c't Desinfec't 2023/24 (eBook)

Das kann das c’t-Sicherheitstool

Mit Desinfec’t 2023/24 jagen und erledigen Sie Trojaner und andere Schädlinge. Außerdem können Sie damit verloren geglaubte Daten retten. Das ist alles gar nicht schwer, meist genügen wenige Klicks auf der übersichtlichen Oberfläche. Wer trotzdem nicht weiterkommt, ruft den Familien-Admin über die integrierte Fernwartung zu Hilfe.

Von Dennis Schirrmacher

Ein unüberlegter Klick auf den Link in einer Phishing-Mail genügt und schon macht sich ein Virus in Windows breit. Solche Mails sind oft so gut gemacht, dass man es ihren Opfern gar nicht vorwerfen kann, darauf hereinzufallen. Doch jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und verschärfend kommt hinzu, dass auf dem Computer wichtige Daten lagern, auf die Sie dringend zugreifen müssen.

Genau für solche Situationen ist das c’t-Sicherheitstool Desinfec’t 2023/24 für Windows-PCs gemacht. Es bringt sein eigenes Linux-Live-System mit, hat mehrere Virenscanner von unter anderem Eset und WithSecure (ehemals F-Secure) an Bord und startet direkt von einem USB-Stick. Demzufolge müssen Sie ein möglicherweise infiziertes Windows zur Analyse nicht starten. Das ist eine sehr sichere Vorgehensweise, schließlich kann ein Trojaner in einem ruhenden System kein weiteres Unheil anrichten.

Mit dem Sicherheitstool analysieren Sie die inaktive Windows-Installation also sozusagen aus sicherer Entfernung und verschaffen sich einen Überblick. Der Linux-Ansatz bringt aber noch einen weiteren Sicherheitsgewinn: Dank des grundlegend unterschiedlichen Betriebssystems sind Windows-Trojaner nicht kompatibel und können dementsprechend nicht auf den Stick überspringen.

Umgehend starten

Für die Installation benötigen Sie lediglich einen USB-Stick mit mindestens 16 GByte Speicherplatz. Dann müssen Sie das Zip-Archiv von Desinfec’t 2023/24 herunterladen (siehe Kasten „Wo Sie Desinfec’t zum Download finden“) und mit unserem Installationstool Desinfect2USB_64_Bit.exe auf dem Stick installieren. Das dauert nur wenige Minuten. Ist das erledigt, müssen Sie den Computer so einstellen, dass er statt von der Festplatte das Live-System vom Stick bootet. Wie das geht, steht im Artikel „Desinfec’t bestmöglich nutzen“. Läuft das System, können Sie direkt mit der Trojaner-Hatz loslegen. Für einen reibungslosen Betrieb sollte der Computer mindestens 4 GByte RAM haben. Das System läuft nämlich direkt aus dem Arbeitsspeicher und die Scanner machen sich dort bei Benutzung ebenfalls breit.

Alternativ startet Desinfec’t auch von einer DVD. Das ist aber aus mehreren Gründen nicht zu empfehlen: Von einem USB-Stick läuft das System nicht nur deutlich flinker, es merkt sich auch aktualisierte Virensignaturen. Mit einer DVD klappt das nicht und Sie müssen die Scanner nach jedem Neustart erneut auf den aktuellen Stand bringen, was schon mal mehr als ein Viertelstündchen dauern kann.

Jeder kann Viren jagen

Lassen Sie sich von Begriffen wie Linux-Live-System nicht abschrecken: Der folgende Artikel nimmt Sie an die Hand und erläutert Schritt für Schritt, wie Sie Desinfec’t auf einem USB-Stick installieren, das System im Anschluss starten, wie die Virenjagd vonstattengeht und wie Sie sogar versehentlich gelöschte Daten wiederherstellen.

Damit die Bedienung für Windows-Nutzer so einfach wie möglich von der Hand geht, orientiert sich die Desktopdarstellung an Microsofts Betriebssystem. Zusätzlich haben wir für die Kernfunktion von Desinfec’t unnötige Linux-Dienste entfernt, sodass so wenig wie möglich vom eigentlichen Einsatzzweck ablenkt. Prägnant beschriftete Icons erleichtern die Bedienung.

