Die Philosophie des Singens

Bettina Hesse (Herausgeber)

Buch | Hardcover
272 Seiten
2019
mairisch Verlag
978-3-938539-55-2 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
Die Stimme ist unser ureigenstes Instrument, und wir haben sie jederzeit bei uns. Sie steht im Zentrum einer Philosophie des Singens, wenn wir uns fragen: Was ist Singen überhaupt? Ist es künstlerischer Ausdruck, Spiegel der Seele oder ein politischer Akt? Was bedeuten cantabile, parlando oder die ganze Stimme, und was können wir für sie tun? Wie singen Tiere? Reicht der Gesang auch bis in die Stille? Welche Rolle spielt er in Nietzsches Philosophie? Hat das Akustische tatsächlich Vorrang vor der Schrift, wie Derrida behauptet? Und ist es ein Unterschied, gemeinsam im Kneipen- oder Kirchenchor zu singen oder alleine unter der Dusche?
20 Autor innen schreiben über philosophische, poetische und praktische Aspekte einer Kulturtechnik, die immer auch Teil unseres ganz natürlichen Ausdrucks ist. Seit dem Orpheus-Mythos hat das Singen die Philosophie und Literatur geprägt - und tut es noch heute.

Herausgeberin und Autorin Bettina Hesse singt seit vielen Jahren. Und auch alle Autor innen, die in diesem Band zu Wort kommen, haben Spaß am Singen, als Philosophen und Literaten, als Chorleiter und Sängerinnen, mit Stimmperformance und Weltmusik, auf der Bühne, in der Natur, in der Liturgie oder Musiktherapie, selbst im Duett mit Bienen.

Mit Beiträgen von:
Ralf Peters (Stimmkünstler & Philosoph), Jeanette Zippel (Künstlerin), Volkmar Mühleis (Autor & Dozent), Alexandra Naumann (Sängerin & Dozentin), Lisa Pottstock (Philosophin & Chorleiterin), Maximilian Probst (Journalist), Angela Steidele (Autorin), Mariana Sadovska (Sängerin & Musikerin), Ernesto Pérez Zúñiga (Autor), Konrad Heiland (Musiktherapeut), Bettina Wenzel (Stimmkünstlerin & Komponistin), Julia Hagemann (Sängerin & Chorleiterin), Nika Bertram (Autorin), Ute Almoneit (Autorin), Josef-Anton Willa (Theologe & Seelsorger), Maria Gorius (Kulturwissenschaftlerin), Irene Kurka (Sopranistin), Monika Buschey (Autorin), Markus Stockhausen (Musiker) und Bettina Hesse.

Bettina Hesse (Hg.) lebt in Köln. Ihre Leidenschaft als Autorin, Herausgeberin und Dozentin gilt der Literatur, doch das Singen ist Lebenselixier, schon seit dem Philosophiestudium. Mit verschiedenen Ensembles, ihrem Jazzkammerchor oder Projektchören tritt sie regelmäßig auf. Als Stimmperformerin sucht sie – ähnlich wie beim Schreiben – nach allen Aspekten der Stimme, in der Gefühle und Geschichten mitklingen, kurz: nach der ganzen Stimme. | www.stimmfeld-verein.de |www.rhein-woertlich.de Zu "Die Philosophie des Singens" schreibt die Presse: »Ein Mosaik, das zeigt, wie elementar und zentral Singen für unser Leben ist.« Dagmar Penzlin, NDR Kultur »Der schön gestaltete Band ist eine gut gefüllte Fundgrube: So viele Töne, so viele Stimmen. Auch Orpheus, diese Wette sei gewagt, würde das Buch empfehlen.« Martin Oehlen, Bücheratlas »Um die Stimme, das körpereigene Instrument, drehen sich viele der klugen und klangvollen Gedankenketten von 22 Autoren in diesem feinen Buch.« Barbara Weitzel, Welt am Sonntag »Wir machen es unter der Dusche und in der Kirche; auch Tiere tun es: Wale, Fledermäuse und sogar Bienen. Die Rede ist natürlich vom Singen, dessen Kraft und Urgewalt sich nun ein reichhaltiges Sachbuch widmet. "Die Philsophie des Singens" versammelt Beiträge von Komponisten und Musiktherapeuten, Sängern und Chorleitern. Heraus kommt ein Vielklang aus Literatur, Politik und Alltag. Sehr stimmig.« Stern »Gesang bedeutet eine Vielfalt von Lauten. Die Philosophie des Singens zeigt das Singen als Erkenntnisform, in der großes Potenzial, aber auch die Gefahr der Manipulation steckt. Gesang ist politisch.« Christian Berndt, Deutschlandfunk Kultur

