Standardabläufe in der Augenheilkunde (eBook)
260 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-241952-0 (ISBN)
1 Okuloplastik inkl. Orbita und Tränenwege
1.1 Lidoperationen
Christoph Hintschich
1.1.1 Ziel der Therapie
Korrektur von Lidfehlstellungen, Entfernung von benignen oder malignen Lidtumoren, Eingriffe zur Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbilds.
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Entropium: unterscheide narbig – involutiv
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Epiblepharon: spontane Besserung; OP oft nicht erforderlich (meist erst ab 3.–4. Lebensjahr)
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Ektropium: unterscheide narbig – involutiv
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Trichiasis: fehlgerichtete Zilien aus normaler Lokalisation; häufig Rezidive
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Distichiasis: meist pigmentarme, dünne Zilien; Ursprung: Meibom-Drüsen („grey line“)
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Ptosis: frühkindliche kongenitale Ptosis – cave: Amblyopie
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Retraktion, Lagophthalmus: immer Hornhaut mitbeurteilen (cave: Augenoberflächenerkrankung, OSD)
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Blepharophimosesyndrom: mehrstufiges Vorgehen – cave: Amblyopie
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Kolobom: wenn keine OSD: abwarten, OP erst im Kleinkindesalter; bei Motilitätsstörung durch Adhäsionen, großem Defekt: frühe OP, cave Amblyopie!
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Dermatochalasis: funktionelle – ästhetische OP-Indikation
1.1.2 Indikation
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Absolut: z.B. maligner Tumor, OSD verursachende Lidfehlstellung
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funktionell/relativ: z.B. benigner Tumor, Lidfehlstellung ohne Gefahr einer Visusbeeinträchtigung
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elektiv (ästhetisch): z.B. Dermatochalasis, leichte involutive Ptosis
1.1.3 Vorbereitung
Aufklärungsgespräch:
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Indikation zur OP: absolut – elektiv
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Alternativen zu OP erläutern
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Risiken/mögliche Komplikationen
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operatives Vorgehen (Prinzip, keine Details)
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Allergieanamnese bei geplanter Lokalanästhesie
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Postoperativer Verlauf (Kühlung, Lagerung, Fadenentfernung, Nachbehandlung)
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ausreichend Bedenkzeit bis OP (juristisch > 24 Stunden)
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sorgfältige schriftliche Dokumentation
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Verwendung von Aufklärungsbögen
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wichtig: zusätzliche Inhalte handschriftlich stichpunktartig dokumentieren!
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Unterlagen bereits beim Vorgespräch ausfüllen und dem Patienten mitgeben
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Aufklärungsbogen mit Signatur vor OP kopieren
Fotodokumentation:
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Übersicht, frontal, seitlich, ggf. Spaltlampe
Erhöhtes Blutungsrisiko:
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familiäre Prädisposition/Koagulopathie
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Koagulationshemmung
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Thrombozytenaggregationshemmung (Medikamentenanamnese)
1.1.4 Vorbereitung unmittelbar präoperativ
Bei Lokalanästhesie:
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i.v. Zugang, Pulsoxymetrie, EKG-Elektroden
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ggf. Sedativum (7,5 mg Midazolam)
Hautdesinfektion mit Polyvidon-Jod-Lösung 10%:
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2 × Desinfektionslösung
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1 × Abwaschen mit Wasser/Ringer-Lösung
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1 × Trocknen
Steriles Abdecken:
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beide Augen und Mund/Nase möglichst frei lassen („Turban“)
1.1.5 Anästhesie
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Intubationsnarkose
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Lokalanästhesie: Bupivacain 0,5% mit Epinephrin 1:200000
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zusätzlich Tropfanästhesie: Tetracain-AT
1.1.6 Anschließende Therapie
Postoperativ:
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Kühlung (stoffummantelte Eis-Packs, „flexible“ Kühlbrillen)
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Lagerung/Schlafen mit erhöhtem Oberkörper
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topische Antibiose (AT/AS) nur bei exponierten resorbierbaren Fäden
Entlassungsbefund:
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Visus: bei jeder Kontrolle (auch wenn Patient protestiert)
