Wirkeffekte serieller Heiltorfapplikationen im Rahmen einer physikalischen Komplextherapie bei Cox- und Gonarthrose

Hintergrund: Heiltorfanwendungen bewirken, eingebettet in eine multimodale physikalische Komplextherapie, bei degenerativ-rheumatischen Erkrankungen überzufällig häufig eine Beschwerdebesserung hinsichtlich der funktionalen und funktionellen Patientengesundheit. Sie stellen eine seit über 200 Jahren etablierte Therapieform dar und kommen v. a. bei Gelenkleiden, aber auch bei Frauenleiden und Hautkrankheiten zur Anwendung. Die Effizienz von Heiltorf basiert auf thermophysikalischen sowie biochemischen Wirkungsweisen. Methodik: Untersucht wurde der Einfluss einer seriellen Heiltorftherapie (6-9 Anwendungen) auf die funktionale und funktionelle Gesundheit sowie auf molekularer Wirkungsebene im Rahmen eines differenzialindikativen physikalischen Therapieprogramms (KG, Massagen, Bewegungstherapie) bei Patienten mit Cox- und Gonarthrose. Die funktionale und funktionelle Gesundheit wurde mittels Fragebögen (HAQ, FFbH, WOMAC) sowie einer visuellen Analogskala an drei Zeitpunkten („baseline“, nach Therapie und drei Monate später) erfasst. Auf molekularer Ebene wurden die Zytokine IL-1ß und IL-10, das CRP sowie die BSG an zwei Zeitpunkten („baseline“ und nach Therapie) bestimmt. Insgesamt konnten 77 Studienpatienten eingeschlossen werden, die randomisiert in drei Gruppen unterteilt wurden. Gruppe 1 (37 Pat.) erhielt zusätzlich zu dem physikalischen Therapieprogramm serielle Heiltorfpackungen (43-46°C, 30-40 min), Gruppe 2 (22 Pat.) serielle Heiltorfbäder (41-43°C, 20-30 min) und Gruppe 3 (18 Pat.) stellte die Kontrollgruppe dar, die lediglich das physikalische Therapieprogramm ohne Heiltorfanwendungen erhielt. Ergebnisse: Sämtliche erhobene Parameter der funktionalen und funktionellen Gesundheit zeigten in beiden Interventionsgruppen eine hochsignifikante Besserung. In der Kontrollgruppe stellten sich keine signifikanten Besserungen ein. Auf molekularer Ebene konnte in beiden Interventionsgruppen ein signifikanter Abfall des proinflammatorischen Zytokins IL-1ß und ein signifikanter Anstieg des antiiflammatorischen Zytokins IL-10 festgestellt werden. In der Kontrollgruppe wurden keine signifikanten Änderungen der Zytokinkonzentrationen gemessen. Das CRP und die BSG wiesen in keiner der 3 Gruppen einen Anstieg, der auf eine mögliche therapieinduzierte Entzündungsexazerbation hindeuten könnte, auf. Schlussfolgerungen: Bei Betrachtung der Ergebnisse wird eine Überlegenheit von Heiltorfanwendungen gegenüber einer rein physikalischen Komplextherapie ohne Heiltorfanwendungen deutlich. Sowohl auf subjektiver Ebene der funktionalen und funktionellen Gesundheit, als auch auf objektiver, molekularer Ebene konnten Vorteile belegt werden. Die Konzentrationsänderungen auf Zytokinebene lassen eine positive Modulation im Sinne einer „Chondroprotektion“ annehmen. Aufgrund der signifikanten Besserung aller erhobenen Parameter in der Heiltorfbäder- als auch der Heiltorfpackungsgruppe ist davon auszugehen, dass neben den thermophysikalischen auch die torfspezifischen biochemischen Wirkungseffekte bedeutend zum Therapieerfolg beitragen. Die Studienergebnisse untermauern den hohen Stellenwert der Heiltorftherapie im Gesamtgebilde einer physikalischen Komplextherapie.