Lehrbuch Homöopathie (eBook)
496 Seiten
Haug Fachbuch (Verlag)
978-3-13-240357-4 (ISBN)
Thomas Genneper, Andreas Wegener: Lehrbuch Homöopathie – Grundlagen und Praxis der klassischen Homöopathie 1
Innentitel 4
Impressum 5
Geleitwort 6
Vorwort zur 3. Auflage 7
Vorwort 8
Inhaltsverzeichnis 9
1 Einführung 20
Allgemeines 26
2 Allgemeine Arzneimittellehre 27
Einführung 28
Hahnemanns Chinarindenversuch 28
Arzneierkenntnis ist Krankheitserkenntnis 29
Hahnemanns Auseinandersetzung mit dem damaligen Arzneiwissen 30
Erste Ergebnisse für eine wirkliche Arzneierkenntnis 30
Klinische Beobachtungen in der Arzneimittellehre 31
Arzneiprüfung 32
Allgemeine Grundlagen 32
Arznei 33
Versuchsperson 34
Praktische Durchführung der Arzneiprüfung 34
Erst- und Nachwirkungen 35
Bearbeitung von Prüfungssymptomen 37
Hahnemanns Arzneimittellehren 39
Hahnemanns erste Symptomensammlung: „Fragmenta de viribus medicamentorum“ 39
„Reine Arzneimittellehre“ 39
„Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung“ 41
Die primäre Materia medica 43
Mittelfindung mit der primären Materia medica 43
Entwicklung von Repertorien 44
Arbeiten mit der primären Materia medica: Der Symptomenvergleich 44
Verifikation 45
Symptomengrade 46
Die sekundäre Materia medica 48
Erste Klasse der sekundären Materia medica 48
Zweite Klasse der sekundären Materia medica 48
Dritte Klasse der sekundären Materia medica 51
Die „Guiding Symptoms“ von Constantin Hering – Klinische Symptome 52
Studium der Materia medica 56
Einfluss des Arzneiwissens auf die Anamnese und die Symptomenauswahl 56
Der Beginn des Arzneistudiums 57
Arzneistudium für Fortgeschrittene 60
Gefahren für die Materia medica 66
3 Homöopathische Symptomenlehre 69
Einführung 70
Das Symptomenverständnis in der Schulmedizin 70
Das Symptomenverständnis in der Homöopathie 70
Die Wesensbestimmung von Krankheit durch einen menschengemäßen Grundriss der Heilkunde 72
Krankheit als Privation der Gesundheit 73
Die wahlanzeigenden Symptome in der Homöopathie 74
Die Symptome 75
Symptome des Krankheitsfalles 75
Pathologische Symptome und klinische Diagnosen 77
Paradoxe Symptome 78
Als-ob-Symptome 78
Sequelae-Symptome 79
Die charakteristischen Symptome der Arznei 80
Die Klassifikation von Symptomen 1
Akute und chronische Krankheiten 1
Symptomenklassifikation bei akuten Krankheiten 83
Symptomenklassifikation bei chronischen Krankheiten 84
Symptomengewichtung 87
Allgemeines 87
Die Bedeutung der Gemütssymptome 88
Symptomengewichtung in akuten Fällen 90
Gewichtung bei chronischen Krankheiten 91
Qualität und Rangordnung eines Symptoms 92
Zwei unterschiedliche Wege der Mittelfindung 92
Von der allgemeinen zur lokalen Symptomatik 92
Von der lokalen zur allgemeinen Symptomatik 93
Fallbezogene Gewichtung 94
Der Zeitbezug von Symptomen in akuten und chronischen Krankheiten 95
Praxis 98
4 Die homöopathische Anamnese 99
Einführung 100
Definition 100
Krankheitsdiagnose – Arzneidiagnose 100
Die „Kunst“ der Anamneseerhebung 101
Vorbereitung der Anamneseerhebung 102
