Es geht auch anders - Udo Baer, Marion Scheffler

Es geht auch anders

Würde im Pflegealltag und Verstehende Pflege
Buch | Softcover
128 Seiten
2010 | 1., Auflage
Semnos (Verlag)
978-3-934933-31-6 (ISBN)
11,95 inkl. MwSt
Warum läuft Frau M. immer weg? Warum weigert sich der sonst so reinliche Herr A. konsequent, sich zu duschen? Warum hortet Herr F. Unmengen von Würfelzucker? Wenn alte Menschen etwas tun, was jüngeren unverständlich ist, dann gibt es oft Gründe dafür, die in ihrer Biografie liegen. Sinnlos scheinendes Verhalten erhält so Sinn, zumindest aus der Perspektive der jeweiligen Person.
Diesen Sinn zu verstehen und diese Perspektive zu würdigen, ermöglicht neue Wege der Pflege und Begleitung alter Menschen. Dieses Buch bietet dazu Verständnis und praktische Anregungen, aus der Praxis für die Praxis. Für professionell Pflegende und pflegende Angehörige.

Dr. phil. Udo Baer ist Diplom Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut, Gesamtausbildungsleiter der therapeutischen Aus- und Fortbildungslehrgänge, Mitbegründer, Senior-Geschäftsführer und Dozent der Zukunftswerkstatt therapie kreativ sowie Rektor der Semnos-Akademie. Langjährige therapeutische Praxis.Marion Scheffler ist Altenpflegerin, Gesprächspsychogin, NLP-Trainerin, Gesundheitstrainerin, Logotherapeutische Beraterin i.S. und seit 1985 Leiterin des Schefflerheims in Hamburg Wilhelmsburg.

1 Warum dieses Buch? 1.1 Vom Traum zur Tat zum Buch 1.2 Bohnerwachs und Kaffeeduft 2 Das Schefflerheim 3 Verstehende Pflege in Aktion: Zehn Menschen 3.1 Hilde, die Wilde 3.2 Ich bin der Penner 3.3 Bin ich eine Diagnose? 3.4 Herr W. und die Essensmarken 3.5 Frau H. und das "Recht auf Leben" 3.6 Der Mädchenname 3.7 Die Hände des Herrn Gabrichel 3.8 Die Wäschekammer 3.10 Die Dusche und die Ölsardinen 4 Begegnung braucht Verstehen: Verstehende Pflege und Würdigende Biografiearbeit 4.1 Würdigende Konzepte des Verstehens 4.2 Wesentliche Aspekte Verstehender Pflege und Würdigender Biografiearbeit 4.2.1 Verstehen statt Pathologisieren 4.2.2 Bedeutsamkeit statt Datenmüll 4.2.3 Gleiche Augenhöhe statt von oben herab 5 Würde im Pflegealltag 5.1 Von der Pathologisierung zur inneren Freiheit 5.2 Ich-Wichtigkeit: Ernst nehmen statt "Aktivierung" 5.3 Der Geist des Hauses und die Mitarbeiter/innen 5.4 Die Zeitstruktur und die Normalität 5.5 Dokumentation, Pflegeplanung und Pflegekonzept 6 Der Weg der Würde - ein Plädoyer für einen Perspektivwechsel 6.1 Körperpflege, Seelenpflege, Begegnungspflege 6.2 Sieben Nein und sieben Ja zur Begleitung in Würde 7 Und zum Schluss: Das Wunder der Geborgenheit Der Schrecken der Realität

