Integrative Leib- und Bewegungstherapie (IBT) (eBook)

Theorie und Praxis

Annette Kost (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2017 | 3. Auflage
240 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-75760-5 (ISBN)

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Integrative Leib- und Bewegungstherapie (IBT) -
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Die Integrative Leib- und Bewegungstherapie (IBT) verbindet körpertherapeutische und psychotherapeutische Methoden und wird in vielen psychosomatisch-psychotherapeutischen, psychiatrischen Kliniken, Suchtkliniken, ambulanten Praxen und Beratungsstellen eingesetzt. Erlebniszentrierte sowie konfliktaufdeckende Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen fördern den Zugang zum Unbewussten und helfen bei heilsamen Neuorientierungsprozessen. Die 3. Auflage wurde komplett überarbeitet und um aktuelle Themen ergänzt. Umgang mit aggressiven Impulsen und schwierigen Gefühlen.Natur- und Landschaftstherapie mit schwer traumatisierten PatientenBewegungstherapie auf der Basis der Kampfkunst (Budotherapie)Ressourcenorientierte Arbeit mit 'Jungen Erwachsenen'. Das Werk fokussiert insbesondere auf die Behandlung von Erwachsenen mit psychosomatischen Erkrankungen und erläutert in verständlicher Sprache die Grundlagen der Methode. Der ausführliche Praxisteil ermöglicht durch zahlreiche Beispiele auch die Übertragung auf andere Arbeitsbereiche.

Geleitwort zur zweiten Auflage


Das vorliegende Buch zur Integrativen Leib- und Bewegungstherapie (IBT) als Methode einer psychophysischen, ganzheitlich und differenziell ansetzenden Behandlung und Persönlichkeitsentwicklung richtet sich an PraktikerInnen der Bewegungstherapie in „klinischen Settings“, an Menschen also, die mit Patientinnen und Patienten arbeiten und in ihrem Tun die grundlegende Realität des lebendigen, bewegten Leibes zum Ausgangspunkt ihres Handelns und ihrer Überlegungen machen. Der Text ist deshalb auch für diejenigen interessant, die sich mit „körperorientierter Psychotherapie“, mit „psychologischer Psychotherapie“, mit „klinischer Bewegungstherapie“, mit heilpädagogischer Bewegungserziehung befassen. Er ist wichtig für alle, die er-spürt, er-fahren, er-fasst, be-griffen haben – die Worte sind in ihrem Bedeutungsgehalt aufschlussreich –, dass Emotionen, Wahr-Nehmungen, Vor-Stellungen, Hand-lungen in leiblichen Aktivitäten gründen und der denkende und handelnde Mensch, die fühlende und verstehende, interagierende und kommunizierende Person in all diesen Aktivitäten leibhaftig präsent ist. Annette Höhmann-Kost ist langjährig als Therapeutin und Lehrtherapeutin für Integrative Leib- und Bewegungstherapie tätig. Ihr ist es gelungen, diesen komplexen Ansatz, der leibphilosophische, klinisch-psychologische, neurowissenschaftliche und kulturtheoretische Perspektiven verbindet, in einer sehr lebendigen, plastischen Weise darzustellen, die Praxeologie der IBT als wissenschaftlich fundiertes Handeln und Wissen stiftende Praxis zu entfalten. Mit der gesamten Breite des Wissensfundus dieser Methode, so wie ich sie seit Mitte der sechziger Jahre im Rahmen des Verfahrens der Integrativen Therapie entwickelt habe und mit meinen MitarbeiterInnen und KollegInnen noch beständig weiterentwickle im Hintergrund, ist es ihr gelungen, den lebendigen Menschen in lebensvoller Bewegung – so wie er „leibt und lebt“ – zum Ausgangspunkt zu nehmen. Ihr Buch hat die komplexe Theorie des integrativen Ansatzes in einer übersichtlichen und kenntnisreichen Weise ausgewertet. Ihre Darstellung macht deutlich, worum es in der Integrativen Leib- und Bewegungstherapie geht: um lebendige Leiblichkeit und Zwischenleiblichkeit als Grundlage ressourcenorientierter, bewusstseinschaffender, konfliktverarbeitender und problemlösender Therapie und Entwicklungsförderung. Im Zentrum des integrativen Ansatzes steht der altertümlich wirkende Begriff „Leib“. Er wurde aus vielfältigen Gründen gewählt und beibehalten und spielt auch in diesem Buch eine grundlegende Rolle, weil er für das Verstehen des Menschen in seinem Lebenszusammenhang einen breiten und erkenntnisstiftenden Rahmen bietet.