Für Computereinsteiger eignet sich der Easy-Scan-Modus. Wenn Sie diese Option im Desinfec’t-Startmenü auswählen, aktualisiert sich der Scanner von Eset automatisch und schaut sich auf der gesamten Windows-Festplatte um. Beim Easy Scan sieht man während des Vorgangs nur das Scan-Fenster. Der Desktop ist bewusst ausgeblendet, damit nichts vom Scannen ablenkt.

Wer gar nicht mit Desinfec’t zurechtkommt oder Hilfe bei der Einschätzung von vermeintlichen PC-Schädlingen benötigt, ruft mit dem integrierten TeamViewer-Client den Familien-Admin oder einen Freund übers Internet zu Hilfe. Der Helfer installiert TeamViewer kostenlos auf seinem PC. Steht die Verbindung, kann er sich auf dem Computer des Ratsuchenden umsehen und mit Tipps zur Hand gehen.

Kernfunktion

Damit den Scannern bei der Untersuchung keine aktuellen Computerschädlinge durchrutschen, sind ein Jahr lang kostenlose Signaturupdates inklusive. Wenn der Computer eine aktive Internetverbindung hat und Sie den Scan starten, aktualisieren sich die Scanner automatisch. Das Scannen selbst klappt dann auch offline.

Standardmäßig untersuchen die Scanner die komplette Windows-Installation. Auf Wunsch können Sie aber auch nur bestimmte Ordner oder Partitionen scannen. So ist es etwa möglich, einen gefundenen USB-Stick sicher auf Virenbefall zu untersuchen oder ausschließlich den Download-Ordner zu inspizieren.

Dank der integrierten Bitlocker- und VeraCrypt-Unterstützung können sich die Scanner auch auf verschlüsselten Datenträgern umschauen. Das funktioniert selbst dann, wenn Windows vollständig verschlüsselt ist.

Nach der Untersuchung öffnet sich die Ergebnisliste automatisch im integrierten Webbrowser Firefox und Sie können die Funde begutachten. Die Scan-Ergebnisse werden in einem Projektordner gespeichert. Damit Sie nicht den Überblick verlieren, erstellt Desinfec’t pro Computer einen individuellen Ordner. So können Sie den Stick an einen anderen Computer stecken und dort die Analyse weiterführen.

Nach einem Scan mit Funden sollten Sie nicht gleich in Panik verfallen: Die Scanner können sich durchaus irren und einen Fehlalarm auslösen. Um das einzugrenzen, laden Sie Funde direkt zur Analyseplattform VirusTotal hoch. Bei dem Dienst schauen sich über 60 Online-Scanner die Datei an und geben eine Einschätzung ab. Mit diesen Informationen ausgestattet kann man Fehlalarme in der Regel gut erkennen.

Wenn alles auf einen echten Trojaner hindeutet, können Sie diesen mit wenig Aufwand unschädlich machen. Desinfec’t löscht den vermeintlichen Schädling jedoch nicht, sondern benennt die identifizierte Datei um. Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass es doch eine legitime Datei war, stellen Sie diese umgehend wieder her. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, bringt Desinfec’t noch eine weitere Vorsichtsmaßnahme mit: Nach dem Start kann das Sicherheitstool ausschließlich lesend auf Windows-Festplatten zugreifen und so nichts kaputt machen. Wollen Sie einen Trojaner ausmerzen, fragt das System explizit nach Schreibrechten, die Sie erlauben müssen.

Aber Vorsicht: Desinfec’t ist kein Allheilmittel. Es ist vielmehr ein Analysetool, um von Malware verursachten Systemproblemen auf die Spur zu kommen. Es kann keine von Trojanern verbogenen Systemeinstellungen geraderücken. Wenn sich wirklich Schadcode auf Ihrem System breit gemacht hat, hilft für eine absolute Sicherheit nur das komplette Löschen der Windows-Festplatte und eine Neu-Installation des Betriebssystems.

Wenn ein Windows-PC gar nicht...