Das Einsamkeits-Buch (eBook)

Wie Gesundheitsberufe einsame Menschen verstehen, unterstützen und integrieren können

Thomas Schoppenhorst (Herausgeber)

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2018 | 1. Auflage
536 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95793-7 (ISBN)

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Das Einsamkeits-Buch -
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An Einsamkeit leiden 6-10% der deutschen Bevölkerung vorübergehend oder dauerhaft. Einsamkeit ist genauso schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten täglich. Einsamkeit ist ebenso schädlich wie Alkoholkonsum. Einsamkeit ist schädlicher als fehlende Bewegung. Höchste Zeit, dass dieses Phänomen umfassend für Gesundheitsberufe dargestellt wird. - Das interdisziplinäre Buch des erfahrenen Herausgebers fächert das Thema Einsamkeit in all seinen Facetten auf. Das Autorenteam - liefert eine gesellschaftspolitische Analyse und beleuchtet das Thema aus medizinischer, psychologischer, pflege- und sozialwissenschaftlicher sowie theologischer Sicht - schafft einen Bezugsrahmen, um Einsamkeitserleben besser einschätzen, erkennen, verstehen und lindern zu können - stellt durchgängig Bezüge der Befunde mit den Arbeitsfeldern und Berufsrollen der verschiedenen Gesundheitsberufe her und zeigt Konsequenzen und Reaktionen auf - stellt multiprofessionelle Ansätze dar, wie Vereinsamung erkannt, gebannt und wie der Gefahr der Vereinsamung entgegengewirkt werden kann. - stellt betroffene und gefährdete Personengruppen in den Mittelpunkt - stellt Konzepte vor, die zeigen wie in einem verändernden/bewältigenden Sinne mit dem Phänomen 'Einsamkeit' umgegangen werden kann. Somit erklärt dieses Praxishandbuch den Health Professionals und interessierten Laien umfassend ein bedeutendes Phänomen, sensibilisiert sie für nötige Reaktionen und zeigt ihnen Wege auf, damit umgehen zu können und auch einen persönlichen Gewinn aus der Beschäftigung mit dem Thema abzuleiten.

