Das Toxoplasmose Handbuch -  Uwe Auf der Straße

Das Toxoplasmose Handbuch (eBook)

Ein Parasit täuscht die Medizin und macht uns krank - Toxoplasma gondii erkennen und behandeln
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2019 | 5. Auflage
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-2496-2 (ISBN)
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Müdigkeit, Erschöpfung, Muskelschmerzen, Antriebslosigkeit, Kurzatmigkeit, Leistungsschwäche, Schweissausbrüche, Morgensteifigkeit, Gelenkschmerzen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, depressive Verstimmung, Aggressivität, Ängste, Sehstörungen, Schwindel, Schlafstörungen Toxoplasma gondii ist ein winziger Parasit, mit dem 50% der Menschen in Deutschland infiziert sind. Dies sind die Symptome, die er auslöst, wenn er aktiv wird - eine beunruhigende Erkrankung, die bei weit mehr Menschen auftritt, als man bisher annimmt. Toxoplasmen verfügen über eine hervorragende Tarnung und werden deshalb von unseren Laborwerten oft nicht erfasst - und von der Medizin bisher völlig unterschätzt. Die Folge ist, dass bei Menschen mit diesem Krankheitsbild eine Toxoplasmose meist überhaupt nicht in Erwägung gezogen wird, und diese Patienten dann aufgrund einer vermeintlichen psychosomatischen Erkrankung behandelt werden. Allein in Deutschland könnten vorsichtig geschätzt 800.000 Menschen betroffen sein, zudem kann eine Toxoplasmose - Reaktivierung auch häufig durch Covid-19 ausgelöst werden und so ein post-Covid imitieren. Dieses Buch zeigt auf wissenschaftlicher Basis und in allgemeinverständlicher Form, wie eine Toxoplasmose zu erkennen ist, und welche Erfolge mit den entsprechenden Therapien zu erzielen sind. Viele Menschen könnten davon profitieren, wenn sich die Medizin nur endlich von der Vorstellung lösen könnte, diese Erkrankung sei harmlos und allein mit Laborwerten sicher zu diagnostizieren.

Dr. med. Uwe Auf der Straße arbeitet nach dem Studium der Medizin an der Ruhr Universität Bochum und 7 1/2 jähriger Ausbildung in Allgemeinmedizin, Innerer Medizin, Chirurgie und Naturheilverfahren seit 2001 als niedergelassener Allgemeinmediziner in seiner Heimatstadt Herten

3. Algerien 1909, Prag 1923, New York 1938, Palo Alto 1994, Wolverhampton 2003, Sao Paulo 2006, Tokio 2019


Algerien 1909

Am Institut Pasteur in Tunis, in dem heute noch Impfstoffe produziert werden, entdecken die Ärzte Nicolle und Manceaux 1909 Toxoplasma gondii. „Das“ Instrument schlechthin dafür ist das Lichtmikroskop, das Mikroskopieren wird zu dieser Zeit ganz selbstverständlich von vielen Ärzten und Forschern ausgeübt. Sie untersuchen Gewebsproben eines verendeten „Gundi“ (ein kleines Nagetier in Meerschweinchengröße) und finden dort seltsame kommaförmige Mikroorganismen, die in den Geweben Zysten bilden und sich nicht wirklich wie Bakterien verhalten. Sie stufen ihre Entdeckung als Protoplasmen (kleinste einzellige Tierchen) ein und nennen sie „Toxoplasma gondii“ (ein Schreibfehler), also etwa „gekrümmtes Wesen im Gundi“. Sie können dazu einen Artikel mit dem Titel Sur un protozoario nouveau du gondii in einer angesehenen Fachzeitschrift veröffentlichen (88). Da auch andere Kollegen mikroskopieren, werden in den folgenden Jahren im Zusammenhang mit Krankheitsfällen auch beim Menschen Toxoplasmen mehrfach nachgewiesen und die daraus folgenden Erkrankungen beschrieben.

