Ethik in der Pflegeausbildung -  Marianne Rabe

Ethik in der Pflegeausbildung (eBook)

Beiträge zur Theorie und Didaktik
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2017 | 2. Auflage
344 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95741-8 (ISBN)
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Ethik ist trotz aller Betonung ihrer Wichtigkeit in der Ausbildung ein Randthema geblieben. Marianne Rabe stellt die Themen Ethik und ethische Reflexion in den Mittelpunkt pflegerischer Praxis und Bildungsarbeit. Ihre Studie leistet einen Beitrag zur theoretischen Klärung in der Ethik, wobei nach einer Kritik rationalistischer Ansätze ein phänomenologisch-anthropologischer Bezugsrahmen vorgestellt wird weist theoretische Grundlagen bildenden Lernens auf und geht der Frage ihrer Umsetzbarkeit nach macht konkrete curriculare Vorschläge zur Vermittlung von Ethik in der Pflegeausbildung zeigt, wie die ethischen Prinzipien Würde, Autonomie, Fürsorge, Gerechtigkeit, Verantwortung und Dialog im Rahmen eines -Unterrichtskonzepts bearbeitet werden können stellt ein eigenes Modell zur ethischen Reflexion von selbst erlebten Situationen vor. Die zweite Auflage wurde überarbeitet und um ein neues Kapitel 'Konzepte für die Ausbildung zur Ethikberaterin' ergänzt. Aus dem Inhalt Pflege und Pflegeausbildung: Spuren des beruflichen Ethos Ethik Didaktik Konzept für den Ethikunterricht in der Pflegeausbildung Pflege, Ethik und Anthropologie als grundlegende Unterrichtseinheit Institutionelle und organisationale Voraussetzungen für ethische Reflexion in der Praxis des Gesundheitswesens

