Geschichte(n) der Medizin Band 2

Andreas Otte, Oliver Erens (Herausgeber)

Buch | Hardcover
176 Seiten
2015
Gentner, A W (Verlag)
978-3-87247-770-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geschichte(n) der Medizin Band 2 -
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-Renommierte Autoren erzählen lebendige und mitreißende Geschichte(n) der Medizin über Krankheiten, Ärzte und Forscher.
-Wie kam es zur Entdeckung des Blutkreislaufes, wo man doch lange Zeit glaubte, die Leber produziere täglich Tausende von Litern Blut?
-Warum sind Hirnschrittmacher erst viel später als Herzschrittmacher auf der medizinischen Bühne erschienen, wo doch das Gehirn schon in der Antike trepaniert und erforscht wurde?
-Die Antworten auf diese und andere Fragen werden nicht nur wissenschaftlich exakt, sondern auch überaus unterhaltsam gegeben
-Beachtlich, dass Friedrich II. von Preußen auch begnadeter Hobby-Arzt war.
-Bemerkenswert, wie eine Frau zu einer Zeit zielstrebig Ärztin wurde, als nur Männer Medizin studieren durften.
-Bewegend die Erlebnisse eines Arztes an der Front.
-Faszinierend, wie ein „Wunderdoktor“ reihenweise Frauen in Ohnmacht versetzte, um sie zu heilen; er wurde damit zum Mitbegründer der Psychotherapie.
-Das Buch knüpft mit diesen und weiteren Erzählungen an den großen Erfolg des ersten Bandes an und bietet in populärwissenschaftlicher Weise neues Lese- und Bildungsvergnügen.

Der Freiburger Musiker und Arzt Andreas Otte studierte und promovierte im Fach Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und spezialisierte sich 1999 zum Facharzt für Nuklearmedizin. Er ist gleichzeitig Gitarrist und Gewinner zahlreicher Musikwettbewerbe. Nach der Facharztweiterbildung war Otte über viele Jahre hinweg in leitenden Positionen der klinischen Forschung tätig; darüber hinaus war er 2002 - 2009 Visiting Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Gent in Belgien. Seit 2010 ist Andreas Otte Professor für Biomedizinische Systemtechnik im Studiengang Medizintechnik an der Hochschule Offenburg. Von Andreas Otte sind zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Bücher und Aufsätze - darunter auch musikermedizinische - veröffentlicht sowie einige seiner neoromantischen Kompositionen für Gitarre solo.

Dr. Oliver Erens ist Arzt und Leiter der Pressestelle der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Der 'Magische Zirkel Deutschland' wählte ihn zum Schriftsteller des Jahres.

Deutsches Ärzteblatt15/2016
Medizingeschichte: Erforschung und Erzählung

Wie in Band 1, erschienen 2014, werden Geschichten der Medizin populärwissenschaftlich präsentiert, und zwar nicht im journalistischen Modus, sondern etwa nach dem Vorbild des Mediziners und Physikers Hermann von Helmholtz, Pionier der soliden Popularisierung. Geschichte(n) zielt auf den Doppelsinn von Geschichte ab: Erforschung der Geschichte und Geschichten erzählen. Dies bedeutet im vorliegenden Fall und für die meisten der 22 Beiträge, dass eine Geschichte als Einzelfall geschildert und in übergeordnete Zusammenhänge eingeordnet wird. Story telling ist ein inzwischen im Wissensmanagement fest etablierter Zugriff. Diese Methode schneidet der Komplexität der Materie nichts ab. Für den Beitrag über Fourier muss der Leser sein physikalisches Wissen zusammennehmen.

In den meisten der Abhandlungen werden Personen als Ausgangspunkt gewählt. Ausnahmen sind die Beiträge über Drogen und Rausch, Neuroprothetik, Endoprothetik und Hirnschrittmacher.

Elf der vierzehn Autoren dieses gelungenen Bandes sind Mediziner. Dem Historiker sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass die Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft seit Ranke einen besseren Weg genommen hätte, wären mehr Historiker dem Ärzte- statt dem Pfarrhaus entstammt und hätten sie an den Universitäten mehr medizinische als theologische Veranstaltungen besucht.

Das Spektrum der Beiträge reicht von der Entdeckung des Blutkreislaufs bis zur Entwicklung von Hirnschrittmachern, also vom 17. bis in das 21. Jahrhundert. Immer wieder wird weit zurückgegriffen. Diese Rückgriffe besitzen zweierlei Funktion: Es soll gezeigt werden, dass – um bei dem Thema Blutkreislauf zu bleiben – über diese Frage nicht erst seit Harvey nachgesonnen wurde; zweitens wird in einer Reihe von Beiträgen zumindest indirekt auf bereits in der Antike gestellte, dann über Jahrhunderte vergessene und seit der Frühaufklärung wieder aufgenommene medizinische Fragen hingewiesen. Adorno forderte einst eine Philosophiegeschichte der vergessenen Probleme.

