Business Analytics (eBook)

Wie Sie Daten für die Steuerung von Unternehmen nutzen

(Autor)

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2023 | 3. Auflage
239 Seiten
Vahlen (Verlag)
978-3-8006-6930-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Business Analytics - Mischa Seiter
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Das wertschöpfende Potenzial von Business Analytics und Daten im Unternehmen nutzen.
'Dieses Buch liefert einen strukturierten Überblick über die verschiedenen Prozessschritte von Business Analytics. Im Fokus stehen dabei weniger technisch-mathematische, sondern vielmehr anwendungsspezifische Aspekte, was das Buch vor allem im betriebswirtschaftlichen Kontext zu einer wertbringenden Lektüre macht! Hervorragend als Einstieg für einen generellen Überblick & zur Einordnung des Themas Business Analytics.'
Timo Buck, Head of Applied Data Science, ratiopharm GmbH
Warum schöpfen manche Unternehmen das Potenzial von Business Analytics voll aus und andere dagegen nicht? Der Grund hierfür ist nicht etwa eine mangelnde Kompetenz bei der Anwendung von Algorithmen. Vielmehr werden andere Aspekte von Business Analytics nicht ausreichend beachtet! Dazu gehören die Interpretation und Visualisierung der Ergebnisse der Algorithmen, aber auch die organisatorische Verortung der Analytics-Funktion.
Dieses Buch vermittelt Führungskräften alle wesentlichen Aspekte von Business Analytics in kompakter Form. Den Rahmen dazu bilden vier Grundfragen:
  1. Für welche betriebswirtschaftlichen Probleme sollen die knappen Analytics-Ressourcen eingesetzt werden?
  2. Welche Ressourcen, also Daten, IT und Personal, sind zur Lösung der Probleme notwendig?
  3. Mit welchen Algorithmen können die Probleme gelöst werden?
  4. Wie müssen die Ergebnisse der Algorithmen interpretiert und visualisiert werden, damit Führungskräfte sie korrekt einsetzen können?

Eine Besonderheit dieses Buches sind die zahlreichen Praxisbeispiele. In diesen realen Beispielen werden sämtliche Aspekte von Business Analytics verdeutlicht. Durch eine Mischung unterschiedlicher Branchen und Größenklassen werden tiefgehende Einsichten möglich.
Über den Autor:
Dr. Mischa Seiter ist Professor für Wertschöpfungs- und Netzwerkmanagement am Institut für Business Analytics der Universität Ulm und wissenschaftlicher Leiter des International Performance Research Institute. Er verantwortet den berufsbegleitenden Master-Studiengang 'Business Analytics', ist Mitautor des Standardwerks 'Controlling' sowie Gründer des Podcasts 'Controlling-Vordenker'.

37Kapitel 2:
Teilprozess Framing


»Ziele des Teilprozesses Framing sind die Identifikation des betriebswirtschaftlichen Problems und die Ableitung eines zugehörigen Analytics-Problems mithilfe einer grundsätzlichen Lösungsidee.«

382.1 Kapitelüberblick


Der Teilprozess Framing umfasst zwei Schritte. Im ersten wird ein betriebswirtschaftliches Problem identifiziert. Im zweiten wird es mittels einer grundsätzlichen Lösungsidee in eine Form überführt, die Algorithmen zugänglich ist: das Analytics-Problem.

Abbildung 12: Struktur von Kapitel 2

Die Identifikation eines betriebswirtschaftlichen Problems beruht oftmals auf Intuition, Erfahrungen, zufälligen Beobachtungen oder eigenständigen Erstanalysen von Führungskräften. Aber auch Hinweise durch Externe, wie bspw. Kunden, 39Kooperationspartner, Konkurrenten, Unternehmensberater, können Anlass sein, ein bestimmtes Problem aufzugreifen (vgl. Kap. 2.2). Aus dem Problem wird im letzten Schritt mithilfe einer Lösungsidee das Analytics-Problem abgeleitet, das dann im Rahmen der weiteren Teilprozesse von Business Analytics gelöst wird (vgl. Kap. 2.3). Für das Verständnis von Business Analytics ist es von zentraler Bedeutung, den Unterschied zwischen betriebswirtschaftlichem Problem und Analytics-Problem zu verstehen. Hierzu ein Beispiel:

