Kurzlehrbuch Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (eBook)

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2018 | 2. Auflage
312 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-242077-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kurzlehrbuch Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie -  Wolfgang A. Wetsch,  Jochen Hinkelbein,  Fabian Spöhr
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In diesem Kurzlehrbuch findest du das gesamte prüfungsrelevante Wissen aus den Teilgebieten Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie kompakt und leicht verständlich dargestellt. Fallbeispiele und Praxistipps helfen dir dabei, das Wissen in den klinischen Alltag zu übertragen. Abbildungen und Anleitungen für praktische Tätigkeiten (z.B. ZVK-Anlage) unterstützen das praxisnahe Lernen. Was ist neu? - Aktualisierte und überarbeitete Neuauflage - Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht dir ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App hast du zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit

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1 Präoperatives Vorgehen


1.1 Klinischer Fall


Aufklärungsgespräch mit Überraschung

Abb. 1.1 

(Quelle: Alexander Fischer – Thieme Gruppe)

In der Ambulanz…

Die anästhesiologische Assistenzärztin Dr. Brunner ist heute in der Anästhesiesprechstunde eingeteilt. Der erste Patient an diesem Morgen ist die 75-jährige Frau Johansson, bei der nächste Woche eine Hüft-TEP geplant ist.

Unauffällige Anamnese

Dr. Brunner begrüßt die Patientin und bittet sie ins Sprechzimmer. Die Patientenakte hat sie bereits vor dem Gespräch durchgelesen und weiß, dass Frau Johansson an arterieller Hypertonie leidet, mit einer Zweifachkombination aus ACE-Hemmer und Betablocker aber gut eingestellt ist und ansonsten keine nennenswerten Vorerkrankungen hat. Anamnestisch sind keine Allergien bekannt. Auf dem Fragebogen, den Frau Johansson über ihren Gesundheitszustand ausgefüllt hat, finden sich auch keine Abweichungen dazu.

Angst vor der Operation

Frau Johansson bittet die Ärztin gleich zu Beginn des Gespräches, bei der Operation „tief und fest“ zu schlafen und auf keinen Fall etwas von der OP mitbekommen zu wollen, da sie sehr ängstlich sei. Dr. Brunner erklärt Frau Johansson den Ablauf einer Allgemeinanästhesie und die Möglichkeit einer Regionalanästhesie mit Analgosedierung. Frau Johansson traut dem „Dämmerschlaf“ aber nicht und möchte lieber eine Allgemeinanästhesie. Da nichts dagegen spricht, vermerkt Dr. Brunner als geplantes Anästhesieverfahren „Allgemeinanästhesie“ auf dem Protokoll und klärt die Patientin nun über alle Risiken und Gefahren der Allgemeinanästhesie auf. Frau Johansson willigt in die Narkose ein und unterschreibt den Aufklärungsbogen. Für den OP-Tag wird der ängstlichen Patientin als Prämedikation ein anxiolytisches, kurzwirksames Benzodiazepin angeordnet. Der Betablocker soll am OP-Tag beibehalten werden, der ACE-Hemmer wird jedoch pausiert. Frau Johansson fühlt sich gut informiert, ist sehr zufrieden mit dem Gespräch und hat keine weiteren Fragen.

Zu guter Letzt eine Überraschung!

Abschließend stellt Dr. Brunner noch einige Fragen, darunter auch „Haben Sie Allergien?“ – „Nein, nein“, antwortet Frau Johansson. „Oder haben Sie irgendwelche Medikamente einmal nicht vertragen?“ - „Ja, dieses Schmerzmittel dürfen Sie mir nicht mehr geben, das ich mal vom Zahnarzt bekommen habe… Da habe ich keine Luft mehr bekommen und dann musste sogar der Notarzt kommen.“ Frau Johansson zieht einen Allergiepass aus der Geldtasche, auf dem vermerkt ist, dass sie vor Jahren eine anaphylaktische Reaktion auf Metamizol hatte. Dass es sich hierbei um eine Allergie handelt, war der Patientin jedoch nicht bewusst. Dr. Brunner vermerkt das Medikament bei Allergien auf dem Narkoseprotokoll und informiert auch gleich den orthopädischen Stationsarzt, damit dieser wichtige Befund in die Akte mit übernommen wird.

1.2 Präoperative Visite


Key Point

  • Die Position der Prämedikationsvisite in der Patientenversorgung ist zentral, da hier entscheidende Weichen für das weitere anästhesiologische Management gestellt werden. Das Erheben von Vorerkrankungen und zu erwartenden Problemen ist dabei entscheidend.

  • Eine adäquate Beurteilung des Patienten (Krankenakte, Anamnese, körperliche Untersuchung) reduziert die perioperative Mortalität signifikant.

