Let´s guide - Kleines Handbuch zur Reiseleitung

Dirk Brückner (Jahrgang 1973) begann bereits vor 15 Jahren, während seines Studiums, Reisen in Irland zu leiten. Später entwickelte er Reiseleiterschulungskonzepte, die er in Unternehmensschulungen erfolgreich umsetzt. Als freier Dozent unterrichtete er über mehrere Jahre an Tourismushochschulen in Deutschland und Finnland. Bis heute leitet er immer wieder gern selbst Reisen, um den Kontakt zu den Menschen, die unterwegs sind, nicht zu verlieren. In Let’s Guide verbindet Dirk Brückner seine Erfahrungen mit dem Wunsch, mehr Gelassenheit und Achtsamkeit in das touristische Geschehen zu bringen.

Vorwort
Thema 1:Reiseleitung und Tourismus
Info 1: Es war einmal ein Reiseleiter
Info 2: Reisen ok, aber was ist Tourismus?
Info 3: Nachhaltiges Reisen - jeden Tag ein kleiner Beitrag
Info 4: Armut auf Reisen
Info 5: Urlaub ok, aber wie entsteht eine Gruppenreise?
Info 6: Wie macht man das, eine Reise planen?
Info 7: Reiserecht leicht gemacht

Thema 2:Kundenorientierung und Kommunikation
Info 8: Kundenorientierung – Warum?
Info 9: Kundenerwartung – Wo liegt das Problem?
Info 10: Was sage ich und wie kommt es an? – Wissenswertes über Kommunikation
Info 11: Schutz gegen emotionale Angriffe von aussen
Info 12: Was tun? – Reiseleiterkommunikation in ausgewählte Situationen
Info 13: Zusammen unterwegs sein – Kundenbeziehung?
Info 14: Unzufriedenheit vermeiden und Beschwerden begegnen
Info 15: Der Kunde ist König – muss das sein?

Thema 3:Reiseleiter-Know How
Info 16: Wer bin ich und wer sind die anderen?
Info 17: Orientierung zur Reiseleiterauswahl
Info 18: Orientierung und was tun, wenn sie verloren geht
Info 19: Organisation VOR, WÄHREND und NACH der Reise
Info 20: Entertainment: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage
Info 21: Begrüßungstreff und Abschlussabend
Info 22: Die Bustour
Info 23: Die Stadt entdecken
Info 24: Führungen in historischen Stätten
Info 25: Die Wandertour
Info 26: Die Radtour
Info 27: Die Kanutour
Info 28: Sicherheit auf Reisen
Info 29: Umgang mit Fahrzeugen und Anforderungen an Fahrer
Info 30: „Muss das sein?“ und absolute „no goes“

Thema 4:Erste Hilfe im Outdoor-Bereich
Info 31: Vorbeugung ist die beste (Erste) Hilfe!
Info 32: Erste Hilfe – Rahmenbedingungen bei der Ersten Hilfe in der Natur
Info 33: Physische Erste Hilfe
Info 34: Psychische Erste Hilfe (Für die verletzte Person, einzelne Angehörige oder die Reisegruppe)
Info 35: Erste-Hilfe-Maßnahmen (alphabetisch geordnet)

Checklisten für die schnelle Hilfe
Infos aus Büchern
Platz für Deine Notizen

Liebe Reiseleiterin, lieber Reiseleiter! „Und, was machst Du sonst so, im richtigen Leben?“ Diese Frage haben sicher schon viele Reiseleiterinnen* und Reiseleiter gehört – immer und immer wieder. Was steckt dahinter? Nicht selten ist es die Vorstellung, dass Reiseleiter eigentlich gar nicht arbeiten. Sie machen vielmehr Urlaub und bekommen diesen auch noch bezahlt. Wer sich einer Reisegruppe angeschlossen hat und nun auf die „schönste Zeit des Jahres“ hofft, der kann sich manchmal nicht recht vorstellen, dass die Arbeit eines Reiseleiters nichts mit Urlaub zu tun hat. Dieses Buch habe ich für alle Menschen verfasst, die Reisegruppen begleiten, sei es für kurze Zeit (z.B. während einer Stadtführung) oder für längere Zeit (z.B. während einer Gruppen-Wanderreise). Die Tipps und Hinweise helfen bei der Planung und Durchführung von Gruppenreisen. Das beschert allen Gästen einen gut gelaunten, entspannten Reiseleiter und Dir viele schöne Momente auf Deinen Reisen in wundervolle Regionen dieser Welt. Mir ist bewusst, dass Du mit Deiner Arbeit einen großen Anteil hast an der Zufriedenheit der Reisegäste, die sich Dir anschließen. Die hohe Motivation, mit der viele Reiseleiter ihre Arbeit antreten, ist bewundernswert. Mit diesem Buch möchte ich daher nicht zuletzt meine Wertschätzung für Dich und Deine Kolleginnen und Kollegen zum Ausdruck bringen. Nun wünsche ich Dir viel Spaß beim Lesen und viel Freude auf Deinen Reisen. Dirk Brückner Köln, im Oktober 2015