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Spaltlampe: Hornhautoberfläche
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Augenliddimension/-funktion
Nahtentfernung:
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üblicherweise nach 1 Woche
Massage:
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Verordnung von Narbensalbe
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Anwendung frühestens 8–10 Tage nach Fadenentfernung
1.1.7 Anschließende Kontrollen
1. Tag postoperativ:
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klinische Kontrolle, Spaltlampe
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Verbandwechsel, ggf. Fotodokumentation
2 Tage postoperativ:
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1. Verbandwechsel bei freien Gewebetransplantaten (Haut, Schleimhaut)
1 Woche postoperativ:
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Entfernung der Hautfäden (gerne auch durch niedergelassenen Kollegen)
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klinische Kontrolle mit Spaltlampe, Befunddokumentation, Foto
Ambulante Kontrolle nach 6–12 Wochen:
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klinische Kontrolle mit der Spaltlampe: Funktionskontrolle (Lidschluss, -öffnung), Stellung, Symmetrie
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Fotodokumentation
1.1.8 Komplikationen/Aufklärung
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Infektion: sehr selten
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Blutung
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Schwellung, Hämatom
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Wunddehiszenz
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Über-/Unterkorrektur
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Lidfehlstellung
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Tränenträufeln (Epiphora)
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Asymmetrie
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Hornhautprobleme: OSD, Hornhautverletzung
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Schmerzen
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Visusminderung: bis Erblindung
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Rezidiv
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Re-OP
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Transplantatabstoßung
1.1.9 Bemerkungen
Bei elektiven und ästhetischen Eingriffen besonders umfangreiche Aufklärung.
1.2 Lidkantennaht
Christoph Hintschich
1.2.1 Ziel der Therapie
Ober- oder Unterlidrekonstruktion mit Wiederherstellung der Kontinuität der Lidkante.
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Trauma: Wiederherstellung der Lidkante
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Tumoren nach Exzision: Wiederherstellung der Lidkante
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Lidfehlstellungen: horizontale Lidverkürzung, z. B. Unterliderschlaffung mit Ektropium
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umschriebene Trichiasis: Wiederherstellung der Lidkante nach Exzision des Trichiasis auslösenden Teiles
1.2.2 Prinzip
Schichtweise Adaption von vorderer und hinterer Lidlamelle unter Vermeidung einer Stufenbildung der Lidkante.
1.2.3 Indikation
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Lazeration der Lidkante
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Substanzdefekt des Lides einschließlich der Lidkante
1.2.4 Kontraindikationen
Zustand nach mehrfacher Nahtinsuffizienz nach Lidkantennaht (Gewebe ist ödematös und entzündlich verändert). Vorgehen: Ziehen allen Nahtmaterials, Befund abheilen lassen und – falls erforderlich – Revision im Intervall nach 6 Monaten (z.B. mit temporaler Kanthotomie zur Reduzierung der horizontalen Spannung).
1.2.5 Vorbereitung
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Tetanusschutz prüfen bei Verletzungen
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Tropfanästhesie: Oxybuprocainhydrochlorid AT zur Bindehaut-/Hornhautanästhesie vor Hautdesinfektion
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Hautdesinfektion mit Polyvidon-Jod-Lösung 10%:
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2 × Desinfektionslösung
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1 × Abwaschen mit Wasser/Ringer-Lösung
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1 × Trocknen
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Steriles Abdecken
1.2.6 Anästhesie
Lokalanästhesie mit Bupivacain 0,5% (z.B. Carbostesin 0,5%) mit Epinephrin 1:200000: subkutane und...
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2020 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Augenheilkunde |
Schlagworte | Augen • Augenheilkunde • Entlassmanagement • Kostensenkung • Lexikon • Patientensicherheit • Postoperatives Schmerzmanagement • SOP • Standardabläufe • Standard Operating Procedures • Standards |
ISBN-10 | 3-13-241952-4 / 3132419524 |
ISBN-13 | 978-3-13-241952-0 / 9783132419520 |
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Größe: 11,4 MB
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