Inhalt und Vorwort 7
Einleitung 15
1 Pflege und Pflegeausbildung: Spuren des beruflichen Ethos 23
1.1 Traditionen und Wertorientierungen der Pflege 25
1.1.1 Entwicklung des Berufsethos der Pflege 25
1.1.2 Pflegerisches Ethos im Spiegel der berufsethischen Kodizes 32
1.2 Traditionen der Pflegelehre 39
1.2.1 Entwicklung des Lehrerberufes in der Pflege 39
1.2.2 Lehrer zweiter Klasse? 40
1.2.3 Aufgaben und Belastungen von Pflegelehrer/innen 41
1.3 Professionalisierung 43
1.3.1 Beruf oder Profession? 43
1.3.2 Grundsätzliche Wertorientierung der Professionalität 44
1.3.3 Professionelle Grundhaltung der Professionsangehörigen 46
1.3.4 Ethik als Professionalisierungsmerkmal 47
1.3.5 Ethische Ambivalenz von Professionalisierungsprozessen 47
1.4 Pflegeausbildung im Wandel 48
1.4.1 Impulse durch die Novellierung des Krankenpflegegesetzes von 2003 und durch die Diskussion um die generalistische Pflegeausbildung 48
1.4.2 Veränderungen im Selbstverständnis der Lehrenden und der Ausbildungsstätten 50
1.4.3 Einflüsse der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen 51
1.4.4 Strukturveränderungen 52
2 Ethik 55
2.1 Die Entwicklung der Pflegeethik in Deutschland 58
2.2 Skizze der aktuellen Diskussion 62
2.2.1 Berufspolitische Orientierung: Medizinethik versus Pflegeethik 62
2.2.2 Philosophisch begründete Ansätze 70
2.2.3 Theologen und Pflegeethik: ein neues Verhältnis 73
2.2.4 „Empirische Ethik“ 74
2.2.5 Handbuch Pflegeethik 76
2.3 Konturen einer Ethik pflegerischen Handelns 77
2.3.1 Zum Grundverständnis: Ethik in der Pflege 77
2.3.2 Neuorientierung der Ethik im Gesundheitswesen 81
2.3.3 Die Begründungsfrage 85
2.3.4 Anthropologische Reflexion von Moral 92
2.3.5 Personorientierung und der Streit um den Personbegriff 97
2.3.6 Prinzipien als Reflexionsbegriffe 107
2.3.7 Modell für die ethische Reflexion 125
3 Didaktik 139
3.1 Bildung und Didaktik – zum Grundverständnis 143
3.1.1 Bildung als zentrale Kategorie der Didaktik 143
3.1.2 Negativität und Didaktik: zur Unverfügbarkeit des Lernens 145
3.1.3 Person- oder Sachorientierung? 149
3.1.4 Vermittlung und Methode als Selbstzweck? 154
3.2 Pflegedidaktische Konzepte 156
3.2.1 Folgen der Umbruchsituation in der Pflegeausbildung 157
3.2.2 Zielorientierungen: Handlungsorientierung und Schlüsselqualifikationen 159
3.2.3 Lernfeldorientierte Curricula in der Pflegeausbildung 166
3.3 Ethik lehren und die Ethik des Lehrens 170
3.3.1 Die Fragen der Schüler 171
3.3.2 Pädagogische Ethik und pädagogisches Ethos 172
3.3.3 Schlussfolgerungen zur Vermittlung von Ethik in der Pflegeausbildung 177
3.4 Zwischenfazit: das Theorie-Praxis-Problem als Herausforderung für Bildung 185
3.4.1 Das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis in Pflege, Ethik und Didaktik 186
3.4.2 Urteilskraft als Vermittlungsmedium 190
3.4.3 Ein theoretisch reflektiertes Konzept für die Praxis der Pflegeausbildung und für die Fortbildung der Gesundheitsberufe 191
4 Konzept für den Ethikunterricht in der Pflegeausbildung 195
4.1 Ethik in der Pflegeausbildung 197
4.1.1 Gesetzliche Bestimmungen 197
4.1.2 Curricula und Ministerialerlässe zur Pflegeausbildung 199
4.1.3 Entwicklung und Stand des Ethikunterrichts 204
4.1.4 Die Grenzen des „Faches“ Ethik 207
4.2 Konzept des Ethikunterrichts für die Pflegeausbildung 209
4.2.1 Struktur des Konzepts 211
4.2.2 Themen für den Ethikunterricht in der Pflegeausbildung in der Übersicht 212
4.3 Lernortvernetzung 223
5 „Pflege, Ethik und Anthropologie“ als grundlegende Unterrichtseinheit 225
5.1 Didaktische Vorüberlegungen 227
5.1.1 Über die Notwendigkeit von Orientierungswissen am Anfang der Ausbildung 227
5.1.2 Charakteristika der Zielgruppe, bezogen auf die geplante Lerneinheit 228
5.1.3 Inhaltliche Vorüberlegungen zur Verbindung von Pflege mit Ethik und Anthropologie als Grundlage des Pflegeverständnisses 229
5.1.4 Arbeitsformen und Methoden des Einführungsseminars 229
5.2 Die Elemente des Einführungsseminars mit didaktisch-methodischen Kommentaren 230
5.2.1 Einführung 230
5.2.2 Einführung in anthropologische Fragen 232
5.2.3 Szenisches Spiel 234
5.2.4 Textarbeit 237
5.2.5 Einführung in die Ethik 239
5.2.6 Den Zusammenhang zwischen Ethik, Pflege und Anthropologie anhand einer Fallgeschichte herstellen 240
5.3 Rückblick auf die Entwicklung der Einheit 241
6 Konzept für die Ausbildung zur Ethikberaterin / zum Ethikberater im Gesundheitswesen 245
6.1 Die Entwicklung und Professionalisierung der Ethikberatung 247
6.1.1 Curriculum 248
6.1.2 Standards für Ethikberatung in Einrichtungen des Gesundheitswesens 249
6.1.3 Zertifizierung (2014) 250
6.1.4 Kritische Diskussionen um Ethikberatung und Klinische Ethik 251
6.2 Zum Verständnis von Ethikberatung 254
6.2.1 Ethikberatung und Klinische Ethik 255
6.2.2 Verständnis von Beratung 255
6.2.3 Rolle und Selbstverständnis der Berater 257
6.3 Didaktische Überlegungen 259
6.3.1 Bildungsziele 259
6.3.2 Zielgruppe 260
6.4 Konzept 261
6.4.1 Umfang und Abschluss 261
6.4.2 Begründung der Modulzuschnitte 262
6.5 Die Module der Fortbildungsreihe „Ethik-Kompetenz in der Klinik“ 263
6.5.1 Basismodul 1: Einführung 264
6.5.2 Basismodul 2: Autonomie und Fürsorge 265
6.5.3 Methodenmodul 1: Falldiskussion 267
6.5.4 Methodenmodul 2: Ethikberatung 268
6.5.5 Themenmodul 1: Ethische Fragen am Ende des Lebens 270
6.5.6 Themenmodul 2: Was ist Krankheit? 272
6.5.7 Themenmodul 3: Ethische Fragen am Anfang des Lebens 273
6.5.8 Themenmodul 4: Hirntod und Organtransplantation 274
7 Institutionelle und organisationale Voraussetzungen für ethische Reflexion in der Praxis des Gesundheitswesens 277
7.1 Institutions- und Organisationsethik 279
7.2 Management und Ethik 282
7.3 Qualitätsentwicklung und Ethik 284
7.3.1 Ethisch fundierte Qualitätsentwicklung in Bildungseinrichtungen 285
Literaturverzeichnis 289
Anhang 301
A1 Stellungnahme AG Pflege und Ethik zur Pflegekammer (Mai 2013) 303
A2 Generalistische Pflegeausbildung aus (berufs-)ethischer Sicht 307
A3 Resolution der Arbeitsgruppe „Pflege und Ethik“: ‚Der Mensch lebt nicht vom Brot allein‘ 311
A4 BÄK-Richtlinie (neue Fassung, 2011) 314
A5 Arbeitsblatt „Rechte und Pflichten“ und ihre Beziehung zu den ethischen Prinzipien 320
A6 Ethik: Übungsarbeit zum Thema „Rechte und Pflichten“ – Arbeitsauftrag 324
A7 Abbildung: Plakat zum Seminar Pflege, Ethik und Anthropologie 325
A8 Merkblatt zu Leistungsnachweisen 326
Über die Autorin und Register 329