1 Warum dieses Buch? 1.1 Vom Traum zur Tat zum Buch (Marion Scheffler) Zuerst war es nur ein Traum: ein Altenheim, in dem Normalität gelebt werden kann, in dem alle Menschen so sein können wie sie sind, leben können, wie ich leben möchte, wenn vieles nicht mehr allein geht. Ich bin Altenpflegerin mit Leib und Seele, also wünschte ich mir ein Heim, in dem ich auch leben könnte. Viele Pfleger/innen schuften Tag für Tag, geben ihr Bestes, sind oft traurig und frustriert, erkranken im schlimmsten Fall an einem Burn-out. Noch viel schlimmer für uns alle, sie wechseln den Beruf. Ich erlebe häufig, dass Pfleger/innen völlig verzweifelt sind. Die Häuser gleichen meistens rein optisch großartigen Hotels. Meine Frage: Kann ein Hotel wirklich ein Zuhause sein? Für mich niemals. Ich brauche mein Milieu, möchte nach meinen Möglichkeiten schalten und walten dürfen. Ja, ich möchte gesehen, gefragt und verstanden werden, ich möchte dort Hilfe haben, wo und wann ich sie wirklich brauche. Wie Sie lesen werden und es eigentlich auch schon immer gewusst haben: Es sind die ganz normalen Dinge, die ein Leben auch in einer Einrichtung schön machen. Heim kommt von Heimat und nicht von Hotel. Im Laufe meines Pflegelebens begegneten mir viele Kolleg/innen, die mich immer wieder ermutigt haben, ein Buch zu schreiben, so ein Buch nur für die Pflege, ohne wissenschaftlich-praxisferne Theorien, einfach nur aus der Praxis für die Praxis. In den letzten Jahren durfte ich häufig Vorträge halten über Verstehende Pflege. Bei der Gelegenheit lernte ich Frau Prof. Keil kennen, sie hielt einen Vortrag zum Thema Sucht im Alter, nicht von der abgehoben wissenschaftlichen Seite her, sondern aus ihrer Sicht, so ganz menschlich. Ich war begeistert, sie stellte sich den Menschen zur Seite, sie verurteilte nicht. Ich fasste mir ein Herz und erzählte ihr, dass ich gern ein Buch schreiben wollte, nur keine Ahnung davon hätte, wie das funktionieren würde. Deshalb würde ich jemanden suchen, der oder die versteht, was ich mit diesem Buch erreichen möchte und es mit mir gemeinsam schreibt. Leider bekam ich einen Korb, aber sie verwies mich – wie ich heute weiß erfreulicherweise – an Dr. Udo Baer. Nun schaute ich im Internet erst einmal nach, entdeckte die Homepage der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, deren Leiter Udo Baer ist, war begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten der Fortbildungen, bei denen viele Neigungen berücksichtigt werden und immer der Mensch im Mittelpunkt steht. Ich kaufte und las erst einmal sein Buch „Innenwelten der Demenz“ mit dem SMEI-Konzept. Beim Lesen merkte ich, Udo Baer und ich sprechen dieselbe Sprache und verfolgen das selbe Ziel: um den Erhalt der Würde beim Umgang mit den Menschen, egal, wie verändert jemand ist. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief ihn an, natürlich hatte ich so meine Ängste, er könnte mich nicht verstehen oder würde abweisend reagieren. Schließlich kannten wir uns ja gar nicht. Aber meine Ängs-te waren unbegründet. Er hörte mir aufmerksam und freundlich zu, ich fühlte mich verstanden. Es dauerte noch eine Weile, bis wir uns persönlich kennen und schätzen lernten. Er kam nach Hamburg, besuchte mich im Heim, er sah einige Menschen dort, er sah nicht nur mit den Augen, denn Vieles kann man eben nur mit dem Herzen sehen. Durch ihn fühlte ich mich ermutigt, dieses Buch mit ihm gemeinsam nun in die Tat umzusetzen.

