Schutz vor fremden Blicken (eBook)

Eine Interventionsstudie zur Stressreduktion durch Sichtschutzelemente
eBook Download: PDF
2008 | 1. Auflage
125 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94485-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schutz vor fremden Blicken -  Norma May Huss
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Ist man als Patient im Krankenhaus nicht vor den Blicken anderer geschützt, so können physischer und/oder psychischer Stress die Folge sein.



Ist man als Patient im Krankenhaus nicht vor den Blicken anderer geschützt, so können physischer und/oder psychischer Stress die Folge sein. Das kann dazu führen, dass Patienten Teile ihrer Krankengeschichte verschweigen. Manchmal weigern sie sich unter solchen Umständen sogar, sich untersuchen zu lassen. In Deutschland werden Patienten während der Durchführung von bestimmten pflegerischen Maßnahmen selten davor geschützt, von Mitpatienten und anderen beobachtet zu werden. Die quasi-experimentelle Studie untersucht, wie sich die Verwendung eines Sichtschutzes auswirkt.



Außerdem geht sie der Frage nach, welche Erwartungen an die Einhaltung ihrer Privatsphäre Patienten mitbringen, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Das Ergebnis zeigt, dass einige Patientengruppen verstärkt unter Stresssymptomen leiden, wenn es in bestimmten Situationen keinen Sichtschutz für sie gibt. Allerdings wurden auch widersprüchliche Beobachtungen gemacht. Diese lassen darauf schließen, dass Menschen ihre Ansprüche auf die Wahrung ihrer Privatsphäre deutlich absenken, wenn sie ins Krankenhaus eingewiesen werden. Insgesamt werden die Resultate dieser Untersuchung Pflegende dazu anregen, sich mit der Frage der Einhaltung der Privatsphäre von Patienten intensiver auseinanderzusetzen. Sicherlich wird ein Bewusstsein dafür geweckt, dass unterschiedliche Patientengruppen voneinander abweichende Erwartungen an die Einhaltung ihrer visuellen Privatsphäre haben. Besonders wichtig ist es zu bedenken, dass die Patienten, auch wenn sie sich nicht über einen Mangel an Privatsphäre beklagen, keineswegs mit ihrer Situation zufrieden sind.

Inhalt 6
Geleitwort 8
Danksagung 10
1 Warum wurde diese Studie durchgeführt? 12
2 Die Privatsphäre 14
2.1 Aktueller Forschungsstand 14
2.2 Konzepte von Privatsphäre 16
2.3 Persönlicher Raum und Territorialität 20
2.4 Situative Aspekte 21
3 Die Privatsphäre von Krankenhauspatienten 22
3.1 Die Patientenrolle 22
3.2 Kultur und körperliche Entblößung 24
3.3 Legitimität von Verletzungen der Privatsphäre 24
3.4 Das Argument des Infektionsschutzes 25
3.5 Untersuchungen zur Privatsphäre von Patienten 26
4 Ziele der Untersuchung 46
4.1 Definition von Privatsphäre im Kontext dieser Studie 47
4.2 Hypothese und Ziele der Untersuchung 48
5 Methodik 50
5.1 Forschungsdesign 50
5.2 Messinstrumente 50
5.3 Der Pretest 56
5.4 Die Hauptuntersuchung 61
5.5 Auswertungsverfahren 63
6 Ergebnisse 68
6.1 Beschreibung und Überprüfung der Stichprobe 68
6.2 Beschreibung der Zimmer 70
6.3 Auswertung des Fragebogens 74
6.4 Unterschiede nach Geschlechtszugehörigkeit 78
6.5 Einfluss weiterer Variablen 85
6.6 Verbale Kommentare 88
7 Diskussion 90
7.1 Diskussion der Methodik 90
7.2 Schutz der Privatsphäre bei speziellen Pflegemaßnahmen 92
7.3 Analyse der Untergruppen und Einflussvariablen 93
7.4 Erwartungen an die Einhaltung der Privatsphäre 97
7.5 Einflussfaktoren auf die visuelle Privatsphäre 98
7.6 Grenzen der Untersuchung 100
7.7 Zusammenfassung 102
8 Empfehlungen und Perspektiven 104
8.1 Folgerungen für die Pflegepraxis 104
8.2 Folgerungen für die Pflegeforschung 106
Literatur 108
Anhang 112
Anhang 1: Fragebogen des Pretests 114
Anhang 2: Ergebnisse des Pretests 118
Anhang 3: Fragebogen zur visuellen Privatsphäre im Krankenhaus 120

Wie Patienten ihre Privatsphäre wahrnehmen (S. 26)

Die Tabelle 3-1 gibt einen Überblick über die Methoden, Ergebnisse und Empfehlungen der Studien, die untersuchen, wie einerseits Patienten ihre Privatsphäre wahrnehmen und welche Vorstellung andererseits die Pflegenden von Privatsphäre haben.

