Patientensicherheit und Risikomanagement (eBook)

im Pflege- und Krankenhausalltag

(Autor)

eBook Download: PDF
2006 | 2007
IX, 183 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-33727-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Patientensicherheit und Risikomanagement - Helmut Paula
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Sechs von hundert Patienten erleiden im Krankenhaus Schäden! Wie können klinikinterne Abläufe bei der Pflege von Patienten so gestaltet und optimiert werden, damit Pflegende weitestgehend vor Pflege- und Behandlungsfehlervorwürfen geschützt sind? Hier finden Pflegende Antworten: Leitfaden für die Durchführung eines pflegerelevanten Risikomanagements, Patientensicherheit im Krankenhaus, praxisnahe Strategien des Risikomanagements, Risikomanagement in der Pflege, juristisches Risikomanagement, allgemeine Verhaltensregeln, Straf- und Zivilrecht. Zusätzlich erhalten Leser den nützlichen und hilfreichen Anhang mit Checklisten, Formularen, Adressen.



Helmut Paula: Gesundheits- und Krankenpfleger, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege, Qualitätsbeauftragter am Klinikum Memmingen, Arbeitsgruppe Risikomanagement Fachverband Biomedizinische Technik, Autor (u. a. Ratgeber zum Medizinproduktegesetz, Bibliomed)

Helmut Paula: Gesundheits- und Krankenpfleger, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege, Qualitätsbeauftragter am Klinikum Memmingen, Arbeitsgruppe Risikomanagement Fachverband Biomedizinische Technik, Autor (u. a. Ratgeber zum Medizinproduktegesetz, Bibliomed)

Vorwort 5
Danksagung 7
Inhaltsverzeichnis 9
1 Patientensicherheit im Krankenhaus 10
1.1 Ein Aufsehen erregen der Bericht und seine Folgen 11
1.2 Risikomanagement im Krankenhaus. 13
2 Allgemeine Strategien des Risikomanagements 16
2.1 Sicherheit als Unternehmensziel definieren 19
2.1.1 Deckung des quanitativen und qualitativen Personalbedarfs 21
2.1.2 Umsetzunggesetzlicher Bestimmungen 24
2.3 Chaos vermeiden 32
2.4 Hierarchiebarrieren abbauen 38
2.5 Einheitliche Arbeitsabläufe einführen 41
2.5.1 Standardisierungärztlicher Tätigkeiten 44
2.5.2 Standardisierung pflegerischer Tätigkeiten 45
2.5.3 Berufsgruppenübergreifende Regelungen 46
2.6 Redundanzen schaffen 47
2.7 Human Factors einplanen 50
2.7.1 »Menschliches Versagen« 52
2.7.2 Fehlerentstehung 57
2.7.3 Fehlervermeidung 64
2.8 Eventuelle Risiken erfassen 81
2.9 Incident Reports austauschen 95
2.10 Traditionen kritisch überdenken 106
3 Praktisches Risikomanagement 110
3.1 Risikomanagement als Projektaufgabe 111
3.1.1 Projektdurchführung 111
3.1.2 Projektdokumentation 112
3.2 Erkennung, Analyse, Bewältigung und Überwachung von Risiken 114
3.2.1 Erkennung von Risiken 114
3.2.2 Analyse von Risiken 114
3.2.3 Risikobewertung 115
3.2.4 Bewältigung von Risiken 119
3.3 Projektbeispiel 129
3.3.1 Bewertung und Analyse der Risiken 131
3.3.2 Bewältigung/ Reduzierung der Risiken 133
4 Einführung von Risikomanagement im Krankenhaus 138
4.1 Gründe für die Einführung von Risikomanagement im Krankenhaus 139
4.1.1 Schutz vor Imageverlusten 139
4.1.2 Kostenreduzierung 140
4.1.3 Optimierung der Abläufe 140
4.1.4 Schutz vor juristischen Konsequenzen 140
4.1.5 Patientensicherheit 141
4.2 Allgemeine Voraussetzungen 141
4.3 Einrichtung des Risikomanagementsystems 143
4.4 Risikomanager im Krankenhaus 144
4.5 Integration des Risikomanagements ins Qualitätsmanagement 146
4.5.1 Parallelen zwischen Qualitäts- und Risikomanagement 147
4.5.2 Einteilung von Sicherheit und Risiko in verschiedene Ebenen 147
4.5.3 Struktursicherheit 147
4.5.4 Prozesssicherheit 148
4.5.5 Ergebnissicherheit 148
4.5.6 Projektmanagement 149
4.5.7 Projektdokumentation 151
5 Juristisches Risikomanagement 152
5.1 Allgemeine Verhaltensregeln 154
5.1.1 Information des Patienten/der Angehörigen 154
5.1.2 Dokumentation des Ereignisses 155
5.1.3 Herausgabe von Krankenakaten 156
5.1.4 Verhalten gegenüber Medien 156
5.2 Strafrecht 157
5.2.1 Grundlagen des Strafrechts 157
5.2.2 Der Strafprozess 158
5.3 Zivilrecht 162
5.3.1 Grundlagen des Zivilrechts 162
5.3.2 Begründung eines Haftungsanspruches 163
5.3.3 Besonderheiten des Zivilrechts 165
Anlagen 170
Literatur 178
Stichwortverzeichnis 186

