Die KI-Revolution in Ihren Händen (eBook)
258 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-3183-8 (ISBN)
Thorsten Vellmerk, 1986 in Landau i.d. Pfalz geboren, hat sich beruflich mit KI beschäftigt, als sie noch in den Kinderschuhen steckte. Er studierte Medien und Management und war bei den Streitkräften Innovationsmanager und arbeitete an Konzepten für die Anwendung von KI. Danach war er Head of Business Development in der freien Wirtschaft. Seine Begegnung mit generativer KI prägte seine berufliche Laufbahn nachhaltig. Überzeugt von der transformativen Kraft der KI, gründete er unter anderem ein Unternehmen, das auf die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien spezialisiert ist. Darüber hinaus arbeitet er als Berater für KMUs und unterstützt diese bei der Implementierung von KI.
Zweiter Teil
Die KI-Geschichte: vom Reißbrett in Ihr Wohnzimmer
Historische Meilensteine der Künstlichen Intelligenz
In diesem Kapitel erkunden wir die frühen Anfänge der KI und lernen die Pioniere kennen, die den Grundstein für diese revolutionäre Technologie gelegt haben. Tatsächlich reichen die Wurzeln der KI weiter zurück.
Abbildung 2: Darstellung des Talos, einem gigantischen bronzenen Wächter (Erstellt mit DALL-E).
Beginnen wir mit der Antike: Schon damals existierte die Vorstellung von Automaten und Maschinen, die mit menschenähnlichen Fähigkeiten ausgestattet waren. In der griechischen Mythologie finden wir Beispiele wie Talos, einen riesigen bronzenen Wächter, der Kreta beschützte, und die Geschichte von Pygmalion, der eine Statue erschuf, die »zum Leben« erweckt wurde. Diese Erzählungen sind frühe Zeugnisse des menschlichen Wunsches, Leben und Intelligenz künstlich zu erschaffen.
Nun ja, Talos ist sicherlich ein interessanter Mythos, aber keine »wirkliche« Vorstufe der Künstlichen Intelligenz. Schauen wir uns also die Meilensteine an, die unmittelbar mit der KI, so wie wir sie heute verstehen, zusammenhängen.
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Menschheit eine Vielzahl mechanischer Innovationen hervorgebracht, die als Wegbereiter für die moderne Künstliche Intelligenz gelten können. Bereits im 17. Jahrhundert entwickelte der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz eine mechanische Rechenmaschine, die in der Lage war, die vier Grundrechenarten durchzuführen. Diese Erfindung war ein Wendepunkt in der Geschichte der Automatisierung und legte das Fundament für die spätere Entwicklung von Computern.
Auch auf Jahrmärkten waren mechanische Automaten beliebt, die einfache Bewegungen und Tricks durchführen konnten und die Menschen mit ihrer scheinbaren Intelligenz und Autonomie faszinierten. Autoren wie H.G. Wells und Jules Verne griffen das Thema auf und erweiterten die Vorstellungskraft der Menschen mit Geschichten über ausgeklügelte Maschinen und futuristische Technologien.
Ein herausragendes Beispiel für eine Visionärin auf diesem Gebiet ist Ada Lovelace, 1815 als Augusta Ada Byron geboren, die eine Schlüsselfigur in der frühen Phase der Computertechnologie im Kontext der Künstlichen Intelligenz ist. Als Tochter des Dichters Lord Byron und der Mathematikerin Annabella Milbanke erhielt Ada eine umfassende Ausbildung in der Mathematik und den Naturwissenschaften, was für Frauen ihrer Zeit ungewöhnlich war.
Ihre enge Zusammenarbeit mit Charles Babbage, dem Erfinder der »Analytical Engine«, einer frühen Form des Computers, markierte einen Meilenstein der KI. Während Babbage auf den physischen Aufbau fokussiert war, erkannte Lovelace das abstrakte Potenzial der Maschine. In ihren Notizen von 1843 skizzierte sie ein System, das heute als das erste Computerprogramm angesehen wird. Außerdem beschrieb sie, wie die »Analytical Engine« – weit über einfache Arithmetik hinaus – für komplexe mathematische Berechnungen genutzt werden konnte.
Lovelaces Vision, dass eine Maschine nicht nur Zahlen, sondern jegliche Informationen in Form von Symbolen verarbeiten könnte, und ihre Überlegungen, sie in der Musik, der Kunst und in anderen Disziplinen anzuwenden, weisen verblüffende Ähnlichkeiten zum heutigen Verständnis von Künstlicher Intelligenz auf. Sie sah den wahren Wert der Technologie in ihrer Fähigkeit, abstrakt zu denken und nicht nur vordefinierte Aufgaben zu lösen. Jedoch verhinderten technische sowie finanzielle Herausforderungen und Babbages ständige Planänderungen die Vollendung der »Analytical Engine«.
Schließlich wurde die Weiterentwicklung von Lovelaces Ideen durch ihren frühen Tod im Jahr 1852 beendet. Ihre Erkenntnisse blieben lange unerkannt, gewannen aber mit dem Aufkommen moderner Computer im 20. Jahrhundert an Bedeutung. Heute gilt sie als erste Computerprogrammiererin und Wegbereiterin für die Entwicklung der Informatik und KI. Ihre Vision einer universellen Maschine, die jede logische Aufgabe lösen kann, spiegelt sich in den vielseitigen Anwendungen heutiger Computertechnologie und KI-Systeme wider und bleibt eine Inspiration für die Überwindung von Grenzen des Möglichen.