Bäck und Wikblad (1998) führten eine Untersuchung durch, in der auch die Frage gestellt wurde, ob die Vorstellungen der Krankenschwestern von den Bedürfnissen der Patienten mit denen der Patienten übereinstimmen. Zur Erhebung der Daten wurden zwei Fragebogen eingesetzt. Der erste, der sich auf die Einstellung zur Privatsphäre im Allgemeinen konzentrierte, war eine teilweise Adaption eines Fragebogens von Marshall (1974). Der zweite, der die Einstufungen hinsichtlich der Privatsphäre im Krankenhaus, wie sie von Krankenschwestern und Patienten vorgenommen wurden, abfragt, wurde von Arciero et al. (zitiert nach Bäck/Wikblad 1998) übernommen. Beide Fragebogen wurden ins Schwedische übersetzt. Der erste wurde ins Englische rückübersetzt, während der zweite von zwei Übersetzern unabhängig voneinander übersetzt wurde. Für beide übersetzten Fragebogen wurden die Reliabilität und Validität sichergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Patienten als auch die Krankenschwestern der Privatsphäre im Allgemeinen eine hohe Bedeutung beimaßen. Dieses Ergebnis stimmt nach Aussage der Autoren mit den Erkenntnissen von Westin (1967) und Altman (1976) überein. Allerdings wurde darüber hinaus festgestellt, dass Patienten und auch Krankenschwestern der Einhaltung der Privatsphäre im Krankenhaus nur wenig Bedeutung beimaßen. Dabei hielten die Krankenschwestern die Bedürfnisse der Patienten nach Einhaltung ihrer Privatsphäre für größer als die Patienten selbst. Außerdem wurde festgestellt, dass es je nach Geschlecht deutliche Unterschiede bei der Bewertung der Privatsphäre gab. Frauen hatten ein signifikant höheres Bedürfnis nach Wahrung ihrer Privatsphäre. Zwar zeigten auch jüngere Patienten ein stärkeres Bedürfnis danach, aber die Unterschiede waren nicht signifikant. Häufigere Krankenhausaufenthalte führten jedoch dazu, der Einhaltung der Privatsphäre eine größere Bedeutung beizumessen. Dazu wurden Gruppen von langfristig erkrankten mit Gruppen von akut erkrankten Patienten verglichen. Patienten mit längerer Krankenhauserfahrung und höherer Bildung legten mehr Wert auf ihre Privatsphäre, und zwar sowohl im Allgemeinen als auch im Krankenhauskontext. Dieses Ergebnis sollte allerdings mit größter Vorsicht behandelt werden, da die Gruppe der Patienten mit häufigeren Krankenhausaufenthalten (n = 19) wesentlich kleiner war als die Gruppe der Akutkranken (n = 120). Die Tatsache, dass Krankenschwestern die Bedeutung der Privatsphäre höher bewerteten, kann damit erklärt werden, dass sie über das theoretische Wissen verfügen, wie wichtig Privatsphäre für die Patienten ist (Barron 1990, Davis/ Peters 1983). Bäck und Wikblad (1998) stellen allerdings fest, dass Krankenschwestern den Bedarf an Privatsphäre sehr stereotyp einschätzten, was im Übrigen auch von Farrell (1991) bestätigt wird. Sie schließen mit der Frage: «Werden die Patienten so sozialisiert, dass sie mit der Aufnahme ins Krankenhaus keine Privatsphäre mehr erwarten können?» Diese Frage kommentierten sie, indem sie bemerkten, dass das zwar der Fall sein könne, dass das aber nicht bedeute, dass die Patienten mit dieser Situation zufrieden seien.

Erscheint lt. Verlag 1.1.2008
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Test in der Psychologie
Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte 84485-5 • Beobachtung • fremde Blicke • Patient im Krankenhaus • Pflegeforschung • physischer Stress • psychischer Stress • R. Bosch Stift. • Sichtschutz
ISBN-10 3-456-94485-3 / 3456944853
ISBN-13 978-3-456-94485-2 / 9783456944852
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