Das Einsamkeits-Buch 1
Inhaltsverzeichnis 7
Grußwort von Urte Scholz 23
Grußwort von Sonia Lippke 25
Grußwort von Ju?rgen Osterbrink 29
Grußwort von Raymond Unger 31
Vorwort 33
1 Das Phänomen Einsamkeit 35
1.1 Soziale Isolation – Folgen, Ursachen und Handlungsansätze 36
1.1.1 Einleitung 36
1.1.2 Soziale Isolation – systemtheoretisch 36
1.1.3 Soziale Isolation und Gesundheit 38
1.1.4 Erklärungsansätze: Isolation und Gesundheit 41
1.1.5 Ansätze zur Reduktion von Isolation und Einsamkeit 43
1.1.6 Abschließende Bemerkungen 45
1.1.7 Literatur 46
1.2 Vereinsamung und Vertrauen – Aspekte eines gesellschaftlichen Problems 48
1.2.1 Einleitung 48
1.2.2 Prolegomena: Begriffliches 49
1.2.2.1 Einsamkeit, Alleinsein und ihre wissenschaftlichen Korrelate 49
1.2.2.2 Institutionenvertrauen und interpersonelles Vertrauen 50
1.2.3 Soziologische Theorien der Vereinsamung 50
1.2.3.1 Soziologische Mikrotheorien der Vereinsamung 50
1.2.3.2 Makrosoziologische Vereinsamungstheorien 53
1.2.4 Mikro-Makro-Theorie: Vereinsamung und Vertrauen 55
1.2.4.1 Erosion des Vertrauens in politische Institutionen 55
1.2.4.2 Durch interpersonelles Vertrauen vermittelte Erosion des Institutionenvertrauens 59
1.2.5 Zusammenfassung und Abschluss 64
1.2.6 Statistischer Anhang 65
1.2.6.1 Skalen und Erhebungsinstrumente 65
1.2.6.2 Statistische Modelle 65
1.2.7 Literatur 67
1.3 Einsamkeit – (Nicht nur) ein Problem des hohen Alters 70
1.3.1 Einfu?hrung 70
1.3.2 Was ist Einsamkeit? 70
1.3.3 Bisherige Forschung zu Einsamkeit u?ber die Lebensspanne 70
1.3.3.1 Beschreibung von Altersunterschieden 70
1.3.3.2 Ursachen fu?r Altersunterschiede 71
1.3.4 Altersunterschiede in der Einsamkeit in einer deutschen Stichprobe 72
1.3.4.1 Hintergrund und Methodik der Studie 72
1.3.4.2 Beschreibung der Altersunterschiede 73
1.3.4.3 Erklärung der Altersunterschiede 74
1.3.4.4 Universelle und altersspezifische Einflussfaktoren 74
1.3.5 Zusammenfassung 75
1.3.6 Literatur 76
1.4 „Du kannst dir nicht selber gute Nacht sagen“ – Über Einsamkeit und Alleinsein 78
1.4.1 Einleitung 78
1.4.2 Leid im Verborgenen 78
1.4.3 Unterschiedliche Zustände 80
1.4.4 Schritte wagen 83
1.4.5 Literatur 84
1.5 „Das gelbe Pony“ – Einsamkeit und Überflussgesellschaft 85
1.5.1 Einleitung 85
1.5.2 Fehlende Teilhabe 85
1.5.3 Versäumnisse 86
1.5.4 Mangel als Baustein 87
1.5.5 Balanceakt 88
1.5.6 Einsamkeitsrisiko des Einzelnen 89
1.5.7 Fazit 90
1.5.8 Literatur 90
1.6 Einsamkeit und Gesundheit 91
1.6.1 Einleitung 91
1.6.2 Dysfunktionales Gesundheitsverhalten 91
1.6.3 Verschlechterung des Gesundheitszustands 92
1.6.4 Beeinträchtigung von Körperprozessen und -funktionen 92
1.6.5 Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit 93
1.6.6 Beeinträchtigung mentaler Funktionen 94
1.6.7 Einsamkeit als Stressfaktor 94
1.6.8 Möglichkeiten und Grenzen von Selbsthilfe und Prävention 95
1.6.9 Ausblick und Schlussbemerkung 96
1.6.10 Literatur 97
2 Deutungen 99
2.1 Einsamkeit –Eine philosophisch-phänomenologische Betrachtung 100
2.1.1 Einfu?hrung 100
2.1.2 Wissenschaftliche Erhebungen zur Einsamkeit 100
2.1.3 Die Überbetonung von Gemeinschaft 102
2.1.4 Einsamkeit als Befähigung 103
2.1.5 Einsamkeit als Begegnung mit der unbedingten Identität 104
2.1.6 Der Judas-Komplex 104
2.1.7 Verweigerung in der Einsamkeit 106
2.1.8 Orte der Einsamkeit 108
2.1.9 Fazit 109
2.1.10 Literatur 110
2.2 Einsamkeit – Versuch einer psychoanalytischen Annäherung 111
2.2.1 Einleitung 111
2.2.2 Was ist Einsamkeit? 112
2.2.3 Erkenntnisse der Einsamkeitsforschung 112
2.2.4 Einsamkeit gefährdet die Gesundheit und das Leben 113
2.2.5 Einsamkeit aus psychoanalytischer Sicht 113
2.2.6 Einsamkeit als Trennungsangst 114
2.2.7 Einsamkeit als narzisstisches Dilemma 116
2.2.8 Einsamkeit als Diagnose? Zwei Fallgeschichten 118
2.2.8.1 Fallgeschichte Herr P. 118
2.2.8.2 Fallgeschichte Frau C. 120
2.2.9 Abschließende Gedanken 122
2.2.10 Literatur 123
2.3 Einsamkeit aus der Sicht des Psychotherapeuten 125
2.3.1 Einfu?hrung 125
2.3.2 Einsamkeit und Bindung 126
2.3.3 Einsamkeit und soziale Isolation 126
2.3.4 Einsamkeit, Sinnverlust und Religion 127
2.3.5 Einsamkeit und Suizid 129
2.3.6 Einsamkeit und Depression 129
2.3.7 Einsamkeit des Wahnkranken 130
2.3.8 Einsamkeit und Persönlichkeit 131
2.3.9 Lob der Einsamkeit 132
2.3.10 Schluss 133
2.3.11 Literatur 133
2.4 Einsamkeit und Scham – Ein leidvolles Geschwisterpaar 134
