform zu ordnen und zu orientieren. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass eine solche Pflege für sehr viele Menschen eine große Erleichterung ist. Sie können sich mit dieser Unterstützung eher in Frieden von der Welt verabschieden und sie hinter sich lassen.

Ein wesentlicher Grundgedanke, der unser pflegerisches Handeln bestimmt, ist in dem Begriffsbestandteil „basal“ enthalten. Basal meint, dass wir uns der einfachsten und elementarsten Möglichkeiten bedienen wollen, um einen anderen Menschen zu erreichen und mit ihm in Kontakt zu treten. Basal bedeutet aber auch, dass wir auf die Basis, d.h. das Fundament des menschlichen Handelns, zurückgreifen. So einfach wie nur möglich, ohne Forderungen an den Patienten zu stellen und ohne stillschweigende Voraussetzungen zu formulieren, die unser pflegerisches Handeln erst in Gang setzen. Der Patient braucht keine Leistung zu erbringen, er muss sich nicht in einer bestimmten Art und Weise verhalten, er muss sich nicht einmal kooperativ oder offen zeigen. Gerade angesichts tief bewusstloser Menschen kommt der Gedanke des Basalen zum Tragen. In diesem Zustand ist deutlich, dass der Mensch physisch anwesend ist. Er ist durch seinen Körper mit dieser Welt existenziell aufs Engste verbunden. Auch wenn der Mensch unter Zuhilfenahme von herkömmlichen Mitteln nicht mit uns in Verbindung zu treten scheint, akzeptieren wir seinen Körper als seine Existenzform.

Tiefe Bewusstlosigkeit, das Leben im Koma, heißt nicht zwangsläufig, dass der Mensch in keinem Kontakt mehr mit der Welt steht (Bienstein & Fröhlich, 1994; Damasio, 1999; Monti & Sannita, 2016; Silva et al., 2019).

Eine Annäherung an den Patienten ist auch möglich, wenn von ihm keine Reaktion erkennbar ist. Wir setzen darauf, dass Patienten sehr viel mehr in ihren psychischen Tiefen wahrnehmen als von außen beobachtet werden kann (Zieger, 2000). Wir geben ihnen Hinweise über ihre Situation, wir vermitteln ihnen Kontakt und Kommunikation, wir sorgen dafür, dass sie mit der Welt in einer basalen Beziehung bleiben. Wir gehen davon aus, dass die körperliche Bewusstlosigkeit nicht mit einer seelischen oder psychischen Bewusstlosigkeit gleichzusetzen ist. Wir verfügen mittlerweile über viele Erfahrungen, dass Menschen, obwohl sie nach klassischen Erkenntnissen eindeutig bewusstlos waren, das Geschehen um sich herum wahrnahmen und später...

Erscheint lt. Verlag 25.1.2021
Zusatzinfo 73 Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Austausch • Basale Stimulation • Berührung • Bewegungssituationen • Einschränkungen • Entwicklungsanregung • Förderung • Ganzheitlich • Gesundheit • Grenzsituationen • Grundlagen • Kommunikation • Krisen • Lebenssituationen • Lernen • Pflege • Pflegepraxis • Regulationskompetenzen • Sterben • Stressreduzierung • Wahrnehmung
ISBN-10 3-456-96043-3 / 3456960433
ISBN-13 978-3-456-96043-2 / 9783456960432
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