Göttin des Todes
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-53294-6 (ISBN)
- Titel ist leider vergriffen, Neuauflage unbestimmt
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Der Publizist Robert Luczak wird nach Kalkutta geschickt, um ein seltenes Manuskript zu erwerben. Unversehens gerät er dabei in einen Albtraum: Denn das geheimnisvolle Manuskript enthält Beschwörungsformeln, mit deren Hilfe Kali, die Göttin des Todes, auf die Erde zurückgeholt wird. Luczak muss mit ansehen, wie das Böse von unserer Welt Besitz ergreift …
Dan Simmons wurde 1948 in Illinois geboren. Er schrieb bereits als Kind Erzählungen, die er seinen Mitschülern vorlas. Nach einigen Jahren als Englischlehrer machte er sich 1987 als freier Schriftsteller selbstständig. Zahlreiche seiner Romane - darunter
Manche Orte sind so böse, dass es sie nicht geben dürfte. Und manche Städte sind so schlecht, dass man sie nicht dulden sollte. Kalkutta ist so eine Stadt. Vor Kalkutta hätte ich über diese Vorstellung gelacht. Vor Kalkutta glaubte ich nicht an das Böse - gewiss nicht als eine von den Taten der Menschen unabhängige Kraft. Vor Kalkutta war ich ein Narr. Als die Römer die Stadt Karthago erobert hatten, töteten sie die Männer, verkauften Frauen und Kinder in die Sklaverei, zerstörten die großen Gebäude, zertrümmerten die Steine, verbrannten die Trümmer und bedeckten die Erde mit Salz, damit dort nie mehr etwas gedeihen sollte. Doch für Kalkutta ist das nicht genug. Kalkutta müsste vom Erdboden getilgt werden. Vor Kalkutta nahm ich an Protestmärschen gegen Kernwaffen teil. Heute träume ich von Atompilzen, die über einer Stadt aufsteigen. Von Bauwerken, die zu gläsernen Seen schmelzen. Von asphaltierten Straßen, die wie Lavaströme fließen, und echten Flüssen, die als gewaltige Wolken verdampfen. Von menschlichen Gestalten, die wie brennende Insekten tanzen, wie obszöne Gottesanbeterinnen auflodern und vor einem feurigen roten Hintergrund völliger Vernichtung bersten. Diese Stadt ist Kalkutta. Die Träume sind nicht unangenehm. Manche Orte sind so böse, dass es sie nicht geben dürfte. Heute passiert alles Mögliche in Kalkutta ... Wem soll ich die Schuld geben? SANKHA GHOSH "Geh nicht, Bobby", sagte mein Freund. "Es lohnt sich nicht." Es war Juni 1977, und ich war von New Hampshire nach New York gekommen, um die Einzelheiten meiner Reise nach Kalkutta mit meinen Redakteuren von Harper's abzusprechen. Danach schaute ich bei meinem Freund Abe Bronstein vorbei. Das bescheidene innerstädtische Bürogebäude, in dem unsere kleine Literaturzeitschrift Other Voices ihren Sitz hatte, wirkte alles andere als eindrucksvoll, nachdem ich mehrere Stunden lang von den erlesenen Höhen der Suiten von Harper's auf die Madison Avenue hinuntergestarrt hatte. Abe hockte allein in seinem engen Büro und arbeitete an der Herbstausgabe von Voices. Die Fenster waren offen, aber die feuchte Luft in dem Zimmer roch so schal wie die erloschene Zigarre, auf der Abe herumkaute. "Geh nicht nach Kalkutta, Bobby", wiederholte Abe. "Lass es jemand anders machen." "Abe, es ist alles vereinbart", sagte ich. "Wir fliegen nächste Woche." Ich zögerte einen Moment. "Sie zahlen sehr gut und übernehmen alle Spesen", fügte ich hinzu. "Hmmm", sagte Abe. Er schob die Zigarre in den anderen Mundwinkel und betrachtete stirnrunzelnd den Stapel Manuskripte vor sich. Beim Anblick dieses verschwitzten, zerzausten kleinen Mannes - der in erster Linie an einen überarbeiteten Buchmacher erinnerte -, wäre man nie auf die