Psychiatrie und Psychotherapie (eBook)

Band 1: Allgemeine Psychiatrie Band 2: Spezielle Psychiatrie
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2007 | 3., vollst. neu bearb. u. aktualisierte Aufl. 2008
XXXVI, 2458 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-33129-2 (ISBN)

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Psychiatrie und Psychotherapie -
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Ein Werk, das Maßstäbe setzt. Längst etablierte sich 'der MLK' als das Standardwerk der Psychiatrie und Psychotherapie. Damit Leser stets auf dem aktuellen Stand bleiben und sich dennoch über die wichtigen Grundlagen und Therapien informieren können, gibt es die 3. Auflage jetzt in zwei Bänden. Band 1: 'Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie' dient der Vorbereitung auf die Facharztprüfung, dem Nachschlagen der neuesten Entwicklungen und bietet ausführliche Kapitel zu den einzelnen Verfahren. Band 2: 'Spezielle Psychiatrie und Psychotherapie' ist ebenso ausführlich, verständlich und enthält sämtliche Störungen. Ganz neu sind die EBM-Boxen.

Vorwort zur 3. Auflage 5
Vorwort zur 1. Auflage 7
Inhaltsverzeichnis 9
Autorenverzeichnis 13
I Geschichte, Krankheitsmodelle, Häufigkeit und Ursachen psychischer Erkrankungen 18
1 Geschichte der Psychiatrie 19
2 Ätiopathogenetische Konzepte und Krankheitsmodelle in der Psychiatrie 44
3 Psychiatrische Epidemiologie 70
4 Genetik psychischer Störungen 86
5 Funktionell- neuroanatomische und neuropathologische Grundlagen psychischer Erkrankungen 124
6 Ätiopathogenetische Beiträge der Bildgebungsforschung 144
7 Störungen der Neurotransmission und Signaltransduktion als Grundlage psychischer Erkrankungen 171
8 Neuroendokrinologische und psychoneuroimmunologische Grundlagen psychischer Erkrankungen 198
9 Neurophysiologische Grundlagen psychischer Erkrankungen 221
10 Psychologische Grundlagen psychischer Erkrankungen 238
11 Sozialpsychiatrische Aspekte psychischer Erkrankungen 275
12 Soziologische und sozialpsychologische Aspekte psychischer Erkrankungen 287
13 Anthropologische Aspekte psychischer Erkrankungen 315
14 Transkulturelle Aspekte psychischer Erkrankungen 329
15 Methodik empirischer Forschung 354
II Klassifikation und Diagnostik 377
16 Traditionelle Klassifikationssysteme 378
17 Moderne operationalisierte Klassifikationssysteme 400
18 Biografische und Krankheitsanamnese 416
19 Allgemeinmedizinische und neurologische Befunderhebung 426
20 Deskriptiv- psychopathologische Befunderhebung 441
21 Standardisierte psychiatrische Befunddiagnostik 460
22 Klinisch- psychologische und neuropsychologische Testdiagnostik 487
23 Laborchemische Diagnostik und therapeutisches Drugmonitoring 514
24 Neurophysiologische Untersuchungsmethoden 532
25 Bildgebende Verfahren 555
26 Psychopharmakotherapie – Pharmakologische Grundlagen 585
III Therapeutische Grundlagen 626
27 Psychopharmakotherapie – Klinisch- empirische Grundlagen 627
28 Sonstige biologische Therapieverfahren ( EKT, Schlafentzugsbehandlung, Lichttherapie, TMS, VNS) – Theoretische und empirische Grundlagen sowie klinische Anwendungsprinzipien 668
29 Supportive Psychotherapie und ärztliche Gesprächsführung 690
30 Psychodynamische Psychotherapie – Grundlagen und klinische Anwendungen 702
31 Verhaltenstherapie – Theoretische und empirische Grundlagen sowie klinische Anwendungsprinzipien 742
32 Entspannungsverfahren 775
33 Systemische Psychotherapie – Theoretische Grundlagen und klinische Anwendungsprinzipien 812
34 Humanistische Psychotherapieverfahren 838
35 Soziotherapie 868
36 Ergotherapie, Kreativtherapie, Körper- und Sporttherapie 880
37 Psychiatrische Rehabilitation 907
38 Psychoedukation und Angehörigenarbeit 919
39 Versorgungsstrukturen 933
40 Integrierte Versorgung/ Disease Management 959
41 Evidenzbasierung und leitliniengestützte Therapie in der Psychiatrie 966
42 Qualitätsmanagement in der psychiatrischen Therapie und Versorgung 979
Sachverzeichnis Band 1 996
Sachverzeichnis Band 2 1006