  • Vor jeder Anästhesie ist eine rechtswirksame Aufklärung des Patienten erforderlich.

1.2.1 Allgemeines


Synonyme Prämedikations- oder Narkosegespräch, Narkosevisite, Narkoseaufklärung

Aufgaben bzw. Ziele

  • Patient und Anästhesist lernen sich kennen.

  • Der Anästhesist erhält aus Unterlagen, Anamnese und körperlicher Untersuchung Informationen zum Gesundheitszustand und damit zum Narkoserisiko des Patienten und kann so ein individuell an den Patienten angepasstes Anästhesieverfahren für den geplanten Eingriff auswählen und dem Patienten vorschlagen.

  • Der Patient erhält Informationen über die Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen der bevorstehenden Narkose. Dies soll seine Ängste abbauen und ermöglicht eine rechtskräftige Narkoseeinwilligung. Der Patient (oder falls erforderlich der gesetzlich bestellte Betreuer) willigt nach ausführlicher Aufklärung in die geplanten Maßnahmen ein und dokumentiert dies durch seine Unterschrift. Die Aufklärung muss rechtzeitig, d. h. bei geplanten Eingriffen grundsätzlich spätestens am Abend vor der geplanten OP, stattfinden. Ansonsten ist die Einwilligung nicht rechtskräftig. Nur bei kleineren, ambulanten Eingriffen mit niedrigem Risiko ist ausnahmsweise eine Aufklärung am OP-Tag zulässig.

  • Bei nicht aufschiebbaren (also dringlichen oder notfallmäßigen Operationen) sollte der Patient – sofern sein Zustand dies zulässt – ebenfalls über das geplante anästhesiologische Vorgehen informiert und seine Zustimmung durch eine Unterschrift dokumentiert werden. Bei Notfalleingriffen ist dies nicht immer möglich. Bei vitaler Bedrohung ist der mutmaßliche Patientenwille bindend.

  • Jeder Notfallpatient sollte zumindest nach Allergien, Medikamenteneinnahmen, Narkoseproblemen in der Vergangenheit und nach der letzten Nahrungsaufnahme befragt werden.

  • Die Prämedikation (Zweck, Wirkstoff, Einnahme) und das präoperative Vorgehen (z. B. Nüchternheit, Einnahme der Dauermedikation) werden besprochen.

    Merke

    Oftmals wird bei dringenden Eingriffen anstelle der Unterschrift des Patienten die Unterschrift des Ehegatten oder von anderen Angehörigen eingeholt. Dieses Vorgehen ist jedoch rechtlich unwirksam, da Angehörige kein Einverständnis für einen Patienten geben können (außer bei offiziellem Betreuungsverfahren).

    Praxistipp

    Sichten Sie die Krankenakte und die Laborbefunde – sofern vorhanden bzw. erforderlich – bereits vor dem Gespräch mit dem Patienten hinsichtlich relevanter Befunde. Sie können fehlende Unterlagen dann ggf. gleich beim Stationsarzt erfragen bzw. nachfordern. Zudem „kennen“ Sie den Patienten bereits und dieser muss nicht warten, während Sie in seinem Beisein ausgiebig in der Akte blättern.

1.2.2 Vorgehen


1.2.2.1 Anamnese

Das Hauptziel ist das Erkennen von narkoserelevanten Erkrankungen bzw. Befunden. Um alle relevanten Fragen bzw. Aspekte zu berücksichtigen, sollte das Narkosegespräch einem standardisierten Ablauf folgen ( ▶ Tab. 1.1), z. B. kann es sich an der Struktur des vom Patienten vorab ausgefüllten Narkosefragebogens orientieren.

Merke

Achten Sie auf Diskretion! Das Gespräch sollte ohne weitere „Zuhörer“ durchgeführt werden, Besucher oder andere Patienten sollten das Zimmer nach Möglichkeit verlassen.

Merke

Beschaffen Sie sich – sofern vorhanden und möglich – immer alte Anästhesieprotokolle des Patienten, da sich daraus wichtige Hinweise, z. B. auf Atemwegs- oder kardiozirkulatorische Probleme während der Anästhesie, ergeben können.

Tab. 1.1 Beispielhaftes Schema wichtiger Informationen, die im Rahmen der Prämedikationsvisite aus den Unterlagen und im Rahmen der Anamnese erhoben werden. ...

Erscheint lt. Verlag 11.7.2018
Reihe/Serie Kurzlehrbuch
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Notfallmedizin
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Schmerztherapie
Schlagworte Anähsthesie • Anästhesie • Campus • Intensivmedizin • Kurzlehrbuch • Medizinstudium • Narkose • Notfallmedizin • Schmerztherapie • Thieme • Vorklinik
ISBN-10 3-13-242077-8 / 3132420778
ISBN-13 978-3-13-242077-9 / 9783132420779
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