keine gewalt!

Der SPIEGEL schrieb mal über Else Buschheuer: „Selbst wenn sie ihr falschestes Nette-Nachbarinnen-Lächeln auflegt, funkeln ihre Augen, als wolle sie sich im nächsten Moment Stinkefinger zeigend selbst verbrennen und vorher ihre Kündigung in die Welt schreien.“

Aber das war vielleicht übertrieben. Else Buschheuer ist ein Mensch wie du und ich, nicht richtig jung, nicht richtig alt, nicht richtig hier, nicht richtig da, sie hat den und den geheiratet, hier und dort gewohnt, dies und jenes gemacht – aber am Ende des Tages sitzt sie immer zuverlässig zwischen allen Stühlen, in der einen Hand einen halben Broiler, in der anderen eine Dose Prosecco. Sie zelebriert ihre kleinen Missgeschicke, indem sie sie beschreibt, und zwar so genüsslich, wie andere ein Fünf-Gänge-Menü verspeisen. Wenn Else Buschheuer Tagebuch schreibt, dann fängt sie bei einer Wurzelkanalbehandlung an und hört beim „Andalusischen Hund“ auf. Durch unerwartete und manchmal hinterfotzige Zusammenhänge wie diese stellt die ruppige Weltenbummlerin Sachsen, ihre Heimat, in ein neues, vorher nicht gelesenes Licht.

Else Buschheuer ist eine Gladiatorin des Alltags. In ihrem Internet-Tagebuch, das sie seit mehr als zehn Jahren regelmäßig verfasst, legt sie die Banalität des Bösen oder vielmehr die Bosheit des Banalen schonungslos offen. Allerdings lässt sie sich von der Schwerizität des Lebens auch nicht unterkriegen, obwohl ihr oft genug der sächsische Fluch Isch träh dorsch! auf den Lippen liegt. 2005 aus New York in ihre Heimat zurückgekehrt, bricht Else Buschheuer aber immer wieder aus ihr aus. Schließlich ist ihr Zuhause vor allem dort, wo die Rechnungen ankommen und wo man im Briefkasten Zettel mit der Aufschrift Heute jedoch nicht! findet. Der vorliegende Band umfasst den schmalen Grat des Lebens zwischen Januar 2007 und Dezember 2008.