Funktionelle Differenzialdiagnosen in der Osteopathie (eBook)

Zusammenhänge verstehen - Lösungsansätze finden
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
162 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-240175-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Funktionelle Differenzialdiagnosen in der Osteopathie -  Johanna Slipek-Ragnitz,  Marion Dratwa
Systemvoraussetzungen
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<p><strong>Störungen erkennen und behandeln.</strong></p> <p>Der Titel ist ideal zur Einarbeitung in funktionelle Differenzialdiagnosen unter besonderer Berücksichtigung der osteopathischen Prinzipien. Er konzentriert sich auf häufige Symptome in der osteopathischen Praxis.</p> <p>Mit diesem Buch…</p> <ul> <li>... schulen Sie Ihren differenzialdiagnostischen Blick: vom linearen zum systemischen Denken.</li> <li>… verstehen Sie die Kausalität und Komplexität von funktionellen Differenzialdiagnosen.</li> <li>… lernen Sie Symptome differenzialdiagnostisch einzuordnen und zu bewerten.</li> <li>… erkennen Sie pathophysiologische und medizinische Zusammenhänge.</li> <li>… erfahren Sie, wie Sie kritische Situationen erkennen und welche Konsequenzen erforderlich sind.</li> </ul>

1 Einleitung


Die osteopathische Medizin hat den Anspruch, den Patienten ganzheitlich zu erfassen und zu behandeln. Es gibt keine Fachgebiete und keine Spezialisierungen. Der Osteopath setzt in Anamnese, Befund und Behandlung alle Systeme eines Menschen, ob jung oder alt, zueinander in Beziehung mit der Zielsetzung, ein Symptom oder ein Problem eines Patienten zu lindern oder zu beheben. Neben seinen palpatorischen und manuellen Fähigkeiten setzt dieses Vorgehen ein umfängliches und detailliertes Wissen in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie voraus, dazu gehören auch Empathie, Sozial- und Kommunikationskompetenz.

1.1 Sicherheit des Patienten


Die Tatsache, dass alle leider oft einzeln betrachteten Systeme des menschlichen Organismus voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen, stellt für den Osteopathen wohl die größte Herausforderung dar. Die absolut individuelle Betrachtung des Gesamtorganismus und die Integrierung der im Vorfeld der Behandlung gewonnenen Informationen im weitesten Sinne führen oftmals zu für Außenstehende überraschenden Lösungsansätzen. Zudem kann das Vorgehen durch eine klare Logik bestechen und sollte dem Patienten gegenüber erklärbar sein.

Die individuelle Betrachtung einschließlich der Integrierung weiterer Informationen in die Diagnostik mit dem Ziel einer erfolgreichen Behandlung ist für Osteopathen eine große Herausforderung, wie die zunehmenden Fallzahlen ernsthafter Verdachtsdiagnosen in der Praxis beweisen. Viele Patienten haben vorher einen Haus- oder Facharzt konsultiert und dort erlebt, dass ihr Problem in der schulmedizinischen Praxis nicht erfasst wird. Lange Wartezeiten stehen oft in einem immensen Missverhältnis zur eigentlichen Konsultationszeit, in der von ärztlicher Seite weder eine gründliche Anamnese noch ein umfassender Befund erhoben werden können. Die Folge können keine, eine mangelhafte oder gar falsche Diagnose sowie eine unterlassene oder falsche Therapie sein. Eine weitere Folge kann das Ausweichen des Patienten mit einer womöglich unerkannten, ernsthaften, aber symptomatischen Erkrankung auf einen anderen Arzt oder ein anderes Therapieangebot sein. Eine Vielzahl von Patienten sucht die osteopathische Praxis auch als Erstkontakt auf, da sie beispielsweise die ärztliche Konsultation aus diversen Gründen scheuen oder lange Wartezeiten nicht in Kauf nehmen möchten. Daher benötigt ein gewissenhafter Osteopath ein umfassendes, sogar fachübergreifend verknüpftes medizinisches Wissen, ohne das er in solchen Situationen nicht sicher mit einem Patienten umgehen kann.

