Was ist 'gute' Demenzpflege? (eBook)

Verändertes Selbsterleben bei Demenz - ein Praxishandbuch für Pflegende
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2018 | 2. Auflage
160 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95655-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Was ist 'gute' Demenzpflege? -  Christoph Held
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Das neuartige und erfolgreiche Praxishandbuch für Pflegende versteht eine fortgeschrittene Demenz nicht einfach als geistige Leistungseinbusse, sondern als ein verändertes Erleben des Selbst, bei dem das Gehirn vorübergehend oder für längere Zeit seine integrative Fähigkeit verliert. Die Betroffenen verhalten sich wechselhaft und werden von ihren Angehörigen und den Pflegenden oft als 'zerrissen' erlebt. Infolgedessen können die Wahrnehmung und die Beurteilung der eigenen Befindlichkeit verloren gehen - der Film des Lebens bekommt Risse. Diese Zustände veränderten Selbsterlebens sind häufig mit Angst, Unruhe oder Gereiztheit verbunden. Im Dialog mit Pflegenden entwickelte der erfahrene Altersmediziner Christoph Held einen Ansatz, um Menschen mit einer Demenz und ihrem veränderten Selbsterleben beschreiben, erkennen, verstehen und wirkungsvoll unterstützen zu können. Anschaulich beschreibt es das veränderte Selbsterleben in alltäglichen Situationen, wie beim Ausscheiden, Essen und Trinken, Kommunizieren, Sich-Bewegen, Sprechen mit Angehörigen, Waschen und Ankleiden. Ausführlich erläutert er die Folgen veränderten Selbsterlebens für die Gestaltung von Lebensräumen und den Sterbeprozess von Menschen mit Demenz. Die zweite Auflage bietet aktualisierte Beiträge über Lügen und Täuschungen in der Pflege von Menschen mit Demenz und eine vertiefende Darstellung von neuropathologischen Prozesse hinter dem veränderten Selbsterleben. Ein neues Kapitel stellt herausforderndes und schwieriges Verhalten bei behavioralen und psychologischen Symptomen der Demenz (BPDS) dar.