Prag, 1923, Tschechisches Kinderhospital

Ein Augenarzt, Josef Janků, beschreibt den traurigen Fall eines Kindes, das im Alter von 11 Monaten verstirbt. Es litt an einem „Hydrozephalus“, einer angeborenen Missbildung. In der Übersetzung ist dies ein „Wasserkopf“, ein unschönes aber sehr zutreffendes Wort, und es beschreibt eine Zirkulationsstörung des Hirnwassers, die zu einem Anschwellen des ganzen Kopfes führen kann. Im Augenhintergrund finden sich deutliche Zeichen einer Toxoplasmose. Dies gilt als der erste bewiesene Fall einer toxoplasmabedingten Erkrankung eines Menschen, auch gelingt dem Arzt das erste Foto von Toxoplasmen. Wir wissen heute, dass ein Hydrozephalus als Folge einer Toxoplasmainfektion im Mutterleib entstehen kann. Quelle: Janků, 1923 (66)

New York 1938, Babies Hospital

Am 23. Mai 1938 wird ein kleines Mädchen geboren, es ist krank und schon nach drei Tagen entwickelt sich eine Entzündung der Netzhaut beider Augen, das Kind verstirbt traurigerweise nach einem Monat. In Gewebsproben der Netzhaut und des Gehirnes wird Toxoplasma gondii nachgewiesen. Mit diesen Proben wird auch gezeigt, dass Toxoplasma gondii auf Versuchstiere übertragen werden kann. Dies ist wahrscheinlich der erste gesicherte Hinweis, dass es für diesen Parasiten keine biologische Grenze zwischen Tieren und Menschen gibt. Quelle: Wolf, 1938 (130)

Palo Alto, Kalifornien, November 1994

Eine 43-jährige Frau wird mit einer lebensbedrohlichen Herzschwäche in das kommunale Krankenhaus eingeliefert. Sie leidet an unklaren Muskel- und Kopfschmerzen. Außerdem hatte der Hausarzt eine einzelne Lymphknotenschwellung und grippeähnliche Symptome notiert. Bis zu dieser Erkrankung war sie sehr gut belastbar, Bergwanderungen bis 45° Steigung über eine Distanz von etwa 3,7 km waren problemlos möglich. Eine Herzkatheteruntersuchung zeigt freie Herzkranzgefäße, die Auswurfleistung des Herzens ist jedoch deutlich reduziert. Eine Gewebsprobe zeigt eine Herzmuskelentzündung.

Als Ursache der Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Herzmuskelentzündung wird mit Hilfe von Laboruntersuchungen eine akute Toxoplasmose festgestellt. Im weiteren Verlauf entwickelt sich noch eine Netzhautentzündung durch die Toxoplasmose. Die Patientin hatte sich sehr wahrscheinlich 4 Wochen zuvor durch den Verzehr von rohem Lammfleisch infiziert. Nach mehrmaliger Toxoplasmosetherapie wird sie wieder gesund.

Dies ist ein besonders sorgfältig dokumentierter Fall, der hier nur in sehr verkürzter Form wiedergegeben werden kann – das Original ist besonders für Mediziner lesenswert. Die Ärzte forderten als Konsequenz, bei Patienten mit unklarer Herzmuskelentzündung und unklarer Muskelentzündung eine Toxoplasmose in Betracht zu ziehen. Quelle: Montoya, 1997 (85)

Wolverhampton Primary Care Trust, England, 2003

Die Ärzte rätseln, warum ihnen ein 32-jähriger Mann immer mehr in eine schwere Depression entgleitet. Sie untersuchen ihn nochmals eingehend, und nun fällt auf, dass er neben der Depression seit 7 Monaten auch an weiteren Symptomen wie einer ausgeprägten allgemeinen körperlichen Schwäche, Schwindel und Tinnitus leidet. Die weiteren technischen Untersuchungen ergeben erhöhte Toxoplasma-Antikörper, sonst wird kein auffälliger Befund festgestellt. Die Ärzte beginnen mit einer Therapie gegen die Toxoplasmose und können nun endlich deutliche Besserungen feststellen. Auch die Antidepressiva wirken jetzt und der Patient erholt sich innerhalb von 6 Monaten vollständig. Quelle: Nilamadhab Kar & Baikunthanath Misra, 2003 (89)

Hospital do Servidor Público Estadual São Paulo, Brasilien 2007

Ein 41 jähriger Mann wird in die Notfallabteilung des Hospital do Servidor Público Estadual in São Paulo aufgenommen. Der Patient war bisher gesund und nahm keinerlei Medikamente ein. Nun leidet er seit 8 Tagen an Fieber, Kopfschmerzen und Schmerzen der Muskulatur, seit 4 Tagen an Übelkeit und Erbrechen. Er hatte 20 Tage zuvor halbrohes Fleisch gegessen. Bei der Untersuchung fallen hohes Fieber, eine Vergrößerung der Leber und der Milz und ein deutlich beschleunigter Herzschlag von 115 Schlägen pro Minute auf, jedoch zeigen sich keine geschwollenen Lymphknoten.