Über den Menschen nachdenken heißt: ein Vernetzen von Perspektiven, ein sich Vernetzen-Lassen, Konnektivierungen ohne Ende, Bewegungen in alle Richtungen der Welt! Denn der in Kontext und Kontinuum wahrnehmende und handelnde, bewegte und bewegende Leib ist Teil seiner Lebenswelt. In diese eingebettet gehört er einer „Welt der Zwischenleiblichkeit“ zu, einer Sozialwelt, deren Qualitäten er aufnimmt und verleiblicht und zu deren Möglichkeiten er zugleich kokreativ beiträgt.

Diese frühe anthropologische Formulierung in der Integrativen Therapie vertritt ein Konzept sensumotorischer Eingebettetheit des ganzen Menschen in seinen Kontext, das derzeit in den modernen Kognitions- und Neurowissenschaften als höchst aktuelles Thema diskutiert wird: die Verbindung von Kognitionen, Leiblichkeit und Situation. „Embodied cognitive science“, „situatedness“, „mind embodied and embedded“ (Varela, Haugeland, Clark, Lakoff), das sind Themen, die gegenwärtig im Brennpunkt des Interesses stehen und die an Überlegungen von Merleau-Ponty oder Buytendijk – wichtige Referenzautoren der IBT – zum Leib-und Lebensweltkonzept anschließen. Sie erarbeiten Positionen, die im integrativen Ansatz seit seinen Anfängen in Theorie und Praxis entwickelt wurden.

Der Mensch als Leibsubjekt ist durch ein differentielles und integriertes Wahrnehmen-Verarbeiten-Handeln unlösbar mit der Lebenswelt verflochten, von der er bewegt, beeinflusst, gestaltet wird und die er wiederum durch sein Tun und Wirken kokreativ bewegt, bearbeitet, beeinflusst – in konstruktiver und auch in destruktiver Weise.

Diese Sicht hat für die Praxis der Behandlung große Bedeutung und bildet die Grundlage für die ökopsychosomatische Perspektive des integrativen Ansatzes und seines Selbstverständnisses als biopsychosoziales Verfahren, welches diese modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse in ihrer Konzeptbildung und Methodenentwicklung vorweggenommen hat bzw. im Strom dieser aktuellen Erkenntnisprozesse und mitten in den laufenden Diskussionen steht und zu ihnen beiträgt. Der Begriff des bewegten und bewegenden Leibes nimmt dabei eine herausragende Stellung ein und fokussiert folgende Perspektiven:

  • Leib ist in ganz wesentlicher Weise mit der Idee der Lebendigkeit konnotiert, die immer eine bewegte ist: Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben – das Klopfen des Pulses, jeder Atemzug, jeder Lidschlag, jeder Schritt, den ein Mensch tut, machen das deutlich. Die Bewegtheit des Leibes verbindet ihn in unlösbarer Weise mit der Welt, in der er sich bewegt, der Lebens- und Sozialwelt, in der der Mensch leibhaftig Erfahrungen sammelt.
  • Der Begriff Leib ist mit dem der Zeit verbunden: Leiblichkeit ist Zeitlichkeit. „Der Leib, der ich bin“ (Gabriel Marcel), ist als wachsender, sich entwickelnder, aber auch als abnehmender, sterblicher, „Anfang und Ende meiner Existenz“ (Vladimir N. Iljine). Er ist Zeitleib. Die Zeit als erlebter Fluss, als erfahrenes biografisches Entwicklungsgeschehen ist Leibzeit – eine Lebensspanne lang. Und alles, was auf der „Lebensstraszen“ erfahren wurde, findet im „Leibgedächtnis“, den immunologischen, neuronalen und zerebralen Speichern, als leibgegründete seelisch-geistige „Lebenserfahrung“ Niederschlag. Der integrative Ansatz ist deshalb einer „Entwicklungspsychologie der Lebensspanne“ verpflichtet und sieht den Menschen als ein Wesen, das in lebenslanger Entwicklung steht, Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat und Entwicklungschancen kreativ aufzugreifen und Ressourcen effizient zu nutzen vermag. Dieser Gedanke steht hinter der Praxis dieses Buches, seiner ressourcenorientierten Ausrichtung, die die Autorin immer wieder in den Blick rückt, weil sie eine leibhaftige „Lebenskunst“ (Foucault) ermöglicht, in der das „Selbst als Künstler und Kunstwerk“ (Petzold, 2002) zugleich sich selbst, sein Selbst und seine Lebensbezüge gestalten kann.
  • Der Begriff „Leib“ wurde weiterhin gewählt, weil er mit der Vorstellung von Subjekthaftigkeit und Personalität verbunden ist. Jede Lach- und Gramfalte, die Charakteristik von Mimik, Gestik, Haltung zeigen das „Wesen eines Menschen“. Kulturspezifische Körpersprachen, genderspezifischer leiblicher Habitus, eingefleischte Gewohnheiten, soziale Rollen, die Menschen „in Fleisch und Blut“ übergegangen sind, weil sie ihnen in Sozialisationsprozessen „auf den Leib geschrieben“ wurden, machen deutlich, dass Leiblichkeit und Persönlichkeit, Zwischenleiblichkeit und Sozialität aufs Engste verschränkt sind.

