Palliative Care im Alten- und Pflegeheim -  Sabine Wöger

Palliative Care im Alten- und Pflegeheim (eBook)

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu den Grundlagen
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
204 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-8857-5 (ISBN)
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Dieses Buch entstand infolge der 20-jährigen Projektarbeit der Autorin in oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen zum Thema 'Hospizliche und palliative Sorge um alte Menschen'. Es orientiert sich an häufig gestellten Fragen von geriatrisch Pflegenden zu den Grundlagen von Palliative Care. Beispielsweise werden die Themen `Interdisziplinarität`, 'totaler Schmerz`, `Angehörigenbegleitung`, `Rituale`, `Sterben`, `Ethik` und `Recht` erläutert. In der Altenpflege Tätige erfahren Ermutigung, ihrer Berufung treu zu bleiben, verfügbare Möglichkeiten für die palliative Pflege der Bewohnenden und für eine respektvolle Begleitung der Angehörigen auszuschöpfen, allen Hindernissen zum Trotz. Ferner soll die Bedeutung der Sorge um die eigene Psychohygiene und des Zusammenhalts im Team gestärkt werden. Die Lesenden erhalten eine hilfreiche und praxisorientierte Handreichung für die palliative Altenpflege.

DDDr.in Sabine Wöger, MMMSc, MEd, ist Gesundheitswissenschafterin und Psychotherapeutin mit einer logotherapeutischen und tiefenpsychologischen Ausrichtung. Palliative Care bildet einen Schwerpunkt ihres beruflichen Wirkens. www.sabinewoeger.at

Geschichtliche Aspekte zur Entstehung von Hospizen


Erste Hospize im Christentum

Die Existenz der ersten Hospize fällt mit dem Beginn des Christentums im 1. Jahrhundert zusammen. Bereits im Römischen Reich fanden Bedürftige, Kranke und Sterbende in Hospizen Unterkunft und Hilfe. Anfangs leiteten religiös engagierte Personen diese Einrichtungen. Ab dem 4. Jahrhundert wurde diese Aufgabe nach und nach von den damals entstehenden Ordensgemeinschaften übernommen. Für das Christentum war Jerusalem bzw. das Heilige Land als Stätte des Wirkens Christi und als Ausgangspunkt seiner Lehre von zentraler Bedeutung. Die Verehrung von Märtyrern und von für heilig angesehenen Menschen motivierte zum Besuch jener Orte, wo diese wirkten. Der Glaube, Gott und somit dem Heiligen an einem solchen Ort begegnen zu können, auch der Wunsch, sich selbst auf dem Weg dorthin religiös zu vertiefen, förderte die Entwicklung des Pilgerwesens (Dorninger, o. J., S. 1–2).

Im Mittelalter ist der Grundgedanke von „Hospitalität“ zentral

Im Mittelalter, in der Zeit zwischen dem 6. und 14. Jahrhundert, bildeten sich eigene Hospitalorden, die vor allem in entlegenen Gebieten entlang gefährlicher Wegpassagen wie Alpenpässe und Flussübergänge den Pilgernden, Kranken und Sterbenden Unterkunft und Hilfe anboten. Zur selben Zeit existierten auch in Europa Bruderschaften, die sich des Schutzes der Pilgernden sowie der Versorgung der Armen und Kranken annahmen. Der damalige Grundgedanke war „Hospitalität“ im ursprünglichen Sinne von „Gastfreundschaft“ (DUDEN, o. J.b, o. S.). Während der Zeit der Kreuzzüge gründeten christliche Orden entlang der Kreuzfahrerrouten Hospize, in denen Kranke und Verwundete versorgt und Reisenden eine Herberge geboten wurde. An den großen Pilgerwegen entlang der „Via Sancti Jacobi“ in Frankreich, in Nordspanien oder an der „Via Francigena“ in Italien fanden sich diverse Unterkünfte, Herbergen, Hospitäler und ebenso Hospize, in denen vor allem arme Pilgernde unentgeltlich verpflegt wurden. Die Hospize wurden an prominenten Orten errichtet, etwa entlang der Pässe „Somport“ in den Pyrenäen, „Großer St. Bernhard“ und „Gotthard“ in den Alpen, an Flussübergängen bei der „Rhônebrücke“ in Avignon im Südosten Frankreichs oder in „Puente la Reina“ in Spanien. Die kostenlose Verpflegung für ärmere Pilgernde konnte jedoch nicht von allen Hospizen bzw. Hospitälern beständig geleistet werden, weshalb sie zeitlich limitiert war (Dorninger, o. J., S. 5–6).