Ein Unternehmen hat als betriebswirtschaftliches Problem eine mangelnde Vertriebsleistung identifiziert. Die Ausrichtung der Vertriebsmitarbeiter erfolgt bislang ohne eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Kundensegment. Als grundsätzliche Lösungsidee möchte das Unternehmen seine Vertriebsmitarbeiter jeweils möglichst homogenen Kundengruppen zuordnen. Durch diese Spezialisierung können die Vertriebsmitarbeiter wesentlich spezifischere Vertriebsmaßnahmen ergreifen. Allerdings sind die Kundensegmente nicht bekannt. Das Analytics-Problem besteht folglich in der Frage, in welche möglichst homogenen Segmente die Bestandskunden des Unternehmens eingeteilt werden können. Gelöst werden kann dieses Problem mithilfe von Clusteranalysen.

Das betriebswirtschaftliche Problem ist, wie das Beispiel zeigt, durch Algorithmen nicht direkt lösbar. Vielmehr muss auf Basis einer grundsätzlichen Lösungsidee aus dem betriebswirtschaftlichen Problem ein Analytics-Problem abgeleitet werden. Dieses kann dann mithilfe von Algorithmen, hier: Clusteranalysen, gelöst werden. Abbildung 13 zeigt den Teilprozesses Framing im Gesamtprozess von Business Analytics:

Abbildung 13: Teilprozess Framing

2.2 Identifikation des betriebswirtschaftlichen Problems


Warum ein bestimmtes betriebswirtschaftliches Problem in den Fokus von Führungskräften gerät, hat vielfältige Gründe. Ein Grund ist das selbstständige Auffinden eines Problems durch Führungskräfte. Sei es durch Intuition, Erfahrung, zufällige Beobachtungen oder eigenständige Erstanalysen. Ein anderer Grund kann der Hinweis durch Externe sein. Für solche Hinweise kommen Kunden, 40Kooperationspartner, bspw. innerhalb der Supply Chain, Konkurrenten, Unternehmensberater oder Vertreter von Verbänden infrage.

Die beschriebenen Wege unterscheiden sich in ihrem Strukturierungsgrad. Von weitgehender Strukturlosigkeit der Intuition bis hin zur vollkommen strukturierten Erstanalyse. Im Folgenden werden Instrumente zur strukturierten Problemidentifikation erörtert. Diese sind besonders nützlich, wenn Führungskräfte zwar die Relevanz von Business Analytics realisiert haben, aber unklar ist, welches der potenziell vielen Probleme prioritär behandelt werden soll.

Ein Strukturierungsinstrument ist das Business Model Canvas. Es ist ein besonders extensives Suchschema, da es als Repräsentation des Geschäftsmodells eines Unternehmens entwickelt wurde (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011). Hier soll unter einem Geschäftsmodell eine Konkretisierung der Strategie eines Unternehmens verstanden werden. Ein Geschäftsmodell kann somit als Bindeglied zwischen Strategie und der operativen Ebene interpretiert werden. Abbildung 14 zeigt die Elemente des Suchschemas.

Abbildung 14: Business Model Canvas als Suchschema (in Anlehnung an Osterwalder/Pigneur 2011, S. 22 f.)

Die Untergliederung in verschiedene Elemente strukturiert den Prozess der Problemidentifikation. Jedes Element stellt einen wichtigen betriebswirtschaftlichen Aspekt dar. Im Folgenden werden diese Elemente erörtert.

Das Element Kundensegmente beschreibt, welche unterschiedlichen Kundengruppen ein Unternehmen adressiert. Die Kundensegmente unterscheiden sich u. a. durch deren Bedürfnisse, deren Verhaltensweisen sowie die Art, wie ein Unternehmen diese befriedigt (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S. 24). Typische Probleme adressieren die Prognose des Verhaltens der Kunden oder die Strukturen innerhalb einer Kundengruppe.

