Biologische Psychologie -  Niels Birbaumer,  Robert F. Schmidt

Biologische Psychologie (eBook)

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2006 | 1. Auflage
861 Seiten
Springer-Verlag
978-3-540-30350-3 (ISBN)
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Das spannende Fachgebiet Biologische Psychologie erforscht die Zusammenhänge zwischen biologischen Prozessen und Verhalten. Dabei werden die Lebensprozesse aller Organe des Körpers, nicht nur des Gehirns, betrachtet. Das erfolgreiche Lehrbuch 'Biologische Psychologie' liefert hier einen lebendigen und anschaulichen Gesamtüberblick sowohl der Physiologie als auch der Physiologischen Psychologie. Die biologischen Grundlagen unseres Verhaltens werden von physiologischen Prozessen bis zu komplexen Funktionen des ZNS, wie Bewusstsein, Motivation und Kognitionen, beschrieben. die engen Beziehungen zwischen 'Kopf und Körper' verdeutlichen die Autoren in anschaulicher Weise. Die 6. Auflage wurde komplett überarbeitet und mit lernfreundlicher Didaktik ausgestattet, so dass das Lehrbuch eine unverzichtbare Grundlage für Prüfungsvorbereitung und Studium ist. Hervorgehobene Merksätze und Kapitelzusammenfassungen kennzeichnen prüfungsrelevantes Wissen. Zahlreiche Exkurse und Boxen stellen den Anwendungsbezug her. Die komplett überarbeiteten und durchgehend farbigen Abbildungen veranschaulichen das Zusammenwirken von Verhaltensprinzipien und physiologischen Gesetzmäßigkeiten.

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8 Psychoneuroendokrinologie (S. 142-143)

Bei Kindern, die aus einem verwahrlosten oder extrem belastenden Elternhaus stammten, fiel dem großen Entwicklungspsychologen Réne Spitz auf, dass die Kinder häufig kleinwüchsig waren. Im Verhalten waren diese Kinder durch völlige Apathie gekennzeichnet, ein Syndrom, das heute als gelernte Hilflosigkeit bezeichnet wird. Spitz führte diese Symptome auf die psychologische Ausnahmesituation dieser Kinder zurück. Später erkannte man, dass der Kleinwuchs insbesondere mit der belastungsbedingten Schlaflosigkeit der Kinder zusammenhängt. Der Ausfall der ersten Tiefschlafphasen führt zur Unterdrückung der Produktion und Ausschüttung von Wachstumshormon.

Nachdem die Kinder von einer Bezugsperson konsistent und liebevoll betreut und in eine anregende, aber vorhersagbare soziale Umgebung aufgenommen wurden, normalisierte sich der Schlaf und sie holten innerhalb relativ kurzer Zeit ihr Körperwachstum nach. Dieses Beispiel zeigt deutlich den unauflösbaren Regelkreis zwischen psychologisch- sozialen Bedingungen, endokrinem System, Schlaf und Verhalten, der in diesem Kapitel näher behandelt wird.

8.1 Umwelt, Körperrhythmen und Hormone

8.1.1 Wahrnehmung und Hormonsekretion

Organisierende und aktivierende Wirkung von Hormonen

Abb. 8.1 zeigt die wichtigsten Mechanismen und Organsysteme, die an der Interaktion zwischen Verhalten und Neuroendokrinium beteiligt sind. Dabei wird der spezifische organisierende Einfluss der Hormone in der Entwicklung des Organismus vom aktivierend-mobilisierenden unterschieden, der zu allen Zeitpunkten des Lebens wirkt. Über die zentralnervöse Verarbeitung im Zentrum der Abb. 8.1 kann ein Reiz ein Verhalten und/oder eine neuroendokrine Reaktion auslösen und die ausgeschütteten Hormone wirken als Rückmeldung (Feedback, unterer Pfeil auf . Abb. 8.1) wiederum auf Verhalten und das Hormonniveau zurück. Zusätzlich beeinflussen Hormonreaktion und Verhalten sowohl die Reizverarbeitung als auch die sozialen Interaktionen (rechts auf . Abb. 8.1).