Die frühen Fundamente der KI wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren gelegt, einer Zeit, die von bahnbrechenden Ideen und Entwicklungen geprägt war. Ein Schlüsselmoment war die Einführung des Turing-Tests im Jahr 1950 durch Alan Turing, einem bedeutenden Mathematiker und Computerwissenschaftler. Sein Test zielte darauf ab, die Intelligenz von Maschinen zu bewerten, indem Menschen mit einem System interagierten, ohne zu wissen, ob ihr Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine war. Eine Maschine, die eine Person davon überzeugen konnte, menschlich zu sein, galt als »intelligent«.
Trotz seiner Bedeutung war der Turing-Test nicht ohne Mängel, wie etwa die Tendenz der Maschine, ihre Identität durch verlangsamte Antworten und den Gebrauch von Füllwörtern zu verschleiern. Turing war sich dieser Einschränkungen bewusst, sah in seinem Test dennoch eine Möglichkeit, die Intelligenz von Maschinen nach einem allgemein verständlichen Maßstab zu messen. Nichtsdestotrotz stieß er auf Widerstand von Philosophen und Theologen, welche die Idee einer intelligenten Maschine ablehnten – oft basierend auf der Annahme, dass Intelligenz eine rein menschliche Eigenschaft sei. Zur gleichen Zeit entstanden zwischen 1951 und 1956 die ersten KI-Programme, die fähig waren, Spiele wie Schach oder Dame zu spielen oder algebraische Probleme zu lösen.
Abbildung 3: Nachbau der »Bombe«. Eine von Alan Turing entwickelte Maschine, die in der Lage war, die Kodierung der deutschen Enigma während des Zweiten Weltkriegs zu knacken (Quelle: Wikipedia).
Ein weiterer Meilenstein war die Dartmouth-Konferenz im Jahr 1956, initiiert von John McCarthy, einem ambitionierten Professor am Dartmouth College. Diese Zusammenkunft markierte die Geburtsstunde der KI als eigenständiges Forschungsfeld. Bereits die Einladung enthielt die visionäre Aussage: »Es wird der Versuch unternommen, Maschinen zu befähigen, Sprache zu gebrauchen, Abstraktionen und Konzepte zu bilden, Probleme zu lösen, welche heute nur Menschen zugänglich sind, und sich selbst zu verbessern.«
Die Konferenz dauerte mehrere Wochen und fand am Dartmouth College in Hannover, New Hampshire (USA), statt. Während dieser Zeit kamen führende Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um Ideen auszutauschen und über das Potenzial von Computern zu diskutieren, menschliche kognitive Prozesse nachzuahmen. Es war ein optimistischer Beginn, in dem die Beteiligten eine rasche Entwicklung und große Durchbrüche in der Fähigkeit von Maschinen zur Nachahmung menschlicher Denkprozesse prognostizierten. Die Konferenz führte also zur Formulierung einiger grundlegender Annahmen und Ziele für die KI-Forschung sowie zur Entwicklung von Algorithmen, die Lernen, Problemlösung und Sprachverständnis ermöglichen.
Obwohl die tatsächlichen Fortschritte langsamer waren, als die Gründerväter der KI damals annahmen, legte die Dartmouth-Konferenz dennoch die Grundsteine für die zukünftige Entwicklung und inspirierte Generationen von Forschern, sich den Herausforderungen und Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zu widmen.
Joseph Weizenbaum (1923–2008) war ein bedeutender Computerwissenschaftler, der in den späten 1960er Jahren mit der Entwicklung von ELIZA berühmt wurde, einem der ersten Programme, das eine Kommunikation mit einem Computer in natürlicher Sprache ermöglichte. Ursprünglich in Berlin geboren und später in die USA emigriert, begann Weizenbaums Karriere in einer Zeit explosiver technologischer Fortschritte. ELIZA war als einfaches Experiment gedacht, um die Oberflächlichkeit der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu demonstrieren, aber es endete damit, wichtige Fragen über die Beziehung zwischen Mensch und Technologie aufzuwerfen.
Interessanterweise wurde Weizenbaum später zu einem der schärfsten Kritiker der Künstlicher Intelligenz, die sich unter anderem auch in seinem lesenswerten Buch »Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft« manifestiert. Seine Arbeit und seine kritische Perspektive auf die Auswirkungen der Computertechnologie auf die Gesellschaft fordern uns auch heute noch dazu auf, über die ethischen Dimensionen unserer technologischen Entscheidungen nachzudenken.
Die 1970er Jahre markierten eine bedeutende Wendung in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, geprägt durch den sogenannten »KI-Winter« und eine Neuausrichtung der Forschungsbemühungen. Der erste KI-Winter, der von 1969 bis 1980 andauerte, war eine Periode, in der die Begeisterung und das Vertrauen in die KI deutlich abnahmen. Ausgelöst wurde dieser Winter unter anderem durch Marvin Minsky, einem renommierten KI-Forscher und Teilnehmer der Dartmouth-Konferenz. Minsky legte die Grenzen des Perzeptron-Konzepts9...
Erscheint lt. Verlag | 13.8.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Informatik ► Theorie / Studium ► Künstliche Intelligenz / Robotik |
Schlagworte | Chat GPT • generative KI • KI Buch • Künstliche Intelligenz für Anfänger • Praxisbuch KI |
ISBN-10 | 3-7597-3183-X / 375973183X |
ISBN-13 | 978-3-7597-3183-8 / 9783759731838 |
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