Was ist „gute“ Demenzpflege? 1
Inhalt 7
Danksagung 13
Geleitwort 15
Vorwort zur zweiten Auflage 17
1 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Was bedeutet „gute“ Demenzpflege? 19
1.1 Demenz und „Lebensqualität“ 19
1.2 Demenz, Selbsterleben und dissoziatives Erleben 20
1.3 Paradoxe Pflegesituation 21
1.4 Demenz und Würde 21
1.5 Medizinische Diagnostik und Pflegekonzepte 21
1.6 Das „dritte“ Auge und Ohr entwickeln 22
1.7 Kann die Qualität der Demenzpflege erfasst werden? 22
1.8 Auf das (schwierige) Zusammenleben kommt es an 23
1.9 Wirklichkeit der Betroffenen versus Kosten ihrer Pflege 24
1.10 Zitierte und weiterführende Literatur 25
2 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Dissoziatives Erleben 27
2.1 Warum hat der Bewohner seinen Kaffee trotzdem getrunken? 27
2.2 Was bedeutet „Selbst“? 28
2.3 In welchen Hirnregionen „wohnt das Selbst“? 29
2.4 Was geschieht mit dem „Selbst“ in der Demenz? 29
2.5 Was bedeutet „Dissoziation“? 30
2.6 Konsequenzen von dissoziativem Erleben 30
2.7 Glücklich ist, wer vergisst? 31
2.8 Dabei sein, ohne etwas zu erklären und zu wollen 32
2.9 Zitierte und weiterführende Literatur 32
3 Neuropathologie und Diagnostik der Demenz 33
3.1 Was bedeutet Demenz? 33
3.2 Demenz ist kein einheitliches Krankheitsbild 34
3.3 Wie entstehen Demenzen? 35
3.4 Worin unterscheidet sich Demenz von „normalem“ Altern? 35
3.5 Müssen Pflegende unterschiedliche Demenzformen kennen? 36
3.6 Die Alzheimer-Krankheit 37
3.7 Die frontotemporale Demenz 39
3.8 Die Lewy-Body-Demenz 39
3.9 Die vaskuläre Demenz 39
3.10 Wie wird die Demenz heute und morgen behandelt? 40
3.11 Wie wird Demenz diagnostiziert? 41
3.12 Welche Schweregrade von Demenz gibt es? 41
3.13 Wie wird die Urteilsfähigkeit bei fortgeschrittener Demenz bestimmt? 42
3.14 Zitierte und weiterführende Literatur 44
4 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Erkennen und Beschreiben 45
4.1 Was bedeutet „Selbst-Erleben“? 45
4.2 Was ist normales „Selbst-Erleben“? 45
4.3 Was sind „Ich-Störungen“? 46
4.4 Normales „Selbst- oder Ich-Erleben“ 46
4.5 Ich-Identität 47
4.5.1 Ausmass autobiografischer Desorientiertheit 48
4.5.2 „Ich-schonende“ Pflege 49
4.6 Ich-Vitalität 50
4.6.1 Scheinbare Erstarrung bei fortgeschrittener Demenz 51
4.6.2 Abgrenzung zur Depression 51
4.7 Ich-Aktivität 52
4.8 Ich-Demarkation 53
4.8.1 Virtuelle Medien und Demenz 54
4.8.2 Das Anlügen Demenzkranker 54
4.8.3 Übergang zu wahnhaften Gedanken 54
4.9 Ich-Konsistenz 55
4.10 Ich-Störungen: Nutzen von Beschreibung und Erfassung 56
4.11 Zitierte und weiterführende Literatur 57
5 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Waschen und Ankleiden 59
5.1 Auch alltägliche Rituale bestimmen das Selbsterleben 59
5.2 Retrogenese 60
5.3 Körperhygiene unnötig, weil nicht selbstbezogen 61
5.4 Angepasste Alltagsbewältigung und Diskretion 62
5.5 Körperpflege als Basale Stimulation® gestalten 63
5.6 Vereinfachte Pflegeabläufe durch Kreativität 63
5.7 Zitierte und weiterführende Literatur 65
6 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Kommunikation 67
6.1 Perspektivenwechsel 67
6.2 Nicht verstehen? Nicht verstanden werden? 69
6.3 Blicke von demenzkranken Menschen 70
6.4 Spirituelle Unterstützung in existenziellen Krisen 71
6.5 Zitierte und weiterführende Literatur 72
7 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Essen und Trinken 73
7.1 Interview mit dem Esskümmerer 74
7.2 Genaues Beobachten der Essvorgänge 74
7.3 Essen als basale Stimulation 75
7.4 Biografiebezogene Verpflegung 76
7.5 Fingerfood und Food-Tankstellen 77
7.6 Ich muss ein Esskümmerer sein! 78
7.7 Zitierte und weiterführende Literatur 79
8 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Ausscheidung 81
8.1 Verlust der Blasen- und Darmkontrolle 81
8.2 Als Kind trocken und sauber – bei Demenz nass und schmutzig? 85
8.3 Ausscheiden – eine diplomatische Gratwanderung 86
8.4 Zitierte und weiterführende Literatur 87
9 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Sich-Bewegen 89
9.1 Gehen-Lernen ist ein langer Prozess 89
9.2 Die geteilte Aufmerksamkeit 90
9.3 Demenz und Sturzgefahr 91
9.4 „Wachwandeln“ 91
9.5 Verhindern von Stürzen 91
9.6 Kinästhetik 92
9.7 Musik- und Bewegungsinterventionen 93
9.8 Wege ohne Ziel für Wanderer ohne Ziel? 94
9.9 Zitierte und weiterführende Literatur 94
10 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Herausforderndes und schwieriges Verhalten 95
10.1 Was sind „BPSD“? 95
10.2 Warum kommt es zu BPSD? 96
10.3 Wie werden BPSD erfasst und diagnostisch beurteilt? 98
10.4 Medikamentöse Behandlung von BPSD 99
10.5 Psychopharmaka verantwortungsvoll einsetzen 99
10.6 Medikamentenabgabe bei demenzkranken Patienten 101
10.7 Angepasster Umgang mit den Betroffenen 102
10.8 Gezielte Interventionen bei BPSD 104
10.9 Eine Beziehung herstellen 104
10.10 Zitierte und weiterführende Literatur 105
11 Verändertes Selbsterleben: Sterben 107
11.1 Pflegende werden alleingelassen 107
11.2 Verändertes Erleben des „eigenen“ Sterbens 108
11.3 Das „stumme“ Sterben bei Demenz 110
11.4 Pflegerische Sterbebegleitung 110
11.5 Spirituelle Sterbebegleitung 111
11.6 Zitierte und weiterführende Literatur 112
12 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Mit Angehörigen sprechen 113
12.1 Beziehungen zwischen Angehörigen und Pflegeteam 113
12.2 Einladung zu Gesprächen und zum Austausch 114
12.3 Angehörige und verändertes Selbsterleben der Betroffenen 115
12.4 Vorbereitete und strukturierte Besuche von Angehörigen 115
12.4.1 Vorbereitung und Ankommen 116
12.4.2 Verweilen 116
12.4.3 Aufbruch 117
12.5 Loslassen des Partners als besondere Herausforderung 118
12.6 Zitierte und weiterführende Literatur 118
13 Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Lebensraumgestaltung 119
13.1 Leben im Pflegeheim oder zu Hause? 119
13.2 Hat die Wohnform Einfluss auf Demenz? 120
13.3 Was bedeutet demenzfreundliche Architektur? 120
13.4 Betreut zu Hause oder im Heim leben? 121
13.5 Gibt es in Zukunft noch „Demenzabteilungen“? 123
13.6 Wird es in Zukunft „Demenzdörfer“ geben? 123
13.7 Die Zukunft „demenzgerechter“ Betreuung 124
13.8 Zitierte und weiterführende Literatur 125
Anhang 127
Menschen mit Demenz begleiten, pflegen und versorgen 127
Das Dementia-Care-Programm des Verlages Hogrefe 127
Autoren- und Mitarbeiterverzeichnis 133
Sachwortverzeichnis 137

