Diätetik und Ernährungsberatung (eBook)

Das Praxisbuch
eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 5. Auflage
360 Seiten
Haug (Verlag)
978-3-8304-7692-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Diätetik und Ernährungsberatung -  Eva Lückerath,  Sven-David Müller
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Was empfehlen Sie? Bringen Sie Ihre Klienten auf den richtigen Weg mit einer fundierten Diätplanung und Ernährungsberatung! Dieses Buch bietet Ihnen übersichtlich strukturiertes Wissen für eine wissenschaftlich abgesicherte Diätetik und Diätküche sowie erfolgreiche Ernährungsberatung. Dabei konzentriert es sich v.a. auf praktisch relevante Informationen. Besonders hilfreich für Ihren Praxisalltag sind die Diät-Tagespläne, die die Autoren für verschiedene Kostformen bzw. Patienten entwickelt haben. Der Diätkatalog basiert auf den Empfehlungen des aktuellen Rationalisierungsschemas. Erfahren Sie auch vieles rund um die Anforderungen des Berufsbildes eines Diät-/Ernährungsberaters: Grundlagen der Beratung, Ernährungslehre und Diätetik, Psychologie, Rhetorik, Seminargestaltung rechtliche Aspekte sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das ideale Praxisbuch für alle Ernährungs-Fachkräfte, Studenten und Auszubildende, Mediziner und Apotheker!

1.3.2 Ballaststoffe


Ballaststoffe (Synonyme: dietary fibre, Nahrungsfasern, Rohfasern) gehören überwiegend zur Gruppe der Kohlenhydrate bzw. Nicht-Stärke-Polysaccharide, die vom menschlichen Verdauungstrakt nicht aufgespalten werden können.

Hierzu zählen u. a. die Stütz- und Strukturelemente der Pflanzenzellwand:

  • Zellulose

  • Hemizellulose

  • Pektine

  • Lignine

Lignin gehört zur Gruppe der Ballaststoffe, allerdings nicht zur Gruppe der Kohlenhydrate, da es ein Polykondensat aus Phenylpropaneinheiten ist.

Zu den Ballaststoffen zählen auch die sog. Quellstoffe (Verdickungs- und Geliermittel):

  • Pektin

  • Agar-Agar

  • Alginate

  • Carubin (Johannisbrotkernmehl)

  • Guar (Guarkernmehl)

  • Carrageen

Methyl- und Carboxymethylzellulose sind halbsynthetische Quellstoffe, die bessere lebensmitteltechnische Eigenschaften besitzen (z.B. bessere Säure- und Temperaturtoleranz) als die natürlichen Quellstoffe, z.B. Plantago-ovata-Samenschalen.

Ein Teil der Stärke fungiert ebenfalls als Ballaststoff. Es ist die sog. resistente Stärke. Beim Kochen und anschließendem Abkühlen von Kartoffeln entsteht zum Teil resistente Stärke (retrogradierte Amylose). In ▶ Tab. 1.17 sind die Quell- und Füllstoffe und deren Vorkommen aufgelistet.

Tab. 1.17 Wasserlösliche und -unlösliche Ballaststoffe und deren Vorkommen (nach aid 1996).

Quellstoffe – wasserlösliche Ballaststoffe

Füllstoffe – wasserunlösliche Ballaststoffe

Pektine, wasserlösliche Hemizellulose:

  • Äpfel

  • Zitrusfrüchte

  • Bananen

  • Karotten

  • Zuckerrüben

Zellulosen, Lignine, wasserunlösliche Hemizellulose:

  • Vollkornprodukte

  • Kleie

  • Zitrusfrüchte

  • Blattgemüse

β-Glukane, Gummi-, Schleimstoffe:

  • Hülsenfrüchte

  • Hafer

  • Gerste

  • Roggen

  • Reis

  • Leinsamen u. a.

Bis auf Lignin können alle Ballaststoffe Wasser binden und so bis zum 100-fachen ihres Eigengewichts erreichen. Bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr quellen die wasserunlöslichen Ballaststoffe im Dickdarm auf. Durch eine erhöhte Darmperistaltik verbessert sich die Verdauung.

