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Wer suchet, der tötet
Die Ermittlerin Lisbeth Salander steht unter Mordverdacht. Ihr Partner Mikael Blomkvist schwört, ihre Unschuld zu beweisen. Er weiß, dass es um Salanders Leben geht. Als seine Ermittlungen die schwedische Regierung in ihren Grundfesten zu erschüttern drohen, setzt er alles auf eine Karte.
Stieg Larsson, 1954 geboren, war Journalist und Herausgeber des Magazins EXPO. 2004 starb er an den Folgen eines Herzinfarkts. Er galt als einer der führenden Experten für Rechtsextremismus und Neonazismus. 2006 wurde er postum mit dem Skandinavischen Krimipreis als bester Krimiautor Skandinaviens geehrt.
Intermezzo in einem Korridor 8.-12. April Im amerikanischen Bürgerkrieg haben ungefähr sechshundert Frauen gekämpft. Als Männer verkleidet, ließen sie sich fürs Heer anwerben. Hier hat sich Hollywood ein schönes Stückchen Kulturgeschichte entgehen lassen - oder ist diese Geschichte vielleicht ideologisch ein bisschen zu heikel? Mit Frauen, die die Geschlechtergrenzen nicht respektieren, haben sich die Geschichtsbücher schon immer schwergetan, und nirgendwo werden diese Grenzen so scharf gezogen wie bei Krieg und Waffengebrauch. Jedoch legt die Geschichte, von der Antike bis zur Moderne, immer wieder Zeugnis von weiblichen Kriegern ab - den Amazonen. Die bekanntesten Beispiele haben Eingang in die Geschichtsschreibung gefunden, weil sie als "Königinnen" gelten, also als Repräsentanten der herrschenden Klasse. Die politische Thronfolge befördert nämlich, so unangenehm es klingen mag, mit Regelmäßigkeit immer wieder mal eine Frau auf den Thron. Da Kriege sich vom Geschlecht wenig beeindrucken lassen, finden auch welche statt, wenn gerade eine Frau über das Land herrscht. Und so verzeichnen die Geschichtsbücher zwangsläufig eine Reihe von Kriegerköniginnen, die genauso erwähnt werden müssen wie jeder Churchill, Stalin oder Roosevelt auch. Semiramis aus Ninive, die das assyrische Reich gründete, und Boadicea, die einen der blutigsten englischen Aufstände gegen das Römische Reich anführte, sind nur zwei Beispiele. Letztgenannte steht übrigens als Statue an der Themse-Brücke gegenüber von Big Ben. Falls Sie dort vorbeikommen sollten, grüßen Sie sie schön von mir. Doch im Allgemeinen schweigen sich die Geschichtsbücher über weibliche Kriegerinnen aus, die als gewöhnliche Soldaten den Umgang mit der Waffe erlernten, in ein Regiment eintraten und unter denselben Bedingungen wie die Männer an Schlachten gegen feindliche Heere teilnahmen. Dennoch hat es sie immer gegeben. Kaum ein Krieg hat sich ohne weibliche Beteiligung abgespielt. 1. Kapitel Freitag, 8. April Dr. Anders Jonasson wurde von Schwester Hanna Nicander geweckt. Es war kurz vor halb zwei Uhr morgens. "Was ist los?", fragte er benommen. "Draußen landet gerade ein Rettungshubschrauber. Zwei Patienten. Ein älterer Mann und eine junge Frau. Sie hat eine Schussverletzung." "Aha", sagte Anders Jonasson müde. Er hatte nur ungefähr eine halbe Stunde geschlafen. Heute hatte er Nachtdienst in der Notaufnahme im Sahlgrenska-Krankenhaus von Göteborg. Es war ein furchtbar anstrengender Abend gewesen. Seit er um 18 Uhr seinen Dienst angetreten hatte, waren vier Patienten hinzugekommen, die bei einem Frontalzusammenstoß bei Lindome verletzt worden waren. Eine Frau war schwer verletzt, eine andere war kurz nach der Einlieferung für tot erklärt worden. Außerdem hatte er eine Kellnerin behandelt, die sich bei einem Unfall in einer Restaurantküche auf der Avenyn die Beine verbrüht hatte, und danach einem Vierjährigen das Leben gerettet, der mit Atemstillstand ins Krankenhaus eingeliefert worden war, nachdem er das Rad eines Spielzeugautos verschluckt hatte. Dann hatte er ein Mädchen im Teenageralter verbunden, das mit dem Fahrrad in eine Grube gefahren war. Passenderweise hatte das Bauamt die Grube direkt an der Abfahrt von einem Fahrradweg aufgerissen, und irgendjemand hatte auch noch prompt die Absperrgitter umgeworfen. Sie war mit vierzehn Stichen