1
Verändertes Selbsterleben bei Demenz: Was bedeutet „gute“ Demenzpflege?


Silvia Silva Lima, Geri Meier und Christoph Held

Während früher ausschließlich Schreckensbilder des Zerfalls und des Verlustes den Zustand von Patienten mit Demenz beschrieben, wissen wir heute, dass auch bei schweren Gedächtnis-, Denk- und Sprachstörungen eine einigermaßen geglückte Kommunikation mit den Betroffenen möglich ist – wenn auch in veränderter Form. Es käme vor allem darauf an, dass die Umgebung den Ausdruck und das Verhalten der Betroffenen deuten und verstehen kann.

Tag für Tag erleben Pflegende und Angehörige Demenz bei ihren Bewohnern als wechselhaftes und wenig vorhersagbares Geschehen.

Im vorliegenden Buch versuchen wir, den psychiatrischen Hintergrund dieses Geschehens zu beleuchten und pflegerische Maßnahmen davon abzuleiten. Fest steht: Die Pflege von Bewohnern mit Demenz erfordert im Alltag viel Zeit, anstrengende Überlegungen, einschneidende Anpassung, intensive Einfühlung und strapazierte Geduld. Sie widersetzt sich einer normiert ablaufenden Pflege-„Planung“.

1.1
Demenz und „Lebensqualität“


Demenz ist eine Begleiterscheinung einer älter werdenden Gesellschaft. Ein Teil der älteren und alten Menschen muss sich in dieser Lebensphase auf körperliche und geistige Beeinträchtigungen einstellen. Wenn wir davon ausgehen, dass alle pflegerische und betreuerische Unterstützung und Anstrengung dem Ziel dienen sollen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, so muss zunächst dieser Begriff diskutiert werden. Zu Recht wird in zahlreichen ambulanten und stationären Pflegeinstitutionen die Lebensqualität mit einem subjektiven Wohlbefinden derjenigen, die mit einer Demenz leben, in Verbindung gebracht. Der britische Demenzforscher Tom Kitwood (2016) stellt in diesem Zusammenhang vier globale subjektive Zustände vor, welche die Grundlagen allen menschlichen Wohlbefindens ausmachen und auch bei Demenzbetroffenen – zumindest teilweise – gelebt werden können:

  • das Gefühl, etwas wert und für andere wichtig zu sein,
  • das Gefühl, etwas tun zu können,
  • das Gefühl, mit andern noch in Kontakt treten zu können, sie zu erreichen und eine Antwort zu erhalten,
  • das Gefühl der Hoffnung oder des Urvertrauens.