2.4.1 Einleitung 134
2.4.2 Die zwei großen Tabuthemen 134
2.4.3 Annäherung an die Einsamkeit 135
2.4.4 Annäherung an das Schamgefu?hl 137
2.4.5 Wofu?r schämen wir uns? 138
2.4.6 Bezugsformen der Scham 138
2.4.6.1 Körperscham 139
2.4.6.2 Identitätsscham 139
2.4.6.3 Statusscham 140
2.4.7 Die Bedeutung der Macht 140
2.4.8 Literatur 141
2.5 Kleine Philosophie der Einsamkeit 142
2.5.1 Einleitung 142
2.5.2 Leben in der Einheit von Einsamkeit und Gemeinsamkeit 143
2.5.3 Die unaufhebbare existenzielle Grundeinsamkeit 144
2.5.4 Abschließende Überlegungen 146
2.5.5 Literatur 146
2.6 Einsamkeit und Stille 147
2.6.1 Einfu?hrung 147
2.6.2 Ru?ckblick 147
2.6.3 Mein weiterer Weg zum Glauben 148
2.6.4 Sonnenseiten der Einsamkeit 149
2.6.5 Stille und Einsamkeit 150
2.6.6 Einsamkeit in Beziehungen und Freundschaften 151
2.6.7 Stille Zeiten 152
2.6.8 Schluss 153
2.6.9 Literatur 153
2.7 Einsamkeit und Spiritualität 155
2.7.1 Einfu?hrung 155
2.7.2 Bedrohliche Einsamkeit: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? 155
2.7.3 Die spirituelle Sehnsucht nach Einsamkeit: Begegnungen mit Gott 159
2.7.4 Spirituelle Balance zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit 162
2.7.5 Literatur 163
2.8 Literatur als Medium der Ich-Stärkung 166
2.8.1 Voraussetzungen 166
2.8.2 Einsamkeit als gesellschaftliches Phänomen unserer Zeit 167
2.8.3 Literatur als Urform virtueller Realität 169
2.8.4 „Therapeutisches“ Potenzial von Literatur fu?r die Einsamkeit 171
2.8.5 Literatur 174
2.8.6 Weiterfu?hrende Literatur 174
3 Betroffene 177
3.1 Einsamkeit als Folge von Armut und Marginalisierung 178
3.1.1 Einfu?hrung 178
3.1.2 Theoretische Perspektiven 178
3.1.2.1 Persönliche Bindungen in modernen Gesellschaften 178
3.1.2.2 Einsamkeit und soziale Exklusion 180
3.1.3 Ergebnisse der Forschung 181
3.1.3.1 Niedriges Einkommen und Arbeitslosigkeit 181
3.1.3.2 Internationale Unterschiede 182
3.1.3.3 Selektion oder Kausalzusammenhang? 182
3.1.3.4 Fehlende Ressourcen oder sozialer Ru?ckzug? 183
3.1.3.5 Einsamkeit als Faktor der Verfestigung 184
3.1.4 Fazit 185
3.1.5 Literatur 185
3.2 Einsamkeit und Freitod im Alter – Ein biopsychosoziales Erklärungsmodell 187
3.2.1 Einleitung 187
3.2.2 Risikofaktoren fu?r Suizid im höheren Lebensalter 187
3.2.3 Das Biopsychosoziale Modell (BPS) 191
3.2.4 Soziale Desintegration und Suizid im Alter 191
3.2.5 Suizidrate – Indikator fu?r Stabilität und Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft 192
3.2.6 Medizinethische Fragen: Wu?rdevolles Leben und Sterben im Alter 195
3.2.7 Literatur 198
3.3 Was kann ich aufgeben? Über die Einsamkeit des Alterns 200
3.3.1 Die Fantasie vom Ruhestand 200
3.3.2 Symptome des Verfalls, der Prozess ihrer prekären Balancierung 202
3.3.2.1 Schlafen und Träumen 202
3.3.2.2 Schlingern 203
3.3.2.3 Das Puzzeln und Kramen 204
3.3.2.4 Sich-Abstu?tzen und Pru?fen 206
3.3.2.5 Kontinuitätsbru?che 206
3.3.2.6 Tests zur Selbstvergewisserung 206
3.3.2.7 Wer und wie wird man beim Altern? – Die Bitterkeit der Klagen 207
3.3.2.8 Aufforderung zum Training 207
3.3.2.9 Altern – die Suche nach einem anderen Lebensentwurf 208
3.3.2.10 Das Altern als Phase der Bilanz und Integration 208
3.3.2.11 Altern als Prozess des Sich-Trennens? 209
3.3.2.12 Altern als Lebensentwurf der Heimkehr 209
3.3.2.13 Der Tag fängt gut an 209
3.3.3 Literatur 210
3.4 Einsames Sterben 211
3.4.1 Ein Tabuthema 211
3.4.1.1 Einsamkeit und Sterben in der modernen Gesellschaft 211
3.4.1.2 Wer stirbt allein? 212
3.4.1.3 Ein seltenes Phänomen? 212
3.4.2 Ursachen 214
3.4.3 Interventionen 214
3.4.4 Schlussbemerkung 215
3.4.5 Literatur 216
3.5 Wider die Einsamkeit der Sterbenden und ihrer Begleiter 218
3.5.1 Einfu?hrung 218
3.5.2 Einsam im Sterben 220
3.5.3 Reaktionen wider Hilflosigkeit, Angst und Einsamkeit 222
3.5.4 Von der Hospizbewegung lernen 225
3.5.5 Eine Vision zum Schluss: Hospizliche Kultur ist u?berall möglich 227
3.5.6 Literatur 228
3.6 Die Einsamkeit pflegender Angehöriger 230
3.6.1 Einfu?hrung 230
3.6.2 Pflegende Angehörige 230
3.6.3 Einsamkeit 232
3.6.4 Die Einsamkeit pflegender Angehöriger 232
3.6.4.1 Die soziale Einsamkeit pflegender Angehöriger 233
3.6.4.2 Die emotionale Einsamkeit pflegender Angehöriger 234
3.6.4.3 Die existenzielle Einsamkeit pflegender Angehöriger 234
3.6.4.4 Die soziale Isolation pflegender Angehöriger 234
3.6.5 Der „soziale Schmerz“ pflegender Angehöriger 235