Gesprächsrahmen 102
Vorbereitung des Patienten 103
Fallaufnahme 103
Gesprächseröffnung 103
Spontanbericht 104
Gelenkter Bericht 104
Aktive Befragung 110
Symptomdetails 113
Familienanamnese 113
Fremdanamnese 114
Untersuchung 114
Beobachtungen am Patienten 115
Gesprächsabschluss 116
Folgekonsultationen 116
Fortgeschrittene Anamneseerhebung 117
Anamnese bei Kindern 118
Dokumentation 119
Fehler in der Fragetechnik 121
Suggestivfragen 122
Direkte Fragen 122
Alternativfragen 122
Unterbrechen des Patienten 122
Fragebögen 123
Abschließendes 124
5 Mittelfindung 126
Mittelfindung nach Kent 126
Kurzbiografie von James Tyler Kent 127
„The patient, not the disease“ 127
Ein Fallbeispiel 132
Kritische Würdigung von Kent 135
Mittelfindung mit dem Therapeutischen Taschenbuch von Bönninghausen 137
Einführung 137
Bönninghausens Konzept der Kombinatorik 139
Aufbau und Struktur 141
Praktische Arbeit 144
Abschließende Bewertung des Therapeutischen Taschenbuchs und der Kombinationsmethode 147
Mittelfindung nach Boger 149
Kurzbiografie 149
Bogers Werk 150
Bogers Methode 155
6 Repertorien und Repertorisation 162
Einführung 163
Grundproblem und Wesen des Repertoriums 163
Das Repertorium von Kent 165
Die Repertorien vor Kent 166
J. T. Kent: Repertory of the Homoeopathic Materia Medica, 1897 171
Einführung 171
Struktur 172
Praktische Anwendung 177
Die „mechanische Methode“ der Repertorisation 178
Die „künstlerische Methode“ der Repertorisation 180
Hilfsmittel zum Repertorium 180
Repertorisationsbogen 181
Lochkarteien 181
Computerprogramme 181
Findbücher 184
Deutsche Ausgaben von Kents Repertorium 184
Repertorium der homöopathischen Materia medica, übersetzt von W. Erbe. Ulm 1937
Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, übersetzt von G. v. Keller und J. Künzli. 14. Aufl. Heidelberg 1998
Kent´s Repertorium Generale, hrsg. von J. Künzli und M. Barthel. Berg 1986
Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, übersetzt von A. Maier. 3. Aufl. Kandern 2009
Versuche der Weiterentwicklung und Erweiterung 185
Synthetisches Repertorium von H. Barthel und W. Klunker 185
Synthesis von F. Schroyens 186
Complete Repertory von R. van Zandvoort 186
Abschließende Betrachtung 187
7 Homöopathische Gabenlehre 189
Einführung 190
Einzelmittelgabe 190
Darreichungsformen 191
Applikationsformen 191
Orale Einnahme 191
Inhalation 192
Äußerliche Anwendung 193
Potenzart 194
Potenzhöhe 195
Allgemeines 195
Ausgangspotenz 196
Änderung der Potenzhöhe 197
Dosierung 198
Einnahmezeitpunkt 200
Störende Faktoren 201
8 Reaktionen auf die Arzneigabe 204
Allgemeines 205
Verschlimmerungsreaktionen 205
Kurz dauernde Erstverschlimmerung 205
Lang dauernde Erstverschlimmerung 206
Spätverschlimmerung 207
Besserungsreaktionen 207
Allgemeine Besserung 208
Partielle Besserung 208
Kurzfristige Besserung 209
Stillstand 209
Neue Symptome 210
Alte Symptome 212
Absonderungen/Hautreaktionen 213
Die 12 Reaktionen nach Kent 213
Hering-Regel 215
9 Die zweite Verordnung 217
Bedeutung der zweiten Verordnung 218