Erhöhte Laborwerte zeigen eine Leberentzündung zunächst unklarer Ursache mit einer Gelbsucht an, weitere Laborabweichungen sind zunächst nicht eindeutig zuzuordnen. 36 Stunden nach der Aufnahme entwickelt sich eine beidseitige Lungenentzündung, die Sauerstoffkonzentration im Blut nimmt bedrohlich ab, und der Zustand des Patienten verschlechtert sich deutlich. Die behandelnden Ärzte unterstützen die Atmung mit einer Sauerstoffgabe und verabreichen über Infusionen eine 3-fach Kombination von Antibiotika. Auch dies hilft nicht, und es werden weitere Blutuntersuchungen vorgenommen, hierbei werden Antikörper gegen Toxoplasma gondii nachgewiesen. Daraufhin wird sofort mit einer zielgerichteten Therapie begonnen.

In den folgenden 3 Tagen verschlechtert sich die Atemsituation des Patienten noch weiter, und es entwickelt sich eine schwerwiegende Blutarmut. Erst ab dem 4. Tag der Toxoplasmose-Therapie kommt es zu einer deutlichen Besserung, und er kann nach insgesamt 12-tägigem Krankenhausaufenthalt entlassen werden; die Therapie wird über insgesamt 30 Tage fortgesetzt. Letztlich wird nachgewiesen, dass es sich bei den Toxoplasmen um den gefährlichen Typ III handelte, und es ist sicher bemerkenswert, wie schnell und aggressiv dieser Krankheitsverlauf war, obwohl der Patient nicht durch Vorerkrankungen geschwächt war – zweifellos war die Toxoplasmose-Therapie hier lebensrettend. Quelle: Leal, Fabio Eudes et al. 2007 (77)

National Center for Global Health and Medicine, Tokio 2019


Ein 57-jähriger Mann wird mit Fieber und leichter Desorientiertheit in das National Center for Global Health and Medicine in Tokio eingeliefert. Er ist müde und erschöpft, seine Sprache ist verwaschen. Es besteht eine leichte Blutarmut, seine CD4 T-Helferzellen sind mit 58 Zellen pro Mikroliter deutlich vermindert (normal 500 – 1500), er ist HIV positiv mit 5.1 x 105 RNA Kopien pro Mikroliter. In der Kernspinaufnahme des Kopfes werden 3 bis zu 1,7 cm große Läsionen gefunden, in dieser Kombination spricht dies deutlich für eine Toxoplasmose. Diese kann jedoch zunächst weder im Liquor (Hirnwasser) noch im Blut nachgewiesen werden.

Erst in einem weiteren Untersuchungsschritt können schließlich mit einer speziellen Labortechnik (LAMP) Bestandteile von Toxoplasmen im Liquor nachgewiesen werden, damit ist eine Toxoplasmose als Ursache der Hirnentzündung identifiziert. Dies ist eine bekannte Komplikation von HIV Infektionen, vor allem wenn die CD4 T-Helferzellen wie in diesem Fall deutlich vermindert sind. Zum Zeitpunkt dieser Diagnose sind die konventionellen Antikörpertests weiterhin negativ. Es erweist sich als schwierig eine für diesen Patienten verträgliche und effektive Therapie zu finden, die Lösung ist letztlich eine hochdosierte Kombination von 2 Antibiotika, 2400 mg Clindamycin und 1200 mg Azithromycin täglich. Der Zustand des Patienten verbessert sich nun zusehends und die Herdbefunde im Gehirn bilden sich bei den nachfolgenden MRT Kontrollen deutlich zurück. Lebensrettend für diesen Patienten war, dass die Ärzte sehr aufmerksam waren und sich nicht einfach mit den negativen Bluttests zufrieden gaben, sondern eine spezielle Technik einsetzten um Toxoplasmen im Hirnwasser nachzuweisen.

Das Toxoplasma IgG wurde in diesem Fall letztlich erst mit einer Verzögerung von 6 Monaten nach Krankheitsbeginn positiv. Das IgM, das eine Behandlungsbedürftigkeit sicher hätte anzeigen sollen, blieb hingegen vollständig negativ. Wenn die Ärzte sich nur auf diese üblichen Antikörpertests verlassen hätten, so wäre keine entsprechende Behandlung erfolgt und der Patient sehr wahrscheinlich verstorben. Quelle: Shiojiri Daisuke et al....

Erscheint lt. Verlag 20.6.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-7481-2496-1 / 3748124961
ISBN-13 978-3-7481-2496-2 / 9783748124962
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