im Gesicht genäht worden und würde Ersatz für zwei Schneidezähne brauchen. Außerdem hatte Jonasson noch ein Stück Daumen wieder angenäht, das sich ein enthusiastischer Hobbyschreiner abgehobelt hatte. Gegen elf war die Zahl der Patienten in der Notaufnahme deutlich gesunken. Er drehte eine Runde und überprüfte den Zustand der Neuzugänge. Danach zog er sich in den Ruheraum zurück und versuchte ein Weilchen zu entspannen. Seine Schicht ging bis sechs Uhr, und normalerweise schlief er nicht, wenn er Dienst hatte, auch wenn keine Notfälle eingeliefert wurden. Doch ausgerechnet heute Nacht war er sofort eingenickt. Schwester Hanna Nicander reichte ihm eine Teetasse. Details zu den neuen Patienten hatte sie noch nicht. Anders Jonasson spähte aus dem Fenster und sah, dass es über dem Meer heftig blitzte. Der Hubschrauber kam gerade noch rechtzeitig zurück. Von einer Sekunde auf die andere fing der Regen an zu prasseln. Das Gewitter hatte Göteborg erreicht. Während er am Fenster stand, hörte er das Motorengeräusch und sah, wie der Helikopter in den Sturmböen über dem Landeplatz schwankte. Atemlos verfolgte er, wie der Hubschrauberpilot versuchte, das heikle Landemanöver unter Kontrolle zu behalten. Dann verschwand der Helikopter aus seinem Blickfeld, und man hörte, wie der Motor langsamer wurde. Er nahm einen Schluck, bevor er seine Teetasse abstellte. Anders Jonasson ging den Bahren in der Notaufnahme entgegen. Seine Kollegin Katarina Holm kümmerte sich um den ersten Patienten, der hereingefahren wurde - ein älterer Mann mit schweren Gesichtsverletzungen. Dr. Jonasson fiel es zu, sich um die andere Patientin zu kümmern, die Frau mit der Schussverletzung. Er untersuchte sie kurz und stellte fest, dass es sich anscheinend um einen Teenager handelte, lehmverkrustet, blutverschmiert und schwer verletzt. Als er die Decke anhob, die die Sanitäter über sie gebreitet hatten, merkte er, dass jemand die Schusswunden an der Hüfte und der Schulter mit breitem silbernem Tape zugeklebt hatte, eine Maßnahme, die er ungewöhnlich klug fand. Das Klebeband hielt die Bakterien draußen und das Blut drinnen. Eine Kugel war außen an der Hüfte eingeschlagen und direkt durchs Muskelgewebe gedrungen. Dann hob er ihre Schulter an und sah das Einschussloch im Rücken. Es gab keine Austrittswunde, was bedeutete, dass die Kugel immer noch irgendwo in der Schulter stecken musste. Er hoffte, dass sie nicht die Lunge penetriert hatte, aber dass er in der Mundhöhle des Mädchens kein Blut entdecken konnte, war schon einmal ein gutes Zeichen. "Röntgen", sagte er zur Krankenschwester. Mehr musste er nicht erklären. Schließlich schnitt er den Verband auf, den die Sanitäter ihr um den Kopf gewickelt hatten. Ihm wurde eiskalt, als er mit den Fingern das Einschussloch ertastete und begriff, dass das Mädchen in den Kopf geschossen worden war. Und hier fehlte die Austrittswunde ebenfalls. Anders Jonasson richtete sich kurz auf und betrachtete seine Patientin. Plötzlich überkam ihn eine gewisse Abscheu. Er hatte seine Arbeit oft mit der eines Torwarts verglichen. Jeden Tag wurden Menschen in verschiedenstem Zustand bei ihm eingeliefert. 74-jährige Damen, die mit Herzstillstand in Nordstans Galleria zusammengebrochen waren, 14-jährige Jungen, deren Lungenflügel von einem Schraubenzieher durchbohrt worden waren, und 16-jährige Mädchen, die ein paar Ecstasy-Tabletten geknabbert und achtzehn Stunden durchgetanzt hatten, um dann blau anzulaufen und zusammenzubrechen.
Intermezzo in einem Korridor
8.-12. April
Im amerikanischen Bürgerkrieg haben ungefähr sechshundert Frauen gekämpft. Als Männer verkleidet, ließen sie sich fürs Heer anwerben. Hier hat sich Hollywood ein schönes Stückchen Kulturgeschichte entgehen lassen - oder ist diese Geschichte vielleicht ideologisch ein bisschen zu heikel? Mit Frauen, die die Geschlechtergrenzen nicht respektieren, haben sich die Geschichtsbücher schon immer schwergetan, und nirgendwo werden diese Grenzen so scharf gezogen wie bei Krieg und Waffengebrauch.