Wiederholung der ersten Verordnung 218
Wiederholung der Arznei mit veränderter Potenz 1
Wahl eines Folgemittels 221
Verabreichung einer Zwischenarznei 222
10 Die Verwandtschaften der Arzneien und die Wahl des Folgemittels 225
Einführung 226
Begriffserklärungen 226
Antidote 226
Homöodote 227
Diadote 227
Komplementärmittel 228
Das feindliche Mittel 228
Mittelfolgen 230
Praktische Anwendung der Arzneiverwandtschaften 231
Die Wahl der Folgearznei 231
Voraussagen und Prognosen über homöopathische Arzneien 234
Krankheitsformen und ihre Behandlung 238
11 Die Behandlung der akuten Krankheiten 239
Grundsätze der homöopathischen Behandlung akuter Krankheiten 240
Die Akutbehandlung 241
Die Fallaufnahme und die Bewertung der Symptome bei akuten Krankheiten 242
Symptomenklassifikation 243
Schema zur Symptomenerfassung 244
Das praktische Vorgehen bei der homöopathischen Behandlung akuter Krankheiten 245
Beispiel: Angina tonsillaris 246
Mittelgabe 247
Indikation 249
Zusammenfassung 249
12 Die Heilung der chronischen Krankheiten 250
Einführung 251
Die Anamnese 251
Wahlanzeigende Symptome 252
Die Potenzfrage 252
Mittelwahl 255
Zur Methodik des Behandlungsverlaufs 255
Reaktionen auf die Mittelgabe 255
Dosierung 257
Der Mittelwechsel 258
Behandlung akuter Zwischenkrankheiten 259
Heilungsverlauf und Prognose 260
Die Arzneien für die chronische Krankheit 261
Begleitende diätetische Maßnahmen 262
Allopathische (enanthiopathische) Arzneien während der homöopathischen Behandlung 265
Heilungshindernisse 266
Begleittherapien 267
13 Einseitige Krankheiten und schwere Pathologien 269
Einseitige Krankheiten 270
Symptomenarmut bei chronischen Krankheiten 270
Symptomenarmut bei akuten Krankheiten 273
Das sogenannte Lokalübel 274
Tumoren als Lokalübel 275
Homöopathische Krebsbehandlung 275
Verschiedene Behandlungsstrategien 276
Vergleich der Tumorbehandlungsstrategien 279
Vorgehen in der Praxis 280
Palliative homöopathische Krebsbehandlung 281
Homöopathische Behandlung und krebskranker Patient 281
14 Die Nosoden und Sarkoden 283
Einführung 284
Geschichte der Nosoden 284
Die Isopathie 286
Grundsätzliche Probleme der Nosoden und Sarkoden 287
„Erbnosoden“ und ihre Anwendung in der Homöopathie 288
Anwendungsregeln der Nosoden und Sarkoden 290
Nosoden 290
Sarkoden 291
Nosoden bei Folgen von Infektionskrankheiten 292
Impfnosoden 294
Nosoden als „Reaktionsmittel“ 295
Nosoden als „Infektionsprophylaxe“ 296
15 Fallsammlung 298
Fall 1: Akuter Erregungszustand eines Kindes 299
Symptomatik 299
Symptomengewichtung 299
Repertorisation 299
Verlauf 300
Fall 2: Meningitis 300
Symptomatik 300
Symptomengewichtung, Repertorisation I und Verlauf 300
Repertorisation II 301
Fall 3: Augenkontusion 301
Symptomatik 301
Symptomengewichtung 302
Repertorisation 302
Verlauf 302
Fall 4: Akute Rhinitis und Bronchitis 303
Symptomatik 303
Symptomengewichtung 303
Repertorisation 303
Verlauf 303
Fall 5: Epikondylitis nach Streptokokkeninfektion 304
Symptomatik 304
Symptomengewichtung und Repertorisation 304