3.6.6 Die antizipatorische Trauer pflegender Angehöriger als einsamer Prozess 236
3.6.7 Diskussion 237
3.6.8 Literatur 237
3.7 Einsamkeit bei chronischem Schmerz 240
3.7.1 Einfu?hrung 240
3.7.2 Hintergru?nde der Einsamkeit 240
3.7.2.1 Wenn Schmerzen erschöpfen 240
3.7.2.2 Wenn der Schmerz nicht mehr aufhört 241
3.7.2.3 Wenn niemand mehr nachfragt 242
3.7.2.4 Wenn Menschen wegsehen 243
3.7.2.5 Wenn Schmerzfreiheit zur Pflicht wird 243
3.7.2.6 Wenn Schmerzkontrolle zum Dogma wird 244
3.7.2.7 Wenn Schmerzen zum Stigma werden 245
3.7.3 Möglichkeiten zur Linderung von Einsamkeit 245
3.7.3.1 Schmerz als Merkmal des Lebens 245
3.7.3.2 Den Erkrankten wahrnehmen – so, wie er ist 246
3.7.3.3 Nachfragen und zuhören 247
3.7.3.4 Den Erkrankten beru?hren 249
3.7.3.5 Etwas fu?r den Erkrankten und mit ihm tun 250
3.7.3.6 Dableiben 250
3.7.4 Fazit 251
3.7.5 Literatur 252
3.8 Wenn der Körper zur Last der Seele wird 253
3.8.1 Einfu?hrung 253
3.8.2 Die Diagnose 254
3.8.3 Die unsichtbare Krankheit 255
3.8.4 Ru?ckzug aus dem bisherigen Leben 257
3.8.5 Zwischen eigenem Expertenwissen und Patientendasein 258
3.8.6 Erwartungen an Angehörige von Gesundheitsberufen 259
3.8.7 Zwischen Alltagslast und Zukunftsangst 260
3.8.8 Schluss 261
3.8.9 Weiterfu?hrende Literatur 261
3.9 Jede Sucht macht einsam 263
3.9.1 Einleitung 263
3.9.2 Gewagter Titel 263
3.9.3 Ursachen von Sucht 264
3.9.4 Wie wird Konsum zur Sucht? 265
3.9.5 Zunehmende soziale Vereinsamung 267
3.9.6 Wege aus der Sucht 268
3.9.7 Schluss 269
3.9.8 Literatur 270
3.10 Vereinsamung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe 271
3.10.1 Einleitung 271
3.10.2 Das Bild vom einsamen Alten im Heim 272
3.10.3 Das Heim als formale Organisation 273
3.10.4 Einsamkeit im Altersheim – Ursachen, Zusammenhänge 274
3.10.4.1 Personenbedingte Faktoren als Ursachen von Einsamkeit 275
3.10.4.2 Heimstrukturell bedingte Faktoren als Ursachen 277
3.10.5 Interventionsmöglichkeiten 279
3.10.6 Literatur 281
3.11 Migration und Einsamkeit – Ein Bericht 282
3.11.1 Vorbemerkung 282
3.11.2 Der Eingriff 282
3.11.3 Etwas Alltag 283
3.11.4 Clans 284
3.11.5 Qualifizierte Einsamkeit vs. Illusion von Gemeinschaft 285
3.11.6 Fazit 285
3.11.7 Literaturtipps 286
3.12 Die Augenblicke der Einsamkeit 287
3.12.1 Prolog 287
3.12.2 Der Geflu?chtete erzählt 287
3.12.3 Der Abschied 289
3.12.4 Treffen nach 18 Jahren in Istanbul 292
3.12.5 Die Abreise naht – Perspektivwechsel 294
3.12.6 Ankunft in Deutschland 295
3.12.7 Ru?ckkehr 299
3.12.8 Hintergrundliteratur 300
3.13 Die Einsamkeit der Kriegsenkel 301
3.13.1 Einfu?hrung 301
3.13.2 Wer ist mit Kriegsenkel gemeint? 301
3.13.3 Generation unter dem Traumaschatten einer Jahrhundertkatastrophe 303
3.13.4 Typische Kriegsenkel-Erfahrungen: Variationen u?ber Einsamkeit 304
3.13.4.1 Identität und Selbstwert: individualbezogene Kriegsenkel-Erfahrungen 305
3.13.4.2 Familienbezogene Kriegsenkel-Erfahrungen 305
3.13.4.3 Kollektivbezogene Kriegsenkel-Erfahrungen 306
3.13.4.4 Das Transpersonale – Über sich selbst hinausgehen 307
3.13.5 Die transgenerationale Wirksamkeit von NS-Zeit und Krieg 307
3.13.6 Weg aus der Einsamkeit 309
3.13.7 Literatur 310
3.14 „Readiness“ bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen 312
3.14.1 Einfu?hrung 312
3.14.2 Stadien des „Readiness“-Prozesses 313
3.14.3 Einflussfaktoren der „Readiness“ 313
3.14.3.1 Mit Angst konfrontiert sein 314
3.14.3.2 Hoffnung schöpfen 314
3.14.3.3 Verstehen ermöglichen 314
3.14.3.4 Informationen sichten 315
3.14.3.5 Einen Aushandlungsprozess beginnen 315
3.14.3.6 Interaktion mit anderen 316
3.14.3.7 Vertrauen aufbauen 317
3.14.4 Spannungsfeld zwischen Befindlichkeit, Verstehen und Interaktion 317
3.14.5 Implikationen fu?r die Praxis 318
3.14.6 Implikationen fu?r die weitere Forschung 319
3.14.7 Literatur 319
3.15 Zwischen Einsamkeit und Hoffnung – Seelisch kranke Kinder und Jugendliche 321
3.15.1 Einleitung 321
3.15.2 Anderes Erleben 322
3.15.3 Dramatische Selbstwertkrise 322
3.15.4 Schluss 324
3.15.5 Literatur 325
3.16 Wege in die Einsamkeit fu?r betroffene Familien in der Kinderhospizarbeit 326
3.16.1 Einfu?hrung 326
3.16.2 Welche Familien sind von Einsamkeit betroffen? 326
3.16.3 Wie viele Menschen leben in pflegenden Familien? 327
3.16.4 Risiken fu?r soziale Isolation und Einsamkeit im Krankheitsverlauf 327
3.16.5 Die traumatische Krise – Stress als Ursache 329