Im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Kreuzzüge, wurden die Ritterorden gegründet. Die Ordensritter waren Mönche und Ritter zugleich. Sie sorgten für das sichere Geleit der Pilgernden zu den Wallfahrtsorten. Zu Beginn des Jahrhunderts einte „Raymond du Puy“, 1083–1158, eine Bruderschaft zum „Johanniterorden“ (Schäfer, J., 2019, o. S.). Der Orden wirkte in einem bereits vor Beginn des ersten Kreuzzuges in Jerusalem erbauten Hospitals, dem sich Kreuzfahrer zugesellten, um Verwundete und Pilgernde zu pflegen. Die primäre Aufgabe von Hospizen lag in dieser Zeit im Bereitstellen von Unterkünften für die Pilgernden.

Hospize werden von Seuchenhäusern abgelöst

Mitte des 15. Jahrhunderts, in der Zeit nach den Kreuzzügen und Pilgerreisen, wurden die Hospize von „Seuchenhäusern“ abgelöst, wodurch sie eine weitere Profilierung erfuhren. Zu dieser Zeit wurde in Europa die Pest von Asien über den Seeweg eingeschleppt. Diese Seuche, die sich entlang der Handelsstraßen über den gesamten Kontinent ausbreite, wurde auch als „Schwarzer Tod“ bezeichnet. Die Menschen interpretierten die tödliche Krankheit als eine Strafe Gottes und fühlten sich umso mehr zum Besuch von Gottesdiensten motiviert, was zur rasend schnellen Verbreitung der Erkrankung führte. Damals gab es noch kein Wissen über Krankheitserreger, über den Schutz vor Ansteckung und Therapiemöglichkeiten. Um einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken, entstanden die Seuchenhäuser außerhalb der Städte, in denen Schwerstkranke und Sterbende in christlicher Nächstenliebe gepflegt wurden. Die Seuche forderte allein in Europa mehr als 20 Millionen Menschenleben (Bulst, 2011, o. S.).

Krankenhäuser übernehmen hospizliche Aufgaben

In der Neuzeit, Anfang des 16. Jahrhunderts, übernahmen Krankenhäuser die Aufgaben der Hospize. Ihr Schwerpunkt lag auf der Behandlung körperlicher Beschwerden. Psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen wurde in dieser Zeit noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zunehmend galt der Tod bei der Ärzteschaft als ein Versagen der medizinischen Kunst, weshalb sie sich vorwiegend auf diejenigen konzentrierte, bei denen noch Hoffnung auf Heilung bestand (Platow & Böcher, 2010, S. 90– 91).

Pionierinnen von Palliative Care


Mary Aikenhead


Mary Aikenhead, 1787–1858, wurde in Cork in Irland geboren. Bereits als 15-Jährige war sie Feministin und Pionierin der „Anglikanischen Gemeinschaft“. Danach konvertierte sie zum römisch-katholischen Glauben. 1815 gründete sie gemeinsam mit Alicia Walsh nach Abschluss ihres Noviziats die Kongregation „Religious Sisters of Charity“, „Religiöse Schwestern der Barmherzigkeit“, als Antwort auf die wachsende Armut in der Stadt. Der Orden nahm sich der Pflege sterbender Menschen gemäß dem Motto „Caritas Christi urget nos“, das bedeutet „die Liebe Christi drängt uns“ (Anmerkung der Verfasserin: „zum Handeln und Helfen“), an. Zu dieser Zeit gab es in Dublin doppelt so viele Tuberkulose-Erkrankungen wie in London und Glasgow, jene von Typhus und Masern waren sogar dreimal so hoch wie die in London.