Thema 1: Reiseleitung und Tourismus Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen auch die Worte nicht, und stimmen die Worte nicht, so kommen auch die Werke nicht zustande. (Konfuzius) Info 1: Es war einmal ein Reiseleiter Schon Asterix und Obelix haben auf einer ihrer Reisen in Ägypten einen Ortsführer in Anspruch genommen. Dieser hatte sich angeboten, die Reisenden durch die ägyptischen Pyramiden zu führen. Leider ein Fehler, denn der Ortsführer entpuppte sich als „falscher Fuffziger“. So oder so ähnlich soll es zugegangen sein, in den antiken Hochkulturen. In der Tat spricht einiges dafür, dass damaligen Reisenden bereits solche Dienste von „Erklärern“ angeboten wurden. Und sicher waren nicht alle unseriös. Ein Streifzug durch die spärlich vorhandene Fachliteratur zum Thema Reiseleitung zeigt, dass bis heute eine Reihe von Bezeichnungen für die hier zugrunde liegende Tätigkeit existiert. Neben dem Ortsführer und Erklärer spricht man schon seit langer Zeit vom Fremdenführer. Aber auch Gästeführer, Bergführer, Wanderführer, Stadtführer, Animateure oder Skilehrer machen im Grunde genommen immer das Gleiche: Sie leiten Gruppen von Touristen. Will der Reiseleiter von heute „hipp“ sein, dann spricht er von sich selbst als dem Guide (das haben wir mal für den Titel dieses Buches übernommen). In Fachkreisen unterscheidet man noch den Standortreiseleiter vom Rundreiseleiter und den Reiseleiter vom Animateur. Ob Dir das bei Deiner Arbeit weiterhilft, wage ich zu bezweifeln, daher soll eine Diskussion der Begrifflichkeiten hier ausfallen. Es kann in der heutigen Zeit nur vermutet werden, dass Fremdenführer bereits in der Antike, später im Mittelalter und in der Neuzeit gleichbedeutend des heutigen Reiseleiters existierten. Diese Annahme liegt nahe, denn wo Fremde in großer Zahl aufschlagen, gibt es sich wiederholende Fragen zur Ortskenntnis, zu Unterkünften und zur Weiterreise. Warum soll es nicht schon in früheren Zeiten pfiffige Menschen gegeben haben, die sich dieser fragenden Gesichter angenommen und dabei ein kleines Trinkgeld verdient haben? Sicher ist, dass der sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasant entwickelnde Tourismus das Reisen zum Massenphänomen anwachsen ließ. Ergebnis: Viele fragende Gesichter an vielen Orten dieser Welt führten zu vielen Menschen, die für Geld die Fragen gern beantworten und noch ein wenig mehr erzählen und zeigen wollen. Wusstest Du, dass die Deutschen Reiseweltmeister sind und dass die Reiseindustrie in kaum einem anderen Land so ausgeprägt ist? Kannst Du Dir vorstellen, dass es kaum ein Fleckchen Erde gibt, auf dem nicht schon ein mehr oder weniger verrückter Individual- oder Pauschaltourist, Abenteurer oder Reisepionier deutscher Herkunft gestanden hat? Und wer kümmert sich um viele dieser Reisenden dort draußen in der Ferne? Du, der Reiseleiter bzw. die Reiseleiterin. Aber jetzt kommt es: In welchem Land ist die Tätigkeit der Reiseleitung nicht als Berufsgruppe definiert, benötigt man keine Ausbildung, keine Genehmigung, keinen „Führerschein“? In Deutschland. Auch das ist wichtig, einmal ins Bewusstsein zu bringen. Denn die Wertigkeit einer Tätigkeit macht sich nicht zuletzt auch an deren Eintrittsbarrieren fest. Da nun quasi jeder „Reiseleiter“ sein kann, gibt es auch eine Schar schwarzer Schafe. Dass Du dieses Buch in der Hand hältst und bis zu dieser Textstelle vorgestoßen bist, zeigt, dass Du es scheinbar ernst meinst, mit dieser Aufgabe. Schön das freut nicht zuletzt die Gäste, die dank Deiner Kompetenz wieder heil nach Hause finden. Also: weiterlesen.