Verlauf 305
Fall 6: Endogenes Ekzem 305
Symptomatik 305
Symptomengewichtung 306
Repertorisation 306
Verlauf 306
Fall 7: Epikondylitis 307
Symptomatik 307
Symptomengewichtung und Repertorisation 307
Verlauf 307
Fall 8: Migräne 307
Symptomatik 307
Symptomengewichtung und Repertorisation 307
Verlauf 308
Fall 9: Depression 308
Symptomatik 308
Symptomengewichtung 309
Repertorisation 309
Verlauf 309
Fall 10: Zustand nach Fazialisparese 310
Symptomatik 310
Symptomengewichtung 310
Repertorisation 311
Verlauf 311
Fall 11: Chronische Bronchitis eines Kindes 311
Symptomatik 311
Symptomengewichtung 312
Repertorisation 312
Verlauf 312
Fall 12: Karpaltunnelsyndrom 313
Symptomatik 313
Symptomengewichtung und Repertorisation 313
Verlauf 313
Chronisches endogenes Ekzem 315
Symptomatik 315
Symptomengewichtung 315
Repertorisation 316
Verlauf 316
Infektanfälligkeit mit rezidivierender Sinusitis maxillaris 317
Symptomatik 317
Symptomengewichtung 318
Repertorisation 318
Verlauf 318
Adulte Zystennieren 319
Symptomatik 319
Symptomengewichtung, Repertorisation und Verlauf 319
Migräne 320
Symptomatik 320
Symptomengewichtung und Repertorisation 321
Verlauf 321
Grundlagen, Forschung, Pharmazie und Geschichte 322
16 Das Organon der Heilkunst 323
Historischer Abriss 324
Vorläufer des Organon 324
Organon-Auflagen 325
Verbreitung in der Welt 329
Definition von „Organon“ 329
Aktualität und Wert 330
Aufbau 330
Inhaltlicher Überblick 331
Theoretische Grundlagen 331
Praxis der Homöopathie 337
17 Hahnemanns Theorie der chronischen Krankheiten 348
Einführung 349
Hahnemanns Verständnis und Theorie der chronischen Krankheiten 349
Das Miasma 350
Die zeitgenössischen Ursprünge des Miasmenkonzepts Hahnemanns 1
Die Natur der chronischen Miasmen 353
Das „beschwichtigende“ Lokalsymptom 353
Gestaltwandel („Metaschematismus“) statt „Unterdrückung“ der chronischen Krankheit 354
Die chronischen Miasmen: Syphilis, Sykosis und Psora 355
Die Syphilis – Prototyp eines Miasmas 355
Sykosis – Feigwarzenkrankheit 358
Psora – „die allgemeinste Mutter der chronischen Krankheiten“ 359
Weiterentwicklung der Miasmentheorie nach Hahnemann 364
Miasmenmodell nach James Henry Allen 364
Miasmenspezifische Prädisposition nach Proceso Sanchez Ortega 365
Hahnemanns Miasmenkonzept aus heutiger Sicht 367
Zusammenfassung der Miasmentheorie Hahnemanns 367
Das heutige Verständnis der Miasmen 368
Notwendige Korrekturen beim Syphiliskonzept 368
Korrekturen beim Konzept der Sykosis 368
Psora heute 369
Praktische Umsetzung der Miasmentheorie 371
Zuordnung von Arzneimitteln zu Miasmen 371
Besonderheiten der Anamnese im Hinblick auf die Miasmen 373
Bewertung der Symptome im Hinblick auf die Miasmen 374
Thuja occidentalis als Zwischenmittel 375
18 Die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie 377
Die philosophische Grundlage der Homöopathie 378
Inwiefern ist die Homöopathie eine phänomenologische Medizin? 379
Die Stellung des Phänomens in der homöopathischen Praxis 379