3.16.6 Bindung und traumatische Krise 331
3.16.7 Pflege und Alltag – Betroffene kommen an ihre Belastungsgrenzen 332
3.16.8 Wie misst man den Grad an sozialer Einsamkeit? 333
3.16.9 Die betroffenen Familien am Rand der Gesellschaft 333
3.16.10 Strukturprobleme, Personalmangel und Unterfinanzierung 334
3.16.11 Literatur 334
3.17 Social Media und Einsamkeit 336
3.17.1 Einfu?hrung 336
3.17.2 Warnungen vor Social Media sind populär 336
3.17.3 Online-Beziehungen haben ihre eigenen Qualitäten 337
3.17.4 Cybersozialität ermöglicht gelingende Online-Kommunikation 338
3.17.5 Algorithmen verändern die Wahrnehmung 339
3.17.6 Wo wird Einsamkeit in den Sozialen Medien thematisiert? 341
3.17.7 Das begriffliche Umfeld, in dem Einsamkeit zu finden ist 341
3.17.8 So sehen Social-Media-Inhalte aus 341
3.17.9 Einschätzungen mu?ssen realistisch bleiben 345
3.17.10 Literatur 345
3.18 Emily – Einsamkeit im Bereich der ambulant betreuten Wohnform 347
3.18.1 Eine fiktive (?) Geschichte 347
3.18.2 Die Deutung der Geschichte 350
3.18.3 Literatur 353
3.19 Der Einsame-Wolf-Terrorist 354
3.19.1 Einfu?hrung 354
3.19.2 Der Fall Breivik 358
3.19.3 Literatur 362
3.20 Einsamkeit im klösterlichen Leben 363
3.20.1 Einfu?hrung 363
3.20.2 Historischer Rhythmus 363
3.20.3 „Gemeinsame Treffpunkte“ 364
3.20.4 Einsamkeit als Preis fu?r Individualismus 364
3.20.5 Ordensmenschen sind auch nur Menschen 365
3.20.6 Ausblick – Menschen, die den eigenen Lebensweg begleiten 365
3.20.7 Weiterfu?hrende Literatur 366
3.21 Einsam als Fu?hrungskraft 367
3.21.1 Einfu?hrung 367
3.21.2 Kompetenzen als Moderator 367
3.21.3 Jeder muss seinen Modus finden 368
3.21.4 Ambivalenzen 368
3.21.5 Exklusivität 369
3.21.6 Weiterfu?hrende Literatur 369
3.22 Einsamkeit im Rettungsdienst 370
3.22.1 Schichtbeginn im Rettungsdienst – Ein Erfahrungsbericht 370
3.22.2 Begegnung mit der Einsamkeit als Gesellschaftsphänomen 371
3.22.3 Die Einsamkeit von Entscheidungen im Einsatz 372
3.22.4 Das Gefu?hl des Alleingelassenseins im Einsatz 374
3.22.5 Das Berufsbild „Rettungsdienst“ und seine Rahmenbedingungen 376
3.22.6 Das Gefu?hl des Alleinseins nach dem Einsatz 377
3.22.7 Literatur 378
4 Pflege, Sozialarbeitund Behandlung 379
4.1 Einsamkeit – Ein (un)bekanntes Phänomen in der Pflege 380
4.1.1 Einfu?hrung 380
4.1.1.1 Einsamkeit in der Bevölkerung 380
4.1.1.2 Ein Phänomen aller Altersstufen 380
4.1.1.3 Einsamkeit gefährdet die Gesundheit 381
4.1.2 Was ist Einsamkeit? 381
4.1.3 Entstehung von Einsamkeit 382
4.1.4 Dimensionen der Einsamkeit 382
4.1.4.1 Intime bzw. emotionale Einsamkeit 383
4.1.4.2 Relationale bzw. soziale Einsamkeit 383
4.1.5 Selbstverstärkung der Einsamkeit 384
4.1.6 Ursachen und Risikofaktoren fu?r Einsamkeit 385
4.1.7 Symptome – Anzeichen und Auswirkungen von Einsamkeit 387
4.1.8 Ressourcen im Umgang mit Einsamkeit 387
4.1.9 Abgrenzung von benachbarten Begriffen 388
4.1.10 Literatur 389
4.2 Care und Case Management – Unterstu?tzung von Menschen im Alter 391
4.2.1 Einfu?hrung 391
4.2.2 Ausgangssituation 391
4.2.3 Fu?nf Phasen des Care und Case Managements 392
4.2.4 Hinweise aus Studien zum CCM 394
4.2.5 Konklusion 395
4.2.6 Literatur 396
4.3 Wegsperren!? Existieren Alternativen zur Patientenisolierung? 397
4.3.1 Einfu?hrung 397
4.3.2 Isolationsstrategien innerhalb von Kliniken 397
4.3.2.1 Verhinderung von Transmissionen 397
4.3.2.2 Geschichtliche Entwicklung 397
4.3.2.3 Rechtliche Anforderungen 399
4.3.2.4 Übertragungswege der Kolonisationen und Infektionen 399
4.3.2.5 Isolierungsmaßnahmen 400
4.3.2.6 Patientenindividuelles Konzept versus Routineisolierung 401
4.3.3 Risiken und Gefährdungen bei Isolierung im Einzelzimmer 403
4.3.3.1 Auswirkungen auf Patienten 403
4.3.3.2 Auswirkungen auf Besuchende und Angehörige 405
4.3.3.3 Ökonomische Nachteile 405
4.3.3.4 Auswirkungen auf Mitarbeitende 405
4.3.3.5 Fragwu?rdige Wirksamkeit der Isolierung 406
4.3.3.6 Positive Unterstu?tzung während der Einzelzimmerisolierung 406
4.3.4 Prävention und Alternativen zur Isolierung bei MRE 407
4.3.4.1 Mikrobiologisches Screening 408
4.3.4.2 Joghurt und Antibiotika 409
4.3.4.3 Dekolonisierung 410
4.3.4.4 Intensivierung der Basishygiene 410
4.3.4.5 Mindeststandards der Stellenbesetzung fu?r Basishygiene 413
4.3.4.6 Antibiotic Stewardship (ABS) 413
4.3.4.7 Architektur 414
4.3.5 Zusammenfassung 414
4.3.6 Literatur 414