Dublin hatte 1889 die höchste Todesrate von allen europäischen und nordamerikanischen Städten. Nur beispielsweise jene von Kalkutta war noch höher. Aikenhead gründete für die Armen, sozial Benachteiligten, Kranken und Sterbenden 13 Häuser in Irland. 1834 gründete sie in St. Stephens` Green das „St. Vincents` Hospital“. Es war das erste von Frauen gegründete und geführte Spital und Vorläufer des „St. Vincents` University Hospital“ in Elm Park.

Aikenhead erwarb „Greenmount“, ein Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert, das sich auf dem ländlichen Gebiet des „Harolds` Cross“ befand und zog 1845 mit der Kongregation dort ein. Die Ordensschwestern nannten das Haus „Our Ladys` Mount“. Weitere Gebäude wurden errichtet, etwa eine Abendschule für Frauen und Mädchen, eine Sonntagsschule und eine Ganztagsschule. Ab 1879 wurden im Zuge der Pockenepidemie in Dublin in Our Ladys` Mount vor allem Pockenerkrankte betreut. Eine Ordensnovizin infizierte sich und steckte weitere 16 Ordensfrauen mit dem Virus an. Obwohl alle überlebten, war es ratsam, eine Niederlassung noch weiter von der Stadt entfernt zu suchen, zumal die Schwesterngemeinschaft zahlenmäßig gestiegen war. Es wurde eine Liegenschaft bei Milltown gekauft und in „Mount St. Annes`“ umbenannt. Die Kongregation überlegte die Eröffnung eines Hospizes. Aus den Dokumentationen zweier Ordensfrauen geht hervor, dass sich die Schwestern belastet fühlten, weil sie jene Menschen, die zu Hause keine adäquate Versorgung erfuhren oder von den Ärzten als unheilbar eingeschätzt wurden, entlassen werden mussten, weil das Mount St. Annes` nicht als Hospiz geführt wurde. Die Ordensfrauen hatten viele Sorgen: der Bettenmangel, die Angst vor Übertragung des Pockenvirus auf andere Erkrankte, ein Mangel an effektiven Behandlungsmethoden und die Präferenz des medizinischen Personals, vorwiegend jene zu behandeln, denen geholfen werden konnte, auch wenn es in dieser Zeit die wenigsten waren. Die Zurückhaltung gegenüber unheilbar Erkrankten war zu dieser Zeit gängig und für Aikenhead schließlich die hauptsächliche Motivation für die Gründung eines Hospizes.

1879, nach Aikenheads Tod, gründete die Kongregation das „Our Ladys` Hospice“ in Harolds Cross. Das Haus wurde mit neun Betten eröffnet. Es sollte die Betreuung von Akuterkrankten gewährleisten und sich strukturell von einem Krankenhaus unterscheiden. 1880 wurde es auf vierzig Betten aufgestockt und durch Fundraising finanziert. Auch die Armen spendeten Geld für das Hospiz. Wegen des erhöhten Betreuungsbedarfs Schwerkranker wurde 1886 der Grundstein für ein weiteres Hospiz in Dublin gelegt. Alle Bedürftigen, unabhängig von der religiösen Orientierung, von Status und Vermögen, wurden in diesem Hospiz betreut. Der Orden eröffnete 1905 das „St. Josephs` Hospice“ in London, in dem auch Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospizbewegung, arbeitete. Das „Mary Aikenhead Heritage Centre“ informiert über Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Ordensfrau, die sich unermüdlich für wohltätige Zwecke einsetzte. Das...

Erscheint lt. Verlag 12.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-7519-8857-2 / 3751988572
ISBN-13 978-3-7519-8857-5 / 9783751988575
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