2.1 Die Entwicklung der Pflegeethik in Deutschland (S. 56-57)

Die Ethik als „Theorie in praktischer Absicht“ (Pieper 1994: 59) war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein eher marginaler Teilbereich der Praktischen Philosophie. Sie gewann durch die Fortschritte der Medizin und anderer Naturwissenschaften und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten und Grenzfragen erheblich an Bedeutung. Seitdem hat sie sich bis zur Unübersichtlichkeit in verschiedene Schulen und Richtungen ausdifferenziert. Für die Untersuchungen, die zur Konturierung einer Ethik in der Pflege führen, habe ich mich auf die deutschsprachigen Konzepte beschränkt.

Obwohl angloamerikanische Ethiktheorien allein dadurch bedeutsam sind, dass sie für das Feld der Pflege schon weiterentwickelt und ausgearbeitet sind, gehen sie ebenso wie die Pflegetheorien, wie Remmers zeigt,59 überwiegend von einem anderen WisEinsenschafts- und Ethikverständnis aus, dessen Explikation und Bewertung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Deshalb habe ich in die nun folgende kritische Standortbestimmung nur solche Autoren und Ansätze einbezogen, die auch in der deutschsprachigen Debatte eine Rolle spielen.

Monika Bobbert unterscheidet in ihrem historischen Rückblick drei Phasen der Entwicklung der Pflegeethik in Deutschland (Bobbert 2002: 62–71), die ich hier aufnehme, weil ich sie für zutreffend halte und die ich mit einer kurzen Beschreibung von Inhalten ausgewählter Publikationen verbinde.