Abb. 8.2 fasst das Zusammenwirken von Gehirn und endokrinen Regelkreisen zusammen. Daraus erkennt man, dass neben Neurotransmittern und -peptiden auch andere Stoffe das ZNS beeinflussen, aber Neuropeptide (besonders die Hormone aus Aminosäuren, Abschn. 7.1.4) neben den Neurotransmittern eine herausragende Stellung haben, da sie direkt im Gehirn (und auch in der Peripherie des Körpers) hergestellt werden und wirken. Etwa 100 Neuropeptide sind im ZNS vorhanden, die an den verschiedensten Funktionen beteiligt, aber nur für einige wenige aufgeklärt sind. . Tabelle 8.1 gibt die Wirkungen einiger wichtiger Neuropeptide auf verschiedene psychologische Funktionen wieder, ein Teil dieser Wirkungen wird in den einzelnen Abschnitten dieses Kapitels oder in anderen Kapiteln besprochen.

Entwicklung und psychologische Prozesse (das ZNS) regeln die Hormonsekretion und die Hormone wiederum steuern oder modulieren Wahrnehmung und Verhalten. Neuropeptide spielen in der Steuerung hormoneller Ablaufe durch das Nervensystem eine wichtige Rolle.

Wahrnehmungsschwellen und Hormone

Hormone, die Verhalten direkt oder indirekt beeinflussen, entfalten ihre Wirkung in der Regel dadurch, dass sie in den neuronalen Zielgeweben die synaptische Starke der neuronalen Verbindungen (Kap. 4) und/oder die Entladungseigenschaften von Nervenzellen modulieren. Da die Ausschüttung der meisten Hormone endogenen oder kombiniert endogen-exogenen Zeitgebern (Kap. 23) unterliegt, ändern sich in den betroffenen sensorischen und motorischen Zielorganen die Sensitivität und Erregungsschwellen. Wenn bestimmte Schwellen unter- oder überschritten werden, so kann dies erhebliche Änderungen in Wahrnehmung und Motorik bewirken. Bei Invertebraten mit ihren einfachen Nervensystemen führt dies bis zur völligen Abhängigkeit von Lokomotion und Reproduktion von der Gegenwart einzelner Hormone. Beispielsweise können Magen und Herz bei Hummern keine aufeinander abgestimmte, synchrone Tätigkeit entfalten, wenn nicht ein Pigmenthormon die Steuerneurone beider Organe verbinden würde (»binding«, Abschn. 24.2).

Glukokortikoide und Wahrnehmung

Wie wir im vorausgehenden Kapitel gesehen haben, sind Glukokortikoide der Nebennierenrinde, hier v. a. Kortisol (das in der zweiten Nachthälfte ausgeschüttet wird), Bestandteil eines komplizierten Regelkreises zwischen Gehirn und Körperperipherie, dessen Einzelfunktionen weit über eine einfache Stressantwort hinausgehen (Abschn. 7.3.5). Unterschieden werden muss dabei stets zwischen den durch CRH > ACTH > Kortisol (Abkürzungen Kap. 7) ver ursachten zentral > peripheren Wirkungen und den von peripher nach zentral gerichteten Effekten von Glukokortikoiden. Im Gehirn finden sich an vielen Stellen Glukokortikoidrezeptoren, v. a. im limbischen System und dort speziell im Hippokampus, die vermutlich ganz unterschiedliche Funktionen für Verhalten aufweisen.

Erscheint lt. Verlag 9.1.2006
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Entwicklungspsychologie
Studium 1. Studienabschnitt (Vorklinik) Physiologie
ISBN-10 3-540-30350-2 / 3540303502
ISBN-13 978-3-540-30350-3 / 9783540303503
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