Zur Beziehung zwischen der philosophischen Grundlage der Homöopathie und der philosophischen Phänomenologie 381
Der Wissenschaftscharakter der Homöopathie 382
Fazit 391
19 Forschung in der Homöopathie 392
Einführung 393
Grundlagenforschung 393
Therapieforschung 395
Verblindete, randomisierte, plazebokontrollierte Studien 395
Nicht verblindete, randomisierte Studien 395
Beobachtungsstudien 395
Praxisevaluation („outcomes research“) 396
Bewertung der plazebokontrollierten Doppelblindstudie für die Homöopathie 396
Bewertung der nicht verblindeten randomisierten Studie 397
Neues Studiendesign 398
Ethik 399
Eigentliche Homöopathieforschung 399
Schlussfolgerung 400
20 Pharmazie des homöopathischen Arzneimittels 401
Einführung 402
Arzneigrundstoffe (Ausgangssubstanzen) 403
Arzneimittelherstellung 403
Homöopathisches Arzneibuch (HAB) 403
Arzneimittelherstellung nach Hahnemann 408
Weitere Verfahren der homöopathischen Arzneimittelherstellung 410
Bezeichnung von Arzneimittelpotenzen 414
Die historische Entwicklung der homöopathischen Arzneimittelherstellung 415
Varianten bei Dosierung und Herstellung 415
Q-Potenzen 417
Grundsatzfrage: Verdünnt oder verschüttelt? 417
Die Qualität homöopathischer Arzneimittel 419
Allgemeines 419
Herstellung 419
Besonderheiten und Probleme bei Ausgangssubstanzen (Arzneigrundstoffen) 420
Widersprüche zwischen historischer und heutiger Arzneimittelherstellung (Eine kritische Betrachtung des HAB) 425
Änderungen der Nomenklatur 425
Pharmazie der Nosoden und Sarkoden 428
Definition 428
Psorinum (Psorin) 429
Lyssinum (Hydrophobinum) „Hundswuthgift“ 430
Tuberculinum (Bacilinum, „Phthisin“) 430
Medorrhinum (Sykosin) 432
Syphilinum (Luesinum) 432
Carcinosinum 432
Andere Nosoden 433
Arzneimittelrechtliche Aspekte in der Homöopathie 433
Allgemeines 433
Zulassung, Registrierung 433
Kennzeichnung 434
Herstellung, Abgabe und Rezeptieren von Arzneimitteln durch den Arzt 434
Einfuhr ausländischer Arzneimittel 435
21 Samuel Hahnemanns Leben und Wirken 437
Vor der Entdeckung der Homöopathie 438
Hahnemanns Chinarindenversuch und das Ähnlichkeitsprinzip 440
Hahnemann als Diätetiker und Hygieniker 441
Hahnemann und die Psychiatrie 442
Entwicklung der Homöopathie im Spannungsfeld von Aufklärung und Romantik 444
Hahnemann und der animalische Magnetismus 449
Hahnemanns weltanschaulicher Hintergrund 453
Verbreitung der Homöopathie und Ausbau des Lehrgebäudes 456
Dissens und Schisma 457
Letzter Lebensabschnitt 459
Ausblick: Hahnemanns „Testament“ und der Lauf der Homöopathiegeschichte 460
Literaturübersicht 465
Lebensbeschreibungen 465
Kritische Bewertung weiterer Bücher über Hahnemann (in chronologischer Reihenfolge) 465
Weiterführende Literatur zur Weltgeschichte der Homöopathie 466
Anhang 468
22 Herausgeber- und Autorenverzeichnis 469
23 Siglenverzeichnis 470
24 Sonstige Abkürzungen 471
25 Abbildungsnachweis 472
26 Literaturverzeichnis 473
27 Personenverzeichnis 481
28 Sachverzeichnis 483
1 Einführung
Thomas Genneper, Andreas Wegener
Wo nun Hülfe, sichere Hülfe hernehmen?