Die erste Phase der Pflegeethik, „bürgerlich- weibliche und caritative Tugenden“ erstreckt sich bis in die 1970er Jahre und wurde im ersten Kapitel dieser Arbeit ausführlicher beschrieben.

Es folgte eine Phase der „umfassende(n) Versorgung des Patienten im Sinne einer Ethik des ‚guten Lebens‘“, die bis Ende der 1980er Jahre angesetzt wird. Hier besann sich die Pflege auf ihre Ziele und stellte klar, dass die helfende Beziehung zum Patienten eine zentrale Aufgabe der Pflege ist. Kennzeichnend für diese Phase ist die sozialwissenschaftliche Orientierung, die zu einer Fülle von Publikationen über Gesprächsführung, Begleitung in Krisensituationen, zur Förderung des Wohlergehens und zur Einbeziehung der Biographie und des sozialen Umfelds des Patienten in die Planung der Pflege führte. Eine besondere Rolle spielten Veröffentlichungen von Theologen.60 Die Dominanz des Themas „Tod und Sterben“ in der Pflegeethik geht auf diese Entwicklungsphase zurück.

1980 veröffentlichten Franz Josef Illhardt und Eduard Seidler die Ergebnisse einer Befragung von Bildungseinrichtungen für Pflegende und Hebammen über Stundenanteile, Themen, Dozenten und Stellenwert des Ethikunterrichts in der Pflegeausbildung. Sie zeigten schon damals Trends auf, die auch heute noch aktuell sind, etwa, dass Ethikunterricht zumindest in Teilen berufsübergreifend angeboten werden sollte und dass sich das Thema Ethik als Querschnittsthema durch alle Fächer ziehen sollte.

Die 1989 von Hilde-Dore Abermeth vorgelegte Monographie „Ethische Grundfragen in der Krankenpflege“, eine Art Leitfaden für Lehrende, ist inhaltlich mit der Forderung nach Patientenorientierung der zweiten Phase zuzuordnen, da sie keinerlei Bezüge zur philosophischen Ethik enthält, wie es für die folgende Phase der „modernen“ Pflegeethik typisch ist. Mit seiner starken Orientierung an christlichen Tugenden kann dieses Werk teilweise auch der ersten Entwicklungsphase zugerechnet werden und ist damit ein Beispiel für Bobberts These, dass die beschriebenen Phasen „sich überlappen und heute noch nebeneinander bestehen – gewissermaßen als unterschiedliche systematische Verständnisse von Ethik bzw. Moral“ (Bobbert 2002: 55).61 Abermeths Themenauswahl für den Ethikunterricht in der Pflegeausbildung reicht von „Christlicher Glaube, Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit“ über „Beruf, Berufsverständnis, Berufung“ bis hin zu „Probleme in der Pflege alter und verwirrter Menschen“ (Abermeth 1989: 13). Hintergrund für die Betonung der Orientierung an der Person des Patienten war die „Ganzheitlichkeitsbewegung“, die als eine kritische Reaktion auf die verbreitete Orientierung an dem einseitig naturwissenschaftlichen Verständnis von Krankheit entstand, wie es in der Medizin vorherrscht.

Die dritte Phase schließlich, die Bobbert als „ethische Reflexion moralischer Konflikte – ‚moderne‘ Pflegeethik“ bezeichnet, begann Ende der 1980er Jahre mit der Rezeption pflegeethischer Literatur aus den USA und Großbritannien. Mit der 1988 erschienenen Übersetzung von Verena Tschudins „Ethik in der Krankenpflege“ lag ein neues Lehrbuch vor, das inhaltlich Anschluss an philosophische Konzepte suchte und ethische Grundbegriffe darstellte. Allerdings sind Tschudins Begriffsbestimmungen und die Versuche, ethische Grundbegriffe auf die Pflegepraxis anzuwenden, noch sehr fragmentarisch und teilweise irreführend.

Erscheint lt. Verlag 10.7.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-456-95741-6 / 3456957416
ISBN-13 978-3-456-95741-8 / 9783456957418
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