Das Element Kundenbeziehungen beschreibt den Modus, in dem das Unternehmen die Kundensegmente adressiert. Grundmuster sind persönliche Unterstützung, Selbstbedienung, automatisierte Dienstleistung, Communities sowie die Co-Wertschöpfung durch Kunden (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S. 33). Die Art der Kundenbeziehung ist allerdings nicht vollkommen frei wählbar, sondern wird wesentlich durch die Erwartungen der Kundensegmente bestimmt. Charakteristika der verschiedenen Modi, und somit Ansatzpunkte für die Identifikation von 41betriebswirtschaftlichen Problemen, sind Intensität und Art der Kommunikation, der Grad der Automatisierung und die Kostenintensität.

Das Element Kanäle umfasst sämtliche Kommunikations- und Distributionskanäle, mit denen den verschiedenen Kundensegmenten das Wertangebot vermittelt wird. Typische Kanäle sind die eigenen Vertriebsmitarbeiter, das Internet, eigene Filialen, Partnerfilialen sowie Großhändler (Osterwalder/Pigneur 2011, S. 30 f.). Jeder Kanal kann über spezifische Charakteristika beschrieben werden, die Ansatzpunkte darstellen, um ein betriebswirtschaftliches Problem zu identifizieren. Dazu gehören bspw. der Interaktionsgrad mit dem Kunden und die Wirtschaftlichkeit eines Kanals.

Das Element Wertangebot repräsentiert das Angebot an Produkten und Dienstleistungen für die jeweiligen Kundensegmente. Wertangebote unterscheiden sich in Dimensionen wie Neuigkeitsgrad, Funktionalität, Bedienbarkeit, Design, Image, Verfügbarkeit und Kosten (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S. 27–29). Wiederum bieten die Charakteristika die Ansatzpunkte für die Identifikation von Problemen. Ein Beispiel ist Identifikation wesentlicher Faktoren, die das Image eines Produkts bestimmen.

Das Element Umsatzquellen repräsentiert die Varianten der Wertaneignung der Unternehmen. Grundsätzliche Muster, die auch als Mischformen Anwendung finden können, sind (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S. 35 f.):

  • Verkauf in unterschiedlichen Varianten (u. a. Auktionen),
  • Nutzungsgebühren,
  • Mitgliedsgebühren,
  • Vermietung und zugehörige Derivate,
  • Betreibermodelle,
  • Verfügbarkeitsgarantien,
  • Lizenzmodelle sowie
  • Maklergebühren.

Ein wesentliches Charakteristikum ist die zeitliche Struktur der Umsätze: vom einmaligen Umsatz beim Kauf, über unregelmäßige mehrmalige Umsätze bei Betreibermodellen, bis hin zu regelmäßigen Umsätzen bei Vermietung. Ein zweites Charakteristikum ist die Unterscheidung zwischen festen und variablen Preisen, bspw. im Rahmen von Auktionen.

Das Element Kernprozesse umfasst nicht sämtliche Prozesse eines Unternehmens, sondern zentrale Prozesse. Allerdings ist nicht definiert, um welche es sich konkret handelt, oder wie diese von weniger wichtigen Prozessen zu unterscheiden sind (vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S. 40 f.). Im Falle von produzierenden Unternehmen hat sich ein Prozessmodell etabliert, das hier zur Vertiefung dieses Elements dient: Diese sogenannte Portersche Wertkette ist in primäre und unterstützende Aktivitäten gegliedert. Primäre Aktivitäten befassen sich mit der physischen Herstellung und der Versorgung des Marktes (vgl. Welge/Al-Laham 2012, S. 363). Tabelle 2 zeigt diese Aktivitäten und zugehörige Ausprägungen.

42Primäre Aktivitäten

Eingangslogistik

Warenannahme, Ein- und Umlagerung, Teile der Intralogistik.

Produktion

Prozessschritte zur Erzeugung eines Produktes. Dazu gehören u. a. Fertigung, Vor- und Endmontage, Verpackung sowie Teile der Intralogistik.

Marketing & Vertrieb

Aktivitäten zur Absatzsteigerung wie Werbung, Verkaufsaußendienst, Vertriebswege, Preisgestaltung...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Mathematik / Informatik Mathematik
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Wirtschaftsinformatik
Schlagworte Big Data • Business Intelligence • Controlling • Data Mining • Datenanalyse • Industrie 4.0 • internet of things • Künstliche Intelligenz • Reporting • Unternehmenssteuerung
ISBN-10 3-8006-6930-7 / 3800669307
ISBN-13 978-3-8006-6930-1 / 9783800669301
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