1.1 Antike Medizin (S. 4-5)

Der wesentliche Schritt, den die griechische Medizin gegenüber ihren Vorläufern machte, ist die Überzeugung, dass Krankheiten als natürliche Phänomene und nicht als Ausdruck unbekannter und unbeeinflussbarer metaphysischer Kräfte anzusehen sind. Natürlich gilt dies nicht für jeden Vertreter der antiken griechischen Medizin, wohl aber für den bedeutendsten, Hippokrates von Kos (460– 377 v. Chr.). Für ihn machte aus eben diesem Grund die damals übliche Benennung der Epilepsie als »Morbus sacer«, als »heilige Krankheit«, keinen Sinn. Er forderte deren empirisch fundierte, sachliche und von Spekulationen soweit wie möglich befreite Erforschung.

Humoralpathologie

Eigentliche psychiatrische Lehrtexte wurden in der Antike nicht verfasst. Die Beschreibung dessen, was wir heute seelische Störung nennen, war vielmehr eingebettet in die Darstellung der allgemeinen Medizin, also der in erster Linie körperlichen Krankheiten. Dies hängt mit der damals verbreiteten »Humoralpathologie« zusammen, die auch von Hippokrates vertreten wurde und die ein gestörtes Gleichgewicht zwischen den 4 Körpersäften als Ursache von Krankheiten annahm. Neben Hippokrates sind Galen (130–201 n. Chr.), Soranus von Ephesus, Celsus und Aretäus von Kappadozien (alle im 1. nachchristlichen Jahrhundert) wichtige Vertreter der antiken Medizin, die sich auch zu seelischen Krankheiten geäußert haben.

Andere Bedeutung der Fachtermini

Das grundlegende Verständnis dieser Störungen war zumeist ein somatisches, wenn auch das Gehirn selbst noch nicht im Zentrum des Interesses stand. Die damaligen Fachtermini sind, wie etwa derjenige der Phrenitis bei Soranus, heute entweder nicht mehr gebräuchlich oder meinten – wie im Falle der Manie und der Melancholie – psychopathologische Sachverhalte, die von der heutigen Definition stark abweichen. Die von Emil Kraepelin Ende des 19. Jahrhunderts herausgearbeitete Dichotomie psychotischer Erkrankungen in affektive und nichtaffektive, also etwa katatone und paranoid-halluzinatorische Typen, war in der Antike kein Bestandteil ärztlichen Denkens. Bis in das 19. Jahrhunderts hinein meinte Manie vielmehr eine Form der Geisteskrankheit, bei der das Verhalten des Betroffenen von Erregung und Unruhe geprägt war, wohingegen der Melancholiker seine psychotischen Inhalte kaum preisgab und äußerlich ruhig, gehemmt oder sogar stuporös wirkte.

Therapie

Entsprechend der stark somatischen Ausrichtung der antiken »Seelenheilkunde« – ein eigenes Fach mit dieser Bezeichnung existierte noch nicht – wiesen auch die therapeutischen Empfehlungen in diese Richtung, etwa Aderlass, Abführmittel, spezielle Diätvorschriften. Aber auch Verhaltensregeln für den Umgang mit Patienten, die man im weitesten Sinn als psychotherapeutisch bezeichnen könnte, etwa ruhige Atmosphäre im Kontakt und Herausnehmen aus aktuellen Konfliktherden, wurden erörtert.

1.2 Mittelalter und Renaissance

Für diesen Zeitraum gibt es – aus medizinhistorischer Sicht – wenige Fortschritte und viele Rückschritte zu berichten.

! Der wesentliche Fortschritt dieser Epoche, nicht nur in bezug auf die Psychiatrie, war die Entstehung von Kliniken.

Von sehr frühen Gründungen von Institutionen zur Behandlung seelischer Störungen wird aus dem arabischen Kulturraum berichtet, in Westeuropa finden sich Vorläufer psychiatrischer Kliniken bzw. – in heutiger Terminologie – psychiatrischer Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern etwa ab dem frühen 15. Jahrhundert (Gründung der Abteilung in Valencia/Spanien 1409). Diesem Fortschritt, der nicht zuletzt auf den erwähnten »aufgeklärten «, also einen naturalistischen Standpunkt einnehmenden Grundgedanken der antiken Medizin beruhte, steht aber ein erheblicher Rückschritt gerade im Umgang mit psychischen Störungen gegenüber: Psychotische Menschen, v. a. Frauen, wurden als Besessene, als Hexen bezeichnet, sozial ausgegrenzt und in vielen Fällen unter Berufung auf das 1486 erschienene berüchtigte Werk »Der Hexenhammer« von Heinrich Krämer und Jakob Sprenger hingerichtet, meist durch Verbrennung.