Jedoch legt die Geschichte, von der Antike bis zur Moderne, immer wieder Zeugnis von weiblichen Kriegern ab - den Amazonen. Die bekanntesten Beispiele haben Eingang in die Geschichtsschreibung gefunden, weil sie als "Königinnen" gelten, also als Repräsentanten der herrschenden Klasse. Die politische Thronfolge befördert nämlich, so unangenehm es klingen mag, mit Regelmäßigkeit immer wieder mal eine Frau auf den Thron. Da Kriege sich vom Geschlecht wenig beeindrucken lassen, finden auch welche statt, wenn gerade eine Frau über das Land herrscht. Und so verzeichnen die Geschichtsbücher zwangsläufig eine Reihe von Kriegerköniginnen, die genauso erwähnt werden müssen wie jeder Churchill, Stalin oder Roosevelt auch. Semiramis aus Ninive, die das assyrische Reich gründete, und Boadicea, die einen der blutigsten englischen Aufstände gegen das Römische Reich anführte, sind nur zwei Beispiele. Letztgenannte steht übrigens als Statue an der Themse-Brücke gegenüber von Big Ben. Falls Sie dort vorbeikommen sollten, grüßen Sie sie schön von mir.
Doch im Allgemeinen schweigen sich die Geschichtsbücher über weibliche Kriegerinnen aus, die als gewöhnliche Soldaten den Umgang mit der Waffe erlernten, in ein Regiment eintraten und unter denselben Bedingungen wie die Männer an Schlachten gegen feindliche Heere teilnahmen. Dennoch hat es sie immer gegeben. Kaum ein Krieg hat sich ohne weibliche Beteiligung abgespielt.
1. Kapitel
Freitag, 8. April
Dr. Anders Jonasson wurde von Schwester Hanna Nicander geweckt. Es war kurz vor halb zwei Uhr morgens.
"Was ist los?", fragte er benommen.
"Draußen landet gerade ein Rettungshubschrauber. Zwei Patienten. Ein älterer Mann und eine junge Frau. Sie hat eine Schussverletzung."
"Aha", sagte Anders Jonasson müde.
Er hatte nur ungefähr eine halbe Stunde geschlafen. Heute hatte er Nachtdienst in der Notaufnahme im Sahlgrenska-Krankenhaus von Göteborg. Es war ein furchtbar anstrengender Abend gewesen. Seit er um 18 Uhr seinen Dienst angetreten hatte, waren vier Patienten hinzugekommen, die bei einem Frontalzusammenstoß bei Lindome verletzt worden waren. Eine Frau war schwer verletzt, eine andere war kurz nach der Einlieferung für tot erklärt worden. Außerdem hatte er eine Kellnerin behandelt, die sich bei einem Unfall in einer Restaurantküche auf der Avenyn die Beine verbrüht hatte, und danach einem Vierjährigen das Leben gerettet, der mit Atemstillstand ins Krankenhaus eingeliefert worden war, nachdem er das Rad eines Spielzeugautos verschluckt hatte. Dann hatte er ein Mädchen im Teenageralter verbunden, das mit dem Fahrrad in eine Grube gefahren war. Passenderweise hatte das Bauamt die Grube direkt an der Abfahrt von einem Fahrradweg aufgerissen, und irgendjemand hatte auch noch prompt die Absperrgitter umgeworfen. Sie war mit vierzehn Stichen im Gesicht genäht worden und würde Ersatz für zwei Schneidezähne brauchen. Außerdem hatte Jonasson noch ein Stück Daumen wieder angenäht, das sich ein enthusiastischer Hobbyschreiner abgehobelt hatte.
Gegen elf war die Zahl der Patienten in der Notaufnahme deutlich gesunken. Er drehte eine Runde und überprüfte den Zustand der Neuzugänge. Danach zog er sich in den Ruheraum zurück und versuchte ein Weilchen zu entspannen. Seine Schicht ging bis sechs Uhr, und normalerweise schlief er nicht, wenn er Dienst hatte, auch wenn keine Notfälle eingeliefert wurden. Doch ausgerechnet heut
Reihe/Serie | Millennium ; 3 |
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Übersetzer | Wibke Kuhn |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Luftslottet som sprängdes |
Maße | 118 x 187 mm |
Gewicht | 512 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Schlagworte | M. Blomkvist & L. Salander • M. Blomkvist & L. Salander, Skandinavische Krimis • Schweden; Krimis/Thriller • Skandinavische Krimis |
ISBN-10 | 3-453-43406-4 / 3453434064 |
ISBN-13 | 978-3-453-43406-6 / 9783453434066 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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