Kontrakturen im Kontext pflegewissenschaftlicher Forschung: Der Umgang mit Kontrakturen bei Pflegeheimbewohnern - Marina Längle

Kontrakturen im Kontext pflegewissenschaftlicher Forschung: Der Umgang mit Kontrakturen bei Pflegeheimbewohnern

(Autor)

Buch | Softcover
104 Seiten
2014
Diplomica Verlag
978-3-95850-528-5 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Kontrakturen kommen häufig bei alten Menschen vor. Sie vermindern die Lebensqualität durch den Verlust der Mobilität, erhöhen den Grad der Abhängigkeit und verursachen Schmerzen. So stellen Kontrakturen - außer für die unmittelbar Betroffenen - auch pflegerisch und volkswirtschaftlich gesehen ein großes Problem dar.
Dennoch waren Kontrakturen bisher nur selten Gegenstand pflegewissenschaftlicher Forschung. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es somit - neben einer umfassenden Darstellung des aktuellen Forschungsstandes - das Wissen von Pflegepersonen und den Umgang mit Kontrakturen in der stationären Altenpflege in Vorarlberg vorzustellen. Des Weiteren sollen konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet werden.
Zu diesem Zweck wurden im Rahmen einer Querschnittsstudie mit deskriptivem, quantitativem Design 268 Pflegepersonen und 29 Pflegedienstleitungen mittels zweier Fragebögen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass zur Kontrakturprophylaxe bei Alten- oder Pflegeheimbewohnern in Vorarlberg noch Schulungsbedarf besteht. Die vorliegende Studie soll die Basis für weitere pflegewissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema sein.

Textprobe:
Kapitel 2.3, Häufigste Ursachen und Risikofaktoren:
Es gibt verschiedene Ursachen und Risikofaktoren, die die Entstehung einer Kontraktur begünstigen. Jede Erkrankung, die den Patienten in seiner Bewegung einschränkt oder immobil macht, kann als Sekundärfolge eine Kontraktur verursachen. Eine Kontraktur ist immer die Folge mangelnder Bewegung des betroffenen Gelenkes. Ursachen sind unter anderem Pflegefehler bei Immobilität und Bettlägerigkeit, Inaktivität, z.B. in Folge längerer Gipsbehandlung, Lähmungen, Schonhaltungen bei chronischen Schmerzen und großflächige Narben (Schlattner, 2006, S. 26). Alte Menschen sind, aufgrund der Häufung der Erkrankungen mit hoher Kontrakturgefahr im Alter, als besondere Risikogruppe beschrieben (Schlattner 2006, Kutschke, 2000).
2.3.1, Kontrakturen bei Nervenverletzungen und Schlaganfall:
Laut Farmer und James (2001) gibt es eine hohe Inzidenz von Kontrakturen bei Patienten mit neurologischen und orthopädischen Erkrankungen. Dies bestätigen Ergebnisse aus zahlreichen Studien zu zerebralen Lähmungen und Kontrakturen bei Kindern (Ounpuu et al., 1993; Damron et al., 1994; Sala et al., 1997; Rethlefsen et al., 1999).
Gelenkskontrakturen treten beispielsweise in Folge von kraniozerebralen Traumata auf. Yarkony und Sahgal (zit. aus Farmer, James, 2001) berichten, dass von 75 Patienten mit dieser Diagnose 62 (78%) an einer Kontraktur litten. Bei 60 Patienten entwickelten sich Hüftkontrakturen, 57 Teilnehmer bekamen Schulter- und Sprunggelenkskonrakturen und 44 der untersuchten Patienten eine Ellenbogenkontraktur.
Singer et al. (2004) führten eine prospektive Untersuchung durch. Sie berichteten über die Inzidenz und Risikofaktoren von Sprunggelenkskontrakturen bei 105 Patienten mit Gehirnverletzungen eines neurochirurgischen Rehabilitationszentrums. Die Probanden wurden länger als ein Jahr beobachtet. Eine Sprunggelenkskontraktur entwickelten 17 Patienten (16,2%).
Pohl und Mehrholz (2005) untersuchten die Prävalenz von Schulterkontrakturen bei 50 Patienten in einem deutschen Rehabilitationszentrum für schwere Gehirnschäden. Das Ergebnis zeigt, dass 28 Untersuchungsteilnehmer eine Kontraktur in zumindest einer Schulter hatten. Die Länge des Komas und die Schwere der Verletzung erhöhten das Kontrakturrisiko. Hill (1994) sieht die Entstehung von Einschränkungen im aktiven und passiven ROM von Patienten mit Gehirnverletzungen vor allem als Folge des erhöhten Muskeltonus. Dieser führt ebenso wie Spastizität zu einer Bewegungseinschränkung des Gelenkes.
O Dwyer et al. (1996) beschrieben bei 24 Patienten die Beziehung zwischen Schlaganfall, Spastizität (erhöhter Muskeltonus) und Kontrakturen. Einige Patienten waren zum Zeitpunkt der Studie in einem Rehabilitationszentrum untergebracht, ein Teil der Patienten wurde vom Rehabilitationsteam nach Hause begleitet. Spastizität ist eine Sekundärfolge des Insults, welche durch die Läsion des ersten motorischen Neurons entsteht. Somit erfolgt die Ausprägung der Spastizität erst einige Zeit nach dem Schlaganfall. Auch Kontrakturen entwickeln sich erst mit der Zeit. Deshalb wurden nur Patienten in die Studie aufgenommen, deren Schlaganfall mindestens ein Monat zuvor bzw. längstens vor bis zu 13 Monaten stattgefunden hatte. Alle Patienten wurden mit dem MAS (Motor Assessment Scale) getestet. Der überwiegende Teil der untersuchten Personen waren in ihrer Motorik mittel bis stark eingeschränkt. Die Spastizität der Muskeln bei aktiver und passiver Streckung wurde mittels Elektromyographie gemessen. Kontrakturen im Ellenbogengelenk wurden festgestellt, indem der Arm horizontal vom Körper in Suppination gelagert und der Winkel zwischen dem Bett und dem Unterarm erhoben wurde. Bei einem Ellenbogengelenk ohne Kontraktur lag der gesamte Arm auf dem Bett auf. Über die Hälfte der Patienten mit einer Spastik in den Armen entwickelte zusätzlich eine Flexionskontraktur im Ellenbogengelenk. Ein Zusammenhang kann vermutet

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 179 g
Themenwelt Pflege Studiengänge Pflegewissenschaft
Schlagworte Abhängigkeit • Altenpflege • Altenpflege / Altersbetreuung • Kontraktur • Pflegewissenschaft
ISBN-10 3-95850-528-7 / 3958505287
ISBN-13 978-3-95850-528-5 / 9783958505285
Zustand Neuware
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