Es gab aber auch Gegenstimmen, etwa wenn Paracelsus (1491–1541) – eigentlich Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim – und Johann Weyer (1515–1588), so sehr sie auch in vielerlei Hinsicht noch in mittelalterlichem Denken verhaftet sein mochten, die übernatürliche Genese von seelischen Erkrankungen anzweifelten und, an antike Traditionen anknüpfend, den Blick auf empirisch erkennbare körperliche oder seelische Ursachen lenkten.

1.3 Vom 17. Jahrhundert zur »Aufklärung« und zur französischen Schule des frühen 19. Jahrhunderts

Von den Erneuerungsvorschlägen der Renaissanceautoren wurde in der Folgezeit nur wenig aufgegriffen. Zwar ging die Bereitschaft, psychisch Kranke als Besessene und Hexen zu bezeichnen und zu verfolgen, langsam zurück, und es erschienen eine Reihe von kasuistisch und klinisch interessanten Büchern über psychiatrische Fragen, etwa Felix Platers (1536–1614) »Medizinische Praxis« und Robert Burtons »Anatomy of Melancholy« (1621), jedoch wurde das emanzipatorische Moment etwa im Denken Paracelsus’ zunehmend konterkariert von der sich verstärkenden Tendenz, psychisch Kranke als bloße Randfiguren der Gesellschaft zu verstehen, die ähnlich wie Kriminelle und »Asoziale« auszugrenzen seien. So waren die großen psychiatrischen Kliniken von Paris, Bicêtre und Salpêtrière zunächst eine Mischung aus Armenhaus, Gefängnis, Obdachlosenasyl, Waisenhaus und psychiatrischer Klinik, letzteres aber am wenigsten, und die Hinzuziehung von Ärzten war keineswegs die Regel. Dieser Sachverhalt nimmt in Michel Foucaults primär philosophischer und gesellschaftskritischer und sekundär auch psychiatriekritischer Perspektive einen zentralen, da – im negativen Sinne – identitätsstiftenden Platz ein (Foucault 2005, Abschn. 1.11).

Aufklärung und Rationalismus

Erst im 18. Jahrhundert, ideengeschichtlich geprägt von der Aufklärung, kam es zu ernsthaften Bemühungen, die Psychiatrie als medizinische Wissenschaft zu etablieren, die psychiatrischen Patienten als Personen ernst zu nehmen und sowohl aus dem Dunstkreis von Hexenglaube und Spiritismus als auch aus ihrer Verbannung an den äußersten Rand der Gesellschaft herauszulösen (Leibbrand u. Wettley 1961).

Cum grano salis kann der Rationalismus als die tragende Denkweise der Aufklärung angesehen werden. Das Wort »Wissenschaft« bekam einen betont positiven, ja optimistischen Bedeutungshof, gab es doch für die überzeugten Rationalisten des 18. Jahrhunderts nur vorläufig, nicht aber grundsätzlich unlösbare Probleme. Die Vernunft, die Ratio, werde, so die feste Überzeugung dieser Autoren, den gesamten Bereich menschlichen Erkennens und Handelns früher oder später durchdringen. Der Rationalismus schuf geradezu das gedankliche Konstrukt, welches seither Wissenschaft genannt wird und das sich dezidiert an der Mathematik und der empirischen Naturforschung orientiert.

Erscheint lt. Verlag 29.12.2007
Zusatzinfo XXXVI, 2458 S. 476 Abb.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Affektive Störung • Affektive Störungen • Angststörung • Aufmerksamkeitsdefizit • Emotionale Störung • Epidemiologie • Klinische Psychologie • Nervenheilkunde • Neurowissenschaften • Organische psychische Störungen • Psychiatrie • Psychische Störung • Psychoedukation • Psychopharmakotherapie • Psychosen • Psychotherapie • Schizophrenie • Schlaf • Systemische Psychotherapie • Zwangsstörung
ISBN-10 3-540-33129-8 / 3540331298
ISBN-13 978-3-540-33129-2 / 9783540331292
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