Da die Sicherheit des Patienten von der Sicherheit des Therapeuten umfänglich abhängt, ist es mir ein Anliegen, in diesem Buch die dem Osteopathen eigene Betrachtungsweise von Symptomen oder Beschwerden – vom lokalen Problem aus das gesamte System zu betrachten – darzulegen und aufzuzeigen, wie sich aus einer linearen eine systemische Sicht- und Denkweise entwickeln kann. Denn nur mit einer systemischen, vernetzten, möglichst umfänglichen und schlüssigen Gesamtbetrachtung des Patienten nähern wir uns als Osteopathen einem maximalen Sicherheitsanspruch. Mit dieser Vorgehensweise haben wir sehr gute Chancen, das Problem eines Patienten zu erfassen und zu verstehen – und damit die Grundlage, einen Lösungsansatz zu erhalten. Oder, wenn nötig, den Patienten anderen Diagnostik- und Therapiemaßnahmen zuzuführen.

Merke

Die Sicherheit des Patienten hat zu jeder Zeit der Behandlung Priorität! Ihm darf niemals ein Schaden zugefügt werden.

1.2 Funktionelle Störungen – funktionelle Differenzialdiagnosen


Dieses Buch soll helfen, das Denken zu schulen, und Mut machen, sich nicht zu scheuen, alle Möglichkeiten der Pathogenese einer Dysfunktion oder eines Symptoms primär in Betracht zu ziehen, bevor man damit beginnt, das Behandlungsfeld einzugrenzen. Es soll Osteopathen dabei helfen, sicherer zu werden.

Ich fokussiere mich dabei bewusst auf anatomisch-physiologische Tatsachen, die wohl in allen medizinischen Fachkreisen bekannt sind. Es finden sich daher in den Kapiteln einzelne, in der osteopathischen Praxis häufig anzutreffende Beschwerdebilder, die erläutert werden, wie z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder neurologische Phänomene. Diese Erläuterungen beziehen sich nahezu ausschließlich auf diverse funktionelle Störungen , die als Ursache für das Symptom in Erwägung zu ziehen sind. Sie betrachten also die funktionellen Differenzialdiagnosen. Diese sind meistens mechanische, neurologische und zirkulatorische Gegebenheiten, sodass tatsächlich jeder medizinisch Ausgebildete den Inhalt verstehen kann. Die Darstellungen sind inhaltlich auf das Wesentliche komprimiert und vermeiden eine vorerst störende Detailgenauigkeit, die jedoch weiterführend jede Berechtigung hat.

Behandlungsansätze oder gar Behandlungstechniken sind bewusst nicht Inhalt dieser Kapitel. Jede Annäherung und Technik ist grundsätzlich dem Patienten individuell anzupassen. Es gibt aus diversen Gründen keinen Goldstandard in der osteopathischen Medizin, außerdem zeigt die Erfahrung, dass therapeutenabhängig teils eine starke Modifizierung der in den praxisorientierten Ausbildungen vermittelten Techniken stattfindet.

Die in diesem Buch bevorzugte Darstellung von nur grundlegenden Zusammenhängen lässt zum einen die immense Komplexität des menschlichen Körpers erahnen – und damit die Herausforderung, diese zu begreifen, zu verstehen und zur Anwendung zu bringen. Zum anderen dient sie einer tragbaren Kommunikation auch gegenüber fachfremden Therapeuten und Ärzten.

1.3 Wissen als Grundlage der Behandlung


Leider umschiffen angehende Osteopathen häufig die Klippen, die mit dem Aneignen des umfänglichen anatomisch-physiologischen und pathophysiologischen Grundlagenwissens verbunden sind. Viele Therapeuten versuchen sich stattdessen gleich mittels Technik, aber auch z.B. energetisch oder biodynamisch dem Patienten anzunähern und sanft „durch die Gewebe zu surfen, um psychoemotionale Releases anzustreben“, wie es einer meiner Studenten treffend formulierte. Meine Überzeugung aber ist es, dass es ohne Grundlagenwissen nicht geht: Ein Therapeut sollte sich den Fakten und Tatsachen verpflichtet fühlen und so viel wie nur möglich über Anatomie und Physiologie in Erfahrung bringen, weil er nur aus diesem Wissen heraus die Dysfunktion und Pathologie verstehen und sicher differenzieren kann.