Von Goethe stammt das Wort vom freundlich aufgefassten Neuen. In den Beiträgen finden sich hingegen oft Belege für höchst unfreundlich aufgefasstes Neues. In der Diskursgeschichte aller Wissenschaften wurden unter den Talaren oftmals Knüppel verborgen gehalten.

Der Kampf galt auch Personen, so der ersten deutschen Doktorin der Medizin, Dorothea Christina Erxleben (1715–1762) aus Quedlinburg. Die Herren Kollegen versuchten, sie nach dem Tod einer ihrer Patientinnen anzuschwärzen. Dass Erxleben überhaupt hatte studieren und promovieren können, geht auf die Protektion Friedrichs des Großen zurück. Von diesem ist gleich in mehreren Beiträgen die Rede. Friedrich war als Arzt und Apotheker Dilettant in der eigentlichen Bedeutung des Wortes und zumindest mit seiner Annäherung an die Krankheitsphänomene auf der Höhe der Zeit. Auch gehörte er zu den entschiedenen Impfbefürwortern. Ging es um Krankheiten und deren Heilungsmöglichkeiten, dann wusste Friedrich, wovon er sprach. Er wäre aber nicht der Alte Fritz gewesen, hätte er sich den ständigen Spott über Ärzte versagt. Und über Philosophie. Das Aperçu Alles wohl erwogen, ist gute Verdauung wichtiger als Philosophie zählt zu den Sätzen, die der Rezensent in seine Zitate-Datei aufgenommen hat. Selbstverständlich, so möchte man sagen, hielt der Aufklärer Friedrich den Mesmerismus für Scharlatanerie. Diesem Verdikt über Anton Mesmer, den Magnetismus und die publikumswirksame Selbst-Präsentation als Medium der Allflut wird der Verfasser des Mesmer-Beitrags wohl nicht energisch widersprechen wollen. Aber die Pointe der Untersuchung besteht darin, dass Mesmer mit seinen teils meditativ, teils auch hypnotisch inszenierten Gruppengesprächen mit Patienten als ein Vorläufer der Psychotherapie angesehen werden könne. Hier wird mit einem Vorurteil aufgeräumt. Dasselbe gilt für Der Komponist Anton Bruckner – Zählzwang und Herzinsuffizienz, mit dem die Reihe der Künstler-Pathologien des ersten Bandes Geschichte(n) der Medizin fortgesetzt wird. Lange hielt sich die Auffassung, Bruckner sei eigentlich dumm gewesen. Man lernt ihn als einen Komponisten kennen, der sich seiner Kunst opferte, sie seinem Körper abrang, und auf alles Fernere verzichtete. Soweit es die erhalten gebliebenen Unterlagen zulassen, werden Bruckners Krankheiten einer modernen Differenzialdiagnose unterzogen.

Es kann nicht auf alle Beiträge des Buches näher eingegangen werden. So nicht auf die Tragödie des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. und die Bergmann-Mackenzie-Kontroverse um den Charakter von dessen Kehlkopfkrankheit. Ergreifend sind Lois Alzheimers Aufzeichnungen über die Gespräche mit seiner debilen Patientin Auguste Deter. Doktor Spleen (Der Arzt in Fuchsfell) fehlt ebenso wenig wie der geniale Arzt und zugleich Misanthrop und Hagestolz (Die Angina Ludovici). Man stößt auf das Groteske (Die abenteuerliche Entwicklung der Androgentherapie) und auf die hunderttausendfache Lebensrettung (Das lange Tal, Heilender Schimmel), man sieht bestürzt das Hineinragen der Politik in den ärztlichen Beruf in der DDR (Horst Gundermann, der Phoniater).

Die Herausgeber haben die Beiträge chronologisch geordnet. Man braucht diesem Prinzip nicht zu folgen, sondern kann vagabundierend lesen. Im Kopf des Lesers entsteht ein Big Picture. Wann erscheint der dritte Band Geschichte(n) der Medizin?
— Bernd-A. Rusinek

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Geschichte(n) der Medizin
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 639 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeine Geschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Studium Querschnittsbereiche Geschichte / Ethik der Medizin
Schlagworte Forscher • Geschichten aus der Medizin von 2000 v. Chr. bis heute • Historische Geschichten über Ärzte • Krankheiten • Kurzgeschichten • Lese- und Bildungsvergnügen • Medizin, Geschichte • Medizin, Geschichte / Medizingeschichte
ISBN-10 3-87247-770-6 / 3872477706
ISBN-13 978-3-87247-770-5 / 9783872477705
Zustand Neuware
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