Aktuelle Aspekte der Pathogenese und Therapie der Schizophrenie (eBook)

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2006 | 2006
VII, 145 Seiten
Springer Wien (Verlag)
978-3-211-29109-2 (ISBN)

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Aktuelle Aspekte der Pathogenese und Therapie der Schizophrenie -
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Am 7. November 1904 wurde der Neubau der 'Königlich-Psychiatrischen K- nik in München' von E. Kraepelin als eigenständige Psychiatrische Univer- tätsklinik feierlich eröffnet. Vom 4. bis 6. November 2004 fanden die Feierli- keiten zum 100-jährigen Klinikjubiläum statt. Bekannte Namen wie Bernhard von Gudden, Emil Kraepelin, Franz Nissl und Alois Alzheimer waren Pioniere des Faches, die an der Psychiatrischen Klinik der Universität München - forscht und mit ihren Entdeckungen die Grundlagen für die nachfolgende Entwicklung des Fachs im Allgemeinen, aber auch für die Schizophrenie- Forschung gelegt haben. Besonders Emil Kraepelin, der von 1904 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1922 Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in München war, beschäftigte sich intensiv mit Verlaufsaspekten der Schizophrenie, ein wese- licher Gesichtspunkt von Kraepelins Konzept der 'Dementia praecox' ist vor allem der Langzeitverlauf, der bei dieser Patientengruppe ungünstig ist. In der Tradition der Kraepelin'schen Forschung stehen neben Verlau- untersuchungen vor allem biologisch-psychiatrische Themen wie Genetik, hirnstrukturelle Untersuchungen, aber auch der Akut- und Langzeittherapie bei Schizophrenie. Diese Themen wurden von führenden, schwerpunktmäßig deutschsprachigen Forschern auf dem Symposium vertreten und finden sich in diesem Band wieder. Der vorliegende Band fasst die Beiträge des Symposiums 'Aktuelle Aspekte der Pathogenese und Therapie der Schizophrenie' zusammen und gibt einen breit gefächerten Überblick über aktuelle Fragestellungen zur Schizophrenie von Grundlagenforschung bis zu praktisch-therapeutischen Gesichtspunkten. Die Herausgeber hoffen, dass der Band auf ebenso reges Interesse stößt wie die Symposiumsbeiträge bei der 100-Jahr-Feier.

Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 6
Kraepelin and the new trends in psychiatric nosology 7
Dissatisfaction with psychiatric classifications 7
The schisms in psychiatric nosology 8
The background of psychiatric classifications 10
The theory of classification in medicine and psychiatry 14
New trends (and hopes) 15
Functional approaches to classification 16
Intermediate traits or phenotypes 20
Cladism 20
Summary 21
References 21
Syndromale Brücke zwischen affektiven und schizophrenen Erkrankungen 27
Einleitung 27
Das Beispiel Schizoaffektive Erkrankungen 28
Das Paradigma „Akute Polymorphe Psychosen“ 29
Schlussfolgerung 33
Literatur 33
Früherkennung und Frühintervention im initialen Prodrom vor der psychotischen Erstmanifestation 35
1. Vorhersage psychotischer Erstmanifestationen im initialen Prodrom 35
2. Frühintervention vor psychotischen Erstmanifestationen im initialen Prodrom 38
3. Früherkennungs- und Frühinterventionsforschung im Kompetenznetz Schizophrenie 40
4. Erste Ergebnisse zur Frühintervention aus dem Kompetenznetz Schizophrenie 44
5. Voraussetzungen der Arbeit in den Früherkennungszentren 45
Literatur 45
Verlaufsuntersuchungen zur Schizophrenie 49
Einleitung 49
Verlauf und Ausgang der Schizophrenie 49
Prädiktoren des schizophrenen Krankheitsverlaufs 54
Zusammenfassung und Fazit 57
Literatur 58
Bildgebende Verfahren in der Schizophrenieforschung 61
Einleitung 61
Welche pathomorphologischen Veränderungen liegen strukturellen Hirnveränderungen zugrunde? 63
Die Bedeutung von ZNS-Veränderungen in der Neurobiologie der Schizophrenie 64
Objektivierung kognitiver Defizite mit der funktionellen MRT 66
Bedeutung von Neurotransmitterstörungen für die Pathogenese und Klinik der schizophrenen Störung 66
Zusammenfassung 67
Literatur 68
Aktuelle Aspekte genetischer Forschung bei Schizophrenie 75
Historische Vorbemerkung 75
Ausgangsbedingungen für die Suche nach risikomodulierenden Genen 76
Funktion der bekannten Dispositionsgenprodukte 79
Suche nach pathogenen Mutanten in identifizierten Dispositionsgenen 80
Assoziative Suchstrategien nach Dispositionsgenen 80
Modulatorgene 82
Schlussfolgerung 83
Literatur 83
Das Konzept der Entwicklungsstörung in der Schizophrenie-Forschung 87
Einleitung 87
Evidenz für die Hirnentwicklungshypothese der Schizophrenie 87
Progression auch ohne Degeneration 90
Zusammenfassung 93
Anmerkung 95
Literatur 95
Schizophrenie, Entzündung und glutamaterge Neurotransmission: ein pathophysiologisches Modell 99
Zusammenfassung 99
Einleitung 100
Dopaminerg-glutamaterge Imbalance bei Schizophrenie 100
NMDA-Rezeptor Hypofunktion und Schizophrenie 101
Genetik des Immunsystems und der NMDA-Rezeptor-Dysfunktion 102
Entzündung, neuronale Entwicklung und NMDA-Rezeptor-Dysfunktion 104
Immunsensibilisierung in der prä- und postnatalen Periode 104
Entzündung und Schizophrenie 105
Polarisierte Typ-I und Typ-II Immunantwort 107
Reduzierte Typ-I-Immunantwort bei Schizophrenie 108
IL-6 und Schizophrenie 109
Aktivierung der Typ-II-Immunantwort bei Schizophrenie 109
Antipsychotika rebalancieren die Typ-I/Typ-II-Dysbalance 110
Astrozyten, Mikroglia und Typ-I/Typ-II-Immunantwort 111
Die Typ-I/Typ-II-Immunantwort-Imbalance bei Schizophrenie fördert die 112
Produktion des endogenen NMDA-Rezeptor-Antagonisten Kynurenin-Säure 112
Die zelluläre Quelle von Kynurenin-Säure im ZNS 114
Die mögliche Rolle der Kynurenin-Säure bei Schizophrenie 115
PGE2, Entzündung und Immun-Imbalance 117
COX-2 Inhibitoren rebalancieren die Typ-I/Typ-II-Immunantwort 117
COX-2-Inhibitoren inhibieren die Produktion von Kynureninsäure 118
Ausblick 119
Literatur 119
Die Rolle der Pharmakogenetik/-genomic für die Behandlung der Schizophrenie 131
Pharmakokinetische Aspekte 131
Pharmakodynamische Aspekte: Therapeutische Wirkung als Funktion von Varianten der Neurotransmitter Rezeptoren 135
Vorhersage von unerwünschten Wirkungen 136
Zukunftsperspektiven 137
Literatur 137
Aktuelle Aspekte der Langzeittherapie ei Schizophrenie* 139
Einleitung 139
Substanzwahl 140
Dosis 141
Applikationsform 141
Indizierte Dauer der Erhaltungstherapie und alternative 142
Langzeitbehandlungsstrategien 142
Erste Ergebnisse der „Ersterkrankten-Langzeitstudie“ 144
im Kompetenznetz Schizophrenie 144
Zusammenfassung und Ausblick 147
Literatur 149

Das Konzept der Entwicklungsstörung in der Schizophrenie-Forschung (S. 81-82)