1 Patientensicherheit im Krankenhaus (S. 1-2)

1.1 Ein Aufsehen erregen der Bericht und seine Folgen

Vielen Publikationen aus Medizin, Pflege und Gesundheitswesen wird kaum Beachtung geschenkt. Im Jahr 1999 löste eine besondere Arbeit aus den USA jedoch ein weltweites Echo aus. Das Institute of Medicine (IOM) veröffentlichte unter dem bezeichnenden Titel »To Err Is Human – Building a Safer Health System« einen Bericht, der die Patientensicherheit im amerikanischen Gesundheitswesenkritisch unter die Lupe nahm. Das Komitee führte eine Analyse einer Vielzahl von existierenden Studien durch und kam da bei zu dem Schluss, dass bei 2,9-3,7 Prozent aller Patienten so genannte »Adverse Events« zu verzeichnen waren. Mit diesem Begriff werden Schädigungen umschrieben, die eher auf die Behandlung als auf die Grunderkrankung des Patienten zurückzuführen sind. Diese Zahlen basieren hauptsächlich auf 1984 in New York bzw. 1992 in Colorado und Utah durchgeführten Untersuchungen (Abb. 1.1)( nicht in der Leseprobe enthalten). Für besonders großes Aufsehen erregte hierbei die hochgerechnete Zahl der Todesfälle. Die Schätzung ergab, dass jährlich mindestens 44.000 Amerikaner durch Fehler bei der Behandlung ums Leben kamen.

Damit lägen Behandlungsfehler noch vor Verkehrsunfällen, Brustkrebs oder AIDS an achter Stelle der Todesursachen in den USA. Diese Zahlen sind seither immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Im Trend wurden sie durch Untersuchungen aus anderen Ländern weitgehend bestätigt. Eine vom Aktionsbündnis Patientensicherheit durch geführte Analyse von 151 Studien ergab beispielsweise, dass in Industrienationen mit vergleichbarem Gesundheitswesen bis zu 10 Prozent der in Krankenhäusern behandelten Patienten zusätzliche Schädigungen erleiden. Man wird der eigentlichen Bedeutung des IOM-Reports allerdings nicht gerecht, wenn man sich ausschließlich auf Zahlenangaben über Patientenschädigungen konzentriert. Viel mehr werden auf den über 280 Seiten auch mögliche Ursachen und daraus resultierende Lösungsvorschläge für ein sicheres Gesundheitswesen dargestellt. Unabhängig von der Relevanz der aufgeführten Zahlen hat der Bericht die erhoffte Wirkung erreicht: die Thematik Patientensicherheit wurde zum Diskussionsgegenstand.

In Deutschland werden, mangels vergleichbarer Studien, häufig Daten von stattgefundenen oder angestrebten Schlichtungs- und Gerichtsverfahren herangezogen, um auf die Zahl der Behandlungsfehler zu schließen. Jährlich werden in Deutschland ca. 40.000 Behandlungsfehler-Vorwürfe erhoben, ca. 60% da von betreffen den Krankenhausbereich. Da bei ist zu berücksichtigen, dass nicht bekannt ist, welches quantitative Verhältnis hierbei anzulegen ist. Einerseits wird vielfach nicht geklagt, ob wohl es zu Fehlern gekommen ist, während andererseits auch zahlreiche ungerechtfertige Klagen zu verzeichnen sind. Auffällig ist außerdem die prozentuale Verteilung der Fehlervorwürfe. Die Verteilung der Fehlervorwürfe auf die einzelnen Fachdisziplinen zeigt deutliche Schwerpunkte bei den operativen Fächern und der Geburtshilfe. Fachleute gehen davon aus, dass diese Prozentzahlen nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen, was u. a. ihrer Meinung nach an der Wahrnehmung durch Patienten und Angehörige liegen könnte.

Vermeintliche oder tatsächliche Behandlungsfehler werden möglicherweise in diesen Disziplinen eher wahrgenommen, als dies bei den konservativen Fächern der Fall ist. Eine Studie der Chefärztevereinigung der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin zeigt eine interessante Besonderheit. Bei der Untersuchung von mehr als 40.000 Fällen wurde eine Rate von 3,7% Adverse Events ermittelt. Dies entspricht exakt der Quote, die schon bei der New Yorker Studie im IOM-Bericht errechnet wurde.

Die Verteilung der Fehlervorwürfe gibt also nicht unbedingt ein realistisches Bild wieder. Der Versuch, anhand solcher Statistiken die tatsächliche Zahl der geschädigten Patienten zu ermitteln, bleibt also eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Ähnlich verhält es sich mit den Daten, die durch diverse gesetzliche Vorgaben (z. B. Meldung von Vorkommnissen und Beinahevorkommnissen mit Medizinprodukten an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukten) gewonnen werden. Auch sie erfassen nur einen relativ geringen Teil des möglichen Spektrums. Hinzu kommt die nicht ganz unbegründete Vermutung, dass der Meldepflicht nicht immer in vollem Umfang nachgekommen wird.

Erscheint lt. Verlag 22.12.2006
Zusatzinfo IX, 183 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Krankenhaus • Patientensicherheit • Pflege • Pflegefehler • Pflegerecht • Qualitätsmanagement • Risikomanagement • Risikomanagementsystem
ISBN-10 3-540-33727-X / 354033727X
ISBN-13 978-3-540-33727-0 / 9783540337270
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