Die zunehmend feine Wahrnehmung und das zunehmend feine manuelle Arbeiten mit dem Patienten sowie der sich verändernde Blickwinkel sind eine logische Konsequenz von Zeit und Erfahrung und kommen faktisch von allein in der Laufbahn eines Osteopathen zustande. Daher werden in diesem Buch biodynamische, psychoemotionale (auch exogenen Ursprungs) und andere Betrachtungsweisen ausgespart. Ausdrücklich, ohne sie damit zu negieren! Das betrifft auch die klassischen schulmedizinischen Pathologien. Es erklärt sich in der Folge von selbst, dass ein Anspruch auf Vollständigkeit sowohl aus osteopathischer als auch schulmedizinischer Sicht in den einzelnen Kapiteln keineswegs erhoben wird.

1.4 Denkschule und Wissensdurst


Der Zweck dieses Buches ist nicht, und kann es auch nicht sein, die Osteopathie allumfassend darzustellen. Im Gegenteil: Wir sind weit davon entfernt. Und es darf berechtigt daran gezweifelt werden, ob ein solcher Anspruch überhaupt möglich ist! Vielmehr soll dem Leser die Sicht- und Denkweise im Umgang mit einem Symptom oder den Beschwerden eines Patienten in der osteopathischen Praxis nahegebracht werden.

Das Buch richtet sich somit in erster Linie an in Ausbildung befindliche Osteopathen und soll ihnen dabei helfen, bereits als Lernende zu verinnerlichen, dass feste Denkschemata eher hinderlich bei der Erfassung eines Patienten sind und bei jeder einzelnen Konsultation auf jeden Patienten individuell und neuerlich eingegangen werden sollte. Diese Vorgehensweise zum Grundsatz zu machen, ist gerade zu Beginn der therapeutischen Laufbahn so hilfreich wie Erfolg versprechend und kann verhindern, Dinge zu übersehen oder nicht zu bedenken. Der aufmerksame Leser wird sicher einige Aspekte in diesem Buch finden, die geradezu darauf drängen, weitere Literatur zu bemühen, um hier beschriebene Sachverhalte zu vertiefen und bestehende Wissenslücken zu füllen. Daher findet sich auch eine Liste mit ausgesuchten Buchempfehlungen im Anhang Kap. ▶ 11 dieses Buches.

Merke

In der osteopathischen Praxis gilt es, Menschen zu begleiten, ihrem Geist und ihrem Körper eine Hilfestellung zu geben und mit ihnen gemeinsam die Kompetenz zu entwickeln, ein Problem auf körperlicher und psychischer Ebene bewältigen zu können.

1.5 Patient-Therapeut-Beziehung


1.5.1 Was Patienten über sich verraten


Die Arbeit als Osteopath beginnt bereits bei der Begrüßung des Patienten. Etliche Informationen gibt uns ein Patient bereits mit der Art und Weise, wie schnell oder langsam oder in welchem Rhythmus er die Treppen oder den Flur zur Praxistür läuft, ob er beispielsweise dabei außer Atem gerät oder ein schmerzverzerrtes Gesicht zeigt. Wirkt er hektisch und in Eile? Oder gelassen und ruhig? Ist die Hand, die er dem Therapeuten zur Begrüßung reicht, warm oder kalt, schweißig oder...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2018
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte Differentialdiagnostik • Differenzialdiagnostik • differenzialdiagnostisch • differenzialdiagnostischer Blick • Leitsymptome • Osteopathie • osteopathische Praxis • Osteopathische Prinzipien • Pathologie • Pathophysiologie • Verkettungen
ISBN-10 3-13-240175-7 / 3132401757
ISBN-13 978-3-13-240175-4 / 9783132401754
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