1.3.2.1 Aufgabe von Ballaststoffen

Im Gegensatz zu anderen Kohlenhydraten, den Proteinen und den Fetten werden die Ballaststoffe nicht zur Energiegewinnung genutzt und nicht im oberen Abschnitt des Verdauungstrakts enzymatisch aufgespalten. Sie gelangen fast unverändert in den Dickdarm. Die wasserunlöslichen Ballaststoffe werden bakteriell nur zu einem geringen Teil abgebaut. Dafür binden sie Wasser und bewirken eine bessere Füllung des Darmlumens und fördern somit die Darmperistaltik. Die wasserlöslichen Ballaststoffe werden dagegen schnell und weitgehend komplett von den Darmbakterien abgebaut. Durch Enzyme der dort angesiedelten Milchsäure produzierenden Bakterien (Bifidobakterien, Laktobazillen etc.) wird ein Teil der Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren (meist Essig-, Propion- und Buttersäure) und Gasen fermentiert. Durch die entstandenen Gase wird die Stuhlkonsistenz lockerer. Die kurzkettigen Fettsäuren verändern den pH-Wert und nehmen Einfluss auf den Gallensäure- und Ammoniakstoffwechsel. In ionisierter Form können sie über die Blutbahn dem Organismus als Energiequelle zur Verfügung stehen. Der Energiegehalt von Ballaststoffen liegt im Mittel bei 2 kcal/g.

Die Bakterien nutzen die durch Fermentation gewonnene Energie auch zur eigenen Vermehrung. Sie tragen somit zur Stuhlbildung bei und verkürzen die Transitzeit des Darminhalts. Damit haben sie einen positiven Effekt bei der Vorbeugung von Krebserkrankungen (Ausnahme: Brust- und Prostatakarzinom). Ballaststoffe, die die Menge der Milchsäure produzierenden Bakterien erhöhen, werden als Präbiotika bezeichnet.

Ballaststoffe gehören nicht zu den unentbehrlichen Nährstoffen. Sie sind jedoch für den geregelten Ablauf der Magen- und Darmfunktion unverzichtbar.

1.3.2.2 Ballaststoffzufuhr

Die DGE empfiehlt einen Mindestverzehr von 30 g Ballaststoffen/Tag oder ca. 12,5 g/1000 kcal bzw. 3 g/MJ. Der Prozentsatz der über Ballaststoffe zugeführten Energie ist so verschwindend gering, dass er nicht in die Energiebilanz einbezogen werden muss.

Im Folgenden sind die Vor- und Nachteile einer ballaststoffreichen Kost dargestellt (nach aid 1996):

  • Vorteile:

    • längeres Kauen → Sättigungsgefühl hält länger an

    • verzögerte Entleerung des Magens → Sättigungsgefühl hält länger an

    • langsamere Blutzuckersteigerung

    • verkürzte Transitzeit im Ileum/Kolon

    • Erhöhung des Stuhlvolumens

    • Stuhlkonsistenz voluminöser/weicher

    • positiver Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora

    • Schwermetall-, Steroid-, Lipid-, Gallensäurebindung

    • Ammoniakbindung und -ausscheidung → Entlastung von Leber und Nieren

  • Nachteile:

    • verminderte Resorption von Mengen- und Spurenelementen bei extremer Zufuhr

    • erhöhte Gasbildung

Eine verminderte Resorption von Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink hat nur bei erhöhter Zufuhr isolierter Ballaststoffe (z.B. Kleie) eine praktische Bedeutung. Da eine ballaststoffreiche Kost auch einen höheren Gehalt an Mengen- und Spurenelementen hat, wird der scheinbare Nachteil mehr als ausgeglichen.

1.3.2.3 Einsatz von Ballaststoffen

Der Einfluss der Ballaststoffe muss im Zusammenhang der gesamten Ernährung gesehen werden. Die Erhöhung der Ballaststoffzufuhr ist keine isolierte Maßnahme. Eine ballaststoffreiche Kost hat in der Regel eine andere Nährstoffrelation. Sie hat eine niedrigere Energiedichte und einen meist geringeren Anteil an tierischem Eiweiß, gesättigten Fettsäuren, Cholesterin, Purinen, Salz sowie isoliertem Zucker (▶ Tab. 1.18).

Tab. 1.18 Einsatzgebiete und Art/Vorkommen der Ballaststoffe.

Einsatzgebiete

Art/Vorkommen

  • Obstipation (Stuhlfrequenz < 2-mal/Woche)

  • Divertikulose

  • Hämorrhoiden

  • Adipositas

  • Getreide/unlösliche Ballaststoffe

  • Diabetes mellitus

  • Plantago-ovata-Samenschalen

  • Guarmehl

  • Pektin

  • erhöhte Blutfettwerte, vor allem Cholesterinspiegel

  • Plantago-ovata-Samenschalen

  • Guarkernmehl

  • ...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2013
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe Diätassistenz / Ernährungsberatung
Schlagworte Diät • Diätassistenten • Diätberatung • Diätetik • Energiebedarf • Ernährung • Ernährungsberatung • Ernährungspsychologie • Ernährungswissenschaft • Künstliche Ernährung • Nährstoffe • Nahrungsmittelallergien • Stoffwechsel • Stoffwechselerkrankungen
ISBN-10 3-8304-7692-2 / 3830476922
ISBN-13 978-3-8304-7692-4 / 9783830476924
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