(Hahnemann S. Kleine Medizinische Schriften. Hrsg. von E. Stapf. Bd. 1. Dresden und Leipzig; 1829, S. 80)
Die Suche nach einem nicht auf spekulativen Annahmen beruhenden, sondern verlässlichen und sicheren Therapieverfahren wurde zum Lebensziel des sächsischen Arztes Samuel Hahnemann, der 1755 in Meißen geboren wurde und 1843 in Paris starb. Weder die universitäre Ausbildung noch die spätere ärztliche Tätigkeit konnten ihn überzeugen, dass die zu jener Zeit praktizierten Behandlungsmethoden geeignet waren, kranke Menschen wirklich gesund zu machen. Er konnte es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, vage Hypothesen zur Natur der Krankheiten und zur Wirkungsweise der Arzneien, die sich teilweise gegenseitig widersprachen und ständig änderten, als Grundlage seines ärztlichen Handelns zu akzeptieren und die Patienten damit häufig mehr zu gefährden, als die Krankheiten selbst es taten. Es war geradezu peinigend für ihn, mit in ihrer Wirkungsweise kaum bekannten Arzneien Krankheitszustände, die in ihrem Wesen ebenso unbekannt waren, behandeln zu müssen.
„Sicheres“ Heilverfahren. Von den wortgewaltig vorgetragenen Theorien und Lehrmeinungen, die letztlich immer wieder Lügen gestraft wurden, ließ Samuel Hahnemann sich nicht beirren. Er ging in seiner Konsequenz so weit, die ärztliche Tätigkeit zeitweise vollständig aufzugeben, seinen Lebensunterhalt vorrangig mit der Übersetzung wissenschaftlicher Werke zu bestreiten und sich ganz der Suche nach einem Heilverfahren hinzugeben, das ihm „sichere Hilfe“ in der Krankenbehandlung gewährleisten konnte. Seine rastlose Suche spiegelt sich auch in einem ständigen Ortswechsel wider, der sich nach Beendigung seines Studiums im Jahre 1779 über nahezu 25 Jahre erstreckt. Es musste nach Hahnemanns fester Überzeugung eine Möglichkeit geben, Krankheiten „sicher und gewiß“ zu heilen. Besonders angesichts von Erkrankungen seiner Kinder quälte ihn, den Arzt und Vater, die Frage: Wo nun Hilfe, sichere Hilfe hernehmen?
Von zentraler Bedeutung war in Hahnemanns Suchen die Frage, welche Krankheitszustände die Arzneien jeweils mit Gewissheit zu heilen vermögen.
Selbstversuch am gesunden Leib. Als Hahnemann bei der Übersetzung eines seinerzeit bekannten medizinischen Werkes auf eine für ihn zweifelhafte Erklärung einer Arzneiwirkung stieß, entschloss er sich zu einem Selbstversuch, um den Effekt dieser Arznei am eigenen, gesunden Leib zu erfahren.
Es war bekannt, dass die besprochene Arznei – es handelte sich um Chinarinde – in der Behandlung von vielerlei Fieberzuständen, u. a. auch von Wechselfiebern, erfolgreich eingesetzt werden konnte. Die Wirkungsweise jedoch blieb unklar und war Anlass zu Vermutungen. Nach der Theorie des Autors, dessen Werk Hahnemann übersetzte, war diese auf deren Bitterkeit und damit magenstärkende Wirkung zurückzuführen. Hahnemann nahm demgegenüber eine fiebererregende und dadurch heilende Wirkung an. Dies wollte er in seinem Selbstversuch klären.
Ergebnisse des Selbstversuchs. Nach Einnahme der Chinarinde zeigten sich bei Hahnemann unter anderem Herzklopfen, Ängstlichkeit, Zittern, Zerschlagenheit, Wangenröte, Durst, „kurz alle mir sonst beim Wechselfieber gewöhnlichen Symptomen erschienen nach einander“. So hat es Hahnemann handschriftlich aufgezeichnet. Es waren die unmittelbar wahrnehmbaren Beschwerden eines Wechselfieberkranken, die Hahnemann an sich selbst nach der Chinarindeneinnahme beobachtete.
Es zeigten sich am gesunden Menschen die Symptome einer Krankheit, für die diese Arznei als heilsam galt.