Das Leibsubjekt lebt in Zwischenleiblichkeit.

Aufgrund all dieser Überlegungen geht der integrative Ansatz der Therapie „vom Leibe“ aus. Die Ausgrenzung des Themas Leiblichkeit durch die traditionellen Psychotherapieformen – die sprachzentrierte Psychoanalyse (Freud, Lacan), die wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (Rogers, Tausch), die „kognitive“ Verhaltenstherapie (Beck, Meichenbaum) usw. – zeigt, dass diese Verfahren in den anthropologischen Schwierigkeiten des abendländischen „Körper-Seele-Problems“ stehen. Die leib- und bewegungsorientierten Verfahren können hier wesentliche Ergänzungen bringen, ja könnten längst überfällige Neuorientierungen anregen. Das Buch von Annette Höhmann-Kost macht in seiner praxisorientierten Konkretheit deutlich, dass die psychische – kognitive, emotionale, volitive (willensgerichtete) – Dimension des Menschen nicht von seiner körperlichen Basis abgelöst werden kann, ja genau diese Verbindung personale Leiblichkeit ausmacht, denn es geht um den embodied mind, den verkörperten, leibgewordenen Geist der Person, des Subjektes, des Leibsubjekts. Es macht klar, dass der Leib als durch Lebens- und Welterfahrung „beseelter und gedankenerfüllter“ Körper-in-Beziehung gesehen werden muss, der in die Lebenswelt eingebunden ist – embedded body-mind. Der Text lässt den Leser an einer in der Theorie der Integrativen Therapie fundierten Praxis teilhaben, die psychotherapeutische und bewegungstherapeutische Arbeit mit Menschen und ihren sozialen Netzwerken in einer ganzheitlichen und differentiellen Weise verbindet. Eine solche Praxis will Therapeutinnen und Therapeuten anregen, zu einem breiteren Therapieverständnis zu finden, das – davon bin ich überzeugt – Patienten und Patientinnen zugutekommen wird. Das Buch von Annette...

Erscheint lt. Verlag 21.12.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte ambulant • Angehörige • Beratungsstellen • Bewegung • Bewegungstherapie • Bewegungsübungen • Bücher für Patienten und Angehörige • Budotherapie • Entspannung • Gefühle • heilsam • IBT • Integrative Leib- und Bewegungstherapie • Kampfkunst • Kliniken • Klinische Psychologie • körpertherapeutisch • Körpertherapie • Körpertherapien • Natur- und Landschaftstherapie • Neuorientierungsprozesse • Patienten • Praxis • psychiatrisch • Psychologie • Psychosomatik • Psychosomatisch • Psychotherapeut • Psychotherapeutisch • Psychotherapie • Psychotherapie und Klinische Psychologie • Ratgeber • Ressourcen • Suchtkliniken • Therapeut • Therapie • Übungen • Unbewusste • Wahrnehmung
ISBN-10 3-456-75760-3 / 3456757603
ISBN-13 978-3-456-75760-5 / 9783456757605
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