Von diesen Grundgefühlen ausgehend sollten demenzkranke Menschen – wie alle anderen Menschen auch – ermutigt und unterstützt werden, in ihrem Leben noch so viel wie möglich für sich selbst und auch für andere zu tun, ihren Tagesablauf selbst zu bestimmen und am Geschehen teilzuhaben.

1.2
Demenz, Selbsterleben und dissoziatives Erleben


An der schwierigen Erfüllung dieser Forderungen für die Lebensqualität bei Demenz setzen die Schwierigkeiten ein. Denn zerstörerischer als der Verlust des Gedächtnisses, der Orientierung und der Sprache wirken sich die Veränderungen im Selbsterleben der Betroffenen aus. Diese Veränderungen, die wir in den folgenden Kapiteln ausführlicher beschreiben werden, führen bei Demenz nicht nur zum allmählichen Vergessen der autobiografischen Zusammenhänge, also „wer man war“ und „was man im Leben gemacht hat“, sondern oft auch zum Verlust einer zentralen Kontrolle über eigene Wahrnehmung und Handlungen. Es kommt zu einer Art „Filmriss“ im eigenen Gedankenstrom.

In einem solchen Zustand, der in der Psychiatrie als dissoziativer Zustand bezeichnet wird, können keine Entscheidungen über sich selbst getroffen werden – in sehr späten Phasen der Krankheit können Betroffene kaum mehr entscheiden, ob sie aufstehen oder sitzen bleiben, weiterkauen oder schlucken wollen. Ganz allgemein können durch einen allmählichen Verlust einer zentralen Kontrolle zuerst die komplexeren Aufgaben des täglichen Lebens (z.B. die finanziell-administrativen Angelegenheiten) und später die basalen Aktivitäten des täglichen Lebens (z.B. Sich-Ankleiden, Sich-Waschen) nicht mehr von selbst erledigt werden.

Dauern dissoziative Zustände an oder häufen sie sich, wird dem Selbsterleben der Betroffenen langsam der Boden entzogen, sodass sie ihre eigenen Veränderungen häufig nicht wahrnehmen, sozusagen nicht in die Demenz mitnehmen können, über weite Strecken gleichsam ahnungslos sind. Die Wesensveränderung des Betroffenen bleibt dann paradoxerweise eine Feststellung, die nur noch Angehörige oder Pflegende machen können.

1.3
Paradoxe Pflegesituation


Wegen diesen Gegebenheiten führt Demenz zu einer völlig anderen Pflege- und Betreuungssituation als bei Krankheiten geistig intakter Menschen, die ihre Symptome und die daraus resultierenden Bedürfnisse reflektieren und ihre Entscheidungen, welche Unterstützung sie annehmen oder ablehnen möchten, selber treffen können. Menschen mit fortgeschrittener Demenz dagegen können darüber oft keine eindeutigen und zuverlässigen Angaben machen.

In solchen Situationen bekommt der Begriff Lebensqualität eine zusätzliche Dimension. Die Befragung der Betroffenen um ihre Befindlichkeit, die oft vergebliche Ergründung ihres eigentlichen „Willens“, das Anbieten zahlreicher Auswahlmöglichkeiten können bei den Betroffenen Angst und Leiden noch verstärken. Lebensqualität würde für den Bewohner in dieser Situation bedeuten, dass seine Bedürfnisse durch andere Menschen wahrgenommen, erraten, gedeutet und möglichst erfüllt werden.

1.4
Demenz und Würde


Von außen betrachtet kann eine solche Unterstützung als Übergriff aufgefasst werden, als ethischer Fehler, indem die Würde des Betroffenen tangiert sein kann. Gerade bei demenziellen Erkrankungen ist der Appell an die Würde der Betroffenen zwar wichtig und notwendig, hilft aber dem um eine Entscheidung seines Handelns ringenden Helfer im pflegerischen Alltag oft recht wenig. Wenn eine Hilfestellung für einen Menschen mit fortgeschrittener Demenz vor dem Hintergrund der krankheitsbedingten Gegebenheiten geschieht, kann die Würde des Betroffenen aber durchaus gewahrt werden. Würdelos – weil Leid verstärkend – hingegen ist es, ihn zu überfordern.