Sollte sich diese Erfahrung durchweg bestätigen, dann wäre, so Hahnemanns Überlegung, möglicherweise ein bislang unbekanntes Naturgesetz, ein Heilprinzip, gefunden. Später wird Hahnemann schreiben, dass ihm in diesem Moment „die Morgenröthe einer neuen Heillehre“ aufging.
Ähnlichkeitsgesetz. Tatsächlich bestätigte sich dieses Prinzip, das man schon seit dem Altertum gelegentlich rein zufällig befolgt hatte, bei systematischer Anwendung durchgängig. Es gab noch viele Details zu erarbeiten, aber schon bald wurde klar, dass es sich nicht um eine bloß empirische Regel, die auch Ausnahmen zulässt, sondern um ein Naturgesetz handelt.
Das Ähnlichkeitsgesetz, das Hahnemann auf die Formel „Similia similibus curentur“ brachte (Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden), war entdeckt. Hahnemann prägte für das darauf gründende Heilverfahren den Namen Homöopathie (griech.: hómoion = ähnlich, páthos = Krankheit).
Veröffentlichung 1796. Im Jahre 1796 trat Hahnemann mit seiner Entdeckung erstmals an die Öffentlichkeit und veröffentlichte die Arbeit „Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen“. Seine ärztliche Tätigkeit hatte Hahnemann mittlerweile wieder aufgenommen, sein Leben gewann an Stetigkeit, es folgten längere Praxisstationen in Torgau (1805-1811), Leipzig (1811-1821), Köthen (1821-1835) und zuletzt in Paris (1835-1843).
Praxis der Homöopathie. Was genau macht nun die Praxis der von Hahnemann entdeckten und bis heute weiterentwickelten Homöopathie aus? Es ist zunächst das im Vergleich zum herkömmlichen pharmakologischen Wissen ganz andersartige Arzneiwissen. Die Prüfung der Arznei am gesunden Menschen stellt die Basis der homöopathischen Arzneimittellehre dar. In geringer Menge eingenommen, entwickelt der Prüfer unter der Arzneiwirkung Symptome, die mit jedem Detail festgehalten werden. Dabei zeigt jede Arznei eine besondere Wirkung am Menschen, die sich bei keinem anderen Stoff genau so ereignet.
Die Arzneimittelprüfung ist die erste Voraussetzung, um überhaupt homöopathisch behandeln zu können. Ein nicht am Gesunden geprüfter Stoff kann nicht als homöopathische Arznei eingesetzt werden.
Arzneimittellehre. Aus diesen Prüfungen, von Hahnemann und seinen Schülern begonnen und später von vielen anderen fortgeführt, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine umfangreiche Arzneimittellehre. Bereits bei Hahnemann konnten sich die Symptomenlisten gut geprüfter Arzneien (an Prüfern beiderlei Geschlechts) auf bis zu 2000 Symptome je Arznei addieren, z. B. bei Sulfur lotum. Verifikationen – das sind bestätigende Heilungsbeobachtungen von Prüfungssymptomen – aus der heutigen Zeit zeigen, dass diese Arzneibeobachtungen weiterhin ihre Gültigkeit besitzen. Die Homöopathie ist daher eine Heilmethode, die auf einem Arzneiwissen aufbaut, das keiner Erosion unterworfen ist.
Zuerst prüfte Hahnemann Arzneien, die in der damaligen Medizin gebräuchlich waren; er wollte die Verordnungen auf eine sichere Grundlage stellen. Später erweiterte sich das Spektrum auch um Substanzen, die bis dahin nicht als Arzneien in Erscheinung getreten waren.
Als Ausgangssubstanzen zur Arzneiherstellung werden heute in erster Linie Pflanzen, mineralische Stoffe, chemische Elemente und deren Verbindungen, tierische Stoffe und Erreger oder Ausscheidungen infektiöser Krankheiten verwendet.
