Intensivstation zu Hause (eBook)
252 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94488-3 (ISBN)
Auch in Deutschland werden Pflegebedürftige, die z.B. beatmungspflichtig sind oder einer künstlichen Ernährung bedürfen, in ihrem Zuhause betreut. Pflegende Angehörige nehmen dabei eine Schlüsselposition ein, da ohne deren Mitwirkung die Realisierung einer "Intensivstation zu Hause" kaum möglich ist.
Die diesem Buch zugrunde liegende Studie widmet sich daher den pflegenden Angehörigen, die sowohl versorgungsbezogene Leistungen erbringen als auch das Gesundheitssystem zur eigenen Entlastung bzw. anwaltschaftlich für die Pflegebedürftigen nutzen. Darüber hinaus werden das breite Spektrum der ambulanten Schwerstkrankenpflege aufgezeigt sowie Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem und insbesondere für die professionelle Pflege präsentiert.
Inhalt und Vorwort 6
1. Einleitung 12
2. Problemhintergrund und Ziel der Untersuchung 16
2.1 Versorgung Pflegebedürftiger: Ambulant vor Stationär 18
2.1.1 Pflegebedürftigkeit in Deutschland 19
2.1.2 High-Tech Home Care: Häusliche Schwerstkrankenpflege 23
2.2 Häusliche Pflegearbeit ist familiäre Frauenarbeit 25
2.3 NutzerInnenorientierung und Empowerment im Gesundheitswesen 28
2.4 Fragestellung und Ziel der Untersuchung 31
3. Theoretischer Rahmen und Forschungsstand 34
3.1 Verortung in der Versorgungsforschung 35
3.1.1 Versorgungsforschung in den Gesundheitswissenschaften 36
3.1.2 Pflegende Angehörige im Rahmen von Versorgungsforschung 38
3.2 Stellung von pflegenden Angehörigen im Versorgungssystem 40
3.2.1 Pflegende Angehörige als NutzerInnen und LeistungserbringerInnen 40
3.2.2 Partizipative Rollen pflegender Angehöriger 43
3.3 Pflegende Angehörige in High-Tech Home Care: Forschungsstand 50
3.3.1 Engagement und Kompetenz 52
3.3.2 Belastungen und Versorgungsprobleme 54
3.4 Präzisierung der Fragestellung 64
4. Methodisches Vorgehen 66
4.1 Qualitative Forschung in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften 66
4.2 Grounded Theory als Forschungsstrategie 68
4.2.1 Wissenschaftstheoretische Verankerung 69
4.2.2 Forschungsprozess 69
4.3 Qualitätskriterien und ethische Aspekte 72
4.4 Strategien der Datenerhebung und Auswertung 74
4.4.1 ExpertInneninterviews mit Pflegedienstleitungen 75
4.4.2 Leitfadengestützte Interviews mit pflegenden Angehörigen 78
4.5 Methodenreflexion 82
5. Ergebnisse Teil I: Praxisfeld High- Tech Home Care aus Sicht ambulanter Pflegedienste 86
5.1 Beschreibung der Stichprobe: Die Pflegedienste und Pflegedienstleitungen 86
5.2 Umsetzung von High-Tech Home Care 89
5.2.1 PatientInnengruppen und eingesetzte Technik 90
5.2.2 Die Versorgung der Schwerstpflegebedürftigen 94
5.2.3 Pflegende Angehörige aus Sicht der Pflegedienste 96
5.3 Bedeutung von HTHC 101
5.3.1 Schwerstpflegebedürftige als Ausnahmefälle 102
5.3.2 Chancen und Risiken 105
5.3.3 Erwartete Entwicklung 108
6. Ergebnisse Teil II: High- Tech Home Care aus Sicht pflegender Angehöriger 110
6.1 Beschreibung der Stichprobe: Die pflegenden Angehörigen und Versorgungssituationen 111
6.2 Häusliche Versorgung Schwerstkranker als Option 116
6.2.1 Empfehlung Professioneller 117
6.2.2 Bedeutungen der häuslichen Versorgungsoption 121
6.3 Informationsgeschehen 129
6.3.1 Informationsbeschaffung 129
6.3.2 Art und Weise der Informationsvermittlung 133
6.4 Schnittstelle zwischen stationärer und häuslicher Versorgung 136
6.5 Schulung, Anleitung und Begleitung 140
6.5.1 Erlernen von Versorgungstätigkeiten 140
6.5.2 Umgang mit der Technik: Geräteeinweisung und Gebrauchsanweisungen 151
6.5.3 Begleitung der häuslichen Versorgung 154
6.6 Pflegende Angehörige als ExpertInnen in der häuslichen Versorgung 158
6.6.1 Selbsteinschätzung 159
6.6.2 PatientInnenorientierung als spezielle Expertise 160
6.6.3 Technik- und Hilfsmittelexpertise 164
6.6.4 Kreativität und Intuition 170
6.6.5 Verhältnis zwischen Laien- und Professionellenexpertise 175
6.7 Anpassungsleistungen 181
6.7.1 Wohnraumanpassung und Arrangement mit High- Tech Home Care 181
6.7.2 Rollenanpassungen: Pflegende sein – Angehörige sein 194
6.8 Soziales Netz und Selbsthilfe 198
7. Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem 206
7.1 Unzureichende Rahmenbedingungen 207
7.1.1 High-Tech Home Care als Ausnahmefall 207
7.1.2 Mangel an alternativen Versorgungsmöglichkeiten 210
7.2 NutzerInnenorientierung und Empowerment 211
7.2.1 Pflegende Angehörige als NutzerInnen und LeistungserbringerInnen wahrnehmen und unterstützen 211
7.2.2 Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Partizipation in Entscheidungsprozessen in der häuslichen Versorgung 214
7.2.3 Information, Anleitung und Schulung: Zu entwickelnde Empowerment- Instrumente 217
7.2.4 Grenzverschiebungen zwischen Professionellen- und Laiensystem 221
7.3 Koordinierte, vernetzte und lebensweltorientierte Versorgung 223
7.3.1 Koordination und Integration als strukturelle Voraussetzungen 224
7.3.2 Lebensweltorientierte Versorgung 228
7.4 Schlussfolgerungen für das Versorgungssystem 231
7.4.1 Strukturelle Anpassungen 231
7.4.2 Maßnahmen für gezielte Qualitätsverbesserungen 233
7.4.3 Systematische Umsetzung von NutzerInnenorientierung 236
7.5 Geltungsbereich der Studie und Ausblick 240
Anhang 252
4. Methodisches Vorgehen (S. 65-66)
Im Vordergrund dieser Studie steht die Untersuchung der Perspektiven pflegender Angehöriger. Diese nehmen eine entscheidende Rolle in der häuslichen Versorgung Schwerstkranker ein, weshalb ihre Sichtweise auf das Versorgungssystem erhoben werden soll. Entsprechend diesem Forschungsgegenstand ist ein explorativqualitatives Vorgehen methodisch angemessen. Da die technikintensive ambulante Schwerstkrankenpflege in Deutschland bislang kaum beforscht ist, dient der explorative Zugang einer ersten wissenschaftlichen Erschließung dieses Feldes. Darüber hinaus dient der methodisch qualitative Zugriff der Erfassung der Betroffenenperspektive, die im Zentrum des Interesses steht.