Ralf Peters, Stimmkünstler & Philosoph, spannt den Bogen von Platon über Nietzsche bis zur extended voice und der Anthropologie der Stimme. Der Ästhetikdozent und Sänger Volkmar Mühleis untersucht das Verhältnis zwischen Singen und Sprechen im Parlando. Die Autorin Angela Steidele erläutert die Ursprünge gesungener Dichtung in der Antike und stellt die Frage, wie wichtig das Singen für das Schreiben ist. Musiktherapeut Konrad Heiland schreibt über die freien Töne und ihren Einsatz in der Musiktherapie. Herausgeberin Bettina Hesse untersucht den Zusammenhang von Hören, Singen und Stille. Jazzsängerin Alexandra Naumann beobachtet die Stimme und ihre Entwicklungen im Verlauf eines ganzen Lebens. Die Stimmperformerin und Komponistin Bettina Wenzel sieht ihren Gesang als Gratwanderung zwischen Geschehenlassen und Eingreifen auf dem Weg zur Freiheit. Julia Hagemann, Musikkabarettistin und Stimmcoach, zeigt, was wir für die Stimme tun können, damit Gesang cantabile wird. Josef-Anton Willa, Theologe und Kirchenmusiker, schreibt über die Bedeutung des Singens in der Kirche. Die Musikerin und Sängerin Mariana Sadovska erkundet den „Weißen Gesang“ ihrer Heimat, der Ukraine, die Künstlerin Jeanette Zippel erzählt uns vom Gesang der Bienen und Ernesto Pérez Zúñiga schreibt über den Gesang im Flamenco.
Über Chöre in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen, vom Kirchenchor und den klassischen Chor über den Popchor bis hin zum Kneipenchor schreiben Ute Almoneit, Nika Bertram, Maria Gorius und Simon Rummel. Autorin und Stimmforscherin Monika Buschey steuert einen Monolog der Eurydike bei. Während die Philosophin Lisa Pottstock das Singen als performativen Akt im Sinne von Judith Butler einordnet, stellt Journalist Maximilian Probst fest, dass es das ganze Leben lang darum geht, „seine Stimme zu erheben“. Und Markus Stockhausen schließt mit einer Betrachtung über Singen und Stille.

Leseprobe aus: Lisa Pottstock – »Atmen muss ich sowieso« Singen ist verwegen, an einem harmlosen Ort zeigt es sich gewaltig. Ich weiß davon, seitdem ich zum ersten Mal gesungen habe und mich dabei ein Schauder traf, der mir uneinholbar vorkam. Den Mund zu öffnen und einen Ton hinauszugeben, der dann unter keinen Umständen zurück in meine Kehle zu holen war, für immer herausgegeben, vielleicht von einem zum Hören bereiten Ohr empfangen und verarbeitet – das schien mir auf eine stille Weise ein radikaler Vorgang. Für radikal hielt ich, was mit den Entscheidungen des Lebens zu tun hatte, mit den eigenen Entscheidungen, die mir noch weit entfernt und zukünftig waren. Das Radikale am Singen passierte seltsam still, ganz beiläufig war es zugegen in diesem Kinderchor, der doch vor allem das Vergnügen verhießen hatte. Vom Spaß hatten wir gehört, den das Singen machte, jungen und alten Menschen zugleich, und dass gemeinsames Singen etwas richtig Schönes sei. Radikal hörte sich das nicht an, eher nach allgemeiner Freundlichkeit. Der Spaß hat sich auch sofort gezeigt. Freimütig hat er sich eingestellt und tut es seitdem, sobald ich auf Räume des Singens stoße. Darunter aber stürmte es. Hier ging es nicht mehr um ein harmloses Singvergnügen, das mir auch später noch oft wie ein Missverständnis vorkam. Während wir eifrig kleine Töne lernten, ging es darunter um nichts Geringes als die eigene Existenz. Es ging um den eigenen Körper, der sich da irgendwie nach Außen gab und zur Verfügung stellte um willen einer Erfahrung, die die mir vorhandenen Dimensionen überstieg. Sie hatte zu tun mit etwas, das nur in der Gegenwart geschehen konnte, mit einem Loslassen, das einen zugleich anfüllte. Sie war die Erfahrung einer sehr entschiedenen Kraft.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Philosophie
Sprache deutsch
Maße 150 x 210 mm
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Klassik / Oper / Musical
Geisteswissenschaften Philosophie
Medizin / Pharmazie Physiotherapie / Ergotherapie Ergotherapie
Schlagworte Cantabile • Chor • Derrida • Gesang • Gesangsverein • Kneipenchor • Kunst • Nietzsche • Orpheus • Parlando • Philosophie • Singen • Tiere
ISBN-10 3-938539-55-0 / 3938539550
ISBN-13 978-3-938539-55-2 / 9783938539552
Zustand Neuware
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