P. Falkai
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Bundesrepublik Deutschland

Einleitung

Emil Kraepelin führte in seinem Lehrbuch „Psychiatrie. Ein Lehrbuch für Studirende und Aerzte" (1899) aus, dass die Dementia praecox eine degenerative Erkrankung sei. Hierzu legt er dar: „Wir kommen somit zu dem Schlusse, dass in der Dementia praecox höchst wahrscheinlich eine theilweise Schädigung oder Vernichtung von Hirnrindenzellen stattfindet, die sich in einzelnen Fällen wieder ausgleichen kann, meist aber eine eigenartige, dauernde Beeinträchtigung des Seelenlebens nach sich zieht …" (Kraepelin 1899). Für eine Subgruppe von Patienten (20%) will er aber Anzeichen einer gestörten Entwicklung gesehen haben. Hierzu steht geschrieben: „In etwa 20% der Fälle waren von Jugend auf allerlei Eigenthümlichkeiten des Wesens bemerkt worden, Verschlossenheit, Aengstlichkeit, Schrullenhaftigkeit, Reizbarkeit, Neigung zu übertriebener Frömmelei oder zum Verbrechen. Auch körperliche Entartungszeichen fanden sich öfters, Kleinheit oder Verbildungen des Schädels, kindlicher Habitus, …" (Kraepelin 1899).

Es ist erstaunlich, wie modern Kraepelins Sichtweise zur Pathophysiologie der Schizophrenie, der Dementia praecox, in der damaligen Zeit ist und insbesondere, dass er für ca. 20% der Patienten klar umschriebene Störungen der Hirnentwicklung sieht. Im folgenden wird die Evidenz für und gegen die Entwicklungshypothese der Schizophrenie zusammengefasst, die neue Überlegungen zu regionenspezifischen pathopysiologischen Prozessen hervorbringt.

Evidenz für die Hirnentwicklungshypothese der Schizophrenie

Vor ca. 20 Jahren wurde die Hirnentwicklungshypothese der Schizophrenie unter anderem von Weinberger postuliert und als Konzept publiziert (Weinberger 1987). 13 Jahre später wurden die wesentlichen Aspekte erneut zusammengeführt (Marenco und Weinberger 2000). Nachfolgend wird eine eigene Gliederung zu diesem Thema angewandt, um wesentliche Aspekte der Neuro biologie der Schizophrenie darzustellen. Folgende Evidenzen sprechen für die Hirnentwicklungshypothese der Schizophrenie: 1. Klinisch-epidemiologische Evidenz Betrachtet man die einzelnen Entwicklungsschritte eines Menschen, so finden sich z.B. so genannte „minor physical anomalies" gehäuft bei Patienten mit einer Schizophrenie (z.B. Waddington et al. 1998). Diese sind z.B. minimale Formabweichungen in der Nasolabialfalte, des Augenabstandes etc., die über die normale Streuung einer Kontrollpopulation hinausgehen. Darüber hinaus zeigen Menschen, die später eine Schizophrenie entwickeln, in ihrer Kindheit quantitative Normabweichungen in den Bereichen motorische, kognitive und emotionale (soziale) Entwicklung, d.h., sie lernen später laufen, bleiben bezüglich der kognitiven Entwicklung ebenfalls hinter der Kontrollgruppe zurück und haben längere Zeit eine erhöhte Ängstlichkeit im Umgang mit Gleichaltrigen (Jones et al. 1998).

In der Phase der Prodromalsymptome, aber spätestens nach der Ausbildung der Erstmanifestation einer Schizophrenie, sind kognitive Störungen in allen Bereichen vorhanden. Bemerkenswerterweise verbessern sich diese im Verlauf der Erkrankung über zwei bzw. fünf Jahren unwesentlich oder nur in einzelnen Teilbereichen (Albus et al. 2002, Hoff et al. 1999). Insbesondere bei diesem Aspekt würde man bei einer klassischen degenerativen Erkrankung erwarten, dass sich kognitive Veränderungen im Krankheitsverlauf verschlechtern, oder – wenn der Krankheitsprozess mit Ausbildung der Erstmanifestation weitgehend zum Stillstand gekommen ist – dass unter Umständen eine tendenzielle Besserung auftritt.

Erscheint lt. Verlag 31.5.2006
Zusatzinfo VII, 145 S. Mit zahlreichen Abb.
Verlagsort Vienna
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Persönlichkeitsstörungen
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Neurologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Studium 2. Studienabschnitt (Klinik) Humangenetik
Schlagworte Bildgebende Verfahren • Diagnostik • Entzündung • Früherkennung • Genetik • Intervention • Langzeittherapie • Langzeitverlauf • Pharmakogenetik • Schizophrene • Schizophrenie • Syndrom
ISBN-10 3-211-29109-1 / 3211291091
ISBN-13 978-3-211-29109-2 / 9783211291092
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