Im Folgenden wird zunächst die Bedeutung der qualitativen Forschung innerhalb der Gesundheits- und Pflegewissenschaften aufgezeigt, sowie auf Gütekriterien dieser Methodik eingegangen. Die Wahl der hier verwendeten Grounded Theory als Forschungsstrategie und dem daraus abgeleiteten Vorgehen in Datenerhebung und Auswertung wird zunächst aus methodologischer Perspektive und dann konkret bezogen auf das Vorgehen im Rahmen dieser Studie vorgestellt. Eine kritische Reflexion bezüglich Methodenwahl und methodischer Realisierung runden schließlich die folgende Darstellung ab.
4.1 Qualitative Forschung in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Traditionell wird im Bereich Public Health mit quantitativen Methoden gearbeitet, da oftmals epidemiologische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Mit der Etablierung der Gesundheitswissenschaften als wissenschaftlicher Disziplin in Deutschland wurden in den einschlägigen Lehr- und Handbüchern in erster Linie quantitative Methoden behandelt (exemplarisch Hurrelmann & Laaser 1993). Dennoch gibt es durchaus schon eine längere Tradition, die Thematik um Gesundheit und Krankheit mittels qualitativer Methoden zu beforschen, besonders in den Sozialwissenschaften.
Die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit sowie deren Herstellung bzw. Bewältigung im Rahmen gesundheitlicher Versorgung kann nur vor einem gesellschaftlichen und damit sozialen Hintergrund verstanden werden. Dies wird innerhalb der gesundheitswissenschaftlichen Forschung seit Ende der 1990er Jahre zunehmend aufgegriffen. So werden in dem von Hurrelmann und Laaser 1998 neu herausgegebenen und überarbeiteten „Handbuch Gesundheitswissenschaften" sowie in dem von Schwartz et al. (2003) herausgegebenen „Public Health Buch" die qualitativen Methoden unter dem Stichwort der sozialwissen schaftlichen Verfahren in den Gesundheitswissenschaften behandelt.1 Auch in der neueren Methodenliteratur wird die Verwendung qualitativer Methoden „in den eher angewandten Fächern wie Sozialarbeit, Pflegewissenschaften oder Public Health" (Flick, Kardoff & Steinke 2000, S. 13) empfohlen.
Zur Bearbeitung pflegewissenschaftlicher Fragestellungen haben qualitative Methoden eine breite Anwendung gefunden, nicht nur, weil sich Pflege in einem sozialen Kontext abspielt, in dem individuelles Erleben und subjektive Bedeutungen eine entscheidende Rolle spielen, sondern auch weil Pflege ein bislang wenig wissenschaftlich beforschtes Gebiet darstellt, dem sich in vielerlei Hinsicht zunächst explorativ zu nähern ist.
Im angloamerikanischen Raum hat die qualitative Pflegeforschung bereits eine längere Tradition: So ist der Anteil wissenschaftlicher Publikationen in vier einschlägigen amerikanischen Pflegefachzeitschriften zwischen 1988 und 1992 um mehr als das Dreifache gestiegen (Liehr &Taft Marcus 1996). In Deutschland wird die qualitative Pflegeforschung dagegen erst seit etwa Mitte der 1990er Jahre aufgenommen und zwar in Form von (aus dem angloamerikanischen) übersetzten Lehrbüchern sowie eigenen Bearbeitungen (Schaeffer & Müller-Mundt 2002, Haller 2000, Morse & Field 1998, Holloway & Wheeler 1998, LoBiondo-Wood & Haber 1996).
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2007 |
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Verlagsort | Bern |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Schlagworte | ambulant • Betreuung • Deutschland • Ernährung • Gesundheit • Gesundheitssystem • High-Tech Home Care • Intensivstation • Krankenpflege • Pflege • Pflegebedürftige • Pflegende Angehörige • Pflegepraxis • Studien • Versorgung • zu Hause • Zuhause |
ISBN-10 | 3-456-94488-8 / 3456944888 |
ISBN-13 | 978-3-456-94488-3 / 9783456944883 |
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