1 Warum dieses Buch? 1.1 Vom Traum zur Tat zum Buch (Marion Scheffler)Zuerst war es nur ein Traum: ein Altenheim, in dem Normalität gelebt werden kann, in dem alle Menschen so sein können wie sie sind, leben können, wie ich leben möchte, wenn vieles nicht mehr allein geht. Ich bin Altenpflegerin mit Leib und Seele, also wünschte ich mir ein Heim, in dem ich auch leben könnte. Viele Pfleger/innen schuften Tag für Tag, geben ihr Bestes, sind oft traurig und frustriert, erkranken im schlimmsten Fall an einem Burn-out. Noch viel schlimmer für uns alle, sie wechseln den Beruf. Ich erlebe häufig, dass Pfleger/innen völlig verzweifelt sind. Die Häuser gleichen meistens rein optisch großartigen Hotels. Meine Frage: Kann ein Hotel wirklich ein Zuhause sein? Für mich niemals. Ich brauche mein Milieu, möchte nach meinen Möglichkeiten schalten und walten dürfen. Ja, ich möchte gesehen, gefragt und verstanden werden, ich möchte dort Hilfe haben, wo und wann ich sie wirklich brauche. Wie Sie lesen werden und es eigentlich auch schon immer gewusst haben: Es sind die ganz normalen Dinge, die ein Leben auch in einer Einrichtung schön machen. Heim kommt von Heimat und nicht von Hotel. Im Laufe meines Pflegelebens begegneten mir viele Kolleg/innen, die mich immer wieder ermutigt haben, ein Buch zu schreiben, so ein Buch nur für die Pflege, ohne wissenschaftlich-praxisferne Theorien, einfach nur aus der Praxis für die Praxis. In den letzten Jahren durfte ich häufig Vorträge halten über Verstehende Pflege. Bei der Gelegenheit lernte ich Frau Prof. Keil kennen, sie hielt einen Vortrag zum Thema Sucht im Alter, nicht von der abgehoben wissenschaftlichen Seite her, sondern aus ihrer Sicht, so ganz menschlich. Ich war begeistert, sie stellte sich den Menschen zur Seite, sie verurteilte nicht. Ich fasste mir ein Herz und erzählte ihr, dass ich gern ein Buch schreiben wollte, nur keine Ahnung davon hätte, wie das funktionieren würde. Deshalb würde ich jemanden suchen, der oder die versteht, was ich mit diesem Buch erreichen möchte und es mit mir gemeinsam schreibt. Leider bekam ich einen Korb, aber sie verwies mich - wie ich heute weiß erfreulicherweise - an Dr. Udo Baer. Nun schaute ich im Internet erst einmal nach, entdeckte die Homepage der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, deren Leiter Udo Baer ist, war begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten der Fortbildungen, bei denen viele Neigungen berücksichtigt werden und immer der Mensch im Mittelpunkt steht. Ich kaufte und las erst einmal sein Buch "Innenwelten der Demenz" mit dem SMEI-Konzept. Beim Lesen merkte ich, Udo Baer und ich sprechen dieselbe Sprache und verfolgen das selbe Ziel: um den Erhalt der Würde beim Umgang mit den Menschen, egal, wie verändert jemand ist. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief ihn an, natürlich hatte ich so meine Ängste, er könnte mich nicht verstehen oder würde abweisend reagieren. Schließlich kannten wir uns ja gar nicht. Aber meine Ängs-te waren unbegründet. Er hörte mir aufmerksam und freundlich zu, ich fühlte mich verstanden. Es dauerte noch eine Weile, bis wir uns persönlich kennen und schätzen lernten. Er kam nach Hamburg, besuchte mich im Heim, er sah einige Menschen dort, er sah nicht nur mit den Augen, denn Vieles kann man eben nur mit dem Herzen sehen. Durch ihn fühlte ich mich ermutigt, dieses Buch mit ihm gemeinsam nun in die Tat umzusetzen.

Erscheint lt. Verlag 9.11.2010
Reihe/Serie Kleine Reihe ; 4
Sprache deutsch
Maße 115 x 185 mm
Gewicht 174 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Altenpflege / Altersbetreuung • Alter • Biografie • Biografiearbeit • Demenz • Gesundheit • Pflege • Würdigung
ISBN-10 3-934933-31-9 / 3934933319
ISBN-13 978-3-934933-31-6 / 9783934933316
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