1.5
Medizinische Diagnostik und Pflegekonzepte


Medizinische Erfassungsskalen, wie z.B. der häufig verwendete Minimentalstatus nach Folstein, das Zeichnen einer Uhr oder eine Erfassung von Alltagsressourcen, mit denen versucht wird, aufgrund von Ressourcendefiziten einen „Schweregrad“ der Krankheit zu erfassen, helfen bei der alltäglichen Betreuung und Pflege oft nicht weiter.

Auch bestimmte Pflegekonzepte, die das oft rätselhaft wirkende Verhalten der Betroffenen vor einem bestimmten Hintergrund zu deuten und in ein bestimmtes Schema zu zwängen versuchen, z.B., dass ein Bewohner ausschließlich in der „Vergangenheit“ lebt und seine Umgebung und Betreuung entsprechend gestaltet werden sollten, müssen hinterfragt werden.

Jeder demenzbetroffene Mensch erlebt seine veränderte Wahrnehmung und fragmentierte Erinnerung nämlich unterschiedlich und verknüpft seine oftmals zerrissenen Gedanken immer wieder neu. Darum erleben Pflegende und Angehörige das Bild der mittelschweren bis fortgeschrittenen Demenz als sehr wechselhaftes Geschehen. Geistige Höchstleistung zeigt sich dann gleichzeitig neben geistiger Fehlleistung. Die Gewissheit über sich selbst und den eigenen Körper kann von einem Moment zum anderen verloren gehen.

1.6
Das „dritte“ Auge und Ohr entwickeln


Viele Pflegende und Angehörige von Patienten mit einer Demenz sind über die Jahre der Betreuung wahre Künstler einer hilfreichen, aber diskreten Unterstützung geworden und können ihre Patienten mit Zuwendung, nonverbaler Kontaktaufnahme, manchmal mit scheinbar belanglosem Plaudern, mit Vertrauen und Schonung erreichen. Sie haben eine Art drittes Auge oder drittes Ohr für die Bedürfnisse der Betroffenen entwickelt und können bei ihnen verweilen, ohne ständig etwas zu fragen, zu wollen oder zu erklären. Weil ihnen das veränderte Selbsterleben der Betroffenen geläufig ist, können sie im Alltag am meisten helfen, indem sie den „Filmriss“, den die Betroffenen erleben, nicht ständig wieder „zusammenkleben“ wollen. Sie akzeptierten dieses Geschehen und fordern weder ein Echo noch eine Bestätigung ihrer Unterstützung.

Weil die Pflegenden darüber hinaus gemerkt haben, dass verändertes Selbsterleben auch mit Angst, Wahn, Halluzinationen und Unruhe verbunden sein kann, wissen sie um die Wirkung von Zuwendung und Begleitung, Schutz und Geborgenheit.

1.7
Kann die Qualität der Demenzpflege erfasst werden?


Dieses empirische Wissen der Pflegenden, das wir in diesen gesammelten Beiträgen ausbreiten wollen, entzieht sich häufig einer konzeptuellen Anwendung und einer wissenschaftlichen Auswertung. Die wichtige und berechtigte Frage nach einer „guten“ Demenzpflege kann deshalb nicht eindeutig, nicht mit „Evidenz“ beantwortet werden. Auch wissenschaftliche Studien mit scheinbar objektiven Kriterien, wie z.B. die Menge der...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Altersmedizin • Angehörige • Angst • Ausscheiden • Bewegen • BPDS • Demenz • Demenzpflege • Dialog • Erleben • Essen • Gehirn • gereiztheit • Kommunizieren • neuropathologisch • Pflege • Praxishandbuch • Selbst • Selbsterleben • Sprechen • Sterbeprozess • Trinken • Unruhe • Wahrnehmung
ISBN-10 3-456-95655-X / 345695655X
ISBN-13 978-3-456-95655-8 / 9783456956558
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