Individuelle Symptomatik. In der Homöopathie spielen die Symptome eine Schlüsselrolle, da uns die Krankheiten der Patienten und die Ergebnisse der Arzneiprüfung durchweg nur als Symptome begegnen. Es ist, um jetzt die Patientenseite zu beleuchten, somit nicht die Diagnose im schulmedizinischen Sinn, die den Weg zur homöopathischen Arznei weist, sondern die individuelle Symptomatik des einzelnen Patienten. Ein gewöhnlicher Schnupfen kann die Gabe so unterschiedlicher Arzneien wie Allium cepa (Küchenzwiebel), Arsenicum album (weißes Arsen), Nux vomica (Brechnusssamen), Mercurius solubilis (schwarzes Quecksilberoxid), Natrium muriaticum (Kochsalz) oder auch einer ganz anderen Substanz aus der Vielfalt des homöopathischen Arzneischatzes erfordern.
Die Arzneiwahl ist abhängig von der individuellen Symptomatik des Patienten: z. B. von der Art der Sekretion, den Tageszeiten der Verschlimmerung oder Verbesserung der Beschwerden, dem Einfluss frischer Luft oder anderer Umstände auf Sekretion oder Verstopfung. Außerdem können noch begleitende Beschwerden, z. B. Kopf- oder Halsschmerzen zugegen sein, die ebenfalls für die Arzneiwahl wichtig sind. Das passende homöopathische Arzneimittel sollte die individuellen Symptome möglichst in ihrer Gesamtheit in ähnlicher Weise in der Prüfung am Gesunden hervorgerufen haben.
Wichtig sind somit 2 Aspekte der homöopathischen Anamnese: Erstens müssen die Symptome in der individuellen Schattierung des Patienten detailliert aufgenommen werden und zweitens sind sie in ihrer Gesamtheit zu erheben. Hierfür wird dann die eine passende Arznei verordnet.
Anamnese und Arzneiwahl. Nach der Anamnese, die Hahnemann für den schwierigsten Teil der homöopathischen Arbeit hielt, wird nach dem am besten passenden homöopathischen Arzneimittel gesucht. Hierfür werden die Symptome des Patienten erst auf ihre Eignung zur Mittelfindung hin gesichtet.
Nicht alle Symptome des Patienten sind wichtig. Im Allgemeinen gilt, dass es bei den Symptomen auf ihre Eigentümlichkeit und Auffälligkeit bezogen auf den jeweiligen Behandlungsfall ankommt.
Gewöhnliche Symptome kommen sowohl bei den Krankheiten als auch bei den Arzneiprüfungen zu häufig vor, als dass man mit ihnen die Arzneien differenzieren könnte. Da es meist nicht mehr möglich ist, die Arznei alleine mit Hilfe des Gedächtnisses aus der homöopathischen Materia medica auszuwählen, hat sich der Gebrauch von...
Erscheint lt. Verlag | 8.2.2017 |
---|---|
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Naturheilkunde ► Homöopathie |
Schlagworte | Alternative Medizin • Alternativmedizin • Anamnese • Arzneimittel • Arzneimittellehre • ARZNEIP RÜFUNG • Bogner • Bönninghausen • Chronische Krankheiten • Clemens von • Cyrus Maxwell • Fallaufnahme • Ganzheitsmedizin • Grundlagen • GRUNDLAGEN HOMÖ OPATHIE • Hahnemann • Homöopathie • Homöopathie /Unterrichtsmaterial • homöopathische Anamnese • Homöopathische Symptomenlehre • James Tyler • Kent • Klassifikation • Klassische Homöopathie • Komplementärmedizin • Lehrbuch • Lehrbuch Homöopathie • Materia medica • Mittelfindung • Naturheilverfahren • Nosoden • PRÜFUNGSSYMPTOME • Samuel • Sarkoden • Symptome • Symptomenlehre |
ISBN-10 | 3-13-240357-1 / 3132403571 |
ISBN-13 | 978-3-13-240357-4 / 9783132403574 |
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