Idee gekommen, dass er eines der angeseheneren>kleinen Magazine"Verdammt, warum schicken sie dich, Bobby?", fragte Abe. "Warum schicken die von Harper's nicht einen von ihren Obermackern? Wenn ihnen die Sache schon so wichtig ist, dass sie alle Spesen übernehmen." Da hatte Abe nicht Unrecht. Obwohl Winter Spirits in der Times eine halbe Spalte lang besprochen worden war, hatten im Jahr 1977 noch nicht viele Leute von Robert C. Luczak gehört. Hoffentlich war es wenigstens vielversprechend gewesen - jedenfalls für die Ohren der paar hundert Leute, die zählten. "Harper's haben wegen des Artikels an mich gedacht, den ich letztes Jahr in Voices veröffentlicht habe", sagte ich. "Du weißt, den über bengalische Dichtung. Du hast gesagt, ich hätte Rabindranath Tagore zu viel Raum gewidmet." "Ja, ich erinnere mich", erwiderte Abe. "Überrascht mich, dass diese Clowns von Harper's überhaupt wissen, wer Tagore war." "Chet Morrow hat mich angerufen", erklärte ich. "Er meinte, der Artikel hätte ihn beeindruckt." Ich sagte Abe nicht, dass Morrow Tagores Name nicht eingefallen war. "Chet Morrow?", grunzte Abe. "Ist der nicht damit ausgelastet, Romane nach Fernsehserien zu schreiben?" "Er ist vorübergehend als stellvertretender Chefredakteur bei Harper's eingesprungen", sagte ich. "Er will den Artikel über Kalkutta in der Oktober-Ausgabe bringen." Abe schüttelte den Kopf. "Was ist mit Amrita und der kleinen Elizabeth Regina ." "Victoria", sagte ich. Abe kannte den Namen des Babys genau. Als ich ihm zum ersten Mal den Namen nannte, den wir für unsere Tochter ausgesucht hatten, hatte Abe durchblicken lassen, dass es ein verflucht spießbürgerlicher Name für die Nachfahrin einer indischen Prinzessin und eines Polacken aus Chicago war. Der Mann war wirklich der Inbegriff von Feinfühligkeit. Abe war schon über fünfzig, lebte aber trotzdem noch bei seiner Mutter in Bronxville. Er war vollauf damit beschäftigt, Voices zu gestalten und schien allem gegenüber gleichgültig, was nicht unmittelbar mit diesem Unterfangen zu tun hatte. Eines Winters war im Büro die Heizung ausgefallen, und er hatte fast den ganzen Januar über im Wollmantel hier gearbeitet, ehe er sich die Mühe gemacht hatte, sie reparieren zu lassen. Abes Kontakte zu seinen Mitmenschen spielten sich heutzutage fast ausschließlich per Telefon oder Brief ab, aber das milderte den Tonfall seiner Kommentare keineswegs ab. Allmählich verstand ich, warum niemand meine Nachfolge als stellvertretender Chefredakteur oder Redakteur für Dichtung angetreten hatte. "Ihr Name ist Victoria", sagte ich noch einmal. "Wie auch immer. Was meint Amrita dazu, dass du verreist und sie und das Kind einfach im Stich lässt? Wie alt ist das Baby überhaupt? Zwei Monate?" "Sieben", sagte ich. "Beschissene Zeit, um nach Indien zu reisen und sie zurückzulassen", sagte er. "Amrita kommt natürlich mit", sagte ich. "Und Victoria auch. Ich hab es geschafft, Morrow davon überzeugen, dass Amrita für mich übersetzen kann." Das stimmte nicht ganz. Morrow selbst hatte vorgeschlagen, dass Amrita mich begleiten sollte.
Erscheint lt. Verlag | 4.9.2009 |
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Reihe/Serie | Heyne Bücher |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Song of Kali |
Maße | 118 x 187 mm |
Gewicht | 327 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Mystery |
ISBN-10 | 3-453-53294-5 / 3453532945 |
ISBN-13 | 978-3-453-53294-6 / 9783453532946 |
Zustand | Neuware |
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