4.4 Einsamkeit und ihre Bewältigung aus dem Blickwinkel Sozialer Arbeit 419
4.4.1 Einleitung 419
4.4.2 Erste Annäherungen aus der Sicht der Sozialen Arbeit 420
4.4.2.1 Was ist eigentlich Einsamkeit? 420
4.4.2.2 Entstehung und Aufrechterhaltung 421
4.4.3 Bewältigung von Einsamkeit im Kontext Sozialer Arbeit 422
4.4.3.1 Bislang bewährte Bewältigungsansätze 423
4.4.3.2 Netzwerkorientierte Interventionsstrategien 424
4.4.4 Bewältigung von Einsamkeit bei Menschen mit psychischer Erkrankung 425
4.4.4.1 Zielgruppe der Menschen mit psychischer Erkrankung 425
4.4.4.2 Einsamkeitsspezifische Netzwerkarbeit bei Menschen mit psychischer Erkrankung 428
4.4.5 Abschließende Bemerkungen 431
4.4.6 Literatur 431
4.5 Einsamkeit in der psychiatrischen Pflege 433
4.5.1 Einfu?hrung 433
4.5.2 Einsame Entscheidungen 433
4.5.3 Schutzraum 434
4.5.4 Unmittelbarer Ausdruck 435
4.5.5 Im Chaos versunkene Seele 435
4.5.6 Einsamkeit und Melancholie 436
4.5.7 Bewusst gesuchte Einsamkeit 436
4.5.8 Scham, sich mitzuteilen 437
4.5.9 Literatur 437
4.6 Die Einsamkeit von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen 438
4.6.1 Einfu?hrung 438
4.6.2 Schlaglichter 438
4.6.2.1 Claudia und Marion 438
4.6.2.2 Thomas und seine Eltern 439
4.6.3 Fazit 440
4.6.4 Weiterfu?hrende Literatur 440
4.7 Einsamkeit – Die Farben eines Lebensgefu?hls 441
4.7.1 Einfu?hrung 441
4.7.2 Sprache und Literatur 442
4.7.3 Kunst und Ku?nstler 443
4.7.4 Der einsame Mensch 444
4.7.5 Spiritualität und Transzendenz 447
4.7.6 Zusammenfassende Fragen fu?r einen Menschen in Einsamkeit 448
4.7.7 Konsequenzen fu?r Pflegende, Erzieher, Therapeuten und Begleiter 448
4.7.8 Schlussgedanken 449
4.7.9 Literatur 450
5 Wege aus der Einsamkeit 451
5.1 Was brauchen Menschen? – Von der Sehnsucht nach Resonanz 452
5.1.1 Einfu?hrung 452
5.1.2 Zufriedenheit – Weniger eine Sache des Schicksals als des Vergleichs 452
5.1.3 Vermehrung von Optionen – Ein Selbstzweck? 453
5.1.4 Was braucht die moderne Gesellschaft? 454
5.1.5 Zeitwachstum gibt es nicht – Wo die Steigerungslogik endet 454
5.1.6 Rasender Stillstand 455
5.1.7 Das gemalte Bild 456
5.1.8 Zwei Weisen der Welterfahrung: Anna und Hannah 456
5.1.9 Selbst und Welt in Resonanz 458
5.1.10 Resonanzachsen – Was weckt sie, was lässt sie verstummen? 458
5.1.11 Gelingendes Leben – Keine Privatsache 459
5.1.12 Bildschirm-Resonanz 459
5.1.13 Resonanz und Leiblichkeit 460
5.1.14 Resonanzversprechen der Religion 461
5.1.15 Schluss 461
5.1.16 Literatur 462
5.2 Moderierte Videokonferenzen – Teilhabe und soziale Kontakte 463
5.2.1 Einfu?hrung 463
5.2.2 Hintergrund 463
5.2.3 Studien zum Einsatz von Technik 464
5.2.4 Studie an der Hochschule Neubrandenburg 465
5.2.5 Diskussion und Schlussfolgerungen 473
5.2.6 Literatur 474
5.3 Aktivitäten gegen Einsamkeit 476
5.3.1 Einleitung 476
5.3.2 Einsamkeit im Alter 476
5.3.2.1 Ausgangslage 476
5.3.2.2 Das Projekt „NAHbarn“ 476
5.3.2.3 Umsetzung 477
5.3.2.4 Erfolgsfaktoren 477
5.3.2.5 Grenzen 478
5.3.3 Einsamkeit in der Demenz 478
5.3.3.1 Ausgangslage 478
5.3.3.2 Sozialer Ru?ckzug und Einsamkeit 479
5.3.3.3 Das Projekt „Paten fu?r Demenz“ 480
5.3.3.4 Erfolgsfaktoren 482
5.3.3.5 Grenzen 483
5.3.4 Schlussbemerkung 483
5.3.5 Literatur 484
5.4 Wege aus der Einsamkeit fu?r betroffene Familien in der Kinderhospizarbeit 485
5.4.1 Einleitung 485
5.4.2 Was bedeutet in diesem Fall Lebensqualität? 485
5.4.3 Ressourcen nach Ottawa 486
5.4.4 Wie berät und betreut man eine Familie psychosozial und pädagogisch? 490
5.4.5 Wie funktioniert der völlig veränderte Alltag daheim? 491
5.4.6 Welche ambulanten Angebote entsprechen dem Bedarf der Familien? 492
5.4.7 Was benötigt eine betroffene Familie des Weiteren? 494
5.4.8 Welche Bedeutung hat das Ehrenamt fu?r betroffene Familien? 495
5.4.9 Literatur 497
5.5 Die „freche Alte“ und der Pfarrer 499
5.5.1 Einleitung 499
5.5.2 Das Körbchen mit den Adressen 499
5.5.3 Schluss 500
5.5.4 Weiterfu?hrende Literatur 501
5.6 Effekte psychosozialer Betreuung durch Wohlfu?hlanrufe auf alte Menschen 502
5.6.1 Einleitung 502
5.6.2 Gesprächsbedarf 502
5.6.3 Ein schmaler Grad 503
5.6.4 Soziale Kontakte 503
5.6.5 Erlebter Mangel 504
5.6.6 Wohlfu?hlanrufe 504
5.6.7 Ausblick 507
5.6.8 Literatur 508
5.7 Alleinsein 509
5.7.1 Einfu?hrung 509
5.7.2 Grenzfragen der Medizin 512
5.7.3 Die Kunst, zu sterben 514
5.7.4 Literatur 514
Autorenverzeichnis 515
Sachwortverzeichnis 523

1.1 Soziale Isolation – ­Folgen, ­Ursachen und ­Handlungsansätze

Martin Hafen

1.1.1 Einleitung

Im Vergleich zu allen bisherigen Gesellschaftsformen leben die Menschen in den wohlhabenden Ländern der heutigen Zeit zunehmend isoliert. Das hat Auswirkungen. Nicht nur, dass sich soziale Isolation negativ auf das Wohl­befinden auswirkt; fehlende soziale Beziehungen machen das Auftreten unterschiedlicher Krankheiten wahrscheinlicher und verkürzen statistisch gesehen die Lebenszeit. So zeigen Holt-Lunstad, J., Smith, T. B. & Layton, J. B. (2010) in ihrer umfassenden Übersichtsarbeit, dass soziale Isolation ein ebenso relevanter Risikofaktor für die Gesundheit ist wie Rauchen oder massives Übergewicht (Adipositas). Nun gibt es aber auch Menschen, die generell lieber allein sind und auf soziale Kontakte freiwillig verzichten. Weiter gibt es solche, die wohl ­gerne mehr sozialen Kontakt hätten, aber gut damit umgehen können, wenn sich diese Kontakte nicht ergeben. Die Wirkung sozialer ­Isolation als Risikofaktor für die psychische und körperliche Gesundheit eines Menschen scheint entsprechend von psychischen Einflussfaktoren abhängig. Im Vordergrund steht dabei das Gefühl der Einsamkeit, das in vielen Forschungsarbeiten in engen Zusammenhang mit sozialer Isolation gestellt und dem ein ungünstiger Einfluss auf die Gesundheit zugeschrieben wird (Elovainio et al., 2017).

In diesem Abschnitt geht es darum, sich aus einer interdisziplinären Perspektive mit unterschiedlichen Aspekten von sozialer Isolation und Einsamkeit zu befassen. Zuerst wird die Form der sozialen Isolation aus systemtheoretischer Perspektive näher bestimmt. Danach wird der Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Gesundheit im Detail ausgeführt. In der Folge wird nach Erklärungen für den engen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Gesundheit gesucht. Und im letzten Abschnitt rücken Handlungsansätze zur Reduktion von sozialer Isolation und Einsamkeit in den Fokus.

1.1.2 Soziale Isolation – systemtheoretisch

Die soziologische Systemtheorie (Luhmann, 1994) wurde primär als Theorie sozialer Systeme konzipiert, etabliert sich aber sich immer mehr auch als Theorie psychischer und körperlicher Systeme (Fuchs, 2003, 2005). Sie bietet damit eine gute Grundlage für eine theoretische Analyse der sozialen Isolation und ihrer Folgen für die Psyche und den Körper eines Menschen. Die soziologische Systemtheorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Ebenen des Sozialen, des Psychischen und des Körperlichen analytisch strikt auseinanderhält. Auf jeder Ebene gibt es selbsterzeugende, selbstorganisierende (autopoietische) Systeme, die sich anhand ihrer spezifischen Operativität unterscheiden lassen. Die Operationen sozialer Systeme sind ausschließlich die Kommunikationen. Mit anderen Worten: Soziale Systeme reproduzieren sich dadurch, dass sie systemspezifische Kommunikationen aneinanderreihen und sich so von anderen Systemen unterscheiden. Die psychischen Systeme wiederum grenzen sich durch ihre spezifische Operativität – die Wahrnehmungen, Gedanken und Vorstellungen – von ihrer Umwelt ab. Die Operativität der körperlichen Systeme schließlich ergibt sich aus biologischen Prozessen. So bestehen die Operationen des Gehirns aus Verschaltungen von Nervenzellen und der Übertragung elektrischer Reize zwischen den verschalteten Zellen, wobei die Reize an den Schaltstellen (Synapsen) biochemisch umgewandelt werden.

Die Trennung der Systemebenen resultiert in der Vorstellung, dass die Psyche und der Körper eines Menschen nicht in der Kommunikation vorkommen, sondern die relevante Umwelt der Kommunikation und damit der sozialen Systeme ausmachen. Etwas anders formuliert: Die Kommunikation operiert mit einer hohen Eigenständigkeit, ist aber zu jedem Zeitpunkt auf die Operativität in der relevanten psychischen und körperlichen Umwelt angewiesen. Das Gleiche bei der Psyche: Aus der Perspektive des psychischen Systems sind die sozialen Systeme eine hochrelevante Umwelt, denn es wäre nicht in der Lage, sich mit anderen Psychen auszutauschen, wenn es ­keine Kommunikation gäbe. Trotzdem un­terscheidet sich das psychische Geschehen grundsätzlich von der sozialen Operativität. Das lässt sich am Beispiel eines Seminars einfach illustrieren: Der Input einer Professorin und die nachfolgende Diskussion der Studierenden entspricht einer Abfolge von Kom­munikationen, welche nicht ganz, aber weitgehend unabhängig von Gedanken und Wahrnehmungen ist, die – vollkommen im Stillen – während der ganzen Veranstaltung gleichzeitig reproduziert werden. Relevant für die Kommunikation sind nur die Gedanken, die in Form von Äußerungen oder Verlautbarungen in die Kommunikation einfließen, aber dann keine Gedanken mehr sind, sondern Kommunikationen, die durch das soziale System verarbeitet werden. Diese Verarbeitung kann im Sinne der beteiligten Psyche geschehen; das ist aber keineswegs zwingend der Fall. Die Psyche ihrerseits ist genauso wenig in der Lage, in die Kommunikation hineinzudenken, wie die Kommunikation in die Psyche hinein kommunizieren kann. Jedes psychische System bestimmt – bewusst oder unbewusst – selbst, welche Informationen es der Unterrichtskommunikation abgewinnt. Faktoren wie Aufmerksamkeit, Interesse und Vorwissen prägen diese Informationsverarbeitung in entscheidendem Ausmaß und unterstützen die systemtheoretische These, dass Information immer systemintern generiert und nicht eins zu eins von außen übertragen werden kann.

Da der Mensch mit seinem Körper und seiner Psyche nicht Teil des Sozialen, sondern relevante Umwelt ist, stellt sich die Frage, wie die Systemtheorie den Einbezug des Menschen in die Kommunikation beschreibt. ­Hierfür stehen die Begriffe „Person“, „soziale Adresse“ und „Inklusion“. Ausformuliert bedeutet dies, dass ein Mensch als Person in ein soziales System inkludiert und mit einer sozialen Adresse versehen wird. Die Konsequenz dieser Überlegung ist, dass jeder Mensch in jedem sozialen System eine andere Person ist und mit einer systemspezifischen sozialen Adresse versehen wird. Person und soziale Adresse stehen für die Erwartungen, die an den Menschen im jeweiligen System gerichtet werden. So wird von der Professorin etwas Anderes erwartet als von den Studierenden. Das deutet darauf hin, dass die Rolle ein wichtiger Aspekt der sozialen Adresse ist. Andere Aspekte, die eine mehr oder weniger große Bedeutung spielen, sind der Name, das Aussehen, das Geschlecht, das Alter und weitere Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob und wie ein Mensch als Person in ein bestimmtes soziales System inkludiert wird.

Der Begriff „soziale Isolation“ legt nun nahe, dass es sich um kommunikatives Geschehen bzw. Nichtgeschehen handelt. Soziale Isolation verweist aus der Perspektive der Systemtheorie auf eingeschränkte Inklusionsfähigkeit oder, um es anders zu fassen, auf eine erhöhte Betroffenheit von Exklusion (Hafen, 2015). Exklusion wird dabei nicht als soziale Operation (z. B. in Form einer Kündigung oder von Mobbing) verstanden, sondern einfach als Nichtinklusion. Die Kündigung selbst ist eine Form von Inklusion, weil die betroffene Person ja für die Kommunikation als relevant erachtet wird; aber natürlich verfolgt sie das Ziel, die Inklusionsfähigkeit dieses Menschen in Hinblick auf die im Fokus stehende Arbeitsstelle zu eliminieren. Das wiederum kann weitere Exklusionen nach sich ziehen, zum Beispiel aus dem Wirtschaftssystem, weil nach einer Kündigung das Geld knapp wird. Die eingeschränkte Inklusionsfähigkeit bedeutet entsprechend, dass es den Betroffenen trotz ihrer Bemühungen nicht gelingt, in sozialen Systemen Anschluss zu finden, weil ihre soziale Adresse (aus der Sicht der jeweiligen Kommunikationssysteme) beschädigt ist. Erwerbslosigkeit ist dabei nur eine Form von Exklusion. Es gibt auch eingeschränkte Inklusionsfähigkeit im Privatbereich – etwa, wenn man keine Freunde oder keinen Kontakt zur Kernfamilie hat. Erwerbs­lose und ältere Menschen sind darum überdurchschnittlich stark von sozialer Isolation betroffen, weil der wichtige Inklusionsbereich „Erwerbsarbeit“ weggefällt und es im privaten Bereich nicht immer einfach ist, neue Inklusionsmöglichkeiten zu schaffen (Abb. 1.1-1).

Abbildung 1.1-1: Einsamkeit in der Großstadt (Foto: © J. P. Poffet)

1.1.3 Soziale Isolation und Gesundheit

Körperliche und psychische Krankheiten entstehen in der Regel aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die einerseits im sozialen Umfeld der Individuen, andererseits aber auch im Körper und in der Psyche eines Menschen angesiedelt sind. Aus diesem Grund wird Gesundheit schon länger als biopsychosoziales Phänomen bezeichnet (Engel, 1977). So entfaltet auch soziale Isolation ihre ungünstige Wirkung auf die Gesundheit nicht alleine, sondern im Zusammenspiel mit anderen Einflussfaktoren. Im Vordergrund stehen dabei die psychischen Faktoren. Soziale Isolation wirkt als wahrgenommene Isolation und dann vor allem, wenn diese Wahrnehmung des Exkludiertseins oder der Qualität der Inklusion mit einer negativen Bewertung verbunden ist, was sich oft in Form des Gefühls der Einsamkeit manifestiert (Perlan & Peplau, 1981). Wir haben es bei sozialer Isolation entsprechend mit einem sozialen Risikofaktor zu tun, der im psychischen System eines Menschen einen weiteren Risikofaktor für die Gesundheit, nämlich die Einsamkeit, entstehen...

Erscheint lt. Verlag 24.9.2018
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Bewegung • Medizin • Pflege • Pflegepraxis • Praxishandbuch • Psychologie • Sozialarbeit • Vereinsamung
ISBN-10 3-456-95793-9 / 3456957939
ISBN